{Himfmrg, 3. Januar 1924 2-^ Kummer 1 26» *j *y?» pJr. s w. t 8»landßabo«ueme»tß werde» nur bei de» Poktümter« au- Mtnointnrn. Freibleibender Anla»dL»Voiibe»«aSpreiS r monatlich 60 Goldvta. El«GlandS-Poftbezua: (nur „uaelassen kür Dänemark. England. Finn¬ land. Lurenibnra. Niederlande. Norwegen. Oeiierretlii, Scbrvrden. bcbweiz. Tichekbo-Slaivakei und Ungarn): 3.60 Goldmark für da< 1. Vierteliabr 19^4. Ltreifbnnd-BerugsvreiS für Deutschland. Oesterreich, Saaroeb-et. Lureinburo, Danzig und Niemelgebiet: 1.50Goldmark vro Monat; für das übriar Ausland: 3 Goldmark vro Monat, umznrecbnen u. zablbar in Geldscheinen des betr. Landes. < t Goldmark - */« Dollar). Erscheint wöchentlich am Donnerstag Schriftleitung und Geschäftsstelle: Hamburg, ABC-Stratze 57 Fernsprecher: Vulkan 8683 un ter GoldvreiS für die 9-aetoalt.. 37 mm breite Nonoareillezeile 80 Goldvfg. Bei Strilenaesucden und Famtlienonzeiaen erbalten Abonnenten aus diesen Breis 76°/» Rabatt. 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M. die Ver¬ einigung gesetzeSlreuer Juden Deutschlands unter dem Namen Achduth begründet. Achduth, das heißt Einheit und will besagen, daß im Gedanken der Einheit all die zusammengesaßt werden sollen, die in Gesinnung und Tal Gleiches ersehnen, nach Gleichem streben. Ein langersehnter Wunsch innerhalb der lhoralreuen Judenheit ist damit in Erfüllung gegangen; der Gedanke deS Kelo! Iisrael, der Gedanke von der Einheit Israels ist damit zur Tat geworden. Und ganz be- ssnders ist dabei zu erwähnen, daß dieser Zusammenschluß un¬ beschadet der politischem und taktische: Einstellung des Einzel¬ nen erfolgt ist. Etwa 100 Männer aus den verschiedenen Teilen Deutsch¬ lands hatten sich vorige Woche in Frankfurt zusammenge¬ funden, um dem, was seit langem einen jeden auf dem Boden der jüdischen Ueberlieferung stehenden besonders schmerzlich berühren mußte, nämlich dem Auseinanderstreben, dem Eichnichtverstehenkönnen oder Sichnichtverstehenmollen ein energisches Ende zu machen. Sie alle waren erschienen, deS Ernstes der Stunde sich bewußt, geeint in dem gleichen Wollen und Wünschen und getragen von der gleichen Idee und Ueberzeugung. Schon rein äußerlich bot das Bild der Ver¬ sammlung etwas Anziehendes. Natürlichkeit, Frisci)e, Lebendig¬ keit eigneren ihr. Da iah man die rabbiniscl-en Führer, welche wohl am meisten unter der religiösen Zersplitterung leiden, die in der Geschlossenl>eit ihrer Weltansci>auiing schon die Idee der Einheit verkörpern. Unter ihnen ragte besonders der neue Frankfurter Raw, Dr. H o f f m a n n hervor, dessen Zielbewußtsein, frei von Ueberheblichkeit, mit dem gesunden Sinn für die Forderungen des Tages sich verbindet. Wenn man den Wohllaut seines Organes, die Natürlichkeit und Klar¬ heit seiner Gedanken' in sich aufnimmt, steht man sogleich in seinem Banne. Man verehrt in ihm den geborenen Führer. Daneben Rabbiner Dr. U n n o - Mannheim, den sein ab¬ wägenden, abgeklärten Theoretiker, der durch seine halachischen Erörterungen der Diskussion bestimmtes Ziel und Richtung angibt. Beide Männer zusammen, erscheinen geradezu als Symbol der Achdulh. Und außerdem eine ganze Reihe be¬ kannter Rabbiner und Lehrer aus den verschiedensten Gegen¬ den des Landes, die sich gern in den Dienst der Achduth stellen wollen. Männer de? kommerziellen Lebens, wie Kommerz''en- rat Siegmund F r ä n k e l - München und Kommerzienrat Georg Marx aus Königsberg haben durch ihren Beitritt zu der neuen Vereinigung zum Ausdruck gebracht, daß sie in ihr für die Zukunft des thoratreuen Judentums eine sichere Ge¬ währ erbl!cken. Was aber dieser Versammlung ihren eigen¬ artigen Reiz verlieh, was das starke Vertietensein der Jugend, einer Jugend, die mit der Schwungkraft des Idealismus und dem Ernst der Problematik das Bedürfnis für die Achduth miterwiesen hat. Diese Jugend ringt um die Probleme, will nicht im Fanatismus der Sicherheit wie mit Scheuklappen durch die Welk ziehen, sie will milarbeiten, mit¬ gestalten, mitschaffen. Und nun zu der Versammlung selbst. Würde und Vera nt- wortnng-gefühl kennzeichneken sie. Keine homiletischen Reden, keine Redensarten und phraseologischen Betrachtungen. eS war eine Versammlung der Arbeit und Formung. So stark auch die Versuchung oft war, persönliche Wünsche in den Vorder¬ grund zu stellen, immer wieder setzte sich der innere Zwang, m»r daß Allgemeine )n Betracht zu ziehen, mächtig durch, und so gelang es in angestrengter Diskussion eine Förderung des Iieleß insoweit zu erreichen, daß Satzungen und Versasiung besprochen, gewürdigt nnd angenommen, somit die Achduth konstituiert werden konnte. Ihr Zweck ist die Zusammenfasiung aller auf dem Boden der Einheit der jüdischen Ge¬ meinschaft stehenden gesetzestreuen Juden Deutschlands zur gemeinsamen Lösung der dem thoratreuen Juden¬ tum erwachsenden Aufgaben. Mit dieser Formulierung, die in einer besonderen Programmschrift neben andern Punkten noch im Einzelnen begründet werden soll, ist im Statut Zweck und Ziel der Achduth festgelegt. Damit ist nunmehr endgültig die Legende von den zwei Judentümern erledigt. Und nun ist es Sache derer, die nie müde werden, von der Einheit Israels zu sprechen, auch durch die Tal zu zeigen, daß es ihnen Ernst ist mit diesem Bekenntnis. Es ist dabei ganz gleich¬ gültig, wie man jüdisch politisch eingestellt ist, wie man ge¬ meindepolitisch orientiert ist, es hfde't darum, unter nach¬ drücklicher Betonung der Einheit der jüdisck)en Gemeinschaft, die Stärkung des gesetzestreuen Judentums in allen jüdischen Gemeinden Deutschlands und die Zusammenfasiung aller auf dem Boden der Thorclreue Stehenden zur gemeinsamen Lösung der dem thoratreuen Judentum erwachsenen Aufgaben zu ermöglichen. An dem Wirken dieser Vereinigung, die ein mitbestimmender Faktor In der deutschen Judenheit werden wird, haben alle Juden Deutschlands Interesse, weil dadurch die Einheit der gesamten Judenheit gefördert und gestärkt wird. Ein glücklicher Stern waltete über dieser Versammlung, die Erfahrung des Alters, die Begeisterung der Jugend, jüdi¬ sche Gelehrsamkeit und Wissenschaftlichkeit, jüdisches Herz und jüdische Tat verkörperten bereits diese Einheit. Mit allen Erfordernissen eines Versammlungsleiters aus- gestattet, lenkte Herr Dr. Albert Sondheimer mit Ge¬ schick und Ucberlegung den Gang der Verhandlungen. Wo es erforderlich wurde, mäßigend und besciMichtigend, immer das große Ziel im Auge, um dessenwillen man zusammenkam, ver¬ stand er es, kortlter in rs, suaviter in modo seines Amtes zu walken. Von dem Widerhall, den die Frankfurter Gründungsver¬ sammlung in den Kreisen der gesetzestreuen Judenheit finden wird und von der geistigen Struktur, die sich in der Achduth herausbildet, wird ihre Entwicklung und Stellung in der deut¬ schen Judenheit abhängen. Wenn nicht alles täuscht, so steht das gesetzestreue Judentum in Deutschland, desien Bedeutung tn den letzten Jahren durch den allgemeinen religiösen Zug der Zeit stetig gewachsen ist, om Anfang einer neuen Epoche. Große Aufgaben für den Kelal Iisrael harren seiner. Des¬ halb: Wenn nicht jetzt, wann denn! Der verlauf der Gründungsversammlung. Am Mittwoch, den 26. Dezember, fanden sich im Büro der Finna Sondheimer die zu der Versammlung Eingeladenen ein. Um 10 Uhr eröffnet Dr. Albert Sondheimer als Vorsitzender des provisorischen Komitees die Versammlung, gibt in einer fein stilisierten Programmrede einen Ueberblick über die historische Entwicklung der letzten Jahrzehnte in der gesetzestreuen Judenheit. Ausgehend von der Renaissance, die S. R. Hirsch herbeiführte, erstand durch die Berufung von Rabbiner Dr. Markus Horovitz nach Frankfurt eine Er¬ neuerung des gesetzestreuen Judentums innerhalb der Ge¬ meinde. Die Zwiespältigkeit des gesetzestreuen Judentums, Mangel an persönlicher Rücksicht und andere Gründe haben eine Einheit vereitelt. Die Entwicklung der Dinge hat den Zeitpunkt jetzt herbeigeführt, wo, ohne den Zwiespalt zu ver- 'chärfen, durch einen festen Zusammenschluß aller Gleichge- nnten, diele Einheit sich verwirklichen läßt. Dann hielt Rabbiner Dr. Unna- Mannlieim ein Referat über die Idee des Arewus, der religiösen Bürgschaft eines Jüt den andern und ver Zusammengehörigkeit aller Juden zur lüdikchen Gemeinde. Für kurze Zeit lebte die Erinnnerung an oen unseligen Streit zwischen Rabbiner S. R. Hirsch und Rabbiner S. B. Bamberger wieder auf und der Enkel Rab¬ biner Bambergers konnte mit innerer Genugtuung feststellen, daß die Idee des Arewus ausgcjprock^en als hcilachsiche Bin¬ dung den Sieg davongetragen habe über den Geist der Trennung. Die Fragen des Statutes besprach Herr M. A. Lob, wies auf die Notwendigkeit der Organisation hin, auch auf die Notwendigkeit der organisatorischen Zusammenfassung der bereits bestehenden Vereinigungen W^ÜÜLÜlÜ ^l l Ziesels il » L i. c, k □ lL!#ir*CLauC7Wk C,-J MC L und die Hinzuziehung der nicht organisierten. Da auch Selbst¬ verständliches gesagt werden muß, so betonte der Redner, daß die neue Vereinigung ohne Kvmps und Schärfe ihren Weg gehen müsse, nur das gemeinsame Interesse in den Vorder¬ grund zu stellen habe und in Familie, Gemeinde und Staat ringend, bindend, fördernd und helfend sich betätigen wolle. Die Gleichwertigkeit aller gesetzestreuen Elemente ist eine selbstverständliche Voraussetzung. — Daran schloß sich die Dis¬ kussion über die drei ersten Paragraphen des Statutes, über den Namen, Zweck des Vereines und die Mitgliedschaft. In einer besonderen Einleitungsschrist, das ergab sich aus der anregenden Diskussion, soll im näheren alles Wissenswerte oder noch nicht klar ßenug Herausgearbeitete dargelegt werden. Daß die neue Vereinigung olle Gesinnungsgenossen, ganz gleich wie sie gemeindepolitisch orientiert sind, in sich umsasien soll, war der allgemeine Wunsch. Die sogenannte Austritlsfrage darf der Zugehörigkeit zur Achduth nicht hinderlich sein, sonst wäre die Idee eine verfehlte. Selbstverständlich wird die Ach- Mich her Not der kleinen Gemeinden, der Not unserer jüdi¬ schen Bildungsctttst"'^n besonderes Jnteresie und kräftige Hilfe entge^enbrlngen. Das gleiche gitt Ausbau Palästinas, der eine Herzenssache jedes einzelnen uno^L? -§^amtheit bilden muß. ^ -—- Nach einer kleinen Mittagspause, in der alle Anwesenden als Gäste des Herrn Dr. Sondheimer sich stärken und erfrischen konnten, kam es zur Abstimmung. Das Statut mit einer ent- 'prechenden Einkeilungsscbrift wurde genehmigt. Als Sitz der chduth ist Frankfurt gedacht. Vom Zweck der Vereini¬ gung war oben in der allgemeinen Betrachtung schon die Rede. Jeder Jude und jede Jüdin, die den Zweck der Vereiniaung zu fördern bereit sind und Vereine, Verbände, deren Bestim¬ mungen mit dem Ztvck der Vereinigung in Einklang stehen, können die Mitgliedschaft erwerben. Wablen zum Vorstand, in den Ausschuß, eine Kommission für Literatur und Presie usw. wurden voraenommen. Gegen 6 Uhr schloß der Vorsitzende Herr Dr. Albert Sondheimer, der auf aller Wunsch den Vor¬ sitz behalten wird, die Versammlung und Herr Löb sprach ihm den Dank der Anwesenden für die treffliche Führung der 3k* schäfte aus. Dr. A, J. Von agudistisch - offiziöser Seite wird folgender Be¬ richt ausgegeben: Angeregt durch die Beratungen der deutschen Landsmann¬ schaft auf der Kenessio Gedaulo, hatte der Vorsitzende des Grup¬ penverbandes der AgudaS Jisroel für Deutschland, Rabbiner Dr. A u e r b a ch - Halberstadt, die Vertreter der unabbängiaen gesetzestreuen Organisationen Deutschlands zu emer Be¬ sprechung nach Frankfurt eingeladen. In der Sitzung waren vertreten: Gruppenverband für A. I. für Deutschland, A. I. Jugendorganisation. Bund der gesetzestreuen Gemeinden, Freie Vereinigung für Jnteresien des orthodoxen Judentums, Leh¬ rer- und Rabb'nerverbände. Ai's der Fülle der Anregungen und Beschlüsse seien nur die folgenden erwähnt: Eine Kommission aus Mital'edern der Freien Vereinigung wurde beauftragt, für die minderbemittelten Kreise Mazzos zu beschaffen. Auch sollen schon jetzt Vorbereitungen für die Mazzosversorgung 1925 getroffen werden. Um der ungeheuren Not in Tefilin und M e s u s a u s zu steuern, wurde die A. I. Jugendorganisation beauftragt, sofort eine Konsumgenossenschaft für Ritualien ins Leben zu rufen, die den Ein- und Verkauf von Ritualien übernehmen soll. Vielfach wurde in der Sitzung der Mangel an Mohellm beklagt. Auf Anregung des Herrn Hugo Bandi-Franksiirt sollen alle Agudagruppen aufgewrdert werden, Mitglieder, die sich zur Ausbildung von Mohelim eignen, namhaft zu machen. _ MWerBmM an öf rBerlinerfliiüieriitflt Der Numerus clausus als Ziel. Die Exzesse an der Wiener Universität haben sich nicht als Einzelerscheinungen, sondern als Glieder einer großen Kette herausgestellt. die über Oesterreich. Ungarn, die Tsägechoslowakei nach Deutschland führte. Die völkische Internationale hat ihre Propaganda an den deutschen Hochschulen und in den letzten Jahren auch besonders an der Berliner Universität mlfaltet. Nun hat man zum ersten „entscheidenden" Sailag ausgeholt. Dem Ausschuß der Studentenschaft und dann, als dieser sich nicht für zuständig hielt, dem Studenten¬ parlament wurde folgender Antrag unterbreitet: „Um das übermäßige Anwachsen der Zahl der jüdischen Studierenden zu verhindern, wird der Ausschuß der Studentenschaft beauftragt, dafür zu lora en. daß in Zukunft in die Perlonalkarten «ins ! ! |