M 1 XXII. Jahrgang. Der Israelit. Ein Central-Organ für das orthodoxe Judenthnm. Herausgegeben von L»> Lehmann in Mainz. Mittwoch, den 3. Januar 3641 (1881). Diese Zeitung erscheint wöchentlich einmal, Mittwochs, in mindestens 2 Bogen. Preis des Jahrgangs IN Reichs-Mark. iU'an abonnirt ganzjährig, halbjährig oder vierteljährig. Alle Buchhandlungen und Postämter nehmen Bestellungen an. — Inserate 15 Pfennige die dreigespaltene Petitzeile oder deren Raum. — Oesterreichische Banknoten laut Cours. — Tirecte Francozusendung unter Streifband pro Jahrgang 12 Reichs-Mark oder 7 fl. österr. an die Expedition franco einznsenden. Inhalt. leitende Artikel: Die amerikanische Regierung und die deutschen Antisemilen. — Etwas von der ersten Iudenhetze. — Zeitungsnachrichten und Eorrespondenzen: Deutschland: Mainz. Würzburg. - Dest. - Ungar. Monarchie: Wien. Pesth. Pesth. Pesth. Brünn. — -Afrika. — Feuilleton: Akiba. Inhalt der ersten Beilage: leitender Artikel: Literarischer Bericht. Zeitungsnachrichten und Eorrespondenzen: Deutschland: Mainz. Frankfurt a. M. Frankfurt a. M. Feuilleton: Wiesel und. Brunnen. Inhalt der zweiten Beilage: Leitender Artikel: Literarischer Bericht. Zeitungsnachrichten und Correspondenzen: Deutschland °. Neustadt. Berlin. — Oest.-Ung. Monarchie: Prag. — Feuilleton: Aus dem Lagebuche eines Bezirks-Rabbiners. Leitende Artikel. Die amerikanische Negierung und die deutschen Antisemiten. Mainz, den 31. Dezember. Soeben geht uns die neueste Nummer der „American Correspondence“ zu, welche eine höchst merkwürdige Nachricht enthält. Nach derselben soll die amerikanische Regierung eine Depesche an den Gesandten der Verein. Staaten zu Berlin, White, geschickt haben, des Inhalts, daß der amerikanische Gesandte beauftragt werde, der^ kaiserlich deutschen Regierung freundschaftliche Vorstellungen wegen des in Berlin in Scene gesetzten itisemitischen Kreuz¬ zuges zu machen. „Wenn auch," sagt die „Amerikanische Corre¬ spondence", „die uns zugekommenen Informationen keine Garantie für die vollständige Richtigkeit dieser Nachricht übernehmen, so constatiren sie doch die tiefe Indignation, welche in Amerika von einem Ende zum andern sich kund gibt gegen den wilden, mittelaltcr- licherr Feldzug, welcher in Deutschland gegen die Is¬ raeliten geführt wird, ohne daß die kaiserliche Re¬ gierung ein Wort der Mißbilligung ausspricht, trotz¬ dem ein Hofprediger die Leitung dieses schmach¬ vollen Feldzugs unternommen hat. Ja, man spricht davon, daß es angemessen sei, in dieser Angelegen¬ heit, einen außerordentlichen Gesandten nach Berlin zu schicken, wie man ja vor einigen Jahren die Herren Peixotto und Schuyler zum Schutze der Juden nach Rumänien und dem Oriente schickte.*) Die öffentliche Meinung ist in den Verein. Staaten den Israeliten sehr günstig. Dieselben — ihre An¬ zahl beträgt beinahe eine Million — sind in der amerikanischen Republik hochgeachtet, wie es die vielen Aemter bezeugen, welche die allgemeine Abstimmung ihnen übertragen hat. Cs gibt hier in Amerika wohl auch einige jüdische Banquiers und Geschäfts¬ leute, welche durch ihr-Betragen das gegen die Juden hin und wieder austauchende Vorurtheil nähren; aber die große Menge der israelitischen Bevöl¬ kerung der Verein. Staaten ist, das weiß jeder Amerikaner, patriotisch, rechtschaffen und sittlich. Das amerikanische Volk will, daß man die Israeliten behandle, wie alle andere Bürger dieses freien Landes. 'Daher ist es wahrscheinlich, *) Anm. der Red. Za schlnnm ist es. Gott sei Dank, in Deutschland noch nicht. |