Seite 376.
Israelitische Wochenschrift.
Nr. 24.
Honig gewonnen und jedenfalls nicht viel verkauft, zumal die Leute es nicht verstehen, den Honig aus den Stöcken zu ent- nehmen, ohne die Völker zu zerstören.
LitevclrristHeS.
Herr Adolf Peritz in Königsberg i. Pr., der in der Frage der Versorgung der jüdischen Lehrer und Kultusbeamten in Deutschland, der Einrichtung von Pensions- und Relikten- kaffen schon wiederholt mit vieler Sachkunde, nicht zum wenigsten in diesem Blatt, das Wort genommen, hat jetzt eine ״statistische ttebersicht" herausgegeben (Buchdruckerei von R. Leupold in Königsberg i. Pr.), die in musterhaft zusammengestellter Ta- belle zeigt, welche Einrichtungen für die gedachten Zwecke in Deutschland bestehen, über welche Mittel sie verfügen, welche Anforderungen sie stellen, und wie vielen Mitgliedern sie dienen. Ein erläuterndes Vorwort legt die Bestrebungen für eine einheitliche Gestaltung des Verjorgungs-Kasfenwesens der jüdischen Lehrer und die Beziehung dieser Bestrebungen zur beigegebenen Tabelle dar. Der Deutsch-Israelitische Gemeinde- bund hat die Herausgabe dieser Uebersicht ermöglicht und da- mit eine Art Bürgschaft für die Tendenz und den Inhalt übernommen. Gegenüber der Person des Verfassers mußte der Entschluß, so schwer er wog, leicht fallen.
N)ochen-<Lhronik.
Wochen-
Juni
1900
Sirvan
6660
Kalender.
Freitag . .
15
18
Sabb. Ans. 8,48
Labbat . . .
16
19
פרק ב׳ בהעלתך
Sabb. Ausg. 9,36.
Sonntag . . .
17
20
Montag . . .
18
21
Dienstag. . .
19
22
Mittwoch. . .
20
23
Donnerstag. .
21
24
Freitag . . .
22
25
Sabb. Ans. 8,47
Sabbat . . ..
23
26
פרק ג' שלח לך
Sabb. Ausg. 9,37•
8. Berlin, 10. Juli. (Repräsentantensitzung.) Auf der Tagesordnung steht die Bewilligung von Subventionen an verschiedene Religionsvereine. Ein Antrag Geiger (radikal) will die Beratung aussetzen und das Material dem Schul- und Talmud-Thora-Vorftand zu näherer Prüfung überweisen. Der Antragsteller meint, daß ohne genauere Prüfung der Subventions-Forderungen die Gefahr vorliege, daß an un- würdige Institutionen Geld gegeben werde. Die Inspektion würde nach der Ergänzung des Talmud-Thoravorstandes sehr leicht sein. — Herr Leonhard Sachs (konserv.) hält zwar eine strengere Kontrole für wünschenswert, den Antrag aber für unzeitgemäß. Die vorliegenden Gesuche seien von der Sub- ventionskommisston eingehend geprüft worden; er müsse die Kommission gegen den Vorwurf verwahren, als könne sie an Unwürdige Geld geben. Er halte es für richtig, daß derartige Anträge in Zukunft auch dem Schulvorstand zur Prüfung
vorgelegt werden. Augenblicklich sei aber die Gemeinde moralisch verpflichtet, den Zuschuß nicht plötzlich zu entziehen. — Das Vorstandsmitglied Rechtsanwalt Lilienthal erwähnt, daß der Vorstand das Anerbieten, die Schulen durch Mit- Wirkung des Talmud-Thoravorstands bis zur Anstellung eines Schulinspektors, die baldigst erfolgen soll, beaufsichtigen zu lassen, dankend angenommen habe. Der Antrag Geigers sei jetzt zwecklos, seine Annabme würde ein Mißtrauensvotum gegen die Mitglieder der Kommission in sich schließen. Aus den Berichten über die Schulen könne man ersehen, daß die Verhältnisse nicht so seien, wie sie sein sollten, daran könne jedoch der Talmud-Thora-Vorstand auch nichts ändern. Der Vorstand sei jetzt nicht in der Lage, die Subventionen abzu- weisen. — Prof. Blaschke (liberal) ist gegen den Antrag Geiger. Bei einigen der Subventionen handle es sich nicht nur um den Religionsunterricht, sondern auch um gottesdienst- liche Einrichtungen. In der Kommission sei man darüber einig gewesen, daß die Inspektion regelmäßiger und strenger werden müsse. Der Talmud-Thoravorstand hätte selbst auf die Inspektion in den kleinen Gemeinden verzichtet und die Wahl eines Inspektors beantragt. Er bitte, die Positionen diesmal zu bewilligen und das Material dem Talmud-Thora- Vorstand zur Kenntnisnahme bezw. zur Berücksichtigung zu überweisen. Die heutige Ablehnung würde nicht nur ein Mißtrauensvotum gegen die Mitglieder der Kommission, son- dern auch gegen die Inspektoren bedeuten, die sich einem Superarbitrium nicht zu unterwerfen brauchen. — Prof. Lewin (konserv.) bittet, dem Antrag des Vorredners nicht zu- zustimmen. Solange die Subventionskommisston vorhanden sei, werde kein Mitglied Lust haben, ein Superarbitrium über sich ergehen zu lassen, da jeder seine Abstimmung nach bestem Können einrichte. Er halte es für dankenswert, die Sub- ventionskommisston aufzuheben und dem Talmud-Thoravor- stand die eingehenden Subventionsgesuche zu übergeben. — Rechtsanwalt Dr. Simon (liberal) führt aus, daß derGeiger'sche Antrag keine Verletzung der Subventionskommission beab- sichtige. Die Mitglieder der Kommission kennen selbst selten die Verhältnisse; die Besuche, die sie von den Vorstehern der petitionierenden Vereine erhielten, seien nicht dazu angethan, zu einem objektiven Urteil zu führen. Dem Antrag Lewins könne er sich nicht anschließen. Es werde im Interesse der Sache liegen, wenn die Berichte auch der Subventionskom- Mission zugänglich gemacht würden. — Herr Leonhard Sachs (konserv.) führt als Beweis der sorgfältigen Prüfung der Anträge an, daß die heute zur Beratung stehenden Vorlagen bereits im März eingereicht seien. — Der Antrag Blaschke wird mit 7 gegen 4 Stimmen angenommen. Die einzelnen Bewilligungen (6) werden ausgesprochen, nämlich: an den israelitischen Brüderverein in Rlxdors 1000 Mk. jährliche Subvention und einmalig 500 Mk. zu den Kosten der Ein- richtung des Betlokals; an den Religionsverein Gesundbrunnen 850 Mk. jährlich und ein Beitrag von 600 Mk. zu den Kosten der Einrichtung des Betlokals; (diese Subvention wird voraussichtlich nicht mehr lange bewilligt werden, da von der Gemeinde selbst die Einrichtung einer Schule in der dortigen Gegend in Aussicht genommen ist;) an den Religions- verein N'weh-schalom 450 Mk. jährlich und ein Beitrag von