XXXIX. Jahrgang. M IO. Der Israelit. Ein Gentrat-Hrgan für das orthodoxe Iudenthum. Begründet von Dr. ITelirman« in Xttttttnf. Dorrnerftag, den 3 Februar 5658 (1898). ttl&oMtY* <m> Dewangen 'JAe erden rdaMet der Erzählung ^Bögelchen", soweit der Borrath reicht, kostenfrei «achgettesert. Expedition de» „Israelit“. Leitender Artikel« «•>*■ Ein Sijum. ^ Frankfurt a. M., Ende Januar. Während ich mich niedersetze, um Ihnen über eine am Abend des v2v> m hier stattgefundene, im¬ posante Feier zu berichten. wollen Fragen allerlei Art, die in mir rege werden, mich nicht das rechte Wort finden lasten. Welchen Werth kann der ge¬ drängte Bericht einer festlichen Ereignisses haben, das auf die theilnehmende Menge solch wechselseitige Wir¬ kung geübt, daß sich zeitlebens in ihrem Herzen die Spuren dieser geweihten Stunden nicht ganz werden verwischen lasten? Der Leser eilt mit flüchtigem Blick an solcher Notiz vorbei; er ist's ja gewöhnt, hin und wieder von feierlichen Veranstaltungen ähnlichen Schlags zu erfahren, und so wird auch die Schilde¬ rung unserer Feier sein Interesse kaum zu fesseln vermögen. Und doch verdient die mso bv nrw, über deren Verlauf diese Zeilen unterrichten sollen, die Theilnahme weitester Kreise. Während unsere Rabbiner- und Lehrer-Semi- narien alljährlich über Zweck und Ziel, über die Leistungen und schönen Erfolge der Anstalt in ge¬ druckten Berichten ihren Freunden und Gönnern Mittheilung zukommen lassen, um diese immer von neuem zur thätiger Mitwirkung und kräftigen Unter¬ stützung zu ermuntern, die nur durch die Mithülfe des Ganzen zur segensreichen Blüthe gebracht werden kann, war bis jetzt über die unter Leitung unseres allverehrten Herrn Rabbiner Dr. Breuer n stehende Thora-Lehranstalt zu Frankfurt a. M., nur selten etwas in die Oeffentlich- keit gedrungen. Rur Eingeweihte kannten bte Tendenz, die Organisation, wußten von den Leistungen und Erfolgen dieser vor sieben Jahren, unter den denkbar schwierigsten Verhältnissen und lieblosen Vorurtheilen entgegen in's Leben gerufenen, für Deutschland in ihrer Art einzig dastehenden Anstalt. Darum wissen wir dem ehrwürdigen Leiter und der Vorstandschaft der tiefsten Dank dafür, daß sie einen internen Festestag, die Feier eines vvo, zum aito m», zum Feiertage, für unsere ganze Gemeinde in all ihren Schichten gestal¬ tet haben; denn diese Feier der ratf erwies sich als ein lebendiger Bericht, der weitesten Oeffentlichkeit unterbreitet, dessen, was die nw seit dem Tage ihre» Bestehens erstrebt und was sie dank der be¬ währten Opferfreudigkeit unserer Gemeindemitglieder zu leisten vermocht; da hörten wir, in welchem Geiste und in welcher Weise hier gelehrt und unterrichtet wird: keine Rabbinerschule ist diese Anstalt im engeren Sinne des Wortes, nein, auch Lehrer haben hier sich in Mischnah und Gemarah weiter gebildet, und solche, die einem kaufmännischen oder sonstigen Berufe sich zu¬ wendend, doch vorher erst einige Zeit ausschließlich dem bv frei mpq sich widmen wollten. Vier von den Jüngern dieser Schule befinden sich heute in Amt und Würden, und schon sechs gingen als i*n ^>rriL" renwi bsn nmnb aus der rant* hervor. Und mehr noch: der in den Händen des Herrn D r. Caro liegende Unterricht der profanen Fächer hat schon viele Zöglinge, die in diesen Dingen soweit zurück waren, daß sie sogar mit völliger Unkenntniß im Gebrauche der deutschen Sprache zur nsw kamen, in erstaunlich kurzer Zeit soweit vorbereitet, daß sie an deutschen Uni¬ versitäten in Ehren das Doktordiplom erreichen konnten. Wir selbst würden ungläubig über diese Thalsache den Kopf schütteln, hätte es uns nicht jede, an diesem Abend von ungarischen Zöglingen der Jeschiwah ge- |