& ->a\ 1. Geile 2. v & lelitisches Familienblatt. Ja nunc Frage uufgenommen wiio. ob der Aussteller deut¬ scher Abstammung und Muttersprache ijt, sowie dafür zu sorgen. daß in Zukunft die Rubrik „Koit- seslion" bezüglich „Religionsbelenntnis" unbedingt ausgefülst wird." Erstellt war dieser Antrag vom Berliner Waffen- nng. der Finkenschaft und der deutschen Gruppe der Korporationen, die sich im Hochschulring deutscher Art vereinigen. Bezeichnenderweise vertrat den Antraa ein Mitglied der Landsmannschaft Guillelmia. Bereichnen- deiweise, denn es kanll gesagt werden, daß die Burschen¬ schaften in der Frage des Rassenprinzips zurzeit weit radikaler stehen als die alteingesessenen Korps, die schon seit vielen Fahren antisemitisch eingestellt waren. Die Burschenschaften, einstmals Vertreter freiheitlich-dentv- ktatisä-er Ideale, haben sich erst nach der Revolution auf «einen neuen ,,Boden der Talsackten" gestellt. Und ähnlich den Renegaten hallen sie es jetzt für nötig, mög- stchst auflällig ihre neue Gesinnung, chre geradezu un- oeschreidlich judenfeindliche Gesinnung an den Tag zu sögen. . Begründet «wurde der Antrag damit, dag „der deutsche Mittelstand es sich nicht mehr leisten könne, leine Söhne studieren zu lassen. Deshalb müsse ver¬ hindert werden, daß der an sich schon hohe Prozentsatz jüdischer Situdenten an den deutschen Hochschulen noch zunehme". Ein Teil der deutschen Gruppe lehnte den Antrag ab. da derartige statistische Erhebungen sinnlos leien. Da jedoch zwei Drittel der Berliner Studenten¬ schaft völkisch eingestellt sind, wäre der Antrag, der rweifellos der erste Schritt zum Numerus clausus ist. vmchzegcmgen. wenn nicht ein großer Teil der Rechten abwesend gewesen wäre. So gelang es der Minderheit, das Haus beschlußunfähig zu machen. Es! ist ferner ein sonderbares Zusammentreffen, daß gerade in diesen Tagen an der deutschen Hochschule in Prag von den Völkischen der Numerus clausus bean¬ tragt worden ist — und mit überwiegender Mehrheit von den tschechischen Studenten abgelehnt wurde. Wenn es auch falsch wäre, dem mißlungenen Vorstoß her Völkischen an der Berliner Universität allzu große Bedeutung beizulegen, so ist das positive und zweisel- los wichtige Ergebnis, daß die verfassungstreue Min¬ derheit gewillt und imstande ist. diesen Vorslöhen den N ötigen Widerstand enlgegenzusetzen. Immerhin wird ir rechtsgerichtete Studentenschaft auf jede Weise ver¬ stechen. Möglicherweise durch einen neuen Antraa. ihre Siele durchzusetzen, denn nach den Ferien wird eine Neue Vertretung gewählt werden. Falls es gelingen sollte, diesen neuen Antrag durch- zuseßen, würde er dem Kultusministerium vorgelegt werden. Es ist zu hoffen, daß sich die Antwort des Ministers auf die Verordnung vom Juli 1922 berufen ürird. nach der jedwede Beeinträchtigung jüdischer Stu¬ dierender ausgeschlosfen sein soll. Es kann jedenfalls lein Zweifel bestehen, doh der Provokation der völkischen Studenten mit allen Mitteln «ntgegengearbeitet werden muh. Durch die rein zahlen¬ mäßige Ueberlegenheit der Völkischen im Studenten¬ parlament wird tf.a tatkräftiger Widerstand sehr er¬ schwert. Aber vielleicht kann sich das Ministerium ein¬ gehender mit dielen Fragen beschäftigen. Bor ollem ollten. so meint die „Vossische Zeitung". Personal- ' rten, auf die nad^^r^V^tZ^ nun auch noch die age nQcL jSfeKftner Abstammung unb Mutterspraä)« gl werden soll, modernisiert werden. Wir hatten chon einmal darauf hingewiesen, es sei höchst überflüssig, uf diesen Karten nach den früheren Militärverhältnissen er Studenten zu fragen. Wie wir hören, handelt es sich noch um Formuicile aus der Vorkriegszeit —, die jetzt nachgedruckt werden. Ein solches Formular schadet uns in den Augen des Auslandes mehr, als man denkt. Immer wieder taucht unberechtigterweise die Sage von einer illegalen militärischen Ausbildung der deut¬ schen Studenten auf. Sollte es nicht möglich sein, diesen Märchen die Grundlage fortzunehmen? .V fln Sott. Von €!se Lasker» Schüler. Du wehrst den guten und den bösen Sternen nicht; All ihre Launen strömen. In meiner Stirne schmerzt die §urche. Die tiefe ftrone mit dem dusteren Licht. Lind meine Welt ist still — Du wehrtest meiner Laune nicht 6ott, wo bist du? ]ch mochte nah an deinem Serben lauschen, Mit deiner fernsten Nahe mich vertauschen. Wenn goldverklärt in deinem l^eich Aus tausendseligem Licht, Alle die guten und die dosen Brunnen rauschen. <3 <3 <3 Berdyczewski als Märchenerzähler. Von S. Meisrls. von allen Dichtungsgattungen Ist. glaube ich, das Märchen am leichtesten zu erkennen und am schwer¬ sten zu definieren. DaS Stoffliche nicht allein, viel¬ mehr auch die Art, wie der Stoff behandelt wirb, macht es zu einem solchen. Beim Märchen ist wesent¬ lich, wer es überliefert und wie es vorgetragen wird. DaS Märchen ist genz an den Erzähler gebunden. Man braucht ein Märchen nur ander- zu erzählen und e» wird ein anderes. Erzählen das Märchen die Brüder Grimm, so ist es ein Märchen, erzählt e» MusauS, so wird eine moralische Parabel daraus. DaS Märchen ist K u n st, und nicht einmal pri- mitive; zudem eine männliche Kunst. Der erste, der ein •*yw vtuuu. vcmjiryeic^auc tann uhCU> ch*n, erzählen. Märchen erfinden kann sie nicht. Sie spricht die Wahrheit, wenn sie Nacht für Nacht wieder-- undschau^ Ans der Reich-Hauptstadt. Die Reprüs » ntantenver- Ueyrasentaatenfitzmeg. Die Repräse x Berliner Jüdischen Gemeinde beschäftig!« sich a v- chter bat eht ernstlich Sa» der I cnnmluna der n ihrer letzten Sitzung tm Jahre 1923 mit Dingen von funda¬ mentaler Bedeutung. Die Ueberteuerung des Pu¬ blikum» durch die Koscher-Fleilchschlä große Mißstimmung erzeugt, und man ge> mit dem Gämnken um, denen die Aufsicht zn ent¬ ziehen, die nicht gewillt sind, eine Besserung der verhält» nisse herbeizuführen. Man oeschloß zunächst, in Kowno anzu» fragen, weil die Möglick)teit besteht, von dort au- billige» und oute» Kvsct^rfleisch in größeren Mengen einzuführen. — Eine längere Debatte entspann sich auf die Anfrage von Wolpe» wie weit die Reorganisation de» Religions¬ unterrichte» gediehen sei. Ganze Stadtteile find seit Jahren ohne einen Unterricht überhaupt, die Zahl der Schüler an den bestehenden Schulen ist erheblich zurück¬ gegangen bei gleick>zeitigem Anwachsen der jüdischen Bevölke¬ rung, auch an den Profanschulen besteht zum Teil kein geeig¬ neter, zum Teil überhaupt kein Unterricht. Auf die Art der Lehrkräfte wird gar fein Wert gelegt. Lehrer Hirschfeld unterstrich diese Ausführungen und forderte energisch, daß endlich eine Inspektion der Religionsschulen durchgeführt werde, die durch die Weigerung der Rab¬ biner verhindert worden sti. (Vergl. den Bericht über die Lehrertagung in der letzten Nummer. Die Red.) Auch müsse man unbedingt daraus dringen, daß die Schüler der folteren Lehranstalten einen guten Unterricht erhielten. Häufig sei allerdings die Nachlässigkeit der Eltern schuld, so in einem Falle, wo der Vater eines Unterprimaners schreibt: «Mein Solm hat fich seine Weltanschauung schon selbst gezimmert." Die größte Schuld jedoch treffe die Verwaltung der Gemeinde, die feit Zähren nichts getan habe, und deren Dezernenten Dr. Freund, gegen den sich die Redner aller Fraktionen wandten. Moritz Loeb sKons.) und Dr. Abraham Löb lvolkspartei) traten mit großer Wärme für die jüdische Volks¬ schule ein, und letzterer betonte, daß alles davon abhange, daß man wirkliche Persönlichkeiten als Lehrkräfte einsetze. Der Vertreter de» Vorstandes, AmtsgerichtSrat Wolf, meinte lakonisch, die Notwendigkeit der vollsscktule aus den angeführ¬ ten Gründen sei znzngcben, aber es sei nicht notwendig, die Gegengründe anzuführen. Auch der liberale Redner Dr. L i p sch i h wandte sich gegen die Volksschule, und meinte, wenn die Religionsschule gut geleitet sei. dann könne fle alles leisten. Eingehend clmrakterisierte Dr. Klee die Lehrersrage: eS wird nichts füsr die Vorbildung getan. Die Kümmerlichkeit des Gehalts, die Herabgedrücktheit der sozialen Stellung müsie heute jeden Vater davon zurückhalten, sein Ktnd Lehrer werden zu kasien. Schließlich wurden ein Antrag angenommen. da,ß sich ein besonderer Ausschuß mit der Frage der Einrichtung jüdischer Volksschulen vesckchftigcn soll. — Eine ebenso gro߬ zügige Behandlung wie in der Vergebung der Lehrerftellen verlangte Dr. Klee in der Neubesetzunader durch den Tod frei gewordenen Rabbivalsämler. Man dürfe es nicht dem -Zttfri! überlasten, welche Rabbiner in die größte deutsche Ge¬ meinde kommen, sondern man müsie rechtzeitig Umschau halten und dann wirllich hervorragende Persönlichkeiten, an öenen kein Mangel sei, wählen. Auch die Gehaltsfrage dürfe bei dieser wichtigen Angelegenheit keine Rolle spielen. -— Am Schluß der Sitzung wurde nach die Steuervorlage des Vorstandes durchqesprrxhen. Hierbei ergab sich, daß entgegen den vielfachen Klagen der Gemeindemirglieder, kein Grund zu einer Beschwerde über zu große Lasten durch die Gemeinde¬ steuern vorhanden sei. Der gesamte Skeuerbetrag für 1023 entspricht fast genau dem Betrage, der von der evangelischen Synode lediglich als Nachtragszahlung erhoben worden sei. Me Vorlage wurde von der Versammlung angenommen. f unt Heimgang von Geh. Jnstkrat Dr. Fuchs. Einer ervorragendsten Berliner Anwälte. Geh. Jusltzrai Dr. Eugen Fnchs, ist vorige Woche im 68. Lebens¬ jahre plötzlich verschieden. Eugen Fuchs, der seil mehr als einem Menschenalter am Kammergericht wirkte, er- freute sich wegen seiner hervorragenden Charaktereigen« schaftets mnH seiner wissenschaftlichen Bedeutung des größtens Ansehen bei seinen Berufsgenossen wie bei den Nichtern. Mit der gleichen Energie, wie seiner Berufsarbeit, wandte sich Eugen Fuchs der Verteidigung der Rechte seiner Glaubensgenossen zu. Er ist einer der holt: „ES ist mir berichtet worden, o glücklicher Kö¬ nig!" Sie hat die Märchen von andern gehört: ihre Kunst erschöpft sich im Nacherzählen, Und hierin, im Nacherzählen, ist sie Meisterin. Vielleicht auch ver¬ dankt da» Märchen seinen Liebreiz und seine Anmut häufig sein inneres Wesen und seine äußere Gestalt, indem eS den Erzähler wechselte. Das Märchen hat in verschiedenen Zeiten und bet verschiedenen Völ¬ kern eine andere Gestalt, mitunter eine vollständige Umbildung erfahren. Nirgend aber ist die llmwand- wandlung und Umbildung der Märchenstos e so deut¬ lich erkennbar, wie in der hebrähchen Sagewvelt. Selbstverständlich kann bei der Manntg'cLtigleit und bet dem hohen Alter der hebräischen MÄrchenstoffe von einer Umwandlung und Umbildung fremder Mär¬ chenmotive nur relativ gesprochen werden. Denn auch der Märchenforschung ist eS nicht immer leicht, den Wanlwrweg de- Märchens von Volk zu Volk genaue- ftenS zu verfolgen. Di« vergleichende Märchenkunde wird wohl bei ven alten Sagen und Märchen, Er¬ zählungen und Novellen, trotz ihrer Verschiedenheit und Mannigfaltigkeit, einen Zusammenhang mit den Urgebtlden feststellen können, wird sich sedoch weislich hüten müssen diesem oder tenem Volke ohne weite¬ res das Erfinderrecht zuzuerkennen. »Der Charakter der Märchen." schreibt Gafter in seinen Beiträgen zur vergleichenden Sagen und Märchenkunde, schließt den Beweis der absoluten Priorität aus." Denn die Märchen wanderten mündlich von Volk zu Volk, und jede» Volk behandelt sie subjektiv und machte Lie.sich angemessen. Die althebräische Literatur besitzt einen unge¬ mein reichen Schatz an Sagen, Legenden, Märchen und Erzählungen. Fast sämtliche Märchengattungen. Mär¬ chentypen. Märchenmotiv« und Moiivreihen sind in dem althebräiscben Märchenfchatz anzutreffen. Viel Eigene» ist darin, aber auch viel Fremde-, das durch eine geschickte Einstellung in den jüdischen Gedanken» krei» völlig zum eigenen wurde. Die jüdische Märchen¬ welt ist lanae ziemlich unbekannt geblieben, so daß man hier und da sogar der Meinung begegnen konnte, e» gebe überhaupt kein jüdische» Märchen. DaS Ist Mitbegründer des Z e n t r g l v e r e i n s deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens, er hat ihn seit den ersten Jahren mit geführt, wurde nach dem Tode von Horwitz sem Vorsitzender und behielt auch, nachdem ihn sein Gesundheitszustand zum Rücktritt ge¬ nötigt hatte, den Ehrenvorsitz. In diesem Kampf wurde er vor allem durch lein leidenschaftliches R e ch t s g e - fühl geleitet, Ibas ihm verbot. Unrecht schweigend ge¬ schehen zu lassen. Die Sammlung seiner Reden und Auf- sütze ihat er mit gutem Grund: „Um Deutschtum und Judentum" genannt. „3$ spreche deutsch» empfind« deutsch!" ruft er in einem dieser Aussätze; „deutsche Kultur und deutscher Deist erfüllen mich mehr als hebräisch« Dichtung und jüdische Kultur. Bin ich in der .Fremde, so sind Deutschland, deutsche Volks¬ genossen der Gegenstand meiner Sehnsucht. Wie mein» Eltern und Voreltern deutscher Staub geworden sind^ Io will auch ich es dereinst werden." Das Aufflackenl des Antisemitismus nach dem Weltkrieg, in dem auch tl einen 'hoffnungsvollen Sohn für das Vaterland dayin, gegebenn halte, verwundete ihn aufs tiefste und hat gewiß mit zur Untergrabung seiner Gesundheit beige- traßvft. — Unter außerordentlich starker Beteiligung, namentlich aus Kreisen der Anwaltschaft, fand m Weißensee die Beerdigung statt, wo der Unvergeßliche in der Ehrenrcihe beigesetzt wurde. Das Kammergericht, an dem er so lange gewirkt hatte, war durch seinen Prä¬ sidenten Dr. Pigges vertreten. Der Vorsitzende der Berliner Anwaltkammer. Eeheimrot Heinitz. sprach im Namen der Berliner Anwaltsck>aft. Justhrat Mai Hahn im Namen des Deutschen Anwattverems in warmen Worten den Dank der Anwälte aus. Für den Z e N- traloerein sprach der Vorsitzende. Justizrat B r od- n i tz. während Dr. Holländer im Namen der Kor¬ poration ^.Sprevia" ihrem Ehrenmitglied Worte der Dankbarkelt nachrief. Kol-Nidre tm Radto-Funk. Herr Manfred Ls- wandowski, Oberlantor am „Friedenstempel" zu Berlin, wird am Montag, dem 7. Januar, abend» 8 Uhr. erstmalig durch den „Radio-Funk"^ in der „Radiostunde" hebräische Gesänge und zwar das „Kok> Ridre" seiner Großonkels Prof. Louis Lewandowskt und das ,,Hafchkiwenu" von Birnbaum singen. Wa» sagt Rabb» Akiba zu dieser wirtlichen Neuheit? AuS dem Reiche. Der Stand der Ostjudenausweisung aus Bayern. In den letzten Wochen hat die Angelegenheit der Ost« judenausweisung aus Bayern an Klarheit in keiner Richtung gewonnen. Die Ausgewiesenen haben meist nur unzureichende kurze Fri st Verlängerung beiommest und leben in banger Erwartung über die weitere Ge¬ staltung ihres Schicksal». Das sämtliche dadurch in ihrer wirtschaflllchen Eristenz aufs schwerste gefährdet fmty ist ohne weiteres klar. Andererseits hören wir, daß zwischen den verschiedenen Behörden und auch mit inter¬ venierenden Staaten Verhandlungen schweben und die Vermeidung von Zwangsmaß nn ahmen seitens der bayerischen ausführenden Stelle z u g e s a g t ist. Es ist wahrhaftig höchste Zeit, daß das Stadium der Unklarheit in dieser Sache überwunden wird und daß die Behörden sich endlich entschließen, die vielen Aus- giwiesenen. denen man ernstliche Vorwürfe nicht zu machen hat. durch Ausweisungszurückziehung von d^r schweren und ungerechtfertigten Bedrohung zu entlüften Die vor einiger Zeit hier gebrachte Meldung über eine Intervention der britischen Regierung bei der bayerischen Regierung wegen der Judenaus- Weisungen aus Bayern wird der Londoner ITA. seitens des britischen Auswärtigen Amtes in der folgenden Form bestätigt: Der britische Generalkonsul in München Mr. Robert H. Olive ist persönlich bei der bayerischen Regierung in der Angelegenheit der Aus¬ weisungen von Juden aus Bayern vorstellig ge¬ worden. Krise in der zionistischen Organisation Xi. Mar Soloweitschik hat dem Präsidium der zionistischen Erekutive milgeteilt, daß er sich gezwungen sehe, aus der Erekutive a u s z u t r e t e n. Dr. Soloweitschik 'über¬ gibt der Orffentlich^it hierzu ein längeres Erpos>.'e. worin es heißt: „Ich bedauere tief, daß meine uuausge- letzten Bernühungen. durch innere Reformen V durch innere ftön v « im Londoner Büro zu belfern. sge- dre Zn° absolut erfolglos geblieben sind. Diese Zustände smd tief charaljoristisch durchaus falsch. Jüdische Märchen gibt es die Füll«, eS fehlte bloß der große jüdische Märchenerzähler. Das heißt: es hat immer welche gegeben, die jüdische Märchen erzählten, aber sie erzählten sie schlecht, sie machten immer eine moralt,che Parabel daraus. Tec tn- dtstüe oder der arabisch« Märchenerzähler tat nichts ande¬ res als erzählen, in holder Unbekümmertheit und mit einer gewissen Artigkeit, er reihte Bild an Bild, Wunder an Wunder, Geschehnis an Gescheht-i?, streu¬ te wohl tm munteren Flusse der Rede hin und miebet eine weife Sentenz, einen klugen Vers und ein sinn¬ reiches Sprüchlein ein, tippte sogar mitunter an die Stelle, wo die Geschichte eine Moral hat, aber all das war ihm nebensächlich, die Hauptsqche war da» Erzählen, die Erzählung. Der jüdische Märchener¬ zähler dqac^en hat immer die Erzählung der mo¬ ralischen Tendenz untergeordnet. Die Moral war der Punkt, um den die Geschichte wie ein Kreis gezogen wurde. Die Erzählung begann in der Regel mit einem Sinnspruch Salomo», und das Märchen war ledig¬ lich der erbauliche Kommentar dazu. Der indische oder der arabische Märchenerzähler ist gleich bei dem Kern der Sache. Er beginnt mit „Es war einmal" und schon kennen wir alle handelnden Persotten, den Kalif und den Großvesier. den Prinzen und sein Lieb, den Großkaufmann und seine Sklavin, zudem noch die Riesen und die Geister, die Rakshasas und die Dschlnen und all die Wunderdinge, die daztt ge¬ hören. Der jüdische Märchenerzähler dagegen beginnt mit einer langen moralischen Predigt, und die Ge¬ schichte wird al» eine Art von Zierleiste um den moralischen Kern gelegt, oder auch nur als mnemo¬ technisches Mittel angewendel, um die Moral leichter dem Gedächtnis einzuprägen. Die Art, wie bisher jüdische Märchen erzählt wurden, mögen folgende lvenkge Beispiele veranschau¬ lichen. Bor mir liegt «in altes hebräisches Sagen- und Märchenbuch, nicht nur für Kinder, sondern zur Lek¬ türe für „Groß und Klein" bestimmt. Unter anderem wird da auch die Geschichte von den Kranichen de» Jbikus erzählt. Der Erzähler beginnt folgendermaßen: „ES heißt in der heiligen Schritt: Kc of haschamasim jolich eth hakol. Der Vogel unter dein Himmel kann das freigelaffene Wort an die Ohren bringen. Da» fretgelaffenc Wort kann wie ein kleiner unbeob- |