Verlag un- Schriftleitung: öeelin SV SS, Lindenfteaße 13 ^ Fernsprecher: Mmt Noritzplatz 115-Z, 1SZ15- 7577 Die Zeitschrift ist nur durch dir zuständige Po staust alt zum Preise von vierteljährlich M. 7,50 zu beziehen Alleinige Anzeigenannahme-. Annoncen-Expeditron Rudolf Moste, Berlin SW 19, und deren Filialen. Anzeigenpreis: M. 3,— für die 6gespaltsns Zeile nach Rudolf Mostes Normalzeilenmesser Nr. 4, Familienanzeigen und Stellengesuche M. 4,50, die 90 uim breite NeLlainezcilej 'M. 35^— Auf neuen wegen zu alten Fielen. Von Justizrat Dr. Julius Brodnitz, Vorsitzender des Central-DereinS deutscher »juatsbürger indischen Glaubens. Wenn in heutiger Zeit eine neue Wochenschrift erscheint, so bedarf dies schon aus wirtschaftlichen Gründen einer Rechtfertigung. Mit großem Bedenken und nicht ohne Sorge hat sich der Vorstand des Central-Verems deutscher Staats¬ bürger jüdischen Glaubens entschlossen, seine alte, bewährte, und, wie wir wohl sagen können, hoch geschätzte Monatsschrift in eins Wochenschrift nmzuwandeln. Als wir kurz nach der Gründung unseres Vereins unsere Monatsschrift gründeten, waren wir eine kleine Schar, aller¬ dings unter der Führung zweier Männer, wie es Maximilian Horwitz war und Engen Fuchs zu unserer Freude noch ist, zweier Männer, deren Name an der Spitze unserer ersten Nummer zu nennen, nns ein innerstes Bedürfnis ist. Damals bestand engste Fühlung zwischen dein Vorstände und den Mitgliedern. Damals galt es auch zunächst nur den Gri'm-dungsgedanken unseres E. V. zu verkünden und zu verbreiten. Ans der kleinen Schar ist die größte Vereinigung deutscher Juden geworden. Unsere Ansgaben find leider in einer Weife gewachsen und wachsen fast dauernd dergestalt, daß wir, wenn wir unsere Ausgaben erfüllen wollen, mit einer Monatsschrift nicht mehr airskommen können. Eine Monatsschrift hinkt den Ereignissen immer nach. Das bietet in gewisser Hinsicht einen Vorteil. Mancherlei wird am Ende des Monats anders be¬ trachtet, als es vielleicht am Anfang des Monats erscheint. Wenn die wirtschaftlichen Verhältnisse es gestatten, soll diesem Gedanken Rechnung getragen werden und 'unsere alte Monats¬ schrift „Im deutschen Reich" als eins Zeitschrift wieder- auf- leben, welche die uns berührenden Dinge von hoher Warte zu betrachten sucht. Im Tageskampf dürfen wir aber nicht nachhinken, wir müssen ein Organ besitzen, welches die dauernde Fühlung in allen Fragen unserer Arbeit nicht bloß mit unfern Ver¬ trauensmännern, sondern mit der gesamten Mitgliedschaft, s. mit dem gesamten deutschen Judentum und — mit unfern Gegnern sichert. Diese Erwägungen machen die Wochenschrift zu eurer abso¬ luten Notwendigkeit. '' W a s w o l l s n w ir nicht? Wir wollen nicht dis Hrcht-ll- der jüdischen Familienbläkter vermehren. Ngch.-diMx Mch,-.. tung wird den Bedürfnissen unserer Glaubensgenossen, ans welchem religiösen oder jüdisch-politischem Standpunkts sie stehen mögen, von zahlreichen, zum Teil sehr wertvollen Zeitungen und Zeitschriften genügt. Wir wollen und können nach der ganzen Art der Einstellung unserer Bereinsarbeit nicht ein neues Familienblatt herausbrirrgen. Waswollen w i r ? Wir wollen eine Wochenschrift, dis ausschließlich unserer Idee und unserer Arbeit dient, die unsere große Zahl von Freunden dauernd über alle uns interessieren¬ den Ereignisse informiert, zu diesen Ereignissen selbst Stellung nimmt und unfern Freunden Gelegenheit gibt, zu den Er¬ eignissen so schnell Stellung zu nehmen, daß ihr Ruf nicht un- gehört verhallt und nicht zu spat kommt! Nicht leichten Herzens haben wir unS entschlossen, dis ehr¬ würdige Bezeichnung unserer alten Monatsschrift „Im deutschen Reich" aufzugeben. Wir hoffen, wie schon gesagt, diesen Namen, an dem wir Netteren jedenfalls — der Name mag glücklich gewühlt sein oder nicht — pietätvoll hängen, noch für eine neue Monatsschrift erhalten zu können. Für 'unsere Wochenschrift war es angebracht, einen neuen Namen zu wählen. Wenn wir unsere Wochenschrift die „C. D.- Zeitung" nennen, so dürfen wir das in gerechtem Stolze tun. E. B. i st einPro g r a m m ! Unser E. D. ist die Stelle, an der sich alle deutschen Juden sammeln, die gute Deutschs und gute Juden sind. Wir haben vor Jahrzehnten unfern. Verein gegründet, um unsere Glaubensgenossen, wie es in unserer alten Satzung heißt, in unbeirrter Pflege deutscher Ge¬ sinnung zu vereinen. Wir sind diesem Programm treu ge¬ blieben und werden ihm treu bleiben. Das ist der E. B.- Gedanke! Wir bleiben ebenso treu dem Glauben unserer Väter? Wir kämpfen für die Rechte der deutschen Juden nicht bloß rationalistisch eingestellt, den Finger aus die Verfassung gerichtet, sondern deutsches Judentum ist für uns ein lebens¬ volles und deshalb ein lebenschafsendes Gebilde! Wir lehne» es ab, uns daraus untersuchen zu lassen, wieviel Tropfen jüdischen und wieviel Tropfen deutschen Blutes in uns sind. Es gibt an uns und in uns keine Faser und keinen Bluts¬ tropfen, der nicht gleichzeitig jüdisch und deutsch ist! Wir deutsche Juden fühlen nns mit Recht nicht als künstliches Ge¬ bilde gedanklicher Arbeit, wir deutsche Juden leben viele Jahr- Hunderte auf deutschem Boden und haben in uns das Gefühl der Sicherheit, das nur ans voller Bodenständigkeit erwächst. „Um Deutschtum und Judentum" hat Eugen Fuchs dis Sammlung seiner Reden und Aufsätze genannt. Diests Wort bedeutet unser Programm. Wir haben es über unsere Wochenschrift gesetzt und werden es in Ehren halten! Als wir Alten in emsiger Arbeit voll Begeisterung ohne große» Verwaltungsapparat die gesamte BerrinstStigkeit er- ^ hdiastvst, >Ha-AMKinte mancher von uns von dem Tage, an ./.welche wir unsere Arbeit werden niederlegen können, weil nnsertv Ausgabe gelöst ist. Wir damaligen Jungen sind schon M'gAvor'dekl, Die Begeisterung für unsere Sache und der Optimismus, der jedem guten Juden eigen, ist — so schwer es auch manchmal gewesen sein mag — von uns nicht ge- - wichen, aber niemand von uns glaubt noch daran, daß er den Tag erleben wird, an dein unsere Arbeit als getan angesehen werden kann. Als gute deutsche Inden wollen wir darüber nicht weichlich klagen. Wir glauben an den Sieg unserer Sache als einer moralischen Notwendigkeit. Darum weiter frisch an die Arbeit! |