William I. Shroders (Cincinnati), des Präsidenten des Nationalrats, getragen, der aus Grund seiner Kenntnis der Lage im Lande versicherte, daß die benötigten außer­ordentlichen Summen beschafft werden könn­ten. Es komme nur darauf an, den Willen zum Geben noch zu stärken:Ich persönlich denke, wir könnten Äke Spenden verdoppeln, ohne das Kapital 'anzugreifen. Aber falls wir doch vom Vermögen nehmen müssen, ehe das Problem der Juden aus Deutschland ge- ^ löst ist, so haben wir eben auch diese Mög-' lichkeit ins Auge zu fassen.» Nach solchen Worten war es nur selbstverständlich, daß die Delegierten sich zu einer Resolution Zu- sammensanden, deren Kernsatz lautet:Wir müssen geben wie nie zuvor, und nicht nur Geld, sondern auch menschlichen Beistand."

An dem guten Willen kann also niemand zweifeln. Man ist entschlossen der eng­lische Delegierte Marks hat das in Washington sehr lebhaft betont, einen völligen Zusammenbruch des Judentums in Deutschland, einen ungeordneten Abzug in benachbarte Länder zu verhüten. Tausende mittellos umherirrender Juden würden ja nur Propagandastofs für Antisemitismus bilden, meinte Marks. Aber wie soll man das ungeheure Problem praktisch anpacken? Von allen Seiten wurde immer wieder be­tont, daß ein Transfer jüdischen Vermögens nach palästinensischem Beispiel nicht in Frage kommen könne» Die ganze Hilfsaktion darf

niiiiiiiiiiiniHuiiiiiiiiiuiiiriiuiiiiutiiEiuiiiiuiiiiiiiiiiimiiiimiiiiimu

Die Berliner jüdische Gemeinde zum Mord von Davos

In Nr. 6 des Gemeindeblattes der Jüdischen Gemeinde zu Berlin war eine Erklärung enthal­ten, in der die schärfste Verurteilung des an dem Landesgruppenleiter der NSDAP in der Schweiz, Wilhelm Gustloff, verübten Mordes ausgesprochen wird. Auf Veranlassung des Gemeindevorstandes ist in den Sabbat-Gottesdiensten der vergangenen Woche auch von den Kanzeln herab der Abscheu vor der Tat nachdrücklich bekundet worden, die in unüberbrückbarem Gegensatz zu den Lehren der jüdischen Religion wie zu der Ethik des Juden­tums steht. j

überhaupt, nicht dahin verstanden werden» daß. man Kapitalisten eine gute Gelegenheit schaffen möchte, ihr Geld zu retten. Wie ein roter Faden zieht sich durch alle Besprechun­gen der Gedanke, daß der menschlich e und nicht der materialistische Gesichtspunkt zu entscheiden habe: ob reich, ob arm, darf in solcher Stunde keine Rolle spielen. Das Pro­jekt bezweckt in erster Linie die Umpflanzung von 100 000 jungen Juden aus Deutschland; diese sollen in die Lage versetzt werden, all­mählich auch Angehörige Nachkommen zu lassen. Man ist sich hier klar darüber, daß Menschen jenseits der Fünfunddreißig oder Vierzig oft nicht mehr die Elastizität haben, die zum Ausbau einer neuen Existenz in fremdem Lande unentbehrlich ist. Diese Hunderttausend aus der jüngeren Gene­ration sind natürlich nur in Etappen unter­zubringen; man rechnet damit, daß es immer­hin im Lause von etwa vier bis fünf Jahren möglich sein wird, diese Umsiedlung durch­zuführen. Mindestens die Hälfte gedenkt man in Palästina anzusiedeln, wenn möglich, noch mehr. Sir Herbert war in dieser Richtung sehr optimistisch. Aber auch in den Ver- ' einigten Staaten -hofft man im Rahmen der Einwanderungsbestimmungen natür­lich eine größere Anzahl deutscher Immi­granten auszunehmen; hilflose Kinder, so etwa heißt es in der Entschließung von St. Louis, sollen ein Heim finden, für die Erwachsenen gilt es Arbeit zu schassen, um sie zu befähigen, ein neues Leben voller Selbstachtung und Zuversicht zu beginnen. Inwieweit Südamerika als Auffangbecken in Frage kommt, blieb bei den Besprechungen noch unentschieden. Sir Herbert Samuel ver­sicherte übrigens, daß die britische Regierung nicht nur in ihrer Eigenschaft als Palästina- Mandatar, sondern auch in anderen Teilen des Weltreiches ihr Wohlwollen für den Plan beweisen würde. Diese Zusage ist natürlich von außerordentlichem Wert.

Wie denkt man sich nun die Finanzierung des ganzen Projektes? Beim besten Willen kann man jetzt noch keine endgültige Summe errechnen. Immerhin richtet man sich auf einen Betrag von etwa fünfzehn Millionen Dollars ein. Davon hätte das europäische Judentum, das heißt in erster Linie das eng­lische, fünf Millionen zu übernehmen, wäh­rend auf die Amerikaner als die bei weitem reichste jüdische Gemeinschaft zehn Millionen entfallen. Lord Bearsted hat bereits, wie be­

kannt, eine halbe Million zur Verfügung ge­stellt; sein Freund Marks drückte die wohl 1 etwas kühne Hoffnung aus, es möchten sich in Amerika dreißig Männer finden, die Schlag auf Schlag große Summen zeichneten. Immerhin hält man es für möglich, noch in diesem Jahre mindestens fünf Millionen Dollars in den Vereinigten Staaten zu mobilisieren; innerhalb der höheren Ein­kommensgruppen seien noch mehr als zehn­tausend Juden, die sich bisher an Wohl­fahrtsaktionen nicht beteiligt hätten, und die man für diesen besonderen Zweck vermutlich gewinnen könnte, aber auch die übrigen könnten ihre Beiträge gewiß noch steigern.. Man rechnet übrigens damit, daß nicht die Gesamtsumme ä fonds perdu gegeben werden muß, sondern daß ein erheblicher Teil nur als langfristige Finanzlage zu betrachten ist: das Geld, das zum Start eines neuen Unter­nehmens benötigt wird, kann vielleicht in der Zukunft ohne große Schwierigkeiten zurück­gezahlt werden. Doch, wie schon gesagt, der ökonomische Gesichtspunkt ist dem Humani­tären durchaus untergeordnet. -

Es ist noch zu früh, von der praktischen Durchführung des Plans im einzelnen zu sprechen; das muß späteren Aufsätzen Vor­behalten bleiben. Nur so viel sei heute fest­gestellt: Sir Herbert Samuels Gedanke hat in, Amerika ein Echo gesunden, das alle Er­wartungen übertrifft. Die Juden der.Ver-- einigten Staaten wissen, was aus dem Spiel steht, und sie halten sich an den ulten Satz, daß doppelt gibt, wer, schnell gibt. So dürfen wir daraus vertrauen, daß wenigstens ein Teil ihrer Glaubensgenossen aus Deutsch­land in nicht zu ferner Zukunft neue Lebens­möglichkeiten finden wird.

Bericht

des Joint Foreign Committee

Am 16. Februar hielt der Board ok British' Jews eine Sitzung ab. Hierbei wurde von dem Joint Foreign Committee ein Bericht erstattet,, der sich u. a. mit der Neuregelung der Auswanderer­fürsorge durch den Völkerbuiid befaßt. In dem Bericht wird hervorgehoben, daß die Beschlüsse des Völkerbundsrates zu dieser Frage zum Teil Anlaß zu Genugtuung bieten, zum Teil jedoch die Lösung wichtiger Teilprobleme noch nicht in Angriff ge­nommen, sondern sie der nächsten Tagung, der Völkerbundsversammlung überlassen habe. Als zufriedenstellend sei es anzusehen, daß der Rat die Ernennung eines dem Völkerbund unmittelbar unterstellten Oberkommissars, die Bereitstellung von Mitteln des Völkerbundes und technischer Unterstützung für seine Arbeit beschlossen und anerkannt habe, daß die zu behandelnden Probleme internationale Zusammenarbeit und die Aufrechterhältung der Verbindung mit den Privatorganisationen für Auswanderer­hilfe erfordern. Andererseits sei festzustellen, daß wichtige Aufgaben in den Pflichten­kreis des Oberkommissars nicht eingeschlossen und die grundsätzlichen Voraussetzungen des Aus­wandererproblems nicht erörtert wurden. Dazu werde es erst bei der Behandlung der Vorschläge für die endgültige Regelung der Auswanderer­fürsorge unter Zugrundelegung des von James G. MacDonald zusammengestellten Materials wäh­rend der Völkerbundstagung im Herbst 1936 kommen.

Als Nachfolger des vor kurzem zurückgetretenen Vizepräsidenten Abg. Sir Isidore S a l m o n wurde Sir Robert Waley Cohen zum Vize­präsidenten des Board ok Depu'ties gewählt.

Minderheiten - Probleme in Genf

In der Zeit vom 21. bis zum 23. Februar werden mehrere Kommissionen des Welt­verbandes der Völkerbundsligen in Gens Beratungen abhalten. Auf der Tagesord­nung der juristisch-politischen Kommission steht u. a. ein Kommissionsantrag der holländischen Völkerbundliga betreffend die Nürnberger Juden­gesetzgebung. Diese Frage wurde von dem Ver­treter der holländischen Völkerbundliga anläßlich der Tagung des Verwaltungsrates des Weltver­bandes Ende September zur Sprache gebracht. Der Verwältungsrat bat damals die holländische Liga, ihre Ansichten schriftlich zu formulieren und etwaige Anträge der juristisch-politifchen Kom­mission zur Prüfung vorzulegen. Die holländische Liga hat nunmehr die Einsendung eines Me­morandums für die am 23. Februar stattfindende Kommissionssitzung angekündigt.

Die am 21. Februar tagende Kommission für Minderheitenfragen wird einen Bericht von Frau Bakker van Bosse (Holland) über die weiteren Folgen der Empfehlungen entgegen­nehmen, die in einem am 7. Juni 1935 von der Brüsseler Konferenz des Weltverbandes gefaßten Entschließung für Minderheitenfragen enthalten waren. Eine dieser Empfehlungen lautete:

Vor der von uns erwarteten Schaffung

einer Ständigen Minderheiten-Kommifsion

durch den Völkerbund soll der Weltverband

öle Fronde gegen c

Im dritten Heft des Jahrgangs 1935/36 der katholischen ZeitschriftHochland" untersucht Peter Weingärtner den Aufmarsch der Fronde gegen das 19. Jahrhundert*. Seine Aus- gangs.behaüptung, Schauplatz des Vorgangs seien säst ausschließlich die romanischen Länder, kann man freilich in Hinblick, aus die bedeutsame Rolle, die deutsches Denken und nicht zuletzt der deutsche Katholizismus von den Tagen der Romantik und der historischen Schule bis zu Othmar Spann dabei gespielt haben, recht lebhaft in Zweifel ziehen./ Doch ergibt sich andererseits gerade aus der Beschränkung des Beobachtungsgebiets soviel neue Anregung, daß es der Mühe wert ist, sie aufzunehmen. - '

Weingärtner bemerkt richtig, daß sich erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts die Trennung von Nationalismus und Demokratie und gleich­zeitig die Entgegensetzung von Liberalismus und Nationalismus vollzogen hat. Die Verbindung beider Gedankenreihen war das Ergebnis der Revolution von 1789 und der Stempel zur Prä­gung des 19. Jahrhunderts gewesen, der liberale Nationalstaat mit Repräsentativsystem sein ver­fassungsmäßiger Ausdruck. Die Einheit dieser verschiedenartigen. Elemente wurde durch den rationalistischen Fortschrittsoptimismus herge­stellt, der das Weltbild des 19. Jahrhunderts lange Zeit beherrscht hat. Harmonieglauben und europäischer Humanismus sind , dann unter dem Ansturm der naturalistischen Kräfte langsam vom Nationalitätsprinzip als oberstem Element der Wertskala ersetzt worden. Aber Individualismus und Nationalismus widersetzten sich-einer dauer­haften Koppelung, und überdies gab der aufkom­mende philosophische Pessimismus den Hinter­grund für alle empfindungsmäßigen Regungen ab, von denen die gegenrevolutionäre Aufspren­gung getragen war. Pessimismus und Dekadenz­gefühl,. die in Frankreich nach 1870 sich ausbrei­teten, haben den neuen Irrationalismus entstehen lassen, der bis in die scheinbar rational so ge­sicherten Bereiche der exakten Gesetzeswissenschaf­ten vordrang. Henri Poincare hat die überragende Rolle der Hypothesen im natur­wissenschaftlich-mathematischen Lehrgebäude be­wußt gemacht, so daß schließlich der letzten posi­tivistischen Generation der Positivismus schon wieder alsMetaphysik* verdächtig werden mußte»

Als geistige Persönlichkeiten, in denen sich die neue Entwicklung am reinsten darstellt, bezeichnet Weingärtner George Sorel, Vilfredo Pareto, Charles Maurras und neben ihnen Maurice Barres, wenn auch inner­halb der gemeinsamen Front Gegensätze genug erkennbar sind und bleiben» P a r e t o s geschicht­liches Grundgesetz vom Kreislauf der Eliten ver­wirklicht sich in seiner Auffassung; der Gesell­schaftswissenschaft in großen, irrational-vitalen Bewegungen. Sorel vollzieht die Systemati­sierung des Irrationalen^, in der Lehre vom My­thos, die seither der Kernbestandteil jeder anti­liberalen Bewegung geworden ist. Diese Lehre erwächst als Gegenfchlag aus dem Dekadenzgefühl- von dem Sorel beherrscht ist. Dekadenz ist unter der Decke trügerischer Ordnungsprinzipien Chaos, Barbarei, Herrschaft uferloser Gefühle; ihr gegen­über gilt es ein Reich gültiger Ordnung auf- zubauen. Noch mehr als bei Sorel steht bei Maurras die Entdeckung überzeitlicher und ewiger Ordnungen im Mittelpunkt des ästhetischen wie politischen Denkens: Athen, Rom und Ver­sailles sind ihre Verkörperung im geschichtlichen Leben Europas. Es ist überaus aufschlußreich zu beobachten, wie der lateinische Geist von einer Ord­nung, die zerstört ist, sofort zu einer neuen höheren Ordnung sortzuschreiten sucht. Be roi est mort vive le roi! Die anti-urchristliche und anti­neuromantische Haltung führt Maurras an die Seite Nietzsches, des großen Anklägers gegen denSklavenaufstand der Moral". Aber über Nietzsche hinaus, der sich im Protest erschöpft, versuchen Maurras wie Sorel aus ihrer zen­tralen klassizistischen Ordnungsvorstellung heraus das Denken der neuen Generationen Frankreichs

durch eine Rundfrage feststellen, ob es wün­schenswert wär?:

a) in jedem Lande zum Studium der Minder­heitenfragen ein Organ zu schaffen, das aus Vertretern des Mehrheitsvolkes und der Minderheiten bestehen soll;

b) für das allgemeine Studium der Minder­heitenfragen eine internationale Kommission zu bilden; die aus Vertretern kompetenter internationaler Organisationen zusammen­gesetzt werden könnte.

Die Rundfrage soll sich auch darauf beziehen, welcher Tätigkeitsbereich den genannten natio­nalen Organen und der internationalen Kom­mission im Zusammenhang mit der Prüfung eventueller Petitionen der Minderheiten vor­geschrieben werden sollte."

In der juristisch-politischen Kommission wird auch ein Antrag der amerikanischen Völkerbund­liga geprüft werden, der sich mit der religiösen Unduldsamkeit in Mexiko beschäftigt. Die ameri- kanische Völkerbundliga hat im Sommer 1935 eine Untersuchungskommission, bestehend aus einem Protestanten, einem Katholiken und einem Juden (dem früheren Generalstaatsanwalt des Staates New-Pork, Carl Sherman), nach Mexiko entsandt, die die Lage der dortigen Reli­gionsgemeinschaften geprüft hat. Der Bericht dieser Untersuchungskommission wird der juristisch-politischen Kommission vorliegen.

as 19 . Jahrhundert

zurückzulenken zur Disziplin und Autorität der katholischen Kirche. Unendliche Musik, hemmungs­lose Gefühlsreligiositüt, anarchischer Individualis­mus müssen ebenso gemieden werden wi? künst­liche Organisation; an ihrer Stelle sollen über­zeitliche Ordnungsformen wieder in ihre -unver- jährbaren Rechte eingesetzt werden. " - ; ;

Für den jüdischen Betrachter ist es von höchstem Interesse, mit Weingürtner festzustellen, daß alle diese Strömungen wesentliche Kräfte-aus dem Gedankengebäude Henri Berg s o n s, aus seinen antipositivistischen Begriffsgebilden der schöpferischen Entwicklung und der Lebens­kraft (der evolution creatrice und des elan vital) ziehen und daß sie schließlich im politischen Leben in den heftigen Kämpfen für und gegen D r e y - f u s ans Tageslicht treten. Diese Kämpfe stehen am Ende des 19. Jahrhunderts, tatsächlich und sinnbildlich. Der kleine jüdische Generalstabs- ofsizier, von dem/man wirklich sagen kann, daß er vom Schicksal gezeichnet war, ist zu einem Symbol geworden. Seine Figur steht nicht nur. Wie wir in einer Verengerung unseres Blick­feldes so oft gemeint haben, an der Wende der wechselseitigen Beziehungen zwischen den Juden und ihrer Umwelt,, sondern eben diese Wende ist nichts anderes als der Ausdruck für. die Um­wälzung des gesamten Geschichtsbildes in Europa. Liberalismus und Demokratie sind dem neuen Nationalismus nur Scheinordnungen; die wahre Einheit der Nation setzt sich nicht mit ihnen, sondern gegen sie durch. Was auf dem Weg von Bergfon und Pareto zu Sorel und Maurras. be­gönnen wurde und wofür sich in dev jungen Nationalbewegung Italiens Parallelerscheinungen aüfzeigen lassen, wird bei M a u r, i c e B a r-r e 8 für eine breitere Oeffentlichkeit sichtbar. Die Dreyfus-Kämpse aktivieren das Rassebewußtsein eines Mannes, der das Ueberindividuelle in Blut und Ahnen, inBoden und Toten" findet, die in uns fortleben, sortsühlen und sortdenken. In derAction fran^aise verdichtet sich die neue Bewegung zum Glaubensbekenntnis des Natio­nalismus. Die Parteigänger von Dreyfus sind in der Begrifsssprache von 'Maurras Metöken, das heißtZugewanderte", die nicht in der französischen Nationalität und ihren immanenten Denkgesetzen verwurzelt sind und die deshalb mit' ihrer hemmungslosen Agitation die Grund­institutionen der nationalen Ordnung, Armee und Justiz, in Gefahr bringen. Wir Juden und alle, die mit uns in Frankreich und anderswo an der Seite von Dreyfus gestanden sind, waren ge­wohnt, die Zusammenhänge anders zu sehen.' Für uns war damals eine Sache individueller- Gerechtigkeit auszufechten; für den üeu- aufkommenden Nationalismus aber ging ''es) darum, das höhere Lebensrecht der staatlichen) und völkischen Gemeinschaftsordnung gegen.eben' diese individuellen Glücksansprüche durch^usetzen., Dieser Kampf, der vor dem Kriege nur ein Kampf' der führenden Schichten gewesen war, ist nach dem. Kriege von großen Massenbewegungen auf-/' / genommen und innerhalb des romanischen: Kultürbereichs in Frankreich und Italien einem höchst verschiedenen Ausgang geführt) worden.

Auch im jüdischen Kreis hat man inzwischen gelernt, die Konflikte der Drehfus-Zeit und ihren immer kräftigeren Nachhall bis in unsere Tage hinein mit anderen Augen anzusehen. Im Zionismus hat sich eine Massenbewegung heraus-/ gebildet, die in der Person von Herzl einen frühen Antrieb aus eben jener Zeit und ihren Problemen- herleitet. Wir haben erkannt, daß die Neu-., bildung des Gemeinschaftsdenkens und des.Ge­meinschaftsempfindens überall in Europa, auch die Frage nach den formenden Prinzipien unserer/ Gemeinschaft aufwerfen und einer Beantwortung, aus der Fülle unserer Geschichte entgegenführen muß. Aber der Weg, den wir gehen, kann, nie' aus der Gemeinschaft mit allen anderen Völkern herausfichren; und deshalb bleibt es ein dring-, liches Anliegen, daß wir, von außen nach innen schreitend, die Augen offen halten für alles, was um uns her geschieht. W. Ca. '

Die Auswanderungsschule

Der Präsidialausschuß der Reichsvertretung der Juden in Deutschland hat in seiner letzten Sitzung zwei Projekte geprüft, die im Dienste der Aus­wanderung stehen sollen: die in Aussicht genom­menen Neugründungen derJüdischen Aus- w a n d e r u n g s s ch u l e" undHandwerk­liches Lehrzentrum zum Gedächtnis von Ludwig Tie.tz", das in Palästina ge­schaffen werden soll.

Der Präsidialausschuß hat seine Zustimmung zur Inangriffnahme beider Projekte gegeben und die Unterstützung beider Vorhaben aus Mitteln des Berufsumschichtungsetats beschlossen.

*

Die Geschäftsstelle der Jüdischen Auswande­rungsschule (Berlin Vll 15, Kurfürstendamm 200, Dr. Bruno Sommerfeld), teilt mit:

Bewerber um die Aufnahme in die Jüdische Auswanderungsschule bzw. deren Eltern werden gebeten, bis spätestens 25. Februar d. I. bei der Geschäftsstelle Fragebogen anzufordern. Es kom­men in Betracht Jungen und Mädchen von 15 bis 17 Jahren sowie Praktikanten und Praktikantinnen von 17 bis 23 Jahren.

KLAUBER-WÄSCHE

IN ALLEN FÜHRENDEN WÄSCHE-GESCHÄFTEN « I IDCn Uf'A'CS'lJE

WASCHEFABRIK ROSA KLAUBER / MÜNCHEN KLAUDCK'WAjV.I1t