33tz Levine. £ ein ne..., also er ist wirklich jüdischen Stammes und sogar ostjüdischen. Ter Vater aus Wilna, er in einer amerika¬ nischen Kleinstadt geboren. „Business" mahnte der Vater. Und der Junge ließ seine Augen doch nicht von den Flugzeugen am Himmel. Und eines Tages, als er sein eigener Herr war. schlug die Stunde. Er hatte seine Gelder der Eroberung des Weltraumes ge¬ widmet. „Business" mahnten die Freunde und die Familie. Bleib' bei deinem Leisten, Levino. Er aber: Ein Schwung . . . schon saß er im Slraßenanzug bei Ehamberlin und flog nach — Berlin. Und beide erzählen nun, wie sie den Elementen die Stirn boten. Als der schlaf den Flieger packle, griff Levine, der Begleiter, ins Steuer. Sie landeten. Eine Welt von Jubel, angemessene Ehren taten sich ihnen aus. Sind wir erstaunt, sind wir erschüttert, daß ein Jude <md) den Ozean bezwungen hat? Nein! Felix Theilhaber hat ein stattliches Buch über „Jüdische Flieger im We l t kr iege" geschrieben. Was vollbrachten da unsere jüdischen Helden nicht an Wundern der Tapferkeit! Und warum sollen Juden, die auf allen Gebieten der Kultur und des Sports heute ihren Mann stehen, nicht auch in Friedenszeiten die. Luft sieghaft durchqueren? Tas eine aber wollen wir behalten, und das ist großartig: Dieser Geschäftsmann Levine — der doch nur daran denkt, so schreibt Ihr BölLischen, wie er gefahrlos die anderen ausbeutet — fragt nicht nach Millionen Dollars, nicht nach Geschäft und Familie. Dieser „Ostjude" setzt sich eines Nachmittags ins Flugzeug und fliegt stracks über den Ozean nach Deutschland, ebenso, als fahren wir cm einem leuchtenden Sommernachmittage mit dem Autobus nach Wann fee oder mit der Stadtbahn nach Grünau. Wir warten auf den völkischen „Kapitalisten", der ihm das nach¬ macht l „Cs gibt noch Lehrer in..." Die gelesenen Bücher. Im Weimarer „Nationalsozialisten" Tr. Arthur Dinkers ist folgende köstliche Zuschrift aus dem „Sündenbabel" Berlin zu lesen: „Daß in der Sumpfstadt Berlin auch die Hirne zahlreicher Schulmeister verseucht sind, an den dorti¬ gen Schulen überhaupt mehr Gehirnakrobaten als Gennnungsdeutsche als Jugenderzieher tätig sind, erhellt aus folgendem sehr bezeichnenden Vorgänge. Auf einem bekannten Gymnasium soll in einer mittleren Klaffe die Allgemeinbildung der Jungens festgestellt werden. Auf Wunsch des Klassenlehrers Dr. seines Zeichens' gesinnungstüchtiger Sozialdemokrat, sollen die Schüler die drei von ihnen zuletzt gelesenen Bücher ausschreiben. Ein nationalsozialistisch eingestellter und be- kermtmsmullger Junge schrieb auf feinen Zettel: 1. Goebbels, -Die zweite Revolution", 2. Goebbels, „Tas kommende Dritte Reich", 3. Dinter, „Die Sünde wider das Blut". Der brave Kerl bekam seinen Zettel mit folgenden Glossen des Lehrers in roter Tinte (natürlich in roter!) zurück: .Recht einseitig! Das Buch von Dinter vergiftet Ihre Weltanschauung und kann auch dem Charakter schädlich sein? Mündlich äußerte er bei Zurückgabe der Zettel: .Den Herrn Goebbels kenne ich nicht. Tas Buch von Dinter ist geradezu schamlos? Daß der Herr Dr. F. den Tr. Goebbels nicht kennt, glauben wir gern. Vielleicht ha^er vom Hörensagen in den letzten Tagen von dem Berliner Natio- nalsozialistenführer doch etwas gehört. Öder in seiner Ullstein-Presse, wenn auch nur Lügen, über ihn gelesen. Ein der Wipenschaft be- fliffener Schulmeister hat es ja nicht nötig, das Schrifttum einer Be¬ wegung wie der nationalsozialistischen zu studieren. Der urteilt ohne wissenschaftliche Unterlagen aus s e t n c m genialen Vorurteil heraus. Die schleimige Blaffe im Hirne des Berliner Schulmeisters hat jedenfalls keine Energien, eine Weltanschauung hcrvorzubrinacn. Solche Menschen sollen ruhig die Nachtmütze tief Uber die Ohren ziehen und. sanft gewiegt in wollüstig-pazifistischen ^.räumen, weiterschlasen." — Wir glauben, daß nicht nur fozialdemo- »aLische. sondern auch viele politisch rcchls eingejrellte Lehrer Dr. Dinkers Sündenroman für literarisch höchst minderwertig und für Jugendliche für recht gefährlich halten werden und ebenfalls auf ^e Literarische Bekanntschaft mit Hitlers Berliner Vertreter Dr. Goebbels keinen ausschlaggebenden Wert legen, um so mehr, wenn fte aus den vorstehenden Zeilen erkennen, welche erhebenden -doritellungen Dinkers Leiborgan von einem Berliner „Schul- tncEitcr' hegt. kühne Tat. Das „Königsberger Jüdische Semeindeblatt" be- h ‘ c L* n fc ! n ? r Nummer das Folgende: Ein junges Mädchen, das von der Königsbcrger alten Eilcnbahnbrücke ins Wasser stürzte, wurde dcm kaufmännischen Angestellten Felix Gold stein dadurch vorn i ™ 1 .des Ertrinkens gerettet, daß der junge Mann. Angehöriger der ^nigs&erßer „Kameraden" gruppe, ihr in voller Kleidung ff^brang und die Versinkende so lange über Wasser hielt, bis Boote ^ flufnalmen. Trotz der völligen Bekleidung, der Kälte des Waffers , starken Strömung an der Brücke, die den Schwimmer selbst zink «>excchr brachten, gelang das Rettungswerk. f\nf$ Hr > r': fc. SSV\J* V g V V* V V OAM WMÄWi.M Man könnte meinen: es gebe nichts, was besser geeignet wäre, die Judenschast eines Landes zu verschweißen, sie zu Schutz und Trutz in einheitlicher Front zusammenzuballen, als die Verteidigung ihres Rechtes, die Heilig- haltung ihres Namens. Es braucht hierzll gar kein ausgeprägtes Selbstbewitßtsein. Ein Funke Ehrgefühl genügt — in wessen Brust er glimmt, aus dem sollte Kampseseifer emporlodern. Er müßte aus innerem Drange, aus sittlicher Selbstverständlichkeit heraus seinen Arm entgegenstrecken, um Hand in Hand mit den übrigen dafür einzustehen, daß nicht der Glaube der Väter gelästert, nicht Fühlen und Wirken seiner Brüder verdächtigt und besudelt werde. Keine Pietät, die Vergangenes hervorzaubert, keine Romantik, die Entferntes künstlich herbeitockt — ganz einfach des Tages leidige Not¬ wendigkeit, die immer von neuem den ungesuchten, unver¬ dienten Angriff ein trägt, hätte triebmäßig die abwehrende Verbundenheit der Bedrohten auszutösen, die sich einer für alle und alle für einen einsetzen. Was drängte sich natürlicher auf, ein Anliegen der Gesamtheit zu bleiben? Was verwahrte sich entrüsteter dagegen, zum Sonderzweck einer Partei verkleinert und mißbraucht zu werden? Diesen nüchternen, klaren Eedankengängen entspricht die Wirklichkeit nicht. Die Erfahrimg der letzten Jahre lehrt in steigendem Maße, daß zumindest die deutsche Judenheit sich dieser Anschauungen langst entwöhnte. Ihre große Menge läßt es sich gefallen, daß diejenigen, die für sie den Abwehr- kamps Planvoll betreiben, mehr und mehr zu Vertretern einer Richtung gestempelt werden. Gibt ihnen auch die nachweisbare Zahl ihrer eingeschriebenen Anhänger das Recht, sich, vom Vertrauen einer gewaltigen Mehrheit getragen, zu deren Sachwaltern und maßgeblichen Führern berufen 511 wissen, so ist doch nicht zu übersehen: ein keineswegs verächt¬ licher Bruchteil, der sich rühmt, ständig zu wachsen, schließt sich grundsätzlich von der Mitarbeit aus. Er entschuldigt sich nicht nur mit der Wichtigkeit seiner höheren, unvergleichlich weiter gesteckten Ziele, mit der Angespanntheit seiner Leistungen, die nur ausnahmsweise Ablenkung und Verzettelung dulde. Darüber Hinalls wird die förmliche Anklage erhoben, wider Willen sei die Beteiligung am Kampfe unmöglich gemacht durch die Art seiner Führung, durch die Losung, die für ihn ausgegeben worden sei. Unbildlich gesprochen, wird die Be¬ hauptung verbreitet: weil die Wahrnehmung von Recht und Ehre nicht voraussetzungslos geschehe, nicht etwa mit Berufung schlechthin auf den Wortlaut der Verfassung, den Buchstaben der Gesetze, die anerkauuten Wahrheiten über Anstand, Gerechtigkeit und Sittlichkeit, weil vielmehr die gesamte Ab¬ wehr eine bestimmte Gesinnung, die neuerdings, mit Absicht verengert, auf eine Art Deutschtümelei hinauslaufe, zrrr Vorbedinglmg, ja zur Vorschrift mache, darum bleibe diese Folge nicht aus: höchst gutwillige, opferbereite, wertvolle Kräfte halten sich abseits. Demgegenüber ist zunächst zu bemerken, was den Verdacht angeht, der da ausgestreut wird: erst seit kllrzem habe unsere Bewegung. äußerer Einwirkung nachgebend, die mit der Sache nichts zuweilen habe, sich selbst Parteiisch eingeengt — hierauf ist zu erwidern, daß eine geschichtliche Nachprüfung das Gegen¬ teil erweist. Greift man noch über die Entstehung des E.V.. der so gegen sich selbst ausgespielt werden soll, gleichsam ins Vorgeschichtliche Zllrück, so darf mit Fug an Gabriel Riesser erinnert werden. Von ihm gilt ja ähnliches wie von Abraham, dem bekanntlich die Rabbiner nachrühmten, er habe die ganze Thora gehalten, noch, bevor sie geformt und verkündet war. Aehnlich nimmt Riessers Persönlichkeit das Programm des ein Menschenalter nach seinem Tode organi¬ sierten, auf die Schultern, der Allgemeinheit gelegten Abwehr¬ kampfes vorweg. Er vermachte ihm seine Antriebe und Stich¬ worte, seine Forderungen und Zielsetzungen. Glaubt man aber, aus ihm (ohne Besorgnis, sein Herzstück zu treffen) diesen scharf gekanteten, bis ins Letzte verfolgten und durchgebildeten Willen zum Deutschtum herausbrechen zu können? Oder halt man dessen hitzlge Betontheit zwar Riesser zugute, ihm, der jeden Angriff auf seine Heimatlichkeit wie einen Mordversuch empfand, als Schmälerung seines Atemraumes, als Raub an seinem Denken und Sprechen? Durste seine ringende, heischende Leidenschaft sich solcher Versicherung bedienen, die jetzt über- |