•Hummer 24 Hamburg, 12. Zuui 1824 26. Zahrgaug i sraelitische s CRM\ JWftbefQ NAJ\ /JA£ V Vv n . >r L<ajs?>.t5sa B ezugspreise: Jnlandsaboniiemciits werven hu« bei de» Bostäuiteru au- aenomiueii. — Fiilaiivs-Postbejiigspreis: inonatlick60Goldvfa.inkl. Bestellgeld. AnslaiidS-Postbeziig: (nur für Dänemark, England,Rnn« land.Lnreinbnra.Niederlande.Noriveaeii.Oesterreicb.Scbiveden.Scüiveiz, Tsckeckio-Sloivakei und Ungarn): 2.50 Goldmark für das Vierteljabr. Streisbanv-Bezugsvreis für Deutschland. Oesterreich. Saaraebiet. Luremburg. Danzig nnd Menielaebiet: 1.75 Galdinark vro Monat; für das übrige Ausland: 3.— Goldmark vro Monat, umzurechnen und zahl der in Geldscheinen des betr. Landes. (1 Goldmark - 'U Dollar). Erscheint wöchentlich am Donnerstag Schriftleitung und Geschäftsstelle: Hamburg, ABC-Stratze 57 Fernivrecher: Vulkan 8683 P o st s ch e ck - K o n to: Hamburg Nr. 8295 unter „Israelitisches Familienblatt" Anzeigenpreise: Preis für die 9»aesvalt., 27 mm breite Nonvareillezeile üv Goldvfg. Bei Stellengesuchen und Familienanzeigen erbalten Abonnenten auf diesen Preis 50% Rabatt. Reklameanzeiaen am Text: 250 Goldvfg. für die 3-gesvalt. 83 mm breite Nonvareillezeile. — Anzeiaengebübren werden auf Postscheckkonto Hamburg 8295 unter »Israelitisches Familienblatt" erbeten. — Für Erscheinen der Anzeigen an bestimmten Tagen und Plätzen kann keine Gewähr geleistet werden. — Bei Klagen gilt die Zuständigkeit des Amtsgerichts Hamburg als vereinbart. iS» Diese Nummer enthalt 16 Seiten. Einzelnummern dieser Zeitung kosten 15 Goldpfg., bei freier Zusendung im Inland 25 Goldpfg., im Ausland 50 Goldpfg. Jüdische Gemeindepolitik. Von Ben Scholom. Indem wir diesen Ausführungen Auf nähme gewähren, möchten mir ausdrücklich betonen, datz wir uns mit dem Verfasser durchaus nicht völlig identifizieren. Aber zur Entpolitisierung der Ge¬ meind estuben wollen auch wir nach Kräften beitragen. D. Red. Unsere Väter hatten wohl viele Leiden, aber das Leid der Politik kannten sie nicht. Im Staate waren sie Objekt und nicht Subjekt der Gesetzgebung, und in der Gemeinde, wo sich alle ihre idealen Interessen konzen¬ trierten; ging das ganze Streben dahin, die jüdische Ge¬ meinschaft im jüdischen Geiste zu erhalten. Es gab wohl verschiedene Meinungen in der Gemeindestube, aber keine Parteien. Aber inan kann verschiedene Wege gehen, um zum Ziele zu gelangen und in einer Zeit, wo bereits die A-B-C-Schützen Politik treiben, wird man nicht ver¬ langen dürfen, das; die Gemeindestube davon ver¬ schont bleibt. Man wird auch begreifen, das; Gleich¬ gesinnte ,die auf dem Boden einer gemeinschaftlichen Weltanschauung stehen, sich zu gemeinsamen Kampfe zu- sammenschlietzen, und ob sie sich Gruppen oder Parteien nennen, das macht keinen wesentlichen Unterschied. Das Unglück ist nicht, datz es Parteien innerhalb der Gemeindevertretungeil gibt, sondern datz »«* " ch fremde n Ri u st e r n gebildet find und in i t e n t le hnte n Schablonen arbeite n. Schon die Namen der Parteien sind unklar und irreführend. ,,Orthodor" ist die offizielle Bezeichnung für die griechisch katholische Kirche (Prawoslawni heitzt „recht¬ gläubig", also die wörtliche Uebersetzung). Im Juden¬ tum ,das fast dogmenfrei ist, ist dieser Ausdrua so fremd, datz man dafür keinen kongruenten Ausdruck im Hebräi¬ schen findet, llnd was ist „liberal?" Frei! Ja, wie weit soll diese Freiheit gehen, wo doch Geschichte und Lehre auch dem Liberalsten Grenzeil setzen? llnd „Volks- vartei" ist hellte ein Etikett geworden für alle Rich- tullgen, die das Volk eiilfailgeil wolleil. Was die Par¬ teien und Richtungen unterscheidet, ist im Grunde nicht der Glaube, der inl Judentum gar feine so gewaltige Rolle spielt, sondern die Lebensart, die A u f - f a s s u n g von d e n K o n s e g u enze n der Le h r c, die doch eigentlich für alle bindend ist. Sucht man ilach Prinzipien, so wird man wohl von Beharrlichkeit und Entwicklung sprechen können. Aber auch diese Gegensätze sind nicht streilg abgegrenzt, und es führen Wege von eitlem zum andern. Beiden Richtungen wird inan, wenn man sich zu einer objektiven Anschauung durchgerungen hat .die Be¬ rechtigung iil der Geineinde nicht absprechen können, solallge sie ben geschichtlichen Boden nicht verlassen und die Einheit der Genleinde nicht stören. Es hat immer viele Schattierungeil im Judentum gegeben, und gerade die gegenseitige Duldung hat das Schisnln verhindert. Von ben Karaiten abgesehen, kennt das Iudentuni der letzten Jahrhunderte feine Sekteil. Selbst die chassidäi- sche Bewegung ,die so tief eillschllitt und eine Revo¬ lution gegen das talmudische Judenlum hervorrief .hat bei allen Kümpfen zu einer Trennung nicht geführt, und llach der kurzen '^irmischen Epoche ist eine gewisse Ver¬ ständigung eingeireten. und hellte lebeil in den ineisten Geiileilldeil des Ostens Ehassidim und Misnagdinh wenn auch nicht mit einander so doch nebeneinander. War¬ um solleil also nicht alich in Deutschland verschiedene Richtungen in der Gemeinde leben und in der Repräsen¬ tanz und in der Verwaltung vertreten sein? Man wird freilich, ohne ein Opfer der Ueberzeugung zu fordern, verlangen müssen ,datz die Parteieil einander nicht das Judentum absprechen und in bestimmten Fragen Zu¬ sammengehen. Datz dies bei gutem Willen möglich ist, hat die Entwicklung der letzten Jahre in vielen großen Gemeinden gezeigt. Die Sturm- nnb Drang¬ periode des Liberalismus ist vorüber uild meistens sind die Liberalen heute — aus freiem Willen oder der Rot gehorchend - geneigt, die rituelleil Jilstitutionen der Gemeinde nach den traditionellen Forderungen einzurichten. Und auch ein großer Teil der Orthodoxie sieht heute bereits ein, daß der S e p a r a t i s Nl u s häufig eine für beide Teile gefährliche Isolierung be¬ deutet, die möglichst vermieden werden sollte. In den letzten Jahren hielt auch der Zionismus in vielen Städten den Einzug in die Gemeindestube. und er bildet neben den Liberalen und Konservativen die dritte Partei. Jpeute .wo die^Pteirrungen ein wenig ^gekfärt sind, wird j# — von den'jüdischen Hakenfreuzlern um Naumann abgesehen --- niemand wagen, den Zio¬ nisten die Existenzberechtigung abzusprechen. Wir alle wissen, welche Verdienste der Zionismus unl die Erhal¬ tung der jüdischen Jugend hat, und bei all den Schatten¬ seiten, die er genall wie jede andere Partei haben mag, wird mall sagen müssen, datz er häufig ein Gührungs- elemellt bildet und die drohende Arteriellverkalkung durch die Zufuhr ileuen Lebens verhindert. Aber — gehört er in die Gemeiildestube hinein? Das ist die Frage. Er will eine politisch-nationale Richtung seiil ulld keine religiöse, und die jüdische Gemeinde in Westeuropa ist Iw erster Reihe Kultus genleillde. Max Rordau hat freilich bereits auf dein 3. Zionisten¬ kongretz die Parole ausgegeben: „Eroberir wir die jüdi- lche Geineinde, bevor wir dBtzZüdische Land erkämpfen!" Aber gerade datz Nordäu, der Mer Religiosität kalt, ja feiildlich gegenüber stand, dieses Postulat prägte, beweist, wie hohl dieses Dogma ist. Wollen die Zio¬ nisteil das Eindrillgen der Assimilatioil in die Religion und ihre Institutionen verhindern, dann wäre es wohl richtiger. wenn sie die Reihen der Konservativen stärken und nicht durch Zersplitterung schwächen würden. Müssen sie aber schon durchaus eine eigene Fraktion bildeil. dann wäre jedenfalls im Reprüsentantenkollegium ihr Platz an der Seite der Konservativen, mit denen sie vieles, nnb nicht an der der Liberalen, mit denen sie nichts gemein haben. (? d. R.) Es ist aber eine Parodie auf ihre Weltanschauung, wenil sie für die Bewilligung eines zionistischeil Mandats inithelfen. datz radikale Assiinilanteil, Leute mit christlichen Frauen, in den Verwaltungskörper einziehen. Es ist weder eine kluge noch gerechte Taktik, verdienstvolle Mäniler einfach aus der Verwaltung hinauszuwählen, nur weil die durch eine Unvernunftehe mit ihr verbundene Partei es so haben will. Wenn mail so oft von „Klal Jisroel" spricht .dailn muß man danrit anfangen, datz ,nan die Interessen der Genreinde höher stellt als die der Partei. Eille jüdische Genleindevolitik darf nicht dl« <u.Wa« einer politischen Partei wandeln, denn sie ist in Wesen und Form etwas anderes. Sie dnrf nie neraesse,,/ datz sie die r e l i g i o s e )l I n t c r c i \ c u einer Ge meinschaft vertritt nnb datz dies mit innerer Wahrhaftig¬ keit und Würde gescheheil inutz. Scholl in der Politik sind Konzessionen nnb Paktierungen von Hebel, bei der religiöseil Partei können sie geradezu gefährlich wer¬ den .weil sie den Boden auf.dem sie steht, unterwühlt. Gewitz kanil auch in der Gemeillde alles ilur etappen weise erreicht werdeil. aber die richtige Bahn darf nicht verlassen werden. Ist man zu schwach, um aus eignss Kraft etwas zu erlangen, dann suche man Hilfe bei wesensverwandten aber nicht bei heterogenen Richtungen. Wenn man aber mit Richtungen, die man bei der Wahl als Totfeinde behandelt hat, einen Kuhhandel abschlietzt, so verhöhnt inan sich selber. Wenn schon das Repräsen- tantenkollegium in Fraktionen zerrissen ist, so sollte wenigstens der Vorstand, der eigentliche Träger der Eemeindegeschäfte, ein einheitliches Bild bieten. In dieser Körperschaft darf es nur Platz geben für Männer, die arbeiten können und arbeiten wollen, und die ernstlich bestrebt sind, dein jüdischen Geiste und der Ein¬ heit der Geineinde gerecht zu werden. Die Mahl in den Ausschuß ist sicherlich in erster und letzter Reihe eine Personenfrage, und inan sollte dabei nicht untersuchen, woher iemanb kommt, sondern was er ist. Drei Mitglieder gemäßigter Richtung sind hier — auch vom Standpuiikt einer entgegengesetzten Rich¬ tung — wertvoller als zwei radikale Assimilanten und ein Zionist. Haben sich Männer im langjährigen Schaf¬ fen als tüchtige Arbeiter und als gerecht denkend be¬ währt. dann ist es weder jüdisch, noch politisch, noch gerecht, sie auszuschisftzn, um.Mutz zu. schaffen. für neue Parteimänner. Mit einer solchen Politik wird nur er¬ reicht, datz hervorragende Männer, deren wir sehr be¬ dürfen, überhaupt kein jüdisches Amt mehr annehmen, weil sie sich von diesem Treiben angewidert fühlen. Der Mangel an Persönlichkeiten ist heute an sich schon sehr groß, und er wird durch die verfehlte Taktik ein¬ seitiger Parteien noch großer. Es ist menschlich begreiflich .daß jede Richtung danach strebt, die Gemeinde zu erobern. Aber man erobert die Gemeinde niefjt durch einen- Kandidaten inehr in der Vertretung oder in der Verwaltung, son¬ dern dadurch, datz man seine Ideale zu den Idealen der Gemeinde tnacht. Die größte und wichtigste Beeinflussung ist die, datz die Person ganz hinter der Sache verschwindet. Das ist natürlich viel schwieriger als die übliche Schablonenpolitik. Eine solche zielbewutzte Politik erfordert Opfer, Hingabe und Klugheit, aber sie trägt gute Früchte, — nicht nur für den Augenblick .sondern für die Dauer. Der kompromittierte kabbinerverein. Wir berichteten in der letzten Nummer von der be¬ vorstehenden Bannbulle des Vereins ortho¬ doxer Rabbiner gegen die A ch d u t h, Vereinigung gesetzestreuer Juden in Deutschland. "Das avisierte Edikt ist prompt zu Schowuaus im „Israeli t" er¬ schienen. Es unterscheidet sich aber im Schlußsatz merk¬ würdigerweise von der an die einzelnen Mitglieder des Vereins mit dem Ersuchen um Unterschrift gesandte^ Erklärung. Dort stand zum Schluß: „Aut Grund des Religionsgesetzes (!) müssen mir daher vor dem Eintritt in die Vereinigung „Achduth" warnen." Nu^ mehr lautet die Fassung: „Gegenüber dem VerG-J^;, Vereinigung „Achduth", den klaren ^ZEnteu Arewuth-Gedankens umzubiegen und dessen, was er wirklich besagt. ^otzchev- Oeftenlkch- wir es für unsere Pflicht, oor.even." — Grlmrer mn feit entschieden Protest " _ ., , tn : r h Ems OetinKut . , Moerlässig-- f°lte ber chtet wird Wie iin S „iics zua°trag-n: Di- LMarmig >>> o« . "^i? noraussetzt. wenn nicht bis zum 26. Mai d?'^Ke1t?n den Brief erst am Schabbos. den eine Geqenäu^zerung erfolgt. Daraufhin sf ?,«t n hreren Mitgliedern gegen diese eigen- wurde von mei ^erschrifterschleichung Berwah- riiuielegt und nunmehr hat, wohl auf eigene " 'u der Vorstand, in dessen Zusammensetzung son¬ derbarerweise iin letzten Moment auch eine Aenderung rinaetreteii ist, die Protesterklärung erlassen. 2n weilen dir ui nt Teil dem Verein nahe stehen, herrscht 'iVK » re |