Zweiter Jahrgang ❖ Berichte, Studien und Kritiken ~ ^ w — - für Das Abonnement für ein Jahr ist 5 Lhlr. Man abonnirtbei allen Lobl. Postämtern und allen solid.Buchhand¬ lungen auf ein Jahr. jüdische @ beschichte und Herausgegeben von Literatur. Von dieser Zeitschrift erscheinen wöchentlich, das Literaturblattmit- gerechnet, zwei Bogen, und zwar an jedem Samstag regelmäßig. I n l i n § F ü x st. ^ 38 . Leipzig, den 18. September 1841 . Orient. Athen ftiber den furchtbaren Brand in Smyrna. Das tiefe Elend der dortigen Juden. Krim (Forschungen über die dort aufgefundenen Inschriften . — Licht- und Schattenbilder aus der jüd. Geschichte der Gegenwart: Die Juden im Kirchenstaate und in Toscana. Ergänzungen. Erster und zweiter Brief, entlehnt aus dem Morgenblatte. — Personalchr. u. Mlscellen. Gold- srn it h in London. Sur Geschichte des Handels. Ein Monument Mendelssohns. Französisch-jüdische Journalistik. — LV. d. O. Orient. Nthen, 13. 2Ctuv Der Brand in Smyrna am 29. I In!, wird ewig merkwürdig in den Annalen dieser früher so blühenden Stadt der Levante sein; sie selbst bietet jetzt einen höchst traurigen Anblick Lar. Nachstehender Bericht eines Au¬ genzeugen enthält die nähern Umstünde dieses so höchst bekla- genswerthen Unglücks, so weit sie dis jetzt zur öffentlichen Kunde gelangt sind. An obigem Tag um 1 Uhr nach Mitter¬ nacht weckte das Krachen der Lärmkanonen die Einwohner Smyrnas aus ihrem ruhigen Schlaf plötzlich auf, und schauer¬ lich durchdrang der Schreckensruf: „Feuer! Feuer!" die Stille der Nacht. Gleichzeitig sah man aus dem Mittelpunkte der Stadt, wo die reichsten türkischen Kaufläden sich befinden, eine schwarze Rauchwolke emporwirbeln, und das dumpfe Getöse der herbeieilenben Feuerspritzen sowie die Lärmsignale der sich versammelnden Pompiers erschallten weit hin bis in die ent¬ fernten Stadtviertel. Obgleich nach einigen Minuten aus der Rauchwolke auch Feuersimken sich entluden, so Ließ doch die Stille der Luft baldige Löschung des Feuers erwarten, und in der That sah man bald die Funken verlöschen und das Feuer -schien gedämpft. Allein plötzlich nach einer Viertelstunde erhob sich ein leichter Seewind (Emba.tis), das Feuer belebend mit neuer Kraft, welches von nun an in zwei bestimmten Richtun¬ gen nach Chizzartzami und nach Selbilichani sich ausbrri- trte. Gott bewahrte gnädig die Stadt, daß die Flammen nur die Grenzen des Mertels Giolbezesreni erreichten und an dem weicern Vordringen daselbst, wo alsdann die ganze Stadt rettungslos "verloren gewesen wäre, durch die eifrigen und rast¬ losen Anstrengungen des österreichischen Admirals Bandiera und der österreichischen Marine-Equipagen unter der unerschrocke¬ nen Leitung ihrer wackren Offt'ciere verhindert wurden. Beim Anbruch des Tages gelang es, den linken Flügel des Feuers, und zwar 'die längs der Meeresküste brennenden Häuser und Kaufläden zu löschen; allein der rechte Flügel der Feuersbrnnst wa'.zre sich, durch einen frischen Seewind unterstützt, in dichten Masten und mit weiten Sprüngen aufwärts, Häusermasscn für den Augenblick schonend übergehendum sie nachher desto sicherer zu verzehren, und theilte sich um 8 Uhr früh abermals in zwei verschiedene Richtungen. Der eine Theil zerstörte, immer höher steigend, das Judenquarrier und das obere Quar¬ tier und rastete nicht eher, als bis es die äußersten, am Fuße des Berges Pagos gelegenen, nur von armen Türken bewohn¬ ten Hütten in 'Asche gelegt hatte; der andere Theil der Feuers¬ brunst sprang plötzlich, eine große Hausermasse hinter sich un¬ berührt lassend, nach Tirkiliki und von da flammte die Glut einen Augenblick später in Tzourak Kapi auf; auch hier konn¬ ten nur die äußersten Häuser der Wuty des Feuers Grenzen setzen. Die im Innern bisher verschont gebliebenen Raume befindlichen Häuser wurden nun bald eine Beute des rasenden Elements, und in kurzer Zeit waren die türkischen Paläste des Pas Otouraki, der Arastas, die Sisamo Ladodika, der Pit Bazari mit seinen Pulverdepots, die Fetzidika, der Oun Ka- pani, der Kestene Bazari und der Lachano Bazari mit den Zunftwcrkstätten in rauchende Schutthaufen verwandelt. Nach¬ mittags oi- Uhr war endlich das Feuer gedämpft. Nachts um 10 Uhr brannte plötzlich noch ein türkischer Palast nieder, wel¬ cher, obgleich mitten in den Flammen, früher von selbigen verschont geblieben war, und erneuerte abermals die Besorg- niffe der Bewohner Smyrnas; jedoch dieses Feuer wurde bald > gelöscht. 10,01)0 Kaufladen, 0500 Häuser, 6 Moscheen, 7 Synagogen wurden eine Beute der Flammen. Der Scho de wird beiläufig auf 170 Mill. Piaster (42 Mill. Fr.) geschätzt, und 20,000 Menschen, meistens Juden und Türken, irren ohne Obdach herum; 30 Menschen tarnen in den Flammen ur^ mehre Hundert wurden gefährlich verwundet. Zur Unter¬ stützung der Abgebrannten schoß Smyrnas übrige Bevölkerung sogleich 60,000 Piaster zusammen, Lebensmittel und Kleidungs¬ stücke wurden in Masse unter sie vertheilt und ihnen zu ihrer Unterkunft die Quarantamegebaude und eine leerstehende Ka¬ serne einaeraumt. Man sagt, daß das Feuer, welches m einem 38 |