Wedell übertragen, der sein Amt 23 Jahre, von - 1847 bis 1870 , in treuer Pflichterfüllung verwaltete. Zu seinem Nachfolger wurde sein Sohn Dr. A b r a h a m ^Wedelt, späterer Ralbiuer in Düsseldorf, ernaunt.
>' Diesem folgte im Amte der „Inspektor" Dr. Falken- j. heim (1874). Als die'er 1805 wegen hohen Alters -Z aus seinem Amte schied, folgte ihm Lehrer Snsmnnn ^ K a tz e u st e i n aus Wetzlar. Der bis dahin tätige ^ Hilfserzieher schied aus seinem Amte, und es wurde k seitdem kein Hitfserziehlr mehr angestellt.
. Frau Katzenstein leirete die Wirtschaft. Ihre
Nachfolgerin war Helene Lichtenfeld aus L>chokken.
. Inspektor Katzeustein t bei siedelte ein Jahr darauf,
^ 1903, nach Berlin. Se n Nachfolger wird für kurze J Zeit Lehrer Hermann Wolfs 1904 übernimmt Jonas s Uhlfelder aus Hamburg die innere Leitung und seine Fran die Führung oes Hauswesens. Als wichtige Aenderung seit dieser Zeit ist besonders die Eröffnung f, eines L e h r l i n g s h e i m s zu nennen. Anstelle der Unterbringung in oft fragwürdigen Verpflegungsstellen wurden den Lehrlingen nunmehr Wohnung und Verpflegung im eigenen Hause geboten. Die Aufsicht j konnte aus diese Weise wirksamer durchgeführt werden;
• in gesundheitlicher und-sittlicher Hinsicht war hierdnrch v i für die Lehrlinge besser als früher gesorgt.
Im Laufe der Jahre besuchten die meisten Zog- ' liitgc die Mittelschule, ein Teil ging auf die Bürgerschule, und um wenige waren Schüler der Volksschule. In den Sominerferien konnte die Anstalt in den letzten Vorkriegsjahreu oft geschlossen werden. Ein Teil der Knaben «fuhr zu Verwandten, manche wurden von jüdischen Familien der Provinz ausgenommen, einige im Jüdischen Kurhospital zu Kolberg untergcbracht.
Als A ustalts ä r z t e wirkten viele Jahre hiu- bitrd) Dr. Ehrlich (in seiner Vertretung: Dr. Jakubowski, Dr. Lubinski, Dr. Jeremias), Dr. Galewski, in Bedarfsfällen die Spezialärzte Dr. Pulvermacher, Dr. Pinkus, Dr. Kassel, Dr. Neufeld, Dr. Lichtenstein, Tr. Markus und Zahnarzt Peyser.
Ätachdenr Inspektor Uhlfelder 1921 nach Frankfurt a. M. übergesiedelt war, übernahm die Wirtschaftsleitung Sophie P h i lp p. Infolge der Uebergangs- schwierigkeiten blieb der Posten des Anstaltsleiters lange unbesetzt. Nur vorübergehend waren im nächsten Jahrzehnt (1921—1931) Hilfskräfte als Erzieher tätig, so Lehrer Schereschewski, später Chemnitz. Sophie Philipp fiel nun die schwere Aufgabe zu, die, wenn auch kleine Zahl von Zöglingen, auch in erzieherischer. Hinsicht zu betreuen. Sie hat sich dieser Aufgabe nach bestem Können und mit Einsatz aller Kräfte gewidmet.
' Ende 1931 übernahm Rabbiner Dr. David
Nettig das Amt oes Anstaltsleiters, 1932 seine Frau die Leitung der Wirtschaft. Die Zahl der Zöglinge nahm allmählich, aber stetig zu, wobei zum ersten Mal auch Kinder au§ Kongreßpolen und anderen Provinzen Aufnahme fanden. Einige Lehrlinge schieden inzwischen aus. Gleichzeitig vollzieht sich der Ueber- gang in sprachlicher Hinsicht.
Von den 13 jetzt inr Hanse weilenden Zöglingen find zwölf Schüler, einer ist Lehrling. Acht Knaben besuchen die jüdisch-po nische Volksschule, einer die staatliche Volksschule für jüdische Schüler, drei die deutsche Volksschule, einer die polnische Mittelschule.
Subventioniert wird von der Anstalt ein früherer Zögling, jetzt in der Lehre in Krakau, ferner ein älterer Lehrling in Posen. Der Gesundheitszustand der Zöglinge in letzter Zeit ist befriedigend. Schwere Erkrankungen kamen nicht vor. Als A n st a l t s a r z t wachte jahrelang über die Gesundheit der Waisenknaben Dr. Georg Cohn, feit 1933 wirkt als Anstaltsarzt
Kinderarzt Dr. Richard Peiser, vertretungsweise auch weiterhin Dr. G. Cohn.
Großen Schwierigkeiten begegnet die Anstalt bei der Unterbringung schulentlassener Zöglinge. Hier gibt es jetzt fast gar keine geeigneten Lehrstellen, sodaß wir oft auswärts nach Ausbildnugsinöglichkeiten suchen müssen — nicht immer mit Erfolg. Es ist das Be- s
streben der jetzigen Leitung, dieser und ähnlicher j
Scbwierigkeiten Herr zu werden. j
In' letzter Zeit ist eine stetige. Vermindcrnng der Einnahmen bei gleichzeitig steigenden Aus- f
gaben festzustellen. Spenden und. Beiträge sind minimal, sodaß wir gezwungen sind, bei jeder ;
Neuaufnahme auf einen gewissen Zuschuß der f
Angehörigen bezw. der zuständigen Gemeinde za be- j
stehen. Nichtsdestoweniger sind auf allen Gebieten unserer Tätigkeit Fortschritte wahrzunehmen. Wir geben uns der Hoffnung hin, daß beim Eintritt ins - zweite Jahrhundert unserer Arbeit weite Kreise der Gesellschaft in Würdigung des edlen Zwecks und in richtiger Einschätzung der ruhmreichen Tradition des :
Instituts aktive Aufmerksamkeit zuwenden, damit es möglich wird, nicht nur Bestehendes zu erhalten, sondern auch neue Positionen zur Linderung der Not der Aermsten zu erobern.
Durch die sprachliche Umstellung stehen wir vor ! der Notwendigkeit, unsere Anstalts bibliothek von Grund auf neu aufzurichten, was bei der kritischen fiuanzielleu Lage uur schwer, allenfalls sehr langsam durchzuführen ist. Trotzdem schauen wir vertrauensvoll in die Zukunft und hegen die Hoffnung, daß nicht zuletzt die F e i e r des 10O j ä h rü g e n Bestehens der Anstalt vielen, die sich unserer Arbeit ; nahe fühlen, neue Impulse verleihen und willkommenen s Anlaß bilden wird, uns ihre tatkräftige Unterstützung zukommeu zu lassen.
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Die Leitung der Israelitischen Waisenknaben, anstatt besteht g e g e n'w ä r t i g aus:
Leo Chone (Vorsitzender), David Neuinark (stellvertretender Vorsitzender), Dr. I. Cobliner, Dr. Georg Cohn, Abraham Rcchwalski,
Leon Rutcnberg, Dr. Ulrich Davis, Ludwig Grntzner, Dr. Richard Peiser und Daniel Bossak. — Ehrendem e n sind Dr. Gertrud Peiser, Frau Springer, G. Cohn, G. Brandt und Frau Perkal.
Die Namen der jetzt in der Anstalt wohnenden Zöglinge lauten:
Siegmund Aron ans Kurnik, Josef Braun aus Grodzis.' (Grätz), Jezaja Swow aus Wilna, Leo Oestrcicher aus Wloclawek, Solomon Ocstrcicher auL Kalisch, David Precel aus Kanin, Jsmar Sega! aus Posen, Samuel Sinajski aus Wilna, Abraham, Joachinr und Siegfried - Soltes aus Altenburg (Thür.), Leo Tynski aus Gollub und Moses Weiß aus Nurzec.
Jacob Freimann 70 Jahre.
Am Sch'mini Azereth vollendete der Rabbiner der Berliner Jüdischen Gemeinde, D r. I a c o b F r e i m a n n, sein 70. Lebensjahr. Freimann, a s Sohn < einer hochangesehenen Familie in Krakau geboren, wandte schon . als Kind und Jüngling dem jüdischen Schrifttum seine ganze Liebe zu. In jungen Jahren oblag er in Ostrowo bei seinem Oheim und nachmaligem Schwiegervater ernsten Talmudstudien und erhielt von ihm, dem Ostrowoer Rabbiner, sowie von Rabbi Elias Pleßner die hatorath horaa. Sein Wissensdrang führte ihn im Alter rou etwa i 20 Jahren nach Berlin, wo er seine Talmudsntdien bei Abraham Biberfeld, dem damaligen Rabbiner des Beth Hamidrasch in der Heidereutergasse, fortsetzte. Gleichzeitig hörte er am Berliner Nabbinerseminar und an der Berliner Universität Vorlesungen. Ausgerüstet mit jüdischem und allgemeinem Wissen, wurde Freimann von der ürgarischen Gemeinde Kanitz zum Rabbiner berufen. Nach segellsreichem Wirken in dieser angesehenen, frommen Gemeinde berief ihn
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