Nummer 1

JÜDISCHES GEMEINqEBLATE

15. April 1947

Aus der. Fülle der bei uns zu unserem ,1. Ge­burtstag einge^angenen Gratulationen .haben wir herausgegriffen:

Norbert. W oll he im, 1. Vorsitzender des Rates der jüdischen Gemeinden der britischen Zone und 2. Vorsitzender des jüdischen Zen­tralkomitees in Bergen-Belsen:

Am ersten Jahrestag des- Gemeindeblaites gilt mein Gruß Ihnen und unseren geretteten, jüdi­schen Menschen. Möge die ernste Stunde, iji der wir stehen und-, die ungewisse Zukunft, in die wir hingehen, alle unsere'Brüder und Schwestern auch weiterhin bereitfinden in der Erfüllung unserer -jüdischen Pflicht, in der Liehe zu unserem Volke, in der Hoffnung auf­seine endliche Befreiung'. ; . .

* * *

Das Kulturdezerhat des Landesverbandes der jüdischen Gemeinden der Nord-Rheinprovinz: Zum Erscheinen Ihrer Jubiläumsausgabe, - die den Abschluß Ihres ersten Erscheinungsjahres bildet, gratulieren wir Ihnen herzlichst. Die bedeutende Arbeit, die Ihr Herausgeber und Schriftleiter geleistet hat, fand in allen'Krei­sen unserer Freunde die größte Aberkennung. Wir haben das Bedürfnis, Ihnen unseren Dank auszusprechen für. dia geistige Nahrung, die Sie' unseren Gemeinde,mitglie,dem gegeben haben. -

Wir wünschen Ihnen auch weiterhin , große Erfolge. ' . {

(gez.) A. Ch. Eozyne.

Der Staatskommissar für rassisch, politisch jmd religiös Verfolgte beim Bayerischen Innenministerium:

Zum einjährigen Bestehen Ihrer Zeitung ent­biete ich meine besten Glückwünsche., Möge jes Ihnen vergönnt seih; in kommenden Jahren ;

. mit demselben Eifer für die jüdischen. Belange einzutreten, ' für die v Sie in' hervorragender Weise gearbeitet haben. -

{Ich hin 'stolz darauf, mich einen der Väter ,dieser Zeitung nennen zu dürfen und wünsche Ihnen weiterhin guten Erfolg.

Dr. Philipp Au erb acb.

*-_**., -

American Joint Distribution Committee:

Es ist uns , eine besondere Freude, Ihnen zu Ihrem ersten Geburtstag die herzlichsten . Glückwünsche übermitteln zu können. *

.Wir haben mit großem Interesse Ihre Arbeit des verflossenen Jahres verfolgt, und wir ha­ben üns davon überzeugt, wie tapfer Sie für die Interessen unserer jüdischen Menschen ieingetreten sind.

'{Wir beglückwünschen Sie und hoffen, daß die Anerkennung, die Sie in Deutschland bereits genießep, Ihnen nun auch ir* Ausland, wohin ßie Ihre Z-eituhg jetzt hinsenden dürfen, zu­teil werden wird. ' -' ' <

Es ist du bbuhschen, daß das zweite Jahr' Ih­res Erscheinens Ihnen die .Möglichkeit . bietet, den Juden in Deutschland und . der Welt Mit­teilungen zu bringen, die sie _ wieder froh fcaachen können. ...

American Joint Distribution Committee *

Die Direktion 1 und Angestellten in der britischen Zone .

Sam Dallob Egon Fink

t .**.*

Tewish Relief Unit:

Ich habe den Werdegang , desGemeinde- ' blattes von England, aus nur oberflächlich lind gelegentlich verfolgen können, jetzt aller­dings, am Erscheinungstage selbst, tue ich das mit Weit größerem Interesse;.

(Die vorliegenden -25 Ausgaben, die den ersten Jahrgang darstellen, sind ein sichtbarer Be. Weis dafür, wie sich Inhalt, und äußere Ge- taltungdies.es jungen Blattes stetig und sicher entwickelt haben. . , v

Wenn die Zeitung weiterhin . ihre Aufgabe darin, erblickt, zuverlässiges aktuelles Infor- ' Tfiationsmaterial zu vermitteln,, jüdische Ge­schichte, jüdisches Wesen und jüdisches Le- . Den neu auszuschöpfen und'die Fragen jüdi­scher Zukunft, ernst, offen und kritisch zu be­handeln,; dann wird dasJüdische' Gemeinde- tilatt für die Britische Zone einen wertvollen geistigen Beitrag 'zur Formung ' jüdischer Existenz leisten., ;

Dr. E. G. Lowenthal Senior Area Repräsentative, Western Germany Jewish Relief Unit Düsseldorf.

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r Landesverband der jüdischen Gemeinden von Nordrhein-Westfalen:

, ßas Jüdische Gemeindeblatt für die britische Cor.e hat am 15. 4. ly4.6 als Jüdisches Ge- peindeblatt für , die Nordrhein-Prövinz ' und )Vesüaien das Licht derWelt erblickt.

-Beine Aufgabe, als Bindeglied Zwischen ,den gemeinden und seinen Mitgliedern.zu wirken, Vat es. erfüllt,, und darüber hinaus ist es zu 1 tinem 'Mittler jüdischen Gedankengutes zwi­schen den in. Deutschland lebenden Juden..und, inneren Glaubensgenossen in. der Welt ge­worden,. Aus kleinen bescheidenen Anfängen . es,sich zu einem Organ entwickelt, .das in W jüdischen und der uns/- wohlgesinnten , tiehl jüdischen Weit eine : Bedeutung gewon- r^n hat, daß das Jüdische .Gemeindeblatt für jie britische Zone aus dem Fresseschatz , der' üeressierten Leser nicht mehr Wegzudenken, x. ! -

bn Kampf um unsere jüdischen Probleme, sei

I s für die Wiedergutmachung des an den Ju- eh begangenen Unrechtes, sei es im Kampf egen' den' Antisemitismus -oder in der-For- erüng nach menschenwürdigen Lebensbedin- ungen geistiger, als auch .materieller' Art, der sei es im Kampf um. eine gerechte Steuergesetzgebung für die Verfolgten des laziregimes und nicht zuletzt im Kampf um

ein jüdisches Natiphalheim in Palästina mar­schiert das- Jüdische Gemeindeblaft - an der Spitze. Mit Recht und mit Stolz darf das Jüdische Gemeindeblatt für sich in Anspruch nehmen, daß es seihen Kampf um unsere För­derungen mutig, gerecht und 'gradlinig; führt* Möge es ins zweiten Jahre- »seines Bestehens, mit Unterstützung aller jüdischen Kreise, die­sen Kampf siegreich beenden zum Wohle aller, die ein Recht auf ihre Forderungen haben.

. Schalom!

I * * * *

Der Ministerpräsident des Landes Nordrhein- Westfalen:

Das Jüdische Gemeindeblätt, das zür einzigen jüdischen Zeitung der britischen Zone erklärt worden ist,, blickt Mitte April dieses Jahres auf ein einjähriges Bestehen zurück. .Wenn es auch nur eine kurze' Zeitspanne ist, die bis­lang;' im Dienste des'Neuaufbaues der deutsch­jüdischen Gemeinden genützt' werden konnte, sp ist'das doch ein Anlaß, Rückschau auf das Gewesene zu halten und die Bilanz einjähri­ger, mühseliger Anstrengungen, zu ziehen. Ich erkenne gerne an, daß das Organ der in der britischen Zone beheimateten Juden .die ihm gestellte Aufgabe erfolgreich, erfüllt hat, eine Aufgabe, die riesenhaft und fast unlösbar zu sein scheint angesichts der vielen Wunden, die unseren jüdischen Mitbürgern in der. Terror­zeit geschlagen wurden, angesichts auch der. großen Schwierigkeiten, mit denen, der Neu­aufbau auf allen. Gebieten in Deutschland be­lastet ist. ' .

Ich wünsche der Zeitschrift bei ihren künfti­gen' Bemühungen vollen Erfolg.

Dr. Amelunxen, Ministerpräsident.

Der Justizminiser des Landes.Nord- rhein-Westfalen:

Unter den! tiefen Eindruck der Detmolder- Tagung der jüdischen Juristen in der Britir sehen Zone, aufgerüttelt durch' die von jeder Rache freien Toleranz,- die'unsere deutschen jüdischen Brüder und Schwestern auf dieser Tagung, zum Ausdruck brachten,.,ist es mir ein Bedürfnis, .dem.Jüdischen Gemeindeblatt seine segensvolle Arbeit für das kommende Jahr zu wünschen. - 1

Möge dasJüdische Gemeindeblätt die von" allen rechtdenkenden Deutschen ersehnte Auf­gabe erfüllen, den deutschen Staatsbürgern jüdischen' Glaubens die Heimat wieder nahe zu bringen, aus der sie ruchloser Rassenwahn ver­trieb. , . '

Dr. Arthur Sträter. # * *

Der Innenminister des Landes Nord­rhein-Westfalen: .

Anläßlich der Beendigung, des 1. Jahrganges, des Jüdischen Gemeindeblattes möchte ich Ihnen, meine besten Wünsche für Ihre weitere Arbeit aussprechen. ' . .

Bereits der 1. Jahrgang läßt erkennen, daß Ihre' Zeitschrift den Neuaufbau der; jüdischen Gemeinden wesentlich- gefördert hat. .

Vor allem habe ich es stets besonders begrüßt, daß Ihre gerechten Forderungen auf Wieder­gutmachung des besonders dem - Judentum zu- gefügten schweren Unrechts in überaus säch­licher* Form' vorgebracht werden.

Ihr kameradschaftliches Eintreten für die In­teressen auch der übrigen Verfolgten des Na­ziregimes hat mich besonders . wohltuend be­rührt.

Ich' wünsche, daß die'Zeitschrift auch in ihren künftigen Jahrgängen so lebendig auf alle Probleme des Tages eingeht, und daß sie nicht nur in Deutschland, sondern auch im'Ausland als Stimme der deutschen Juden Gehör'finden wird. . . .

' / ', f Dr. Menzel, Innenminister.

Dr. Kurt Necket, Regierungspräsident, Düsseldorf: .

Der Rückblick in die letzte deutsche Vergan­genheit ruft schmerzliche Gefühle über, die Verirrungen des' 1 größten Teiles unseres Vol­kes in uns Wach. Der aufrechte und unbeug­same demokratische Staatsbürger war einer mehr oder weniger, starken Verfolgung dufeh die Nazis preisgegeben,' obwohl auf seiner Seite das stärkere- moralische Gewicht lag. Der geschichtliche Ablauf unseres Volks- und Stäatslebens hat seine wahre Haltung^bestä- tigt. Es brachte- uns den wirtschaftlichen; kul­turellen, sozialen und politischen Zusammen­bruch. Das deutsche, Kulturvolk war und ist eben nicht auf' Dauer, mit Diktatur zu führen, die die' verschiedenen tiefen geistigen Kräftö nicht fördert, sondern unterdrückt. Welche Entwicklung hätte unser Volk genommen, wenn die seit-100 Jahren sich regenden demo­kratischen Kräfte nicht unterdrückt worden wären.' Der ewige ^eSiSel von Krieg und Frieden verhinderte seinen Aufstieg. "

Das Judentum ,hat in der Vergangenheit - gro­ße Künstler, Wissenschaftler ünd Wirtschaf,t- 1 1er dem deutschen Volke geschenkt. Es hat damit .viel zu / seinem Ansehen in der Welt beigetragen. Unzählige Beispiele ließen sich hier Anführern In einem gesunden, modernen Staatsleben ist, das kann man allen Völkern geschichtlich nachweisen, die künstliche Spal- tung in Rasse, . Religion, Kasten und dergl./ schädlich und daher verwerflich. In der De­mokratie darf' es keine Rasse- und Religions­unterschiede geben. Alle Staatsbürger haben gleiche Rechte und Pflichten, sie sind vor dem Gesetz gleich. Nur bei einer solchen Staats­auffassung kann unser Volk wieder Hoffnung auf Wiederaufstieg hegen: Die verwerfliche Rasse-Theorie der «Nazis und der dapnit ver­bundene Terror hat, das Judentum als. einen Teil unseres Volkes nicht nur fast aijggerottet, sondern es vor allem vieler seiner besten Männer , beraubt. Wie bitter nötig hätte unser Volk heute. auch diese führende jüdische Schicht bei seinen. Wiederauf bäubestreb ungen; ein- ldeine's Häuflein unserer jüdischen Mit­bürger hat in diesen furchtbaren Jahren.,der' Folterung und dem Gastode . mit Gottes Fü­gung entrinnen können. Diese -Wenigen haben sich wieder in Gemeinden zusammengeschlos­sen und wollen ' sie trotz ihrer erlittenen Schicksale am Wiederaufbau mitwirken. Sie wollen kein .billiges Mitleid, vielmehr hat, die deutsche. Volksgemeinschaft «n den rassisch und politisch - Verfolgten vieles .wieder gutzu­machen. IhrS .Toten kann man allerdings nicht -wieder erwecken. Die .Juden erheben berech­tigten Anspruch - darauf, vollwertige und gleichberechtigte, Staatsbürger zu sein. Wir Demokraten wollen sie. hierbei ünterstützen und gegen 'jeden Antisemitismus Front ma­chen, da 'er sich. nie . zum Guten auswirken kann: :Der Antisemitismus hat bei den demo­kratischen Völkern-der Welt viel Aerger und Haß gegenüber Deutschland her vor gerufen.' Ein Staat'kann nur gedeihen, wenn er von dem Vertrauen und der Mitarbeit aller Mit­bürger getragen wird; das bedeutet immer den Fortschritt.

Das jüdische Gemeindeblätt' hat nach dieser Auslegung eine große, Aufgabe innerhalb un­serer Presse zu erfüllen. Es will nicht nur zwischen den einzelnen jüdischen Gemeinden der britischer. Zone .die. geistig aufbauende Li­nie vermitteln, sondern darüber hinaus die deutschen Mitbürger' den Zielen und Bestre*- bungen des Judentums näherbringen-. Diese Aufklärung ist wichtig, um zu beweisen, daß das - Judentum kein Fremdkörper, sondern ein wichtiges Glied unseres Volkes ist; Das jüdi­sche Gemeindeblätt richtet ihre Arbeit, auf diese ; heutigen Und künftigen Aufgaben- aüs oder macht; sie mit diesen vertraut..

Pastor Niemöller:

Oberbürgermeister Kolb: \

Dr. Kurt Schumacher:

Es gibt in: Deutschland. keinen Antisemitis­mus mehr. - -

4 Juden in Regensburg ermordet

Regensburg. (DPD.-Dena). -Vier Angehörige der jüdischen Familie Brutmann zwei Brü­der sowie die . Ehefrau und'das Kind des einen Bruders wurden in der Nacht zum 4. -April 1947 in, Regensburg, in der Graf-Spee-Straße, ersto'chen, ,'wie die Regensburger Polizei be­kannt gibt."

Die Täter konnten bisher nicht ermittelt werden. - -

Hannover: ;

Nächdem vor einigen Monaten auf dem Jüdi­schen Friedhof Strahgriede einige . Grabsteine umgeworfen und zerstört wurden; sind jetzt auf dem Bothfelder Friedhof in einer Abtei­lung-sämtliche Grabsteine.-umgeworfen und zerstört worden.-' , { *

Nürnberg: *

Gegen das Gebäude der rassisch und politisch Verfolgten wurde eine Iiandbombs geworfen. Die Täter entkamen. '

Wuppertal-Barmen: .

In der'Nacht, von Donnerstag auf Freitag ver­gangener Woche, wurde in einem' Geschäfts­lokal eines Juden das Schaufenster durch Steinwürfe zertrümmert. Am Geschäft waren. Hakenkreuze und der SpruchDie Juden sind-

unser Unglück . mit- Lackfarbe angebracht. Auch die Umgebung meines Geschäftes war mit zahlreichen Hakenkreuzen und Inschriften wieDeutschland- erwache, Heil Hitler, Nie­der mit England, Amerika und, Rußland, NSU den Verrätern usW. beschmiert.

-'Moislingen. In der Nacht von Karfreitag zum Samstag wurden auf 'dem jüdischen Friedhof Moislingen bei Lübeck, der während der gan­zen, Zeit des -nationalsozialistischen Regimes verschont geblieben'war, 30 Grabsteine umge­worfen und zerstört. - Holstein:

Auf dem alten allgemeinen Friedhof in. Itzen- hoe (Holstein) wurde der Gedenkstein für die Opfer des Faschismus 1 stark« beschädigt. '

Wir fragen die Landesregierungen,' die . Par­teien und die Kirchen:

Wo bleiben die Proteste dergroßen Massen des deutschen Volkes, die frei, von Antisemi­tismus sind?.

Wir fragen Victor Gollancz und seine Freun­de:. Sind Sie sich klar darüber, daß die Hilfe, die Sie bringen, auch denen, zu Gute kommt,- die' Aktiv oder pässiv-'an diesen und vielen anderen, Verbrechen beteiligt sind oder sie billigen?

Wir fragen den alliierten Kontrollrat: Welche Konsequenzen werden aus diesen und den vielen änderen Vorkommnissen, f ; die wir in den lätzten^Monaten veröffentli chten, gezogen?

Das jüdische Gemeindeblatt kann, auf ein Jahr stolzer Aufbauarbeit zurückblicken. Es hat in dieser Zeit bereits ein beachtliches Nir veau erreicht und wird es daher auch von vielen nichtjüdischen Mitbürgern gehalten, Möge es iri den kommenden Jahren eine wei­terhin, gute Entwicklung nehmen. Die -jüäi- schen Ziele und Bestrebungen stimmen letzten Endes .mit denen unserer demokratischen Auf-, fassung überein. . . /

* * * - v . 'Oberbürgermeister, Präsident. 1. R. Walter K olb, Frankfurt a. M.:

Zum " einjährigen 'Bestehen desJüdischen Gemeindeblattes für die britisc'e Zone spre­che' ich linnen meine herzlichsten Glückwün­sche aus.« Sie haben es sich zur- Aufgabe ge-, macht, einen Neuaufbau der deutsch-jüdischen' Gemeinden nach ihren Kräften zu fördern. Keine Bevölkerungsgruppe hat so furchtbar unter ,dem Wahnsinn des Hitlerismus gelitten wie die, jüdische! Sie wissen selbst, daß dieses schreiende Unrecht vom äDen billig denkenden Deutschen; immer verurteilt worden -ißt. Durch das Kontrpllsatsgesetz Nr. 6,. welches be­stimmt, daß niemandem wegen seiner Rasse Nachteile zugefügt werden darf, ift wenig­stens die 12 Jahre währende moralische Diffa u mierung von den deutschen Juden genommen worden! Darüber hinaus. erkennt im neuen demokratischen Deutschland jeder fortschritt­lich eingestellte Staatsbürger rückhaltlos die Pflicht ..an, den Juden im Rahmen , des irgend-, wie. Möglichen Wiedergutmachung für das ihnen .vom Nationalsozialismus zugefügte Un­recht zu gewähren. Schon geht man daran, die jüdischen Gotteshäuser und Kultstätten wieder aufzubauen. Der Magistrat, der Stadt Frank­furt hat. kürzlich beschlossen, den Frankfurter Juden, die von den Nazis zu Straßenarbeiten herangezogen wurden, zunächst' einmal wenig­stens den Differenzbetrag für zu wenig erhal­tenen Arbeitslohn nachzuzahlen. Ich selbst habe in meiner Neujahrsansprache die ehe­maligen -Frankfurter Juden, die vor dem 7 Na- tionalsozialism'us ,in die Welt hinausflohen, j aüfgefordert, trotz« allem, v ,was vorausgegängen ist,-in ihre Heimatstadt zurückzaikehren.. All­enthalben versucht man in Deutschland,, den Juden durch Gewährung von Geld und Nah- rungsbeihilfen, Bereitstellung von Wohnungen usw. im Rahmen des augenblicklich Möglichen zu helfen. Daß all dies angesichts der entsetz-, liehen Leiden, die die Juden durchmachen mußten, unzureichend ist, liegt in erster Linie ans der furchtbaren Not, die uns alle erfäßt hat. Trotzdem hoffen wir, mit unseren jüdi­schen Mitbürgern zusammen eine schönere Zukunft in einem besseren Deutschland her­beiführen zu können. . '

Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes (VW), Landesorganisation Nordrhein-Westft

ZumEinjährigen Bestehen Sendet die WN-- Ländes-Sekretariat Nordrheih-Westfalen .herz­liche Grüße, die mij; dem Wunsche zur weite­ren kraftvollen Entwicklung Ihres Blattes verbunden sind. Wir wissen, die Schwierig­keiten in einer Zeit dadas hast Du be­kommst D'u Trumpf ist, eine Zeitung -vom vierseitigen Mitteilungsblatt zu ' einer sechs­zehn-seitigen Zeitung; zu entwickeln, zu. wür­digen. ; '

Wir hoffen, daß . das Jüdische . Gcmeinde- blatt in allen deutschen Bevölkerungsschichten so .aufmerksam gelesen wird, wie-wir es als VVN lesen. Wenn in Deutschland wieder so klar,, logisch gedacht wie im jüdischen Ge­meinde-Blatt geschrieben wird, sind wir der; Umerziehung Deutschlands' näher gekommen .und dieses dürfte 'die vornehmste Aufgabe jeder, deutschen Zeitung und Zeitschrift heute sein.

Die jüdische Gemeinde-Zeitung wird hoffent­lich noch ein stärkerer Faktor in dieser Um­erziehung wie bisher. Dies, unser Wunsch, be-. gleite sie ins zweite Lebensjahr. Wir wissen von den erneuten Juden-Pfogomen, Beleidi-, gungen jeder Art und sind bereit, mit-der jü­dischen Gemeinde den Kampf gemeinsam ge­gen den Unverstand verführtet Menschen zu führen. In dieser Kampfverbundenhe.it grüßt

Landessekretariat VVN ' ' Saalwächter. Paschke.

K. Arnold, Oberbürgermeister, Düsseldorf:

In bescheidenem Umfapge' erschien vor Cinem Jahr 'das Jüdische Gemeipdeblatt- Dank der regen und zielbewußten Arbeit der Verlags- leitung entwickelte es sich- innerhalb einiger Monate von einem Mitteilungsblatt zu einer beachtlichen und kulturpolitisch wichtigen/ Sbhrift über die gegenwartsnahen Fragen des geistigen. Lebens "und des Judentums, Es dien­te nicht npr dem geistigen Wiederaufbau der jüdischen Gemeinden,- sondern darübex*' hinaus auch im Ringen für religiöse Freiheit und Ge­rechtigkeit. dem Geiste wahrer Menschlichkeit ünd Gesittung, , ' _

Zu, der in diesem Sinne geleisteten Arbeit spreqhe / ich dem. jüdischen .Gemeindeblätt. meine besondere Anerkennung und meine auf­richtigen Glückwünsche aus. Mögen die, Be-^ Strebungen des Jüdischen , Gemeindeblattes' auch in Zukunft, erfolgreich sein, damit ein Geist des gegenseitigen' Verstehens fruchtbar, werde und der Ungeist des.Hasses,-der uns in der Vergangenheit in so namenloses ' Elend' stürzte, . für immer in unserem- Lande und untpr ' den Völkern gebannt-bleibe. -.