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Mitbürger, wir wissen, dass wir in eurer alter Sinn sprechen, wenn wir euch zurufen:
Es ist eine heilige Pflicht eines jeden Ehrenmannes, der nicht mit dem Namen der Freiheit sehn (')des Spiel treibt, der nicht ihren Namen zur Befriedigung anderer Leidenschaften missbrauchen will, es ist eine heilige Pflicht aller wahren Volks- und Freiheitsfreunde, mit aller Energie solch frevelhaftem Beginnen entgegen- zutreten. Nur Diener der Reaction oder von ihnen Irregeleitete vermögen zu Judenverfolgungen die Hand zu bieten, wie sie nie ein freies Land, wohl aber der Despotismus könnte.
Wir Unterzeichneten Abgeordneten fordern in unserem und aller unserer Collegen Namen, im Namen aller, die es treu und redlich mit dem Volke und seiner Freiheit meinen, auf. durch Belehrung, Wort und That, mit aller Kraft und Energie dahin zu wirken, dass solche Entweihungen der Freiheit unterbleiben nnd nicht des Volkes Ehre und Namen geschändet werden durch Frevel und Unthaten.
Mannheim, den 8. März 1848.
Dr. Hecker, Helmreich, v. Itzstein, v. Soiron, L. Weller, M. Sachs, Karl Mathy, Fr. Bassermann/ 1
Aus Ladenburgs Tagebuch. — Den 12. April 1848. Den ersten April kam der Wahlmodus vor und wurde auf Riessers Antrag beschlossen, dass kein Unterschied des Vermögens, des Standes und der Religion dabei stattfinden sollte. Jeder grossjährige Deutsche ist wahlberechtigt und wählbar' 4 .
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,,Montag, den 10. April, war noch eine Arbeiter- Versammlung, die ohne Störung ablief. So leben wir jetzt in einem leidlichen Zustande der wiederkehrenden Ordnung. Der Versammlung am 10. April habe ich mit Dr. Riesser beigewohnt; ich hatte gewünscht, dass Riesser dort spreche und dadurch sich den Weg bahne, hier ins Parlament gewählt zu werden. Allein der Plan missglückte 4 '.
Dr. Ladenburg an K. Mathy.
״,,Karlsruhe, den 4. Mai 1848.
Verehrter Freund!
Ihre lieben Zeilen vom 3. Mai beeile ich mich sogleich zu beantworten, zunächst um Ihnen meinen herzlichsten Glückwunsch und zugleich meine Freude über Ihren Eintritt in das Ministerium in meinem und im Namen aller Gleichgesinnten auszudrücken. Sie sind uns eine Gewähr, dass fortan die Regierung mit Kraft, Nachdruck und Energie handeln, dennoch aber keinerlei Reaktion anfkommen lassen wird.
Sie wünschen Nachricht über die hiesigen Zu- stände, welche ich mich beeile Ihnen zu geben, so gut ich es vermag. Und nun erlaube ich mir zum Schluss auch eine Bitte an Sie, denn da Sie einmal eine so hohe Stellung einnehmeu, so müssen Sie sich schon gefallen lassen, zuweilen mit Bitten bestürmt zu werden. Unsere Angelegenheit, ich meine der Gesetzentwurf wegen Aufhebung einiger Beschränkungen um des Glaubens willen, lieg*t schon lange vor der 2. Kammer ohne vorwärts zu gehen. Können Sie nicht dessen beschleunigte Annahme veranlassen? Ich bin zwar persönlich dabei betheiligt־, denn ich würde als Kandidat in einem Wahlbezirk auf treten. Aber meine Glaubens-
genossen erwarten auch den anderen Gesetzentwurf, der den § 54 des Gesetzes über die Rechte der Ge- meindebürger aufhebt und den § 13 der Gemeinde- Ordnung modificirt. Es genügt, Sie darauf aufmerksam gemacht zu haben, da ich von Ihrem guten Willen, die Sache zu fördern, überzeugt bin. Meine Frau, der ich Ihre gütigen Zeilen mittheilte, hat sich herzlich damit gefreut, dass Sie ihrer dachten und trägt mir die freundlichsten Griisse auf. Nächste Woche komme ich nach Karlsruhe, wo ich nicht ermangeln werde Ihnen meine Aufwartung zu machen und Sie persön- lieh zu versichern, wie sehr ich zu würdigen weiss, dass ich mich nennen darf Ihren Freund Dr. Ladenburg.' 4
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Aus Ladenburgs Tagebuch: ,,8. October 1848. Bei der Erneuerung der Präsidentenwahlen ist Gager 11 wieder gewählt worden, aber stattt Soiron ist Simson, statt Herrmann mein Freund Riesser, ein Jude 1. und 2. Vicepräsident geworden. Kann die Emancipation jetzt noch zweifelhaft sein?"
,,Mannheim, den 25. December 1848. Die Grund- rechte des deutschen Volkes sind fertig und sollen jetzt publicirt werden. Das ist sehr wichtig und folgenreich. Die Religionen sind gleichgestellt, der Adel als Stand abgeschafft, Fideicommisse und Lehen auf ge- hoben, alle Deutsche in allen deutschen Staaten gleich- berechtigt erklärt, alle Urtheile in allen Ländern voll- ziehbar, Pressfreiheit, Vereinsrecht u. s. w. garantirt, und noch viele andere unschätzbare Freiheiten gewähr- leistet. Was verlangt die Linke noch mehr? Der Mensch ist in der That ein eigenthümliches Geschöpf — hat er, was er begehrt, so schlägt er es nicht hoch an und strebt immer nach neuen Idealen".
Vogel, Karlsruhe (ohne Datum wahrscheinlich 25. December 1848).
,,Lieber Mathy!
Ich bin so frei, Deine Vermittelung bei der Ueber- gäbe anliegender Eingaben an die Reichsversammlung in Anspruch zu nehmen und lege Dir zugleich einen vom hiesigen Verein in den hiesigen Zeitungen bekannt- gemachten Entwurf vor — falls er Dir noch nicht zu Gesicht gekommen sein sollte. Es haben sich nunmehr die Vereine in Mannheim, Rastatt, Baden, Kan- d er n, S a 1 z b u r g und K ar 1 s r u h e zu einem Landesvereine konstituirt, und einen Ausschuss, an der Spitze Laden- bürg und Schröder (Director der höheren Bürgerschule das.) — und eben verhandeln wir über den Anschluss des badischen an den allgemeinen deutschen. Und so, glaube ich, wird sich doch nach und nach die grosse Zahl der wahren Patrioten zusammenfinden zur Unter- Stützung der Reichsgewalt und Reichsversammlung, da- mit das Riesenwerk der Einigung des grossen Vater- landes und die Befestigung unserer Freiheit zum Ziele
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geführt werden".
Zum Mischnacommentar des Maimonides.
Aus einer preisgekrönten Arbeit des stud. M. Rahmer.
(Schluss.)
VI.
Nach diesem Programm sollte füglich der Com- mentar beginnen, aber Maimonides kann nicht umhin,. den Studierenden zum bessern Verständniss der Misclina noch einige historische Notizen über die Männer,