DES VERBANDES

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Vierteljahresabonnement durch die Post RM 0 80. - Manuskripte an die Redaktion Berlin W ? 5 ' ^mser Str. 42iv Inserate an die Buchdruckerei Albert Loewenihal (Inh. Richard Ehrlich), Berlin NW 40, Wilsnacker Straße 1, Tel.. 35 3874

Nr. 10

Oktober 1938

12. Jahrgang

aasmsas

Ein Posener Kabbalist :

Von Rabbiner

Am 5. August 1796 wurde Rabbi Eliahu Borek in Posen geboren. Er ist als Kabbalist und Verfasser bedeutender Werke bekannt. Seine Lehrer waren Rabbi Akiba Eger in Posen und Rabbi Jakob Lissa, die Rabbi Eliahus Geistesrichtung bestimmt haben. Ihnen verdankt er seine Liebe zu den Menschen, seine Liebe zu seinem Volke und vor allem seinen heiligen Lebenswandel, der ihn nicht nur in der Pro­vinz Posen,* sondern in der ganzen damaligen Welt berühmt gemacht hat.

Der Umgang mit einfachen, schlichten Menschen in dem kleinen Städtchen Borek, die nahe Berührung mit einer naivgläubigen Bauernbevölkerung, die Be­rührung mit dem Walde, mit Gottes weiter, unend­liche! Natur, hatte in dem khm en Knahf n den Hang zum Uebersinnlichen, zum Ueberirdischen geweckt. All das führte ihn zu Mystik und Kabbala, und diese wieder ließ in ihm das große Mitleiden mit der menschlichen Kreatur aufsteigen, der zu helfen er mit seiner ganzen Kraft entschlossen war.

Seine erste Rabbinerstelle war Pieschen, seine zweite Graetz. Von Graetz aus verbreitete sich sein Ruhm nach dem ganzen Osten. In Scharen kamen leidende und vom Schicksal tief gebeugte Menschen zu ihm. Allen hat er kraft seines Gebetes lindernde Hilfe gebracht. Zahllos sind die'Geschichten, die über ihn erzählt werden und vor anderen den Vorzug haben, daß sie als verbürgt und wahr gelten. Professor Moritz Lazarus, der aus Filehne stammende Phi­losoph und Völkerpsychologe, erzählte von Rabbi Eliahu Gutmacher und nannte alle Personen, die han­delnd und leidend dabei waren, mit Namen: ein wohl­habender Holzhändler aus dem Osten erschien ein­mal vor Rabbi Eliahu mit einem sehr leidenden 15- jährigen Knaben, der den Eindruck eines Zehnjährigen machte, so hilflos stand das große Kind da. Der Knabe hatte epileptische Anfälle und Krämpfe. Der verzweifelte Vater suchte Doktoren und Professoren in aller Welt auf. Alle erklärten eine Heilung für aussichtslos. Da riet man dem unglücklichen Vater, der um alles in der Welt entschlossen war, seinem Kind Hilfe zu schaffen, zu Rabbi Eliahu nach Graetz fahren. Der Knabe wird Rabbi Eliahu vorgeführt. Voller Mitleid be­trachtet ihn der Rabbi.Welcher Arzt behandelt den Knaben hier im Orte?", fragt der Rabbi; der Vater nennt den Namen des Arztes. Rabbi Eliahu läßt den Arzt holen, spricht eingehend mit ihm über den kleinen Patienten. Dann fragt der Rabbi, ob der Knabe ein Arba Kanfot trage. Da dies nicht der Fall war, läßt er sofort eines für den Knaben - anfertigen. Rabbi iEliahu befiehlt sodann 10 Männern aus seiner Um­gebung, sich nach der Synagoge zu begeben und dort Tehillim zu beten. Er selbst, den kranken Knaben neben, sich, betet mit, gebeugt und zerknirscht steht

er vor seinem Gott. Um Hilfe und Heilung für den) leidenden Knaben flehend, fließen die erhabenen Psalm­worte aus seinem Munde. Nach dem gemeinsamen Gebet verrichtet er selbst, den Knaben im Arm, noch ein stilles, inniges Gebet, sein Körper bebt und zittert, er bestürmt die Himmelsmächte um Erbarmen für das leidende Kind. Plötzlich erhellen sich seine Gesichts­züge, er hat die Gewißheit, daß sein Gebet erhört worden ist. In dem Knaben neben ihm geht plötzlich eine Wandlung vor sich. Er steht aufrecht, was er bis jetzt nicht konnte, er erhält eine gesunde Farbe, be­kommt Lebensmut. und blickt sehr verständig um sich. Er ist geheilt. Er kennt keine Anfälle mehr. Wochenlang bleibt er noch im Hause des Rabbi in Graetz, der sich davon überzeugen kann, daß er wie­der einen Menschen gerettet habe. Der Vater des Kindes ist beglückt über die so schnelle Hilfe und Heilung und will dem Rabbi danken, der indes energisch abwehrt. Ihm droben, sagt er, spendet Dank, der helfen lehrt und Hilfe schickt. In der hebräischen ZeitungHamagid" hat er öffentlich er-

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Eliahu Grätzer (Gutmacher)

Dr. E. RosenWasser

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