7 4 Im deutschen Reich. die mein Dienstpersonal mit Schmunzeln las. Auf meine Be¬ schwerde erhielt ich von dem Kaiserlichen Postamt 3 in Hamburg folgenden Bescheid: „Aus Ihre hier mündlich angebrachte Be¬ schwerde wird Ihnen unter Rückgabe der überreichten Postkarre ergebenst erwidert, daß der Bestellvermerk so, wie er auf der Postkarte steht, durch den bestellenden Boten des Postamts 15 medergeschrieben worden ist. Dieser Bote ist ein einfältiger Mensch, dem die Absicht Zu beleidigen fern gelegen hat, sondern der nur mechanisch das niedergefchrieben hat, was ihm bei dem Bestellungsversuche gesagt wurde. Indem das Postamt sein Be¬ dauern über das Vorkommnis ausdrückt, wird Ihnen gleichzeitig mitgeteilt, daß der Bote entsprechend belehn worden ist/ DKHer'scharr. Nrrtzbttmn, Rechtsanwalt I>r. jur., Der Pülnaer Ri tu al- mordproZeß. Einekrimmalpsychologische Untersuchung auf aktenmäßiger Grundlage. Mit einem Borwort von Geh. JustiZrat Prof. Dr. Franz von Liszt. 2. Auslage. Gr. 8°, Preis geh. 4,— M. Verlag von A. W. Hayn's Erben, Berlin SW. 12. Das vorliegende Buch beschäftigt sich mit dem Mord¬ prozeß, der in den Jahren 1899 und 1900 vor den böhmischen Schwurgerichten in Kattenberg und Pisek gegen den jüdischen Schustergesellen Leopold Hilsner verhandelt wurde. Der Ver¬ fasser, der durchweg aus streng aktenmäßiger Grundlage steht, schildert den Hintergrund des Prozesses, vor allem die wahnsinnige Erregung, in die das Volk durch die antisemitische Agitation hineingetrieben wurde. Er weist den Druck nach, den die Antisemiten vermöge ihrer parlamentarischen Machtstellung aus den JustiZminister auszuüben verstanden. Zeigt, wie aus diesen psychologischen Voraussetzungen heraus sich eine allgemeine SNggestion der Bevölkerung bemächtigte und nach und nach im |