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Nr. 6
Berlin, Marz 193(>
10. Jahrgang
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st Abstimmungs-Erinnerung. *)
1 Von Rabbiner Dr. Max Grunwald, Wien. .
Meine lieben 'Landsleute!
Durch eine verhängnisvolle Wendung irn Völker- fricden sah sich damals unsere teure oberschlesische Heimat unversehens iu deu Vordergrund des großen Welt- gescheheits gerückt. Noch nie hatte sich die breite Oeffent- lichleit so eingehend wie in letzter Zeit, mit uns beschäftigt. Wir bildeten fe ite politische Sensation, boten feilt dankbares Zeitungsobjekt, zählten nicht zu den interessanten Völkern, überhaupt waren wir uns nie dessen bewußt, im Volkergemisch eine Besonderheit darzustellen. Noch weniger erhoben wir daraus Anspruch, in öffentlicher Bewertung als etwas Besonderes zu gelten. Arbeit, gewissenhafte Pflichterfüllung war als etwas Selbstverständliches uns Lebensinhalt. Bürgerfriede ein Glück, das wir ols etwas von selbst Gegebenes gedankenlos Hinnahmen. .Erst als wir iu die Fremde kamen ultd was um* dort anders als zu Haufe fanden, uns zum Nachdenken und zu Vergleichen mit unserem liebelt Oberschlesieu anreg:c, erst dann wurden wir uns dessen iltite, was wir an unserer Heimat besaßen. Wir brauchtelt uns ihrer nicht zu schämen. Oberschlesischer Patriotismus erstarkte tu uns.
Eilt es vor allem lernten, wir an unserer Heimat schätzen: -Als eilte Insel des Friedens lag sie mittett im brandenden Meer erbitterter religiöser ttnd nationaler Kämpfe. ’’ i j
Irr ungetrübtem Eittteruehmen lebten nebelt und miteinander Katholiken, Protestanten und Jttdeit. Zttr Tat geworden war hier das,Wort des großen Preußenkönigs: „Die Religionen nüssen alle toleriert werden und mllß der Fiskal nur )as Auge darattf haben, daß keilte der - anderen Abbruch tue, denn hier ntuß ein jeder ltach seiiter Fassort selig werden." Pfarrer, Pastor und Rabbirter pflegtert m tereiuander kollegialen Verkehr, Bei jeder Patriotistheu Feier standen sie Seite an Leite in vorderster Reihe. Schttlter an Schulter schützten sie die gemeinsame Heimat vor dem Eindringen konfessionellen Haders.
Unter dem Schutze eines solchert Gemeinsiunes und Gerechtigkeitsgefühles hängen wir oberschlesischen Juden
mit inniger Dankbarkeit ttnd Liebe au der väterlichen Scholle, die seit utehr als sechs Jahrhundertelt jütische Siedlungen trägt.
An dem Aufschwung des oberschlesischen Bergbaues haben Jltden seit seinen Anfängen tätigen Anten genommen. Noch heute erinnern hieran die Namen von Gruben, einzelnen Schächten und Hütten. Zlt ' dem raschelt und gesunden Aufblühen von Handel und Gewerbe, das nahezu mit amerikanischen Verhältnissen deit Vergleich aushält, haben die Judelt OberschleiienS weit über das zifferitmäßige Verhältnis zur übrigen Bevölkerung hinaus beigetragen. Mit Genugttung konltte luait auf die starke Vertretung der Judelt in den städkischert Aemtern, ebenso aber auch im Handwerk Hinweiselt. Hat unsere Heimat trotz der Jugend ihrer Kultur aus ihrem Schoße der Kunst, Wissenschaft ultd Technik so manchen Meister, wie Eichendorff und Gustav Freytag ultd noch mehr Förderer mit klangvollem Namett geschettkt, so zählt utalt unter ihnen tuch Juden wie Max Ring, Ulla Frank (Hirschfeld),^ Hult- schinen, Münzer, Silbergleit, Zweig, iJeuhr, Opuler, Ludwig Traube, Sigmund Frankel tt. c:. Auch in der Geschichte des Judentuins haben Oberschlesier eilte 9, olle gespielt. Unvergessen bleiben die Vorkämpfer für die bürgerliche Gleichstellttng der Juden Abraham Muhr in Pleß uttd der bekanttte Philologe Dr. Freund in Glei- witz, sowie die literarischen Leistungen Levysohn (Preis- kretschaln), Hirschfeld, Mültz (Gleiwitz) ttnd Deutsche (Sohrait und Gleiwitz). Teils der jüngst tut Vergangenheit, teils der Gegenwart gehören alt: Philipp Bloch Glittiltann, Lnudöberg, Prager, Rahmer, Ritter, Rcsin, Wietter u. a. Nicht zu vergessen: Jltstizrat Hernt tun Statlb, geb. J.855 zu Nikolai, einer der bekanntesten Juristen.
Alles Natnen, die ich ltach dent Gedächtltis nieder- schreibe und die ztt ergänzen Llufgnbe enter Oberschlesischen Heimatskunve sein sollte. Sie sind Zeichen.einer gedeihlichett Eittfaltuttg auf allett Kulturgebieten, trög-
*) Der wertvolle Artikel ist nicht erst jcht. sondern bereitt vor mehreren Jahren verfaßt. D i e S ch r i f t l c i t > n fl.
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