Zur Kolonisationsgeschichte des Haurän - Landes. Von Rechtsanwalt A. Rosenberg. (II. Fortsetzung.*) — Hier sei nun bemerkt, dass es sich eben um die Beseitigung dieses Vorbehalts ge¬ handelt, wesswegen seit mehr als vier Jahren in Konstantinopel unterhandelt worden ist, und wie jüngsthin dem Schreiber dieses’ aus sicherster Quelle mitgetheilt wurde, soll diese langwierige Angelegenheit jetzt endlich zu einen günstigen Austrage gelangt sein, d. h. der „Irade“ (kaiserliches Dekret) soll bereits in Konstantinopel ausgefertigt sein, und dessen offizielle Zustellung an den Vältv on Damaskus bevorstehen. — Der geschilderte Zuzug der Ru- mänier ereignete sich aber, als jene Angelegen¬ heit noch in der Schwebe war. Bis dahin hatte der Protektor nur eine kleine Baumschule in Dschillin anlegen lassen, wo ohnehin der Bo¬ den von den dortigen Fellachen verhältnissmässig wenig bebaut worden ist. In Sachern dage¬ gen, wo das grösste Dorf in der Umgegend ge¬ legen ist,, und demgemäss mehr Boden von den ansässigen Fellachen bearbeitet wurde, als in den übrigen zum Komplex gehörenden Dorf- schaften, war mit der Bodenkultur seitens der neuen Eigenthümer überhaupt noch kein Anfang- gemacht worden. Um die bei den Lokalbehörden in Sch e ch-Sa’ d ziemlich einflussreichen Scheichs des Dorfes kirre zu machen, deutlicher gespro¬ chen, sie gegenüber dem bevorstehenden Koloni¬ sationswerke freundlich zu stimmen, wurden sie von der Administration des Protektors durch Aufmerksamkeiten, Geschenke und dgl., vielleicht mehr aisgehörig, verhätschelt. Thatsache bleibt, dass, als man mit den Bau- und Pflanzarbeiten auch in Sachern be¬ gann, erst für die New-York er Gruppe und bald darauf für die rumänischen Neuan- kömmlige, und in Folge dessen die Fellachen sich in ihrer gewohnten Freiheit, nach Belieben den Boden für sich in Anspruch zu nehmen, beschränkt sahen, sie unter Anführung dieser ihrer Scheichs anfingen, mit den Schech-Sa’- der Lokalbehörden gegen die Fortsetzung der so begonnenen jüdischen Pionierarbeit zu intri- guiren. So paradox es klingen mag, kam uns dabei gerade der Drusenaufstand, welcher in den interessirten Kreisen für uns und unsere Arbeit im Haurän Befürchtungen aufsteigen liess, recht gut zu Statten. Einerseits waren wir durch die Regierungstruppen, welche jeden *) 8. Nr. 644. feindlichen Übergang über die Haurän- Bahn¬ linie wehrten, wie durch eine lebendige Mauer vor unliebsamen Überfallen der Aufständischen geschützt (der Schauplatz der Unruhen war im Haurängebirge 10 bis 12 Stunden—zu Pferde — östlich von der Bahnlinie, während unser Boden 1 —2 Stunden westlich von ihr gelegen ist; an¬ dererseits waren die erwähnten Lokalbehörden gerade zur rechten Zeit zu sehr mit dem Auf¬ stande beschäftigt, um den Faseleien der miss¬ vergnügten Scheichs anfangs ernste Aufmerksam¬ keit zu schenken, so dass das diesjährige Pro¬ gramm unserer Arbeit ungestört ausgeführt werden konnte. Nur gegen Ende Januar v. J., als die recht unbedeutende, von den journa¬ listischen Sensationshaschern Europas und Ame¬ rikas aber ungehörig ausgeschlachtete Drusen¬ auflehnung überwunden war, versuchte der Me- tussarif von Scheck-Sa 1 d (seitdem kam ein bes¬ sergesinnter Nachfolger an seiner Statt) oder stellvertretender Pascha, in Folge der lügen¬ haften, vielleicht von ihm. selber eingegebenen Denunziationen jener Scheichs, uns inmitten un¬ serer schon ziemlich fortgeschrittenen Arbeit scliikanirend zu hindern. Auf die möglich plum- peste Weise wurde gegen uns z. B. ausgestreut, dass wir unterirdische Gewölbe bauten, um dort Waffen zu verbergen, dass die Fellachen un¬ rechtmässigerweise von ihrem Boden vertrieben würden, dass sich eine grosse Anzahl jüdischer Einwanderer unerlaubterweise mit ihren Fami¬ lien auf dem Boden angesiedelt hätten, und dass wir ihnen, den Scheichs und ihren Fellachen» Ackerboden unrechtmässig fortnähmen. Was die beiden letzteren quasi inkriminirten Punkte betrifft, so verlieh ihnen allerdings das über¬ hastete Vorgehen rumänischerseits mindestens den Schein der Wahrheit, zumal ihrer drei oder vier, trotz vorhergehender Warnung, auf dem Ackerboden der Fellachen kleine Wohnhäuser anfzurichten begonnen hatten. Auch in diesem Falle wur den jedoch die gegnerischen Machinatio¬ nen durch entsprechende Intervention beim Vä/i in Damaskus lahmgelegt, und das Arbeits¬ programm, bestehend aus den weiter unten an¬ gegebenen Bauten, Pflanzungen und Aussaaten, konnte ohne weitere unbefugte Einmischung glücklich zu Ende geführt werden. (Fortsetzung folgt.) Drnok der Job. Wirt Fachen Hoftracbdruckerei Actien-Gheaellschaft, Mai uz, |