58 57 Das Buch Kuzari von Brecher. Notizen. ~) $lad) dieser kurzen Jnhaltsanzeige des Bu¬ ches, die, wenn auch nicht gerade vollständig erschöpfend, jedoch, wie wir hoffen, ein wenigstens einigermaßen ge¬ nügendes Bild von seinem reichen Gehalte unsern Lesern vorführt, wollen wir zur Prüfung oder zunächst mehr zur Berichterstattung über die vorliegende neue Ausgabe desselben übergehen. Zunächst neu bietet der Herausgeber uns in seiner, in leicht faßlichem, fließendem Hebräisch geschriebenen Einleitung eine Lebensgeschichte des Verfassers, die wir unsern Lesern mittheilen wollen; sie lautet wie folgt: „Der Verfasser des Buches Kuzari ist nach der über¬ einstimmenden Meinung aller Geschichtschreiber Rabbi Jehuda Halewy, Sohn des Rabbi Samuel*) des Spa¬ niers. Er lebte * 1 2 ) vom Jahre d. W. 4855 oder 4860 (1095 od.1100 n. Eh.) bis ungefähr 4910 (1150 n. Ch.). Denn wir wissen, daß er sein fünfzigstes Jahr erreicht hatte, als er nach Palästina reiste (wie er dies selbst in seinen Pijutim erwähnt)-^). Jbn Esra aber schreibt in seinem Commemar zu 2 M. 22, 2: „Es fragte mich Rabbi Jehuda Halewy, Friede mit seiner A s c. 2) Eine mit höchster Vollständigkeit gearbeitete Inhalts¬ anzeige des Kuzari, die zugleich erschöpfend und belehrend ist, so wie überhaupt eine gründliche, tief durchdachte Würdigung des Buches und Darlegung seines Verhältnisses zu Bechaji, Jbn Esra und andern philosophischen Werken jener Zeit, fin¬ det man in dem schon erwähnten höchst geistvollen Apercu des Herrn Dr. Geiger, Zeitschrift, Band 1 S. 157 u. s. 1) Abweichend nennt ihn Wolf, 8.11 I, 449 und überall, Jehuda Ben Saul, indem er sich hiebei aus die Ausgaben von Constantinopel und Venedig beruft; jedoch giebt Wolf selbst schon eine Anzahl sehr bedeutender Gewährsmänner für das Ben Samuel an. Der Ursprung des Ben Saul -- denn die von Wolf angenommene Verwechselung von Saul und Samuel ist durchaus unstatthaft, wird auch in dem klMV von sftabbi Simcha B. Gerfon (Wolf 1, 29) nicht angeführt, wahr¬ scheinlich der, daß flüchtige Literatoren von den ersten Worten des Textes: ,,Es spricht Jehuda den Saul" sich irre leiten ließen und die folgenden Worte; „Es spricht der Verfasser" übersahen. 2) - Gans und nach ihm Wolf und de Rosst bestimmen über sein Geburtsjahr nichts, sondern lassen ihn bloß 1140 n. CH. blühen. Was unsern Herausgeber zu der Annahme 4855 ---1095 berechtigte, sehe ich nicht ein; denn seine eigene beim Todesjahr geführte Berechnung erweist höchstens 4858=1098; da er, wenn wirklich 4855 geboren, schon 4805 = 1045 sein fünfzigstes Jahr erreicht hatte, also mehr als i oder 2 Jahre von 1053 gestorben sein muß, weil er sonst 6 — 7 Jahre in Palästina verbracht haben würde, während die Sage ihn gleich nach seiner Ankunft bei Jerusalem sterben laßt; so daß also entweder sein Geburtsjahr höchstens 1098 oder sein Toöesjahr um so viel früher als 1150 zu setzen ist, als man seine Ge¬ burt zurückschiebt. Die Annahme, geb. 1095, gest. 1150 — 52 ist nicht gut möglich. 3) Von dieser Reise berichten auch Juchastn, Seder ha-Dorot Schalschelet Ha-Kabala; die beiden letzteren haben auch die Sage von seinem Tode, die unser Herausgeber weiter unten erwähnt. Lebensskkzze Jehuda - Halckvy's. Commentar nun hat Jbn Esra in Rom im Jahre d. W. 4913 <1153 n. Eh.) vollendet, wie er am Schlüße sei¬ nes Commentars zum Pentateuch angiebt, so daß wenn wir den Rabbi Jehuda ein oder zwei Jahre vor diesem Zeitpunkte sterben lassen, und daraus sein Geburtsjahr berechnen, sich etwa die obigen Daten Herausstellen. Jrr- thümlich giebt der Verfasser des Juchasin als Todesjahr des Rabbi Jehuda 4938 (1178 n. Eh.) an; eine 2Cm gäbe, welche obige Stelle aus Jbn Esra hinlänglich wider- legt. Der Verfasser des Seder Ha-Dorot schreibt: Einige erzählen, er sei ein Cousin des Jbn Esra gewesen, in¬ dem sie Söhne zweier Schwestern waren: und Rabbi Jehuda war ein berühmter Gelehrter, Talmudist, Philo¬ soph und Dichter." Jehuda Alcharist lobt'^) seine Ge¬ dichte außerordentlich. Ferner erzählen die Geschicht¬ schreiber, daß Rabbi Jehuda ein sehr reicher Mann war, nur eine einzige sehr schöne Tochter hatte, auf deren baldige Verheirathung seine Frau so häufig und heftig drang, daß er eines Tages erzürnt wurde und schwur, sie dem ersten Juden, der kommen würde, zur Ehe zu geben. Am andern Morgen kam zufällig Jbn Esra zu ihm, der schlecht gekleidet eintrat, so daß die Frau, die sich an den Schwur ihres Mannes erinnerte, heftig er¬ schrak und betrübt wurde, jedoch sich bald in ein Gespräch mit ihm einließ, um seine Herkunft und seine Beschaf- tigung zu erfahren, von ihm aber, der sich absichtlich verstellte, nichts erkunden konnte. Die Frau eilte darauf in das Studirzimmer ihres Mannes und beschwor ihn unter Thranen, seinen Entschluß zurückzunehmen; er ader sagte ihr: Fürchte nichts, Frau, denn ich werde mein Augenmerk auf ihn richten, um ihn zum gottesfürchtigen Gelehrten und berühmten Mann zu machen. Jbn Esra nun verharrte ferner in seiner Verstellung, nahm Uncer¬ richt an und machte scheinbar Fortschritte. Eines Tages aber blieb Rabbi Jehuda länger in seinem Studirzimmer, weil ihm die Abfassung der mit ^ beginnenden Strophe in dem Festlied für Purim (das beginnt piN°) 4) Dasselbe Lob spenden unserem Jehuda als Dichter Jedaja Penini im RGAchten desRafchba, fcct 48; Immanuel Abo ab in seiner Nowologie, B. 279 (Wolf ill. 323 citirt die Worte lateinisch) nnd viele Andere, die man in Mus- kato's Vorrede zu seinem Commentar aufgezählt findet. Für die allgemeine Anerkennung seines Oichtertalents zeigt auch die ihm gewordene Ehre (de Rosst fügt io hinzu) genannt zu werden, wie dies auf dem Titelblatt der ersten Venetianischen Kuzari-Ausgade (nach de Rosst der zwei ersten) der Fall ist. 5) Ueber diesen Hymnus stnd die Berichte Wolfs sehr unklar. Denn I. 433 schreibt er ihn einem gewissen (in de Rossi fehlenden) R. Jehuda Löwy Ben Sabbatai zu, unter¬ scheidet von ihm einen Hymnus ’ö/' unb giebt an, daß er mit einem italienischen Commentar Venedig 1609 erschie¬ nen sei, und mit lateinischer und deutscher metrischer, und prosaisch - spanischer Uebersetzung von Moses Estrok, Am¬ sterdam 1760, veröffentlicht worden. Daraus nennt er 1 |