kundig als zutreffend gezeigt wie die von uns erlebte. Wenn die Menschheit noch Ohren hat zu hören und Augen zu sehen, dann muß sie einsehen, daß nur die.Lehre der Bibel von der Gleichheit aller Menschen - ohne Ansehung ihrer Geburt, ihrer Abstammung, ihrer Religion und aller sonstigen Zufälligkeiten,, auch der Nationalität, geeignet ist, die Menschheit zu einer wirklich höheren Stufe der Entwicklung zu führen. Nur diese Lehre der Bibel ist imstande, die Zeit des ewigen Friedens unter den Völkern herbeizuf üh-' ren. Erst die Zeit des ewigen Friedens ist die Seman Che- russnu, die Zeit der wirklichen Freiheit für alle Menschen, nicht allein für uns Juden. *
Das Judentum ist es gewesen, das das Gebot der Nächstenliebe der Menschheit zuerst gepredigt hat. Diese Lehre ist vom Christentum übernammeri, worden. Als weit verbreitete Religion hat damit das Christentum die Aufgabe übernommen, die Völker der Welt zur Nächstenliebe zu erziehen. Aber es tut noch mehr not. Die. Völker der Welt müssen dazu erzogen werden, daß jedes Volk das andere Volk li£bt und nicht bekämpft, so wie der einzelne Mensch den Mitmenschen lieben und nicht bekämpfen soll. Wir sehen noch picht, daß diese vielleicht noch schwerere Aufgabe von einem Volk der Welt übernommen worden ist- - ,
Wir wissen, daß nach der Lehre des Propheten Jesar jas sich die „gesamte Weltgeschichte nach einem von Gott gesetzten Plan abwickelt, nach einem Plan, * in dem jedes Volk eine ihm von Gott gesetzte Aufgabe zu erfüllen hat. Auch das jüdische Volk hat eine solche Aufgabe. Es hat der Welt die Wahrheit vom einzigen allmächtigen, allgerechten' und allgütigen Gott gebracht. Vielleicht hat Gott das 'jüdische Volk dazu berufen, der Welt die Notwendigkeit der Liebe der Völker zu -einander zu vermitteln.
Das jüdische Nationalheim in Erez Israel ist im Werden. Schwer sind seine Geburtswehen. Palästina steht jetzt gleichsam wie dereinst das Volk Israel in den Tagen der Wanderung durch die Wüste, durch ein ödes, unfruchtbares Land. Erez Israel vermag nicht alle Juden der Welt auf zunehmen, es kann nur der Mittelpunkt des jüdischen Lebens werden. Auch in Zukunft werden Juden in anderen Ländern wohnen und leben müssen. Aber das von Erez Israel ausgehende geistige Band wird die Juden der ganzen Welt und mit ihnen auch die Völker umfassen, unter denen Juden leben. In diesem Sinne muß das Wort verstanden werden, daß von Zipn die Lehre und das Wort^ Gottes vom Jerusalem ausgehen wird. . . •<
Zu Beginn des Sederabends wird das Wort gesprochen: „Wer hungrig ist, komme und esse mit uns, wer in Not ist, kom- j me und feiere mit uns das Pessachfest.“ Das ist eine un- j mißverständliche Einladung zunächst an unsere Brüder, dann aber auch an alle Menschen. Sie zu befolgen, würde der Beginn brüderlicher Liebe aller Menschen bedeuten. Das ist-die wichtigste Mahnung/die vom Pessach kommt , zu uns Juden und zur gesamten Menschheit. •' /,
A. C. Rozyne, Düsseldorf.
Oberlandesgerichtsrat D r. Asch, Öüsseldorf:
Die Pessach-Erinnerung
Das Pessachfest -ist .das Fest der Befreiung aus ägyptischer Knechtschaft. Die Haggada, die.wir an den Vorabenden des' Festes, an den Sederabenden verlesen, ist die große Freiheitsurkunde des... jüdischen Völkes. Auch andere Völker haben Erinnerungen an ihre Volkwerdung. Sie überliefern;die Namen ihrer Herrscher und Feldherm, welche die Schlachten zur Freiheit geschlagen haben.
Die jüdische Ueberlieferung hat uns nichts davon in der Haggada übermittelt. Sie erzählt uns:
„Gott, der Ewige, hat uns aus Aegypten geführt. Niefit durch die Hand eines Engels, nicht durch die Hand eines Serachs, nicht durch die Hand eines Boten, sondern der Heilige, gelobt sei er, er selbst hat es getan.“
Es hätte nahe gelegen, Mose zu verherrlichen, es geschieht aber nicht, nur die göttliche Fügung allein gilt für uns als die bewegende Ursache der Freiwerdung, die, Menschen, auch Mose, waren nur Werkzeug Gottes.
Nicht von den Männern des Kampf es spricht die Haggada, sondern nur von den Männern des Geistes. Sie erzählt uns von den Weisen in Bene-Berak, von Rabbi Eleser, von Rabbi Josua, von dem großen Rabbi Elieser ben Asarja, von dem weisen Rabbi Akiba und von Rabbi Tarfon, die zusammen den Seder feierten mit solcher Hingebung und Ausdauer, daß darüber der Morgen herankam. Sie erzählt uns von Hillel, dem Zeitgenossen von Jesus von Nazareth,
jenem Hillel, der die Meinung vertrat, daß der Kern der jüdischen Lehre das Gebot der Nächstenliebe, alles .Andere nur die Auslegung dieses Gebotes sei. Hillel dachte , nach, wie er das Gebot, ungesäuertes Brot Und Bitterkraut zu essen, am besten erfüllen könne und löste die Frage so, daß er die Mazzo mit dem Bitterkraut umwickelte.
Schon das Kind hört im jüdischen Hause die Verlesung der Haggada, schon ihm werden die Namen der großen jüdischen Weisen vertraut. Wenn der Erwachsene darüber nachdenkt, warum gerade die Namen und das Andenken dieser weisen Männer^überliefert wird, dann wird ihm klar, daß gerade ihre Lehre es war, die das Judentum bis zur Gegenwart erhalten hat. Aber* es war nicht allein ihre Tätigkeit, sondern vor allem auch das Walten Gottes in der Geschichte — bejad chasaka uwisraua netujä mit starker Hand und mit aüsgestrecktem Arme hat Gott uns erhalten bis zu dieser Zeit.
„Gelobt seiest Du, unser Gott, der Du uns hast leben las- .sen, der Du uns erhalten hast, der Du uns hast erreichen, lassen diese Zeit.“ '
Fritz Silberfeld:
HERR, höre mich, des Abgrunds dunklen Boten, Der war, eh‘ das Geschaffene erstand:
Als -Schlange legte ich mein buntes Band Zur Schlinge aus, um jenen blutigroten Erkenntnisapfel: Kain erhob die Hand,.
Und neue Erde trug'den ersten Toten.
' HERR, Zeiten kamen und vergingen.
Mit Abram schlossest Dü den Bund Und gabst ihm die Verheißung kund /
Von der die Völker heut noch singen.
. Neid fraß in mir auf diese Menschen und Mit Jakob wollte ich um Deine Liebe ringen.
■HERR, wie Du weißt, stand ich am Throne Des Pharao, ins Magierkleid gehüllt.
Seift Mund von meinem falschen Wort erfüllt Verweigerte den Auszug Deinem Sohsne,
Dem Du Dich zeigtest in des Dombusch's Bild. Zehn Plagen wurden seinem Volk zum Lohne.
HERR, und die Andern, die ich haßte,
Du führtest sie in das gelobte Land.
Zwar Mose dürft 1 es sehen nur vom Rand Des Berges Nebo, doch Josua faßte Sein Schwert mit kampfgewofinter Hand Damit das Wandervolk nach vierzig, Jahren raste.
HERR, schneller rollt das Rad der Zeit.
' Das Volk hat auf Dein Wort nicht mehr gehört, Bei Baal und Astarte opfert es und schwört Den Götzen, die nur mein erborgtes Kleid.
Es traf Dein Strahl, der Tempel ward zerstört, Israels Volk in alle Welt verstreut.
HERR, jetzt umkrallt ich sie' mit meinen Fängen Und ließ sie quälen, jedem Land zur Lust. — Doch seltsam, aus der angstbeklommnen Brust Stieg das Gebet in uralten Gesängen Und Was die Väter Dir zum Lob gewußt,
Begann sich aus der Kinder Mund zü drängen.
HERR, voller Wut griff ich aus Höllenkreisen Die Schemen Hamans und des Dschingiskhän Barg einem Golem in der Brust sie dann Und stieß ihn fort in ehernen Geleisen,
Daß neu er wecke alten Rassenwahn. —
Ipv Blut erstickten endlich Judas Weisen.
HERR, wieder "warst Du Deinem Volk gewogen. Aus der Vernichtungslager Feuerschlund, .
Aus vieler Gräber fakt geschlossnem Mund,
Ward nur ein Teil vom Strudel eingesogen,
Und mit dem Rest erneuerst Du den Bund - Wie ein^t im Friedensliebe vom Sintflut Bögen.
HERR, wiederum hast Du Dein Volk* gerettet, Das ich, Vejmichter schon von Anfang her, r Getrieben habe über Land und Meer, '
Hast seine Leidensfalten neu geglättet.
Du, Lenker über Sonn- und Sternenheer,
Der einst mit mir um Hiobs Seel‘ gewettet:
Ich geb es auf, ich kann und- will nicht mehrt -