Jeldbrief

der Sdgudas Jisroel Jugendorganisation,

Bund gesetzestreuer jüdischer jugendvereine.

28. August 1916.

Frankfurt am Main.

29. Ab 5676.

Die Schrift befiehlt, in allen Städten Richter und Ausführungs­beamte einzusetzen, die nur nach Gerechtigkeit streben. Gerechtigkeit ist die Grundlage des Staates und der Gesellschaft. Wenn der Rechtssinn einem Volke abhanden gekommen ist, dann wanket der ganze Bau. Ein in jeder Gemeinde befindliches dreigliedriges Gericht bildete den untersten Stock des Rechtsgebäudes, an zweiter Stelle standen die aus 23 Richtern zusammengesetzten Gerichte. Die höchste Instanz war der aus 71 Mit­gliedern bestehende oberste Gerichtshof» der am auserwählten Orte seinen Sitz hatte. Für seine Entscheidung war unbedingter Gehorsam verlangt, Widersetzlichkeit wurde mit dem Tode bestraft. Dadurch wurde die Einheit in Lehre und Leben behauptet und erhalten. In gesetzlicheu Angelegen­heiten stand dem obersten Gerlchtshof die Entscheidung zu, nicht dem König, der erst nach völliger Besitznahme und Verteilung des Landes eingesetzt werden konnte. Wenn das Land erobert und verteilt ist und Gott sich eine heilige Stätte gewählt, kann das Volk einen König fordern, und Gtt wird sich einen Mann dazu ausersehen. Bei der Übung der Thora­gebote soll der König sich nicht über seine Brüder erheben. Er darf nicht im geringsten vom Gesetze abweichen. Das Gesetz fei stets bei ihm, damit er lerne, seinen Gtt zu fürchten, sich demütig vor ihm zu beugen.

Nach den Verordnungen über die Priester, die als Lehrer des Volkes die alte Offenbarung zu wahren haben, und solchen über die Propheten, die wohl nach dem Bedürfnisse der Zeit neue aber niemals der Thora widersprechende Offenbarungen bringen, folgen Vorschriften, wie die ohne Verschuldung in ihrem Leben Bedrohten von der Obrigkeit geschützt werden und wie man verhüten soll, daß unschuldig Blut vergossen werde. In diesen Vorschriften finden wir auch solche zum Schutze der Krieger und der Bekriegten.

Zedek zedek tirdauf. Nach Gerechtigkeit, nach Gerechtigkeit sollst du streben, das ist Israels Aufgabe, das ist Israels Ziel, dem alles sich unterordnen muß. Durch keine Rücksicht, durch keine äußerliche Ehrbe- zeigung dürfen wir uns von der Verfolgung des Rechten abbringen lassen. Wenn wir als Bekenner der Lehre Gttes auch Hohn und Schmach und Ausschließung zu erleiden hatten, niemals sollen wir uns beflecken durch Glaubensuntreue und Gesinnungslosigkeit, damit sich an uns erfülle, was der Prophet in unserer Haftoroh sagt: Chinnom nimkartem.Umsonst seid ihr verkauft worden." Euere Unterdrücker haben euch in allen rein