250 Kaffeehaus tu -er Goldschmidtstraße (Kougioumtzidika) ausge- kommen sein soll, nicht so leicht hatte überhand nehmen kön¬ nen, wenn gleich anfangs, wo man jedoch unbegreiflicherweise das Gerücht verbreitet hatte, das Feuer sei angelegt, und Mörderbanden benutzten diese Gelegenheit zur Plünderung und zum Raub, rechtzeitige Hülfe geleistet worden wäre, und die türkischen Polizeibehörden, zur Verhinderung des Umsichgreifens des Feuers, die nöthige Erlaubmß zum Einreißen der Häuser gegeben hätten. (L. A. 3-) , Krim. (Fortsetzung.) Wir haben keinen Grund, an diese von Hieronymus uns absichttos mitgetheilte jüdische Ueber- lieferung über *nDD zu zweifeln ; eben so wenig an die an¬ dere Tradition, daß Assyrer, Chaldäer und sogar Hadrian dorthin jüdische Gefangene exilirt. Diese uralte Auffassung von welche eine spätere jüdische Tradition, der Largum, Peschito, die jüdischen Commentatoren folgte, weggeschwemmt, wurde durch die neueste Entzifferung einer Keilinfchnft auf das glänzendste bestätigt. In dieser Inschrift (bei Rrebuhr Taf. 31, Buchst. I), wird eine Auszählung der zu Persien ge¬ hörenden Länder gegeben wird, wo Burnouf und Lassen nach Armenien und Cappadocien (Kapathuk) und vor Griechen¬ land das Land ^ parad gefunden, welches schon Srlr. d e Sacy (Buniouf Memoire sur deun inscriptions cunci- formas 1836 p. 147) als notwendig mit in Obadia identificirt und den cimmerischen Bosphorus oder überhaupt die taurische Halbinsel darunter verstanden. Michaelis schon (Suppl. ad lex. hebr. s. v.) nimmt diese Erläuterung des Sfarad auf und pflichtet ihr bei und Gesenius in seinem The¬ saurus 1840 p. 969 verwirft jede andere Erklärungsweise, dieser allein sich anschließend. Hitzig zu der Stelle in Obadja ist im Irrthume, wenn er den thracischen Bosporus darunter versteht (und selbst in diesem Falle wäre die Uebertragung sehr leicht), da Hieronymus von Assyrien spricht und sogar behauptet, der Name Sfarad sei assyrisch und bedeute Grenz¬ land, nämlich jenes kimmerische Grenzland, welches Asien von Europa scheidet. Und nun zu unserer Stelle in der In¬ schrift: Sfarad ist eine Stadt am fkythischen, d. h. am kaspkschen Meer, wahrscheinlich die Hauptstadt, und daher dem ganzen Land einst den Namen gebend; diese Stadt lag in dem Khasarienreiche (nw-|D mtas), denn diese Gegend gehörte zu Khasarien, und Abraham Ben Simcha, der aus derselben stammte, konnte natürlich Sfaradi heißen. Es folgt auch aus dieser Inschrift, daß noch gegen Ende des 10. Jahrhun¬ derts diese Stadt gestanden. Nach der Meinung des erwähn¬ ten Karäers Salomon b. Abraham soll sie das heutige Kertfch, so daß die jetzt sogenannte Halbinsel Kettsch ehemals Sfarad geheißen; da Sfarad eine Hafenstadt am fkythischen Meer (DWH D’i) war, so hat man noch nachzuweisen, daß der cimmerische Bosporus i so genannt wurde. Uebrkgens ist für die Stadt Sfarad die weiter erwähnte Stadt ein Kriterium, da (Or. das.) von Sfarad dahin die Güter auf dem DWn O' gebracht wurden, so daß sie durch dasselbe ver¬ bunden sein mußten. Die Hauptstadt der taurifchen Halbinsel hieß früher wirklich Bosporus (also wirklich riDD)/ spater Panticapaeum und das ist in der Nahe des jetzigen Kertfch. — 8) das schon in der Bibel vorkommt, bezeichnet nach den Auslegern ein Barbarenvolk des Nordens, ein Volk, wel¬ ches auf den masischen Gebirgen zwischen Jberien, Armenien und Colchis gewohnt; andere verstanden das mittägliche Geor¬ gien, welches Meschia genannt wird, Josephus und Hierony¬ mus verstehen Kappadocien, deren Hauptstadt einst Mazaka hieß (s. die Nachweise Michael. Suppl. s. v. Gef. Thes. p. 827). Diese alten traditionalen Erklärungen aber bestimmen nun ungefähr den Boden, wo Meschech zu suchen sei; um spe- ciell und genau zn wissen, was mit Meschech bezeichnet wor¬ den , müssen wir uns nach andern Quellen umsehen. Es ist bekannt, daß schon die Alten unter Meschech Rußland verstanden (s. Erez Kedumim S. 92. 246), wie schon das Targum Ieruschalmi und der Talmud (s. Er. Ked. das.) erläuterte. . (Fortsetzung folgt.) Licht- und Schattenbilder aus der jüdischen Geschichte der Gegenwart. Die Jirden im Kirchenstaat und in Toscana. (Fortsetzung.) Zm Innern selbst findet man sehr enge Straßen, armse¬ lige Häuser, Bude an Bude, und eine Menge Menschen. Der größte Theil des Iudenviertels. ist ein wahrer Trödelmarkt, wo .nan im buntesten Gemisch Kostüme und Lumpen von allen Farben und Gattungen sieht. Israelitische Thätigkeit ist be¬ kannt: hier zeigt sie sich am auffallendsten, weil der Raum beengt ist. Gewiß mehr denn die Hälfte der Bevölkerung sitzt unter oder vor der Thüre; die Hauptbeschäftigung ist Flicken. Und was nicht im Ghetto flickt, flickt in allen Hausern Roms, wo es nur Löcher zu stopfen und Risse zu vernähen giebt. In dieser Kunst haben die alten Weiber verdiente Berühmtheit erworben. Ein Bettelkram aber, wie der hiesige, ist nur noch nie vorgekommen: es ist eine wahre Satyre auf einen Bazar und verdient von der Polizei gleich angezündet zu werden, wenn einmal die Pest oder etwas ähnliches nach Rom käme. Und wie sehen die meisten der Leute aus: Anderwärts, namentlich in Deutschland, sieht man nicht selten schöne Jüdinnen; hier aber habe ich nicht ein einziges erträgliches Gesicht gefunden. Dazu das überaus rasche Altern und die kränkliche Gesichts¬ farbe. Als ich zum erstenmale diese vielen fremdartigen Phy¬ siognomien, tiefe squallidi, opressi, estenuati volti be¬ fand (des Ausdrucks Alfieri's mich zu bedienen), beschlich mich dieselbe Empfindung, die ich in der Levante gehabt, wo man sich bestrebt, die Berührung des Vorübergehenden sorgfältig zu vermeiden. Ein kleiner Theil des Ghetto hat indeß ein eini¬ germaßen respektableres Aussehen: der gegen die Piazza Giu- dea und Piazza belle Tartarughe zu, wo sich größere Maga- |