248 de n ist, sich zu fragen habew ob 'der Schaden-, der durch die kies¬ gehende Verseuchung weiter BevMerungskreise durch Haßgesühle ein¬ getreten ist, in absehbarer Zeit überhaupt noch wieder gut- gemacht werden könne. Dev Natihenau-Mord hat in der Stellungnahme der Deutsch natio¬ nalen VoWPartei in Ostpreußen keinen Wandel hervorgerufen. Wenn in Nr. 12 dieser Zeitung daraus hingewiesen wurde, daß> die Deutsch- nationale Votkspartei im gangen den Trennungsstrich nach rechts nicht vollzogen hat, so illustriert die Haltung der Deutschnationalen Volks¬ partei in Ostpreußen und ihres führenden Blattes in diesen Tagen diese Auffassung bestens. Der ostpreußische ParteivorsLand hat sich nicht mit der Erklärung, der Gosamtpartei, daß alles beim alten. Positiv - völkisch, bleibe, begnügt, sondern in einer Sonde rerklä- r u n g diese Forderung übertrumpft. Unseres Wissens sprach in einer deutschnationalen Mitgliederversammlung zum ersten¬ mal in diesen Tagen gerade hier in Königsberg ein Mann wie G l o g e r , dessen Hetzversammlungen in Ostpreußen im Austrage des deutschvölkischen Schutz- und Trutzbundes zu den widrigsten Exzessen führten. Man identifizierte sich mit den Bestrebungen des deutsch¬ völkischen Trutz- und Schutzbundes, dessen Verbot ausgehoben werden müßte, weil man nach den Worten Glogers stets die Gewalt verpönt hätte. Als nach dem Ausschluß Hennings aus der Partei und den: Austritt Mulles und Gräfes es so schien, als ob die Deütschnationalen die Rechtsbölschcwisten von sich schütteln wollten, beeilte man sich bei uns, laut und deutlich den Ortsgruppen der Provinz zuzurusen: „W e i st k e i n e n D e u t s ch v ö l k i s ch e n v o n euch, nur nickt d i e Partei zersplittern,!" Man fürchtete, die sicherlich nicht ganz unbeträchtliche Zahl der zu Terrorakten geneigten judenfeindlichen Anhängerschaft zu verlieren, und identifizierte sich, um diesen Verlust zu vermeiden, mit Leuten, von, denen das deutschnationale Mitglied, des Landtages Herr Walter Graes, betont, daß sie in ihrem nationalen Gefühlsleben erschüttert seien! Dieser nach wie vor positiv-völkisch eingestellten kompakten Poli- schen Partei gegenüber versuchte und versucht noch immer unser Landes¬ verband des Central-Vereins alle deutschdenkendenJudem zu s a m m ein, um sie von der Gefahr, die ihnen und dem Vaterlande durch diese nationalistischen Kreise droht, Zu überzeugen und in ihnen immer stärker die Gewißheit zu begründen, daß eine stete Erziehungs- und Aufklärungsarbeit ihre Früchte in unserem Kampf um die Gleich¬ berechtigung zeitigen muß. Ein besonders starker Judenhaß, der durch ieden erstbesten Demagogen geschürt werden kann, ist nach unserer Auffassung ein Beweis dafür, daß die Ausgaben des Central-Vereins noch nicht mit dem genügenden Nachdruck durchgeführt worden sind. Wir konnten mit Befriedigung feststellen, daß in denjenigen Ortsgruppen, die stete Aufklärungsarbeit geleistet haben und jedem völkischen Uebergriff sofort die Stirn boten, ein wirklich tiefgehender Judenhaß nicht Wurzeln geschlagen hat. Wenn noch vor gerade drei Jahren bei der Gründung des Landesverbandes die etwa acht Herren aus unserer Provinz, welche damals in Königsberg zusammenkamen, zweifelten, ob man einen solchen Verband überhaupt gründen solle, so hat dieser, der nun bereits 20 Ortsgruppen und etwa 7 0 Ver- t r a u e n l e u t e umfaßt, allein seine Notwendigkeit und Nützlichkeit dargetau. Wir alle, Landesverband, Ortsgruppen und Vertrauensleute, haben die Pflicht, immer wieder unseren Anhängern Rechnung zu legen über das, was wir leisten. Die Mitglieder haben ein Recht, dieses zu verlangen. Die Erziehung unserer Central-Veremler von Vereins- -Mitglieder n zu Mitarbeite r n ist die schwierigste, aber die notwendigste und schönste Aufgabe. Aückzugskanonerröormer. Theodor Fritsch und „Die Weisen von Zion". Mit der Spitzmarke- „Sind d i e z i o n i st i s ch e n P r o t o k o l ke echt?" versteht Herr Fritsch in der letzten „Hammers-Nummer einen längeren Aussatz, der ihm und seinen Nachbetern einen guten Abgang aus einer Blamage, die ihresgleichen sucht, sichern soll Er kommt nach etwas rabulistischer Abwägung des Für und Wider zu folgendem interessanten Schluß: „Es darum viel wahrscheinlicher, daß dieses rnenschheits- vernateruche Programm wirklich jüdischen Ursprungs ist. wie denn ja auch echter Talmud- und Rabbineraeist aus dem Ganzen spricht Mög¬ lich ist allerdings, daß der U e b e r s e tze r etwas frei verfahr e'n i st und manche Sätze -a u s a e s ch m ü ck t und übertrieben h a t. Der Grundriß aber verleugnet seine jüdische Echtheit nicht. Sollte dennoch der jüdische Ursprung der „Proto¬ kolle" nicht nachweisbar sein, so blieben sie immerhin das literarische Meisterwerk eines genialen Kopses, der so tief wie kein Zweiter in die jüdische Seele geschaut und deren tiefstes und geheimstes Sinnen und Trachten enthüllt hat. denn daß die Juden so denken und handeln, wie es hier vorgezeichnet ist. erweist sich täglich aufs neue; und darum darf man sagen: Jeder, der das jüdische Wesen und Treiben verstehen will, mutz diese „Protokolle" kennen." Wir kennen die Weise, wir kennen den Text! Also redete sich die „Deutsche Zeitung" heraus, als ihr deutschvölkischer Mitarbeiter Schl rep mann als Verfasser seiner unter dem jüdischen Namen Pentha-Tnll (Tulpenthal) verfaßten judenfeindlichen Schrift: „Die jüdische Weltanschauung" entlarvt war. Vorher hatte sich aber die deutschvölkische Presse wochenlang der Schliepmannschen Schrift als „typisches Beispiel jüdischer Niedertracht" bedient. Eine „vornehme" ^ Kampsesweise! Nnd an diesem Wesen soll die Welt genestn! Arme Welt! A» tut 6** . . vtttiNiI’vctcms Vor dev Wintermbeit. Die politische Tätigkeit, die in allen Parteien während des Sommers fast gänzlich zu ruhen pflegt, be¬ ginnt jetzt wieder. Die Winterarbeit muß vorbereitet werden, da¬ mit sie planmäßig vonstatten gehen kann. Die judenfeindlichen Parteien insbesondere arbeiten schon jetzt mit Fiebereifer. Ihre Taktik für den Winterfeldzug scheint zu sein, die Schuld an der Teuerung aus die Juden abzuwälzen und die zu erwartenden Teue¬ rungsunruhen in ein P o g r o m f a h r w a s s e r zu Lenken. Der Central-Verem sieht dieser Gefahr offenen Auges ins Gesicht und äst schon seit langem in unermüdlicher Arbeit damit beschäftigt, .Ab¬ wehrmaßnahmen zu treffen, sich nicht überraschen z n L a s s e n. Unsere Freunde werden verstehen, wenn wir nähere An¬ gaben gerade über diese Tätigkeit nicht veröffentlichen. Der C. V. ist sich klar darüber, daß es eine falsche Sparsamkeit wäre, wenn nicht nach allen Richtungen hin die Vorbereitungen getroffen wer¬ den, indem mit allen Möglichkeiten gerechnet wird. Sollte sich der Pessimismus hier und da nicht bestätigen, um so bester. Unsere Freunde im Lande können versichert sein, daß wir auf dem Posten sein werden. Irrderr und Teuerung. Wir Bitten unsere Mitglieder, uns alle Zeitungen und Zeitschriften ihres Wohnungsbezirkes, in denen offen oder versteckt Angriffe gegen die Juden enthalten sind, drese seien schuld an der Teuerung unserer Tage usw., umgehend tu zwer Exemplaren zuzusenden und uns sofort Mitteilung zu machen, falls in ihrem Wohnort oder dessen Umgegend Teuerungsunrugen nnt antisemitischen Hintergrund sich ereignen. Nutze ist die erste Bürgerpflicht. Diese Antwort müssen wir sehr oft unseren Mitgliedern geben, die auf allerlei unkontrollrerbare Gerüchte hin sich ängstlich an uns wenden, wie man die vermepnLüche Gefahr abwenden könne. Es handelt sich in den mersten Fällen um Gerüchte, daß Geschäfte geplündert werden sollen. Ueberall da, wo man schon tagelang vorher von beabsichtigten Plünderungen hört, sind sie ausgeblieben. Wo der Mob gewütet hat, wurden dre Raubzüge plötzlich und unerwartet vorgenommen. Wir empfehlen das Beispiel vieler Städte, in denen sich die christliche und Jüdische Kaufmannschaft zu einer Ab wehr- Organisation gegen Plünderungen zusammen- geschlossen bat, in der Erkenntnis, daß die judenfeindliche Pro¬ paganda der Kunze und Genossen eine Hetze gegen alle Ladenmhäber heroeisührt. 'Diese interkonfessionelle Abwehrgemeinschaft muh. tn Verbindung mit Magistrat und Polizeiverwaltung, vor allem aber a u ch m i t den Vertretern der Gewerkschaften, beraten, wie man Plünderungsversuche vereiteln kann. Die Polizeiverwaltungen haben die Bildung von Arbeiterwehren, die. auf einen Alarmrns hin bereit sind, nicht ungern gesehen, weil die ruhigen und besonnenen Elemente der Arbeiterschaft Plünderungen, an denen sich in der Hauptsache Frauen und halbwüchsige Burschen beteiligen, aufs schärfste verurteilen, da sie nur geeignet sind, die berechtigten Arbeiterinteressen zu schädigen. Ein jrrdenfeinvlrcher Pestsekretär. Beim Postamt in Löwenberg i. Schl, ist ein Sekretär Obst (Mitglied der Deutschsozialen Partei) beschäftigt, der während des Dienstes das Hakenkreuz trägt und sich in wüsten Beschimpfungen gegen die Juden ergeht, ^-chon in seinem früheren Amtssitz, in Schreiberhau i. R., gab sich Obst einer zügel¬ losen antisemitischen Hetze hin und ist daraufhin auf Grund unserer Beschwerde beim Reichspostminister nach Löwenberg versetzt worden. Da er auch hier seine antisemitischen Hetzereien nicht unterlassen kann, haben wir wieder eine Eingabe an den Reichspostminister ge¬ richtet, ans die uns folgende Antwort eingegangen ist: „Die stattgehabte Untersuchung hat bestätigt, daß der Postsekretär Obst in Löwenberg (Schlesien) wiederholt während seines Dienstes am Annahmeschalter des Postamts judenseindliche und parteipolitische Aeußerungen getan hat. Dieserhalb und wegen einer Verletzung seiner Pflicht als Reichsbeamter durch eine Aeuhernng in» einer öffentlichen Versammlung ist gegen ihn eingeschritten worden. Da nach seinem gesamten Verhalten seine weitere Verwendung in Löwen¬ berg dem dienstlichen Interesse zuwider läuft, wird ferner seine Ver¬ setzung verfügt werden. In der Angelegenheit betreffend das Tragen des Hakenkreuzes durch Beamte im Dienst wird demnächst Ent¬ scheidung getroffen werden." Die Antwort ist nicht befriedigend. Seine nochmalige Ver¬ setzung wird, wenn nicht ernstlich gegen sein Verhalten ein- geschritten wird, den gleichen Erfolg haben wie in .vorliegendem Falle. Was den Erlaß einer Verfügung betreffend das Tragen von Hakenkreuzen durch Beamte im Dienst anbelangt, sei daraus hin¬ gewiesen, daß uns schon Ende vorigen Jahves vom Re-ichspostnumster eine Entscheidung dieser Angelegenheit durch den Reichsminister In kürzester Zeit in Aussicht gestellt wurde. Ein Jahr ist vergangen, und wieder erhalten wir den Bescheid, daß „demnächst Entscheidung getroffen wird". Wann wird endlich der Herr Reichsminister diese so dringend notwendige Verfügung erlassen? Rednerkurse. In unserem Bericht über die in Würzburg veranstalteten Rednerkurse wurde durch ein Versehen die dankens¬ werte Mitarbeit des Herrn Rabbiner Dr. Salomen (Bayreuth) unerwähnt gelassen, dessen Vorträge über den Talmud, Schulchan Aruch und Kolnidre tiefen Eindruck machten. |