6. Jahrgang. Der Israelit. Ein Central-Or^ rr das orthodoxe Judenthum. Herausgegeben von 7" ^ > Lehmann in Mainz. Mainz, den 13. December 5626 (1 865). Die Zeitung erscheint wöchentlich einmal, Mittwochs, in mindestens 2 Bogen. Preis des Jahrgangs. 3 Thlr. Pr. L. oder fl 5. IS kr. rh. Man abonnirt ganzjährig, halbjährig oder vierteljährig. Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an. Inserate 1 Sgr. die Petitzeile oder deren Raum. Ocstcrreichische Banknoten laut Cours. Direkte Frankozusendung unter Streifband pro Jahrgang 4 Thlr. pr. C. oder 6 fl. österreich. an die Expedition franko einzusenden. Ta «it dem 1. Januar eia neues Quartal begiuut, fo erlauben wir uns, die geehrte» Abouneutea darauf aufmerksam zu mache», daß uameutlich bei der Post das ALouuemeat frühzeitig erneuert werde» muh, damit die Derseuduug keine Unterbrechung erleide. I « halt: Leitender Artikel: Tie Leitsterne im Kampfe des Lebens. — Zeitungsnachrichten und Korrespondenzen : Deutschland. Dresden. Hannover. — Oesterr. Kaiserst.: CsongrLd. — — Frankreich: Avignon. — Rupl. u. Polen. — Tür¬ kei: Constantinvpel. — Brasilien: St. Paulo. — Inhalt der Beilage: tteiteuder Artikel : Noch einmal über die Jeschibah-Angelegenheit. Zeitungsnachrichten «ud Korrespondenzen: Frankreich: Paris. — Rußt. und Polen. — Asiatische Türkei: Smyrna. — Palästina: Jerusalem. Jerusalem. Jerusalem. Feuilleton: O'IONO Anhalt der Extra-Beilage: Spenden zur Linderung der Hungersnoth in Palästina. — Leitender Artikel. Die Leitsterne im Kampfe -es Lebens. (Zum Chanukah-Fefte ) Mainz, den 5. December. „Lehre und Leben" — mit diesen zwei Wor¬ ten steh<n wir mitten in den Kämpfen, die unsere Zeit für die Bekenner des Judenthums zu einer sp beweg¬ ten gestalten. Die Lehre will und soll das Leben re¬ geln, ordnen, beherrschen, und das Leben bäumt sich gegen die Lehre ans in jedem Augenblick und in al¬ len Verhältnissen. Der Streit ist nicht neu, er existirt, seitdem der allgütige Gott zu unserm Heile und zu unserer Rettung die Lehre gegeben, ja, von dem Au¬ genblicke an, da der Allmächtige das erste Gebot an das erste Menschenpaar im Paradiese hat ergehen und dieses sich zur Übertretung hat verführen lassen. Al¬ lein in unserer Zeit hat dieser Kampf an Ausdehnung und Heftigkeit zugenommen wie noch nie; Verhältniste wie die gegenwärtigen haben für die Nachkommen Ja¬ kobs noch nicht existirt, und wenn man uns einwen¬ denwill Onn Vin i'«, „es gibt nichts Neues unter der Sonne/ so entgegnen wir, daß es sich hier eben um Dinge handelt, welche über die Sonne, d. h. über die sinnlich-wahrnehmbare Welt hinausgehen vnn V' WOVI 1 IO — Im Alterthume war Israel eine für sich bestehende Nation, im Mittelalter waren Jacobs Söhne und Töchter trotz der Zerstreuung von der Mitwelt abgeschlossen, erst in unserer Zeit lebt Israel inmitten der Nationen, gleiche Rechte mit ihnen genießend, gleiche Pflichten mit ihnen tragend, aus gleicher Umgangsstvfe mit ihnen verkehrend Da treten Erscheinungen zu Tage, die niemals waren, da erheben sich Confiicte, die man nimmer kannte. Dazu kömmt noch, daß so viele unserer eigenen Glaubens¬ genossen geradezu daraus ausaehen, jeden Unterschied zwischen Israel und den Völkern zu verwischen und die Lehre dem Leben anzupassen, statt das Leben nach der Lehre einzurichten. Dahin zielen ja alle die sogenannten zeitgemäßen Bestrebungen der Gegenwart. Das Chanukah-Fest naht heran; wann diese Zei¬ len in die Hände unserer geehrten Leser gelangen, dann haben sie bereits Gott dafür gedankt, „daß Er unS hat am Leben und ausrecht erhalten und uns hat gelangen lasten zu dieser Zeit, in welcher Er einstens |