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1. Jahrgang* Nr. 26 < Pr eis 25 Groschen

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zionistisch-revisionistisches Organ

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Wien, Freitag, den 3. November 1933 Tann premo t .»i di * 1 1

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Die Saat der Hetzer ist wieder auf gegangen

In Palästina ist die von unverantwortlichen, verbrecherischen Elementen aufgehetzte arabi- sehe Menge wieder einmal zu einer blutigen Revolte geschritten. Die nachstehenden Berichte vermitteln die Ereignisse, wie sie sich bis Blattschluß ahwickelten.

Der Freitag in Jaffa

Jaffa, 29. Oktober. Der 27. Oktober ist in Jaffa denn doch weit blutiger verlaufen, als man es sich noch am Morgen dieses Tages vorgestellt hatte. Obwohl die Regierung die für diesen Tag in Jaffa angesagte Demonstration gegen jüdische Einwanderung und Bodenverkauf an Juden verboten hatte und die strikte Tarnung, namentlich an das jüngere arabische Element, erließ, daß jeder Versuch, die Kundgebung abzuhalten oder sonst Ruhe und Ordnung zu stören, von der durch Zuzug von außen verstärkten Polizei sofort unterdrückt werden wird, haben sich dennoch in den Vormittagsstunden des Freitag an vielen Stellen des Stadtzentrums, namentlich vor dem Regierungsgebäude tausende Araber angesammelt, die den Befehlen der Polizei, ruhig auseinanderzugehen, nicht gehorchten.

Gegen 12.30 Uhr mittags waren vor dem Regierunsgebäude etwa 10.000 arabische Demon­stranten versammelt. Die Lage wurde bedrohlich, doch machte die PoFsei zunächst von der Waffe nicht Gebrauch. Plötzlich begannen Teile der Demonstranten, gegen das Regierungs- gebäqde vorzudringen, nachdem sie die vor dem Gebäude aufgestellten Stacheldratverhaue durchschnitten hatten. Aus der Mitte der Demonstranten fielen Schüsse, durph die ein arabischer Polizist getötet und einige andere Polizisten verletzt wurden. In diesem Augenblick wurde vom Kommando der Polizei Befehl zum Feuern gegeben. Die Menge stieb auseinander, eine Anzahl Tote und zahlreiche Verletzte blieben auf dem Platze. Bald aber versuchten Demonstranten, sich wieder zu sammeln und gegen die Polizei vorzustürmen. Bei diesen Zusam­menstößen gab es wiederum einige Tote und mehrere Verletzte.

Gegen 2 Uhr nachmittags war die Polizei YQllkommen Herr der Lage, die Straßen und Plätze waren von Demostranten gesäubert. Die Polizei nahm mehrere Verhaftungen vor.

Der erste halbamtliche Bericht lautet dahin, daß während der Zusammenstöße drei De­monstranten und vier Polizisten, zwei engli sehe und zwei arabische, getötet und etwa 100 Araber, sowie zehn arabische und zehn englische Polizisten, mehr oder weniger schwer ver- 1 etzt würden. In dem Bericht wird ausdrücklich hervorgehoben, daß die Polizei erst dann von der Waffe Gebrauch machte, als aus der Mitte der D emonstranten auf sie geschossen wurde und arabische Polizisten getötet oder verletzt wurden.

In den späteren Nachmittagsstunden waren Gerüchte verbreitet, daß mehr als 20 Tote auf beiden Seiten gezählt wurden

ln Tel A wjw herrschte während des ganzen Tages vollkommene Ruhe, die Bevölkerung ging ihrer normalen Beschäftigung nach. Deshalb überraschte es, als in den Nachmittagsstunden verkündet wurde, daß ebenso wie über Jaffa auch über Tel Awiw der Belagerungszustand verhängt wurde. Doch heißt es in einer offiziösen Mittei­lung, daß Tel Awiw in keiner Weise gefährdet ist, da die Polizei jetzt vollkommen Herr in der Lage sei. In der Mitteilung wird ausdrücklich hervorgehoben, daß auf Inan­spruchnahme von militärischen Kräften verzichtet werden konnte und daß auch weiterhin infolge der polizeilichen Vorkehrungen die Ruhe sowohl in Jaffa als auch in allen anderen Gegenden Palästinas gesichert sei.

Das Regierungsgebäude wird von mehr als 100 Polizeibeamten, die mit Stahlhelmen und Karabinern ausgerüstet sind, bewacht. Im Straßenverkehr wird die Kontrolle der Passanten scharf gehandhabt. Nach Jaffa kommende Automobile und Fuhrwerke werden genau nach Waffen durchsucht, auch alle zu Fuß nach Jaffa von außerhalb kommenden Araber müssen sich diese Kontrolle gefallen lassen. In den Nachmittagsstunden des Freitag waren fast alle arabi­schen Geschäfte in Jaffa geschlossen.

Die Vorgänge am Freitag in Jaffa haben auf die gesamte Einwohnerschaft von Palästina konsternierend, gewirkt. Seitens der Regierungskreise insbesondere werden die Arrangeure der Demonstration scharf getadelt, weil sie ungeachtet der entschiedenen Warnungen der Behörden, dennoch die von ihnen fanatisierten Massen in eine solche Gefahr brachten und verbrecheri­schen Elementen Gelegenheit gaben, durch schwere Provokationen ein Blutvergießen berbeizu- führen. In jüdischen Kreisen führt man das Vorgehen der Arrangeure darauf zurück, daß diese an die Zeit des Herbstes 1929 dachten, da man die Anführer der damaligen Revolte unter der Regierung des High Commissioner Chance/»

I o r bei allen papierenen Warnungen dennoch eine Zeitlang ge­währen ließ. Anscheinend glaubten die Anführer in Jaffa, daß die Polizei auch diesmal mit ihrer Warnung nicht Ernst machen werde. Die Jaffaer Revolte sei somit ein später Reflex der unaufrichtigen und schwächlich lavierenden Politik des Chancellor-Regimes.

In Jerusalem, Haifa und Nablus

In Jerusalem kam es Sonntag in der JVltstadt zu Unruhen, b<fei denen zwei Per­sonen getötet und 60 verletzt wurclen, von denen 15 schwere Verwundungen davon­getragen haben. Eine arabische Menge, unter denen sich auch Frauen befanden, vfrsuch'te

Rechnung ohne den Wirt

p. h. Wien, 1. November.

Die demonstrierenden Araber Palästinas sind, wie wir es vorausgesagt haben, nicht »brav« geblieben. Sie haben die an sie ergangene freundliche Aufforderung, zu zeigen, daß sie gegen die jüdische Einwanderung; sind, über das von den Aufforderern gewollte Maß hinaus ernst gekommen. Der Ruf der seriösen Frack- Politiker europäischer Couleur ist von den verbreche-, rischen Hetzern, den nationalistischen Drahtziehern asia­tischer Provenienz rechtzeitig und mit gutem Appetit aufgegriffen worden. Die britischen Gewehre müßteinl losgehen, arabische Menschen blind ins Verderben rent nen, nicht wissend, für wen und wozu sie ihr Leben lassen.

Man ist gewöhnt, über Unruhen und Rebellionen zu lesen, die in Ländern mit zerrütteter Wirtschaft als Reflex der Massennot losbrechen. Palästina aber erlebt heute eine schier unglaubliche wirtschaftliche! Blüte, vollzieht nach jahrhundertelangem Darniederlie- gen den Aufstieg zu Kultur und Wohlstand.

Briten sowohl, als auch arabische Nationalisten wis­sen, daß die Hach Palästina* einwandernden Juden es- sind, die den gigantischen Umwandlungsprozeß voll­ziehen. Für beide ist das jüdische Werk ein Objekt des Hasses. Für die britische Kolonialbeamtenschaft, weil sie glaubt, daß es ihre dunklen Herrschaftspläne im Vorderen Qrient stören könnte; für die arabischen Nationalisten, weil die bis dahin maßlos verkommene arabische Masse durch wirtschaftliche, von den Juden bewirkte Emanzipation den Händen der Herrenkaste ent­gleiten, die sie, die arabischen Nationalisten, repräsen­tieren. Und deshalb das absurde Auf-den-Kbpf-Stellen von soziologischen Gesetzen. Deshalb' Revolten in ei­nem blühenden, jung gewordenen Lande. Deshalb fließt Blut. Für diesmal Dlut armer AraberI

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Diese jüngste arabische Revolte wird niemand mehr täuschen. Sie hat keinen zureichenden Grund, ist nur das künstliche Produkt politischer Intriganten; das Pres­sionsmittel, um der zivilisierten Welt vorbedachte po­litische Gewaltmaßnahmen gegen das jüdische Aufbau­werk plausibel zu machen.

Der »gute« High-Commissioner kündigt die Einfüh­rung des Parlaments an, versichert,daß die Juden die Herrschaft über das Land nicht bekommen werden, und es ist wohl kein Zweifel (der Schacher um die Zertifikate hat es ja schon gezeigt), daß, wenn nicht gänzliche Einwanderungssperre, so doch starke Einwan­derungsbeschränkungen erwogen werden. Die arabische Revolte soll die Folie abgeben, wie die vorhergehen­den arabischen Revolten sie für ähnliche antijüdische Attacken abgaben. Sie soll die Antwort sein auf Genf, wo* die deutsche Judenfrage als durch Palästina lös­bar betrachtet wurde. Die Frack-Politiker gaben das Stichwort, die derberen asiatischen Hintermänner ließen arme Araber dafür sterben...

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Letzten Endes soll aber auch das jüdische Volk ein­geschüchtert werden. Es soll ihm die Lust genommen werden, nach Palästina zu gehen.

Ein Kampffeld Palästina wäre ja kein erstrebens­wertes Ziel für Schutz suchende Menschen l

Hier ist die Rechnung bestimmt ohne den Wirt gemacht. Das jüdische Volk hat keine andere Möglich­keit, als die, die Palästina bietet. Es ist heute überdies durch hunderttausend Fäden an das Land geknüpft. Es hat es mit seinem Blut getränkt, mit seinem Schweiß jbedeckt, mit seinem Geist durchdrungen. Das Wert­vollste, was es zu geben vermag, hat es dem Lande gegeben. Es ist heute nicht f nur durch seine Jugend mit dem Lande verbunden, auch durch die Mütter und die Väter. Es weiß bereits, daß der Weg nach Palästina Ischwer ist, daß es ihn aber gehen muß. Und es wird ihn gehen.

Daran wird keine Araberrevolte etwas ändern.