2441 Scholz..Deutsches Bilderbuch- und »Deut¬ sches Malbuch-. Man wird nicht leicht so schöne und billige Bilderbücher und Malhefte finden, wie die vor Kurzem von dem Mainzer Verlag Jos. Scholz veröffent¬ lichten es sind. Unsere heutige Erziehung ist vor¬ wiegend Verstandeskultur. Das naturwissenschaftliche und technische Zeitalter macht sich in der ganzen Schulung unserer Jugend geltend. Dieser moderne Rationalismus, der so stark nur auf das Nützliche aus¬ geht, bedarf eines Gegengewichtes. Das Gemüthslcben und die Phantasie müssen befruchtet und bereichert werden, wer.n wir nicht trockene Pedanten des Warum und Wozu erziehen wollen. Phantasie ist Helferin und Retterin aus mancher Noth. Leute mit Phantasie sind selten ganz rathlos. — Wenn man »Das deutsche Bilderbuch" — bis jetzt fünf Bücher. Märchen mit je acht farbigen Tafeln und dem Märchentext (Preis '1 Mk.) — durchblättert, welche Kunst, welcher Reich- thnm. welche Weite und Tiefe des Schauens. Möchte man da nicht am liebsten auf den durch Alter und Tief¬ sinn ehrwürdigen Text verzichten, um an der Hand der herrlichen Blätter eine Paraphrase über den stofflichen Inhalt der Zeichnungen zu dichten? So anregend und schöpferisch wirkt diese Kunst. Wie abenteuerlich unv aufregend kühn ragt die Felsenburg im „Dornröschen" ?.um Himmel. Wie märchenhaft phantastisch ist der Dornenwald. wie entzückend der Rosenregen um Dornröschens Gemach! Wie leuchtend und geheim¬ nisvoll sind die Blätter vom „Aschenputtel". - Wahrlich, in diesen Blättern ist Liebe und Strenge. Phantasie und Ernst. Hier fühlt man die weiche, aber feste Hand, die zum Guten leitet. Künstler von bestem Namen: Diez, Münzer, Lefler, Urban und Schmid- hammer u. a. sind dabei thätig gewesen, ihr bestes Können und ihre Liebe zum Kind durch ihre Kunst zum Ausdruck zu bringen. — Das »Deutsche Malbuch" (10 Hefte mit je 4 farbigen und schwarzen Tafeln, jedes Heft zu nur 40 Pfg.) will die Kinder mit Kunst selber beschäftigen. Sie sollen, indem sie in die schwarzen Tafeln die Farben nach dem gegenübersteben- den vom Künstler gemalten Vorlageblatt eintragen, die fernenden und modellirenden Wirkungen, die Be¬ ziehungen der Farben untereinander und ihre Har¬ monie kennen und verstehen lernen. Humor und Ernst. Genauigkeit und freies Schauen werden angeregt und jedenfalls wird ein nicht zu unterschätzendes Verständ- niß für die belebenden Wirkungen der Farben erreicht. Diese Malübungen sind durchweg flächig und meist nur in drei Grundfarben gehalten. So wird alle Bunt¬ heit vermieden. H. Thomas großartige und doch intim geschaute Landschaften, .Scholz Märchen, wie werden sie alle erziehend und anregend wirken. Alles Derbe und Groteske, auf die rohen Triebe Spekulirende ist ferngehatten. Diese Hefte können und werden Kultur¬ arbeiten verrichten, weil Knltursinn in ihnen steckt. Der fast banal gewordene Satz „O selig, ein Kind noch zu sein" wird angesichts der Scholz'schen Pub¬ likation wieder sinnvoll. Nicht mit Neid, aber mit be¬ glückter Resignation blickt heute das Alter auf die wundervollen, schon heitsreichrn Kunstmittel, die der Jugend so bequem und billig zur Verfügunq stehen. ~ Dr. B. Sonntagskinder. Lieder und Gedichte aus Schlesien von P h i l o vom Walde. Mit dem Bilde des des Verfassers. I V.. 230 S.. brochirt nur 1.80 Mk, gebunden 2.50 Mk. ord. Großenhain. Baumert und Rouge. 1904. Als ausschließlicher Poet der schlesischen Mund¬ art steht seit vielen Jahren Philo vom Walde auf dem Plan. Seine Liedersammlung: »A Singvagele" hat die höchste Anerkennung der ersten Fachkreise ge¬ funden. Sein großzügiges Dialekt-EpoS: .,Leutenot¬ ist von der gesammten Kritik als Werk der deutschen Litteratur hingestellt und mit Fritz Reuter's »Kein Hüsung" verglichen worden. Nun bietet uns Philo vom Walde eine Gedicht¬ sammlung. in der alles, was nach Schnake und Schnurre aussieht, bewußt fortgelassen worden ist. Das Buch will in erster Linie zeigen, wie viel Poesie im schlesischen Lande und Volke steckt, und. wie wundersam auch die schlesische Mundart klingt, wenn man sie nur zu meistern versteht, in der Form überragt dies Buch noch Holteis vielgepriesenen »Schlesischen Gedichte". Ein Wörter-Verzeichniß am Schluffe macht auch dem Nicht-Schlesier den Genuß dieses hübschen Buches leicht möglich. Wunder auS -er vierten Dimension oder »Jedermann Medium". Enthüllung der verschiedenartigsten spiritistischen und verwandten Phanome, sowie ge¬ naue Anleitung zur Darstellung derselben in pri¬ vaten Kreisen durch Ditteianten. Mit 38 Illustrati¬ onen. Von H. F. E. S u h r. Prestidigitateur. Preis Mt. 2.—. Schwabacher Belag in Stuttgart. Dieses Buch ist keine langwierige Abhandlung über den Spiritismus, sondern eine praktische An¬ leitung für Jedermann, sich selbst zu einem sogenannten »Medium" auszubilden und die fesselnden spiritistischen Demonstrationen ..ohne Hilfe der Geister" zur Be¬ lustigung seiner Mitmenschen vorzuführen. Somit wird es von Allen, die durch Aufstellung eines abwechs¬ lungsreichen Vergnügungsprogrammes in Pri.vat- treiscn wie in Gesellschaften oder Vereinen dem Pub¬ likum etwas ganz Neues und Eigenartiges bieten wollen, mit Freuden begrüßt werden. Es verbindet das Nützliche mit dem Angenehmen, indem es einerseits |