Nr . 52
ODISCHE ZEITUNQ
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Die Zahl der jüdischen unterstützungsbedürf¬
tigen Flüchtlinge erreichte bisher rund 350 . 000 .
Davon haben 155 . 000 Personen eine regelmäßige
Unterstützung durch das Komitee erhalten . Ungefähr
50 . 000 befinden sich noch in nächster Nähe des
Kriegsschauplatzes , sie ändern gezwungenerweise
fortwährend ihren Aufenthalt und konnten des¬
wegen bis jetzt nicht registriert werden ; 40 . 000
jüdische Flüchtlinge liegen noch in den Waggons
der Eisenbahnzüge und an verschiedenen Evaku¬
ierungsstellen , ohne ein . Obdach gefunden zu haben .
Für die Registrierung der Flüchtlinge wie auch für
die Hilfsorganisierung sind 143 Provinzial - Komitees
nnd 161 Bevollmächtigte des Petersburger - Komitees
tätig . . .
Die Einnahmen des Komitees betragen bis jetzt
3 ‘ / a Millionen Rubel , von denen l ‘ /j Millionen Rubel
durch die russische Regierung überwiesen wurden .
Während der ersten 8 Kriegsmonate , da Polen noch
zu Rußland gehörte und die russische Judenheit
für die jüdischen Kriegsnotleidenden in Polen Sorge
zu tragen hatte , verteilte das Petersburger Komitee
in Polen selbst 1,074 . 000 Rubel . Außerdem veraus¬
gabte das Petersburger Komitee noch folgende an¬
sehnliche Summen : 450 . 000 Rubel für die Evaku¬
ierung selbst , 1,100 . 000 Rubel für die Speisung der
jüdischen Flüchtlinge in Zentralrußland , 980 . 000
Rubel für Kleider und Schuhe .
Neben dem Petersburger Komitee , das gewisser¬
maßen die Zentrale bildet , entfalten noch die selb¬
ständig arbeitenden Komitees in Moskau , wo
monatlich 100 . 000 Rubel aufgebracht werden , in
Kiew , dessen Einnahmen bisher 380 . 000 Rubel be¬
trugen . in Odessa , wo man bisher 200 . 000 Rubel
sammelte , und an andern Orten eine ’ bedeutende
Tätigkeit . Insgesamt hat das russische Judentum
seit Gründung dieser Kriegshilfsorganisationen
durch planmäßige Selbstbesteuerung mehr als
5 Millionen Rubel gespendet .
Mit besonderer Bewunderung ist zu begrüßen
und hervorzuheben , daß die russische jüdische
Jugend , von glühendster Liebe zum Volke durch¬
drungen , die unermeßliche Arbeit in den Hilfs¬
organisationen mit grenzenloser Selbstaufopferung
auf die eigenen Schultern genommen und glänzend
bewältigt hat . _
Herr Dr . Nathan Birnbaum ersucht uns um
die Veröffentlichung folgender
Erklärung .
ln Nr . 38 — 39 der „ Jüdischen Zeitung “ ver¬
öffentlichte ich einen Artikel unter dem Titel „ Nur
nicht so selbstverständlich tunl “ , in dem ich u . a .
sagte : „ Wir sehen durchaus nicht mehr ein , warum
die Polen mehr Recht haben sollten , die Polo -
msierung unserer jüdischen Massen , als wir etwa
die Judaisierung der polnischen Minderheiten in
den jüdischen Städten zu fordern . “ Es ist wohl
über jeden Zweifel klar , daß ich damit ausdrücken
wollte , daß die Polen ebensowenig ein Recht
auf die jüdischen Massen wie wir auf die Polen in
den jüdischen Städten haben . Der „ Wiedenski
Kuryer Polski “ aber hat die Worte „ die Judaisie¬
rung der polnischen Minderheiten in den jüdischen
Städten “ seinen Lesern als eine bestimmte For¬
derung , die ich aufgestellt hätte , mitgeteilt .
Als ich auf Grund des § 19 berichtigte ^ hat
der „ W . K . P . “ die Berichtigung zwar aufgenommen ,
fährt aber seither fort , den Sinn meiner Aeußerung
zu entstellen und von einer „ sensationellen Enun -
ziation “ zu sprechen . Und eine ganze Reihe von
Blättern von Sprache und Art des „ W . K . P . “ hat
sichs natürlich nicht nehmen lassen , die Weiter¬
verbreitung seiner Unwahrheiten zu besorgen .
Leider habe ich vorläufig kein Mittel , die
Wahrheit in die Kreise jenes Volkes dringen zu
lassen , das auf solche Weise verhetzt wird . Ich
halte es einer Geschicklichkeit gegenüber , wie sie
da drüben zu Tage tritt , für nutzlos , es weiter mit
Berichtigungen zu versuchen . Das Einzige , was ich
tun kann , ist , zu verhüten , daß jüdische Leute , die
gerade meinen Artikel in Nr . 38 — 39 der „ Jüdischen
Zeitung “ nicht gelesen haben , falscher Information
zum Opfer fallen . Für sie zitierte ich eingangs den
Wortlaut der in Frage stehenden Artikelstelle . Sie
bitte ich womöglich den ganzen Artikel nachzu¬
lesen , um sich zu überzeugen , daß die angeblich
von mir gestellte Forderung seinem Geiste wider¬
spricht Freilich , wer nur einigermaßen mit den
Anschaungen vertraut ist , die ich seit langer Zeit
öffentlich vertrete , weiß ohnehin , daß ich bei meiner
Auffassung der Nationalität als eines unverletzlichen
persönlichen Rechtes uud bei meinen Ansichten
über die Aufgaben des jüdischen Volkes eine natio¬
nale Assimilterung von Nichtjuden nicht verlangt
haben kann .
Wien , 24 . Dez . 1915 . Dr . Nathan Birnbaum .
Zionisten im EeUe .
In der letzten Zeit wurden folgende Mitglieder
der jüd . akad . Ferial - Verbindung „ Emunah “ in
Bie 1 i tz ausgezeichnet : Fähnrich Margulies
( Hans ) kl . silb . Tapferkeitsmedaille , Fähnrich Erich
Nichtenhauser bronz . Tapferk . - MecL , A . H .
Staatsbahnr . Ing . Max Singer Rittersreuz des
Franz Josef - Ordens am Bande d . Tapferkeits - Med . ,
A . H . Oberltn . Dr . Sal . Allerhand Mil . - Vrdienst -
kreuz 3 . Kl . m . d . Kriegsdek , A . H . Dr . Gross
Signum laudis u . Ehrenzeich . 2 . Kl . vom Roten
Kreuz , Bb . San . - Kad . Rud . Ros ' ner große slib .
Tapferk . - Med . , Bb . Ernst Morgenstern silb .
Tapferk . - Med . , Leutn . Dr . Arthur Felsen mit
dem Signum laudis und Dr . Samuel Jammer ,
Obltn . im k . k . LIR . 31 , mit dem Militärverdienst¬
kreuz III . Kl . Bisher wurden an Emunenser 17
Anszeichnungen verliehen . Gefallen ist unser hoch¬
verdienter A . H . Obi . Dr . Sal . Allerhand .
Von den Mitgliedern der „ Libanonia “ , Wien ,
wurden in letzter Zeit ausgezeichnet :
A . H . Dr . Paul Grosser , Cheftierarzt , Gold .
Verdienstkreuz mit der Krone am Bande der Tap¬
ferkeitsmedaille .
1 . a . B . Dr . Fritz Fischer , k . u . k . Oberarzt .
Signum laudis .
I . a . B . Dr . J . Schicher , k . u . k . Assistenzarzt ,
Signum laudis .
Gg . San . - Kad . Tobias Weinstock wurde
mit der silbern . Tapferk . - Med . 2 . Kl . ausgezeichnet .
Fähnr . Dr . Gustav Schön ( „ Massada “ ) wurde
neuerlich für tapferes Verhalten vor dem Feinde
mit der silbernen Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet
Kadett Getzel Leibowicz ( „ Emunah “ , Stryj )
wurde nunmehr auch mit der großen silbernen
Tapferkeitsmedaille ausgezeichnet .
Art - Kadett A . Kriegei , Mitglied der Verbind .
„ Emunah “ , Stryj , wurde mit der silb . Tapferk . - Med .
I . Kl . ausgezeichnet .
Fähnrich J . Konstantin , Mitglied der Verbind .
„ Judäa “ , Lemberg , erhielt die silb . t Tapferk . - Med .
II . Kiasse .
Kadett Dr . L . Prochnik , Mitglied der Verbind .
„ Emunah “ , Lemberg , ist in italienische Ge¬
angenschaf t geraten .
Gg . Leutnant Alfred Weiner wurde mit dem
Signum laudis . ausgezeichnet und zum Oberleutnant
befördert . ’ .
Dem Fähnrich H . E ng e I b e r g , Mitglied der
Verbindung „ Judäa “ , Lemberg , wurde die Aller¬
höchste Belobung für das ersprießliche Wirken
seiner technischen Abteilung mitgeteilt .
Gg . Feldrabbiner Dr . Meier Tauber erhielt
das goldene Verdienstkreuz mit der Krone am
Bande der Tapferkeitsmedaille .
Hugo ZuAennaniklM .
Mittwoch , den 5 . Jänner , 8 Uhr abends ,
findet im
Mittleren Konzertsaale
ein Hugo Zuckermann - Abend statt ,
an welchem ausschließlich Dichtungen des
jüdischen Dichterhelden zum Vortrage gelan¬
gen . Dr . Otto Abel es hält die Gedenkrede .
Lia Rosen ( Berlin ) und Egjon Brecher
( Wiener Stadttheater ) , die Zuckermann im
Leben nahe standen , lesen aus seinen Wer¬
ken und Konzertsänger Viktor Heim singt
Zuckermannlieder . Am Klavier Alfons Blü -
mel . Der Abend wird vom “ Vereine zion .
Hochschüler „ Theodor Herzl “ veranstaltet
zu dessen Gründern Zuckermann gehörte .
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des Konzerthaussaales , im Kartenbureau
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Weltkrieg “ . Gesammtverzeichnis der jüdischen
Kriegsliteratur . Nebst einer Liste besonderer Gele¬
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