In memoriam Fritz Wolff / Eine Trauerfeier in Berlin

Ztl Ehren des ve.'stocbenen Vorsitzenden des Verbandes Jüdischer Heimatoereine, Dr. Fritz Wolff, fand ain 20. September im würdig geschmückten Logentempel in Berlin eine Gedenkstunde statt. Mit den Angehörigen des Verstorbenen hatte sich eine große Anzahl von Landsleuten und Freunden zum Ge)en'en an den ju früh Vollendeten zttsammeiigefundeil. IX» tcr den Erschienenen bemerkte man Vertreter der Jüdischen Gemeinde, des Jüdischen Central- Vereins, deö K. C. uni» du Anwaltschaft.

Nach Musikvorträgen von Natalie L i t t a u e r und Kurt Nahmen würdigte der erste Vorsitzende unseres Verbandes, Arno Feibusch, den Menschen Fritz Wolff nnd seil» Werk Er wüs auf den überragenden Einfluß der Persönlichkeit, auf die UeberzeugungSkraft und den nie rastende,» Arbeitseifer ).. Verblichenen im Interesse des Heimatgedankens hin. . Diese Eigenschaften waren es, die das Zusammenarbeiten mit Fritz Wolff so erfolgreich ge­stalteten und aus dem Verband das gemacht haben, was er heute ist: den Hüter des Andenkens an die Heimat, den Schützer der Gräber in den Vaterstädten.

Das Lebensbild des Verstorbenen zeichnete Rechtsanwalt Tr. David Krombach (Essen), der sein Jugend- und Weggenosse war. Er schilde,te die Jugendzeit in der Heimat­stadt Posen, die Studenten- und Lehrjahre an Universitäten und Gerichten, den Erfolg der Arbeit als Anwalt in der Heimat, den Abschied von der Vaterstadt und den Neuaufbau seines Lebenswerkes in Berlin. Aus diesem Lebensweg wuchs die Grundlage für die Mühen um das Werden und Erhalten des Heimatgedanlens, wie sie in dem Verband Jüdischer Heimatvereine und in seinen Heimatgruppen ihren Niederschlag gefunden haben.

Mit Musikvorträgcn schloß die Feierstunde, die zugleich einen Teil der Dankesschuld abtragen sollte, die unser Verband dem Verstorbenen zollt.

Die Gedenkstunde ist vorüber. Das Andenken an Fritz Wolff wird aber lebendig bleiben, solange es einen Verband Jüdischer Hein atvereine gibt. Dr. Erich Fabian.

Zum Ableben von Dr. Fritz Wolff ging aem Ver- band noch eine Beileidskundgebung der Gruppe 33 r o n k i zu, in der es u. a. heißt:

Wir kannten die Größe seiner Persönlichkeit, seine Güte und seine Vornehmheit, aber auch feine Tüchtigkeit und wissen daher um die Unerineßlichker. des Verlustes, der Sie betroffen hat. Das Leben, dar dieser Mensch auüstrahlte, war inrmer wieder Ansporn zu neuer Arbeit auch in unserer Gruppe, sei t Tod if. ein einschneidender Zeitpunkt in der Geschichte des Verbandes. Gez. i. A.: Dr. Hermann Hirsekorn/

Die neue Verbandsleituug. Zu dem Artikel ir der vorigen Nummer derBlätter" sei nachgetragen, das noch Herbert Elias (Schokken) zu den kooptierten Mit­gliedern mit beratender Stimme gehört.

Olusüen für' die Familienforschung *

In der neuesten Nummer (Jahrgg. VI, Heft 4) der. Zeitschrift für die Geschichte der Insten in Deutschland (Philo-Verlag, Berlin W 16) veröffentlicht Rabbiner Dr. S. Neufeld, Elbing, einen kleine,. Beitrag Subskribenteulisten als Geschichtsquellen". Druckte, man früher, so schreibt Neufeld, jüdische Bücher, so warb man Zur Finanzierung des Drucks Subskribenten und druckte deren Namen vielfach in der Einleitung der Bücher ab. Solche Listen können heute als Hilfsmittel für die Erforschung der Geschichte jüdischer Familien angesehen werden. Neufeld nennt als Beispiel zwei Bücher: erstens die Pmitateuch- AuSgabeMekor Chajim" (Berlin 1831), deren Subsnibenten- listen zum größten Teil Namen aus Posen und W e st - pre-ußen enthält, und zweitens ein ziemlich unbekanntes GeschichtswerkNahar Meeden" von David Samostz (Bres­lau 1837) mit Subskribenten u. a. auch aus dem südlichen Teil der Provinz Posen..

Die Herrin von Friederikenhof.

Unter diesem Titel veröffentlichte Dr. Olga Bloch, Berlin, in der Jüdischen Allgemeinen Zei­tung kürzlich einige Bemerkungen zur Erinnerung an Friederike ,'1 e m p n e r. Wir bringen mit freundlicher Genehmigung der Schriftleitung dieser Zeitung und der Schreiberin den interessanten Artikel. ^ D. Schr.

Vor ein paar Wachen schrieb ich folgenden Brief an eine in Berlin lebende Nichte der als Verfasserin von Versen unfreiwilliger Komik bekannten Friederike Kenchner, die vor 10«) Jahren, am 2 6. Juni 183 6, in Opatow geboren wurde:Vor mir liegt ein Buch, in dem ich über Ihre Frau Tante lese:Als Gutsbesitzerin und Dichterin auf Friederikenhof bei Reichtal in Posen erwarb sie sich durch soziale Be­strebungen, wie Leichenfchan, Gefängnisresorm, Tier­schutz usw. grrche Verdienste . . ." Ich würde es sehr begrüße,:, wenn Sie nur von Friederike Kempner einiges erzählen könnten . . ."

Und dann saß td) der alten Dame eines Tages gegenüber. Frau H. ist neben einem in Süddeutschland lebenden Bruder die einzige, die Friederike Kempner noch gekannt hat. Id» hatte in Bibliotheken gestöbert und die vielen Titel der Schriften studiert und aus­wendig gelernt. Nun. kam ich also gerüstet zum Interview und muß'gestehen, daß ich fast ein wenig unsicher wurde ob der Fülle der Berichte und an­

gesichts der Tatsache, daß da ein ganzer Mensch mit seinem Für und Wider vor mir erstand, nicht nur die viel belachte und auch verspottete Gelegenheitsdichterin, als die wir Friederike Kempner kennen, als die Ver­treterin lursreiwilligen Humors.

Wissen Sie eigentlich," meinte Frau I.,daß meine Tante besonderes Interesse an biblischen Stoffen gehabt hat, daß sie ein Drama verfaßte: Jahel, in dem sie aus dem Buch der Richter gestchöpft, das ihr Vater schon so gern las? Auch die Jamben-Tragödie Berenice interessiert uns Juden stofflich, denn da steht im Mittelpunkt die Gestalt des Flavins Josephus."

Man erfährt, daß es außer den Gedichten von Friederike Kempner u. a. noch Novellen und ein Lust­spielDer faule Fleck im Staate Dänemark oder Eine lustige Heirat", das seinerzeit viel ' von siä, reden machte, gibt. AuchAuszüge aus den berühmtesten Philosophen von Plato bis auf unsere Zeit in be­liebiger Reihenfolge" hat sie veröffentlicht.

.Die schöngeistigen Interessen", erzählte Frau H. weiter,hatte sie aus der mütterlichen Familie, der Großvater Kempner, einer der angesehensten jüdischen Bürger in K e m p e n i n Posen, war mit der Tochter des österreichischen Juweliers, Marie Aschkenasi aus Wien, verheiratet. Die Schwester der Mutter Frie- derikens hatte in Wilna einen berühmt gewordenen geselligen Salon, in dem Marie Aschkenasi ans- und einging, und wo sie mit führenden geistigen Persönlich­keiten der Zeit in Berührung kam. Auch Napoleon I.

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