' In Amerika sind die Logen des Ordens I. 0 . B. B. in die Distrikte IYII eingeteilt, die Logen Deutsch­lands bilden den VIII. Distrikt, die Distrikte IXXV umfassen die Logen in den außerdeutschen Ländern Europas und des Vorderen Orients.

IX. Distrikt (Rumänien). Der IX. rumäni­sche Distrikt ist eigentlich noch älter als der deutsche. Denn schon im Jahre 1872 gründete der sefardische Jude Benjamin F. Peixotto mit Adolphe Stern hier nach dem Muster des amerikanischen Bnai Brith eine Brüderschaft unter dem Namen Zion. Als sich der Orden in den 80er Jahren in Deutschland ausgebreitet hatte, schloß sich diese Brüderschaft 1888 den euro­päischen Logen als IX. Distrikt an. Dieser umfaßt heute 18 Logen mit 1900 Mitgliedern in den Städten: Bacau, Botosani, Braila, Brasov, Bukarest, Buzau, Cluj, Gernauti, Focsani, Galati, Jasi, Moinesti, Tg. Mures, Oragea Mare, Piatra N., Ploesti, Satukare. Großpräsident ist Oberrabbiner Dr. Niemirower in Bukarest.

Der rumänische Distrikt leistete wertvolle Arbeit auf dem Gebiet der inneren und äußeren Emanzipation der rumänischen Juden, gründete denVerband rumäni­scher Juden und wird von der rumänischen Regierung offiziell als Vertretung der Judenheit angesehen.

X. Distrikt (Tschechoslowakei). Der X. Distrikt umfaßte ursprünglich die Logen Öster­reichs. Seine Großloge hatte ihren Sitz zuerst in Prag und siedelte später nach Wien über. Als nach dem Kriege der tschechoslowakische Staat von Österreich abgegrenzt wurde, erhielten die Logen der Tschecho­slowakei den Namen des X. Distrikts und schufen sich eine eigene Großloge, deren Sitz in Prag ist. Der tschechoslowakische Distrikt umfaßt i 4 Logen mit 1700 Mitgliedern in den Städten: Budweis, Bratislava, Brünn, Karlsbad, Mähr. Ostrau, Pilsen, Prag, Reichen­berg, Saaz, Teplitz, Trautenau, Troppau. Großpräsi­dent des X. Distrikts ist Dr. Popper, Prag.

XI. Distrikt (Orientdistrikt) (s. Sbl. 94). Der Orientdistrikt wurde im Jahre 1911 als Zusam­menfassung von 27 Bne Briss-Logen mit 1600 Mit­gliedern in den Ländern Serbien, Bulgarien, Türkei, Griechenland, Rhodos, Syrien und Ägypten geschaffen. Großpräsident des XI. Distrikts ist Dr. Niego, Konstan­tinopel. Die Logen dieses Distrikts erstreben als einen Teil ihres Programms vor allem die Zusammenfassung der sowohl sozial als auch territorial stark zerstreuten jüdischen Elemente des Balkans und seiner Umwelt. In diesen Ländern gilt es, das Gemeinschaftsempfinden zwischen den teils sefardischen, teils askenasischen, teils sozial sehr hochgestellten, größtenteils aber in tiefer Bedrückung lebenden Gruppen der jüdischen Bevölkerung herzustellen und zu stärken. Auf diesem Gebiet hat der Orientdistrikt große und schwierige Aufgaben zu lösen und es ist ihm gelungen, bis heute schon sehr viel für das gegenseitige Verständnis und für die Heranbildung der niederen Volksschichten, für die Umleitung der Juden in produktive Berufe, für die geregelte Erziehung der Kinder, für die Verbesse­rung der Lehrkräfte und dergleichen zu tun. Nach

U.O.B.B.

III. Die^europäischen Distrikte (außer

Deutschland) und der Orient «Distrikt,

dem Muster europäischer Anstalten gründete die Loge auf der Insel Rhodos ein Rabbinerseminar, und unter den zahlreichen von den Logen gegründeten und unter­haltenen Schulen ist das Jabne-Lyceum in Konstan­tinopel die einzige höhere jüdische Schule mit Öffent­licher Anerkennung.

XII. Distrikt (Österreich). Der österreichi­sche Distrikt wurde im Jahre 1895 gegründet, nachdem schon im Jahre 1889 in Bielitz die Austria-Loge als erste Loge des alten Österreich ins Leben gerufen wor­den war. Nach dem Kriege wurde die Großloge des X. Distrikts nach Prag verlegt und sammelte um sich die nunmehr tschechoslowakischen Logen. Die im Ge­biet des alten Österreich verbliebenen sechs Logen (vier in Wien: Eintracht, Wien, Wahrheit, Massadah, eine in Linz und eine in Graz) mit 900 Mitgliedern bilden seit 1922 den heutigen österreichischen Distrikt XII. Großpräsident ist Dr. M. Schnabl, Wien. Ehe­dem widmete sich der österreichische Distrikt haupt­sächlich der Fürsorge für die galizischen Juden. Heute ist Galizien ein Teil von Polen geworden und unter­steht dem polnischen Distrikt, den österreichischen Logen aber sind durch die Eigenart der Verhältnisse und insbesondere der jüdischen Lage Kultur- und Sozialaufgaben erwachsen.

XIII. Distrikt (Polen). Der polnische Distrikt umfaßt u Logen mit 900 Mitgliedern. Von diesen Logen entstammen vier dem ehemaligen deutschen Distrikt und sind dem polnischen durch die Gebiets­abtretung angegliedert worden. Die elf polnischen Logen verteilen sich über die Städte: Bielsko, Kato­wice, Krakow, Krölewska Huta, Lesno, Lodz, Lwow, Poznan, Przemysl, Warszawa, Stanislawöw. Großpräsi­dent ist Dr. Leon Ader in Krakau. Die Lage der polnischen Logen ist gegenüber den großen Massen­zentren polnischer Juden und den schweren Wirt­schafts- und Kulturbedingungen äußerst schwierig, da einer geringen Zahl von Logenmitgliedern Aufgaben von einem gar nicht zu bewältigenden Ausmaß gegen­überstehen.

XIV. Distrikt (Palästina). In Palästina wurde schon im Jahre 1888 zu Jerusalem die Jeru- schalajim-Loge gegründet und bis zum Jahre 1924 gehörten die palästinensischen Logen dem Orient­distrikt an. Mit dem Aufblühen des jüdischen Lebens in Palästina und der Zunahme der Logen (zurzeit 9 Logen mit 4 oo Mitgliedern) machte sich das Bedürfnis geltend, der Eigenart der palästinensischen Logen Rechnung zu tragen, und 1924 wurde ein eigener Palästinadistrikt geschaffen. Großpräsident ist Dr. David Yellin in Jerusalem.

Aus der im Jahre 1892 von der Jeruschalajim-Loge gegründeten Bibliothek entwickelte sich die National- und Universitätsbibliothek zu Jerusalem, die bis zur Schaffung eines eigenen Hauses in den Räumen der Jeruschalajim-Loge untergebracht blieb. Die Nach- kriegs-Immigration stellte den palästinensischen Logen eine ganze Reihe von Aufgaben, und der verhältnis- .mäßig kleine Distrikt schuf eine bemerkenswerte Zahl von sozialen Institutionen: ein Krankenhaus, Kinder-

a

Sammelbl. jüd. Wiss. 225