werden soll. Dieses EinkanfSgeld, dessen Einführung der Magistrat übrigens ablchnte, solltezur Bestreitung der jüdischen Schnliasten u. s. w. dienen Die AnL- gaben für knltnrelle Leistungen müssen recht beträcht­liche gewesen sein. Denn das, wie die untenstehende Statistik zeigt, rasche.Anwachsen der Gemeinde machte den Ausbau und die ständige Erweiterung der Ge­meinden! stitntioner erforderlich.

Die jiidische Lieuolkerung von Gleim ist betrug in

den Jahren ca. ca.

1830 = 463 Seelen 1867 = 2000

1886 = 053 1885 ='1874

1843 = 725 1926 = 1850

1858 = 1880 1935 = 1800

bei einer Einwohnerzahl von 11OOOO.

Die e r st c (3 t) nagogc wurde am 4. Sep­tember 1812 eingeweiht. Sie befand sich etwa dort, wo heute das jüdische Altersheim steht, neben der jetzigen Synagoge. Als das Hans, in dem die ersten jüdischen Gottesdienste stattfanden, wird ein Eckhaus auf der Psarrstras-e bezeichnet, das an der Quergasse rechts an das Haus des Handschuhmachers Brüderlich grenzte. In dem Eckhaus befand sich damals ein Handlungsgewölbe des Juden Jacob Händler. Im Jahre 1829 amtierte Rabbiner Joseph Beer in der Gemeinde, wie ans einer Eintragung hervorgeht, nach der er am 17. 11. 1829 den ,,Lieferanten Emanuel Lion mit der Tochter des Schnittlvarenkanfmanns Jacob David Darziaer namens Scheine" getraut hat.

(Schluß folgt.)

Jüdische Geschichte und Kultur m Oderschleften.

Von M. rann. (Schluß)

Dieser Rückgang machte auch nicht vor den Städten halt. Dort war das jüdische Element bis 1880 auf 24348 unter 1441296 Einwohnern gestiegen, bildete also 1,69 v. H. der Gcsamtbevölkernng. Von diesem Jahre an wächst zwar die Bevölkerung Oberschlesiens in starkem Maße, die Zahl der Juden aber geht an­dauernd zurück und beträgt im Jahre 1910 nur noch 18268 miter 2021949 Einwohnern, ist also auf 0,89 v. H. gesunken, Besonders stark ist der Rückgang in Zülz, wo im Jahre 1828 eine Gemeinde von 1109 Juderr bestaltd, während 1910 dort nur noch 20 wohnten.

Die Gründe für diese Erscheinung liegen auf der Hand. Wenn zwei harte Steine Zusammentreffen, wird, was zwischen ihnen liegt, zermahlen. Der Jude in Oberschleiieu aber stand zwischen Deutschen und Polen. Dem Polen war ec ein uni des andern Glaubens willen doppelt verhaßter Deutscher. Dem Deutschen galt er vielfach als Abkömmling einer fremden Rasse, als Ein­dringling. Unter solchen Umständen ist die große Ab­wanderung nicht erstaunlich, ist es nicht mehr zu ver­wundern, daß spater in Berlin und Breslau fast mehr vberschlesische Juden leben, als in Oberschlesien selbst. Und dabei hängt der oberschlesische Jude an seiner Heimat, an dem Lande seiner Geburt, in dem er seine Jugendzeit verlebte, und das er unter dem Zwange der Verhältnisse nur ungern verließ. Denn für die Kultur seines Heimatlandes hat er alle seine Gasten und seine beste Tatkraft eingesetzt. Es ist nahezu kein Gebiet des wissen'chc.ftlichen und wirtschaftlichen Lebens, auf dem nicht zahlreiche oberschlesische Juden vorzüg­liches geleistet hätten. Aus dem Bereiche der jüdisch­theologischen Literatur seien nur die Brüder David und Israel Deustch aus Zülz, Jacob Guttmann aus Beuthen (Oderschlesien) und David Rosin aus Rosenberg in Schlesien genannt. Auf dem Gebiet der orientalischen Sprachforschung haben sich Immanuel Deutsch aus N e i ß e, Siegmund Frankel aus R y b n i k und Louis Löwe, aus Zülz, auf dem der Naturwissen­schaften Jenas Grüzer aus Tost, Nathauael Prings-

heim aus Wzieskv (Kreis Rosenberg), de Brüder Ludwig und Moritz Traube aus Ra.tibor nusgczeuh- net. Durch hervorragende Leistungen in der Industrie haben sich Robert Caro, der Begründer der Herminen­hütte bei Lab and, Samuel Frankel, der Begründer der neuzeitlichen Textilindustrie in Neustedt (Obcr- schlesien) und Fritz von Friedländer-Fuld ans Glei- witz, der Förderer des neuzeitlichen oberschlesischen Steinkohlenbergbaus, hervorgeran. Als schönwisicn- schastliche Schriftsteller haben sich Simon Pappenhe.m aus De mb io Hammer bei Oppeln und Max Ring aus Zauditz bei Ratibor, als Maler Alfred Gräber aus G r o ß - S t r e h l i tz und Julius Muhr nuS P l: ß einen guten Namen gemacht.

Um dem Verderben einigermaßen Einholt zu tun, ist schon vor mehr als dreißig Jahren der Verband der Synagogcngemeinden im Regierungsbezirk Oppeln ins Leben gerufen worden, der im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Faktor für die ihm angeschlvss-eren Gemeinwesen geworden ist, zu deren anerkannter Ver­tretung den Behörden gegenüber und zum Mittelpunkt aller jüdisch-kulturellen und wichtigen charitativen Be­strebungen. Als eine Organisation der Selbst Hilfe wurde er am 23. September 1888 in Gleiwitz errichtet.

Seitdem hat er unendlich viel geleistet, namentlich für die kleinen und kleinsten Gemeinden, die allein

Lynagoge in ULttowitz.

nicht einmal für den Religionsunterricht der Kinder Hütten sorgen können. Diesen Unterricht zu ermöglichen, galt den Leitern des Verbandes als erste Pflicht. Eben­so wandten sie ihre Aufmerksamkeit der Errichtung eines Waisenhauses zu, das in Rybnik erbaut wurde und seit seiner Einweihung im Oktober 1893 vielen Nutzen gestiftet hat.

Daß der Verband auch auf anderen Gebieten sozia­ler Wohlfahrtspflege, insbesondere für Alters- und Krankenfürsorge, das seine getan hat, braucht kann, er­wähnt zu werden.

So steht das Werk, das mühevoll geschc ffen wo öden ist, achtunggebietend da und erfreut sich der opfer­willigen .Hilfe bewährter Mitarbeiter.

(AuS.O&ei-fdjlcfteu, ein Land deutscher Kultur." Glciwitz 10;M.)

SprengsiofMschlag auf Küttowitzer Ehuagsge.

Die Katlowitzer Synagoge wurde am 9. Deze über durch einen Sprengstoffanschlag beschädigt. Am Montag morgen gegen 5 Uhr erfolgten ;mei Cxplchionen, durch die zahlreiche Fensterscheiben zertrümmert wurden. Türen und Teile der Inneneinrichtung der Syncgoge wurden in Mitleidenschaft gezogen.

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