-V -^ ^ -- ^ -/ Seite 400. I e f cH u r u n. Nr. 31. Jobeljahr^koinm.' aber auch dieser frei, ausgehen. Eine Frau durfte n/edeUch selbst verkaufen, noch durfte sie vom Ge¬ richt verkauft werden; wohl, aber ein kleines Mädchen vom Pater, wenn er ganz verarmt war. Aber auch dieses ging im stebeuten Jahre frei aus, und zwar mit Geschenken ver¬ sehen. Jede Strenge gegen hebräische Sklaven war ver¬ boten. Auf diese Weise sicherte das mosaische Gesetz jedem Israeliten die persönliche Freiheit. . Allerdings gestattete das Gesetz Nicht-Jsraeliteü als Skla¬ ven, zu erwerben. Dies lag aber in der Natur der Verhält¬ nisse. Aber auch diesen Sklaven gegenüber hatte der Herr die Pflicht, sie an feinen Festen teilnehmen zu lassen. Auch konnten sie sich- jederzeit loskaufen) oder durch einen Freibrief vom Herrn di^'Freiheit erlangen. Der Herr hatte wohl das. Recht, feinen Sklaven zu schlagen, starb dieser aber infolge der Schlüge, so wurde der Herr streng bestraft. War der Sklave durch die Schläge eines Gliedes, wenn auch nur eines Zahnes, verlustig gegangen, so ging er frei aus. Dem fremden Sklaven wurde dadurch Ruhe und Erholung vergönnt, daß er, wenn er sich vom Auslände nach Israel gerettet hatte, nicht ausgeliefert werdest durfte. Vergleicht man nun. dieses Gesetz mit der Sklaverei bei allen Völkern, so wird man dem Gesetze der heiligen Schrift den göttlichen Adel nicht ab¬ sprechen können, und wird zu der Ueberzeuguug gelangen,' das; Moses sein Volk in humanster Weise erziehen und eS die Bruderliebe allen Menschen gegenüber- auf der breitesten Basis lehren wollte. In der Geschichte des Volkes Israel spielen daher die Sklaven auch niemals eine Rolle. . Der . Prophet Zirmijahu verkündete den Sturz Jerusalems, als der König Zidkia in der Gefahr die Freilassung der Knechte be¬ schloß, diese Befreiung aber nach überstandener Gefahr wieder zurücknahm. Diese Erkenntnis der anerzogenen, in der Bibel an so vielen Stellen ausgesprochenen Liebe ohne Unterschied sollte uns doch Ehrfurcht vor . unserer göttlich geoffenbürten Religion einflößen. Wir können stolz mit Jona ausrufen: „Ich bin ein Hebräer"/ Möchten nur alle auch den Nach¬ satz hiuzufügen können: „Dem Gotte meiner Väter diene ich!" Durch Anlage, Oertlichkeit und Zeitverhältnisse ergiebt sich der Bernsteines jeden Volkes. Fragen wir nun, wozu Moses Israel erzichen wollte, so brauchen wir nur- einen Blick in die Bibel zu rverfen und-wir kommen zu der Ueber- zeugung, daß. er es zu einem ackerbautreibenden Volke machen wollte. Erft in der.Zerstreuung wurde Israel ein Handelsvolk. Aber auch dies entsprach seiner Mission, denn dadurch /konnte es sich erhalten und war nicht an die Scholle gebunden. Solange aber Israel im heiligen Lande wohnte, war es ein ackerbautreibendes Volk. Den Handel, der uns heule so vielfach zürn Vorwurf gernacht wird, weil envou den Juden mit Geschick und Erfolg betrieben wird, wollte Moses innerhalb des Volkes auf das notwendigste Maß fchränken. Er wollte großen Reichtum und große Arnrut vermeiden und einen gesunden Mittelstand erziehen. Es wurde daher als Grundsatz angenommen: daß Geld oder Früchte geliehen werden sollten nur zur Zeit der augenblicklichen Not, und darum durfte auch weder Zins ati Geld rroch an Frucht genommen werden, weil das ein Ausbeuten der Not gewesen wäre. Vom Ausländer, der in das Land kam, um Geschäfte zu machen, durften aller¬ dings landesübliche Zinsen genommen werden, weil der¬ selbe mit dem geliehenen Gelde Geld verdienen konnte, also ein Notstand nicht vorhanden war. Das Gesetz wollte also Israel auf den einfachen Standpunkt eines ackerbauen¬ den Volkes versetzen und das Schuldenwesen vermieden wissen. Das Leiben sollte kein Geschäft, sondern eine Wohl- that werden und entweder nur als wirkliches Geschenk oder unter der Bedingung der zinslosen Rückerstattung stattfinden. Wer diese humane Gesetzgebung mit. derjenigen anderer Völker des-Altertums vergleicht, der muß die tiefe Einsicht des Gesetzes bewundern. ' Bei - der Besitzergreifung des heili¬ gen Landes mußte daher vor allem dafür gesorgt werden, daß die Verteilung von -Grund und Boden eine gerechte sei. Um mm diese gleichmäßige Verteilung auch derart zu er¬ haltet;, daß durch Veräußerung der Grundstücke nicht eine Verarmung cintrcteit könnte, wurde angeordnet, däß im 50, Jahre jedes verkaufte Besitztum ohne Rückerstattung des Kauf¬ preises au den ursprünglichen Besitzer zurückging. Der Ver¬ kauf von Grundstücken war somit nur scheinbar und es war" eigentlich nur die Anzahl der Erntejahre verkauft. — Aber dies war .das sicherste Mittel, durch welches der gänzlichen Verarmung entgegen gearbeitet werden konnte. Es konnte durch diese Einrichtung ln Israel niemand auf die. Dauer ganz güterlos werden und. dies, nämlich die Erhaltung eines gefunden ^Mittelstandes, trug- wesentlich zur Festigung des Staates bei. , . ^ ‘ ' Werfen wir nun auf diese eng zusammengefaßten, mosaischen Erziehungsprinzipien einen flüchtigen.Blick ^ und vergleichen die in folge dessen^ entstandenen israelitischen Staatsverhältnisse mit denen Müderer Völker des Altertums, so drängt sich uns die Ueberzeugung auf, daß Moses nichts anderes wollte, als sein Volk zu erziehen zur wahren Humanität. Friedberg-El Am Globus. * Berlin, 31. Juli. Der Jahn-Hagel in Breslau. Der antisemitische Störungsversuch des Bres¬ lauer Turnfestes, der von den» Reichstagsabgeordneten Zimmer¬ mann angekündigt war, ist kläglich mißlungen. Zu einer vom Breslauer deutschsozialen Verein einberufenen eigenen Jahn¬ seier, die eine rein antisemitische Tendenz hatte, und in welcher Herr' Zimmermann, sprach, sandM sich nur einige hundert Personen ein, darunter/ von Turnern nur etwa hun¬ dert Mann, — ein Mißerfolg, über den sich auch die Anti¬ semiten angesichts der Anstrengungen, die von ihnen gemacht waren, nicht täuschen. Roch während der Festtage selbst waren hetzerische Flugblätter verteilt worden, in denen unter anderen Unwahrheiten auch angegeben war, daß jüdische Geschäftsleute aus dem Nationalfeste Nutzen ziehen wollten u. dergl. Die Antisemiten sind über dieses Fiasko in hohem Maße aufgebracht, was in ihrer Presse /deutlich zum Ausdruck kommt. Die „Staatsbürger-Zeitung" weiß sich in ihrem Feftbericht vor Entrüstung über angebliche Bevorzugung der Juden kaum zu lasten. Sie wannt die Mär wieder auf, daß man für die Figur der Königin Luise im Festzuge keine deutsche Frau habe finden können, behauptet, daß in dem Festspiel „Pallas und Germania" die Rolle eines deutschen Turners keinem Stammesgenoffen Hermanns, des Cheruskers, übertragen war, zweifelt auch die Stammesechtheit der Darstellerin der „Ger¬ mania" an und weist den Herrn, der das Bundesbanner |