4. Januar 1917 _________ Frs. In diesem Jahve gewährte thiwit einen gleichen Vorschuß die Jcwtjh Eolonizcttion Asso- cration. Auch den Wem- und Mmweipflanzern wurde eine Anleihe im Betrage von 200000 Frs. auf dem Wege privater Zeichnungen durch das Provisorische Zionistische Exekutivkomitee in Amerika gesichert. 2 . Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit. Es versteht sich von selbst, daß die ländlichen und städtischen Ilrbeiter Palästinas unter den verheerenden Wirkungen der ökonomischen Krise am härtesten zu leiben hatten. Es ist vorder¬ hand noch nicht möglich, ein vollständiges Bild der Lage der Arbeiter während des Krieges zu geben. Was wir bisher an verläßlichen Nach¬ richten besitzen, gibt uns aber schon jetzt ein Recht, zu sagen, daß die jüdische Arbeiterschaft Palästinas in dieser schweren Zeit des chronischen Ärbeitsmangels und der furchtbaren Teuerung ihren guten Neberlieferungen der organisierten Selbsthilfe, der proletarischen Solidarität und des hohen Verantwortllchkettsgefühls treu ge¬ blieben ist. Die politischen und gewerkschaftlichen Verbände der Arbeiter in Stadt und Land schlossen sich einträchtig zusammen. Sie konnten leider eine teilweise Abwanderung der hoffnungs¬ los gewordenen Arbeitslosen (zunächst nary Aegyp¬ ten) nicht verhindern. Die Zahl der Ausge¬ wanderten betrug etwa 1000, davon die größere Hälfte landwirtschaftliche Arbeiter. Den Abzug dieser empfand man in Palästina am schmerz¬ lichsten/ aus der Kölonie Perach-Tekwah allein wunderten etwa 250 Landarbeiter auch Es ist übrigens typisch, daß die sogenannten prioatwirt- schaftlichen Kolonien es am wenigsten vermochten, ihren Lohnarbeitern gesicherte Arbeitsgelegenheit zu verschaffen. Daher die auffallende Zusam- meudränguug der jüdischen Landarbeiter ui Be¬ trieben, die vom nationalen oder, gesellschaftlichen Kapital ins Leben gerufen wurden. Was die Aktion der Arbetterschaft gegen Teuerung und Beschäftigungslosigkeit anszelchnet, ist dte weiteste Anwendung des Mittels des genossenschaftlichen Zusammenschlusses. Sowohl auf dem Gebiete des Konsums, wie der Produktion entstanden Kooperationen aller Art. Es wurden Arbeiter¬ küchen, genossenschaftliche Bäckereien und Wasch¬ anstalten in Jaffa, Jerusalem, Petach-T'.kwah, Rehowoth, Neß-Zionah und anderwärts neuge¬ gründet oder erweitert. Dabet fanden auch viele Arbeiterinnen Beschäftigung. Der Gedanke der Arbettsgenoffenschaften (nach Art der italienischen oder der russischen „Arijelt") hat schon vor dem Kriege im Lande Erngang gefunden, im Kriege schlossen sich viele Arbeitslose in Gruppen dieser Art zusammen, um mtt Ausschaltung der Unter¬ nehmer von Einzelpersonen und Gesellschaften, fühlte er das Bedürfnis, sich mit der Thora zu he- , fchasligen. Böller Gier stürzte er sich auch sogleich j auch seinem Chumesch, um hier sein geradezu quälendes Peysirsnis nach Guucsworr zu stillen. Sein Buchzeichen, bestehend in einem ehemaligen Zizühsadeu, ruhte im 5. Buche vor der zweiten Sidrah. „WveSchanau ei . . dieS war von jeher seine bevorzugte Sidrah und auch heute sollte sie wieder seinen Thvradurst still.'N. Wie ein Reh nach Wasferqueuen, so lechzte jetzt der fromme Berthold nach dem Geiste, der aus dem Golteswone spähte. Eine halbe Sllrnde sag er schon öiumi und unir er noch nicht konnte er sich davon trennen; heute aber fiel ihm der Ab¬ schied davon besonders schwer, heute meinte er sich säst nirnmer trennen zu können von dem von ihm ,o Hertz geliebten Gottesivori; schweren Herzens schloss er schNehlich das Sefer und kützte es noch einmal heiß, bevor er sich jetzt schlafen legte,' denn solches harten jetzt auch dte ermüdeten Kameraden vorgezogen. Als B. L. erwachte, war . alles im Biwak schon ziemlich rege; alles rüstete sich zum Aufbruch, zunr Bormarsch) wte wunderbar war es ihm heute zu Mute) glänzend gestärkt fühlte er sich durch den kräftigen Schlafs was aber stimmle ihn heute nur jo elegisch-lhrisch? War es der heiße Kuß, den ihm im Traume der Vater aus die Lippen drückte, oder war es das herrliche Morgenrot, das am dunkelblauen Firmament sich gar prächtig ab¬ hob,' wie herrlich ist nicht die Welt, so dachte jetzt Berthold und gleichsam aus Dankbarkeit griff er noch schnell nach seinem Tefillin, nur sie für das Morgen¬ gebet anzulegen. Eine auffallende Schwere tag ihm wie ein Alb aus der Brust, als er nunmehr seine schwacheil Gebeirsiulen in den schönen ror u Tessilin- veutei legte. Und jetzt hietz e§ nusbrerheu, fort, dem Feinde entgegen. Me Apwiiuug war noch utcht lange marschiert, ai§ eine o&er die andere verirrte Kugel r Der Israelit. städtischen und Kolünieverwabungen dir Durch¬ führung von bestimmten Arbeiten zu übernehmen. So entflanb in Petach-Tikwnh eine Genossen¬ schaft „Achwah", der einige Kolonisten die Pflege ihrer Orangengärten und Weinberge überließen. Sir führte ihre Aufgabe zur vollen Zufrieden¬ heit der Auftraggeber durch und zahlte ihren Mitgliedern außer dem festen Tagelohn von 2 Frs. noch 17 cts. Mehrgewinn. Ihrem Beispiel folgten andere Gruppen, wie „Amal" und „Awodah" (Arbeit). Andere Akkordgenoffen- schaften übernahnien Nivellierung von Dünen, Wegebauten, Ameliorationsarbeiten u. a. m. Auch städtische Arbeiter bildeten kleine Produktivge- noffenschaften, hauptsächlich im Bekleidungsge¬ werbe. Diese Gründungen waren nur möglich dank einer planmäßigen Inangriffnahme von öffent¬ lichen und Notftandsarbelten durch eine Reihe von gesellschaftlichen Institutionen, wie der Jü¬ dische Nationalfonds und der Amerikanyche Hilfsfonds. Davet bewährte sich in hervorra¬ gender Weise die organisatorische und finanzielle Unterstützung der Selbsthilfsaktion der Arbetter- schaft durch den Palästina-Arbeiterfonds bezw. sem Bollzugsnrgan — das Arbeitsbureau (Llsch- kath-Awooah). Es sorgte für den Arbeitsnach¬ weis, vermittelte zwischen den Arbeitergenossen¬ schaften und den Arbeitgebern, leistete in mehre¬ ren Fällen Bürgschaft und erlegte Kautionen für die Arbeirergruppen, gewährte Lohnvorschüsse, gab Kredite zur Anschaffung von Rohstoffen und Werkzeugen, beteiligte sich an der Gründung von Leihkassen, ArbetterkUchen und andern Kon- sumanftalten. lieber den Umfang dieser Arbeit, für die hauptsächlich das Poale-Zion-Paläftina- Komitee in Rew-Iork. die Mittel bereitftellte, geben die uns vorliegenden Bilanz und Rech¬ nungsabschluß für die Zeck vom 1. Oktober 1914 bis zum 1. Oktober 1915 Aufschluß. Zur Er¬ haltung der Arbellsbureaus in Jaffa und Hatffa wurden über 3600 FrS., für dte gleiche Institu¬ tion in Jerusalem über 3500 Frs. ausgegeben. Die Föroerung der Ottomanisierung und die politische Situation erforderten etwa 3400 Frs. Gegen 9200 Frs. wurden als Darlehen gewährt an' verschiedene gewerkschaftliche, genossenschaft¬ liche, kuiturelle Institutionen und Konsumvereine der jüdischen Arbeiter in Stadt und Land. Die gesamten Aufwendungen des Paiäftina-Arbeiter- sonds in: Jahre 5675 erreichten 21547 Frs. Das Komitee zur Durchführung von öffent¬ lichen Arbeiten in Jaffa verausgabte nach den zugänglichen Berichten bis Mitte April 1915 11000 Frs. Es betätigte sich in enger Gemein¬ schaft Mit den Vertretern cer Arbetterschaft in ähnlicher Weise wie das Arbettsoureau. So or- heranpfiff. Daher sofort der Befehl: „Ausßescy wärmt" und so marschierte man noch eine halbe Stunde, dann wurde etwas Rast gemacht. Aisbaid hietz es: Seiten¬ gewehr aufgepflanzt, vorwärts marsch, dein fliehenden Feinde nach, jetzt aber, scheinbar an einem für ihn günstigen Gelände, machte der Gegner Halt und em¬ pfing uns mit pfelfenden Grützen. Da hwtz es: „Zum Sturm das Gewehr rechts aus, marsch, marsch" und mir Hurrah stürmten die tapferen Bayern dem „treu¬ losen Feinde" entgegen. Da Plötzlich beim Vorstürmen brach Berthold, der unter den vordersten Stürmern den Säbel schwang, tödlich getroffen zusammen mit dem lauten Ruse: „Schma Jsroel . . Diesen Ruf hörte gerade noch einer seiner Glaubensgenossen, der in zweiter Linie stürmte. „Boruch schem k'advd malchnso k'evlam woed", 'v ries er setnern sterbenden Bruder entgegen, sich i n-h rym noch einmal umwendend. Und dann stürmte er weiter vorwärts, immer weiter.- (Druck- und Zeitungswesen in G odno.) Die Arben Heinrich Etsemnnns m der „Grodnoer Zeitung", der wir jüngsthin den Artikel Uber denTat- musverlag Rornm entnommen haben, ist im Separar- atzdrnck mit drei Abbildungen, nebst einem Anhang: „Die älteste Ansicht von Grodno", erschi nen. Das äußerst interessante Büchlein ist zum Preise von 30 Ps, im Verlag der „Grodnoer Zeitung" in Grodno zu bezieheit. . (Der jüdische Freund Gottfried Wilhelm Leibniz s.) tfn der „Danztger Zeitung" erzählt Rabbiner Dr. I. Münz, Bereut, u. a. Folgendes: Wie Leibniz gus den Werken der großen jüdischen Aieisicr vieles gelernt hnr, so hnrle er nach Gelegem heil, aus dem reichen Schätze.seines Wissens einem indischen jungen Manne za spenden. An Hannover No. 1 Seite? ganisierje es die Nivellierung iiou Bauplätzen bei Joffn, bei Dev etwa H>0 Arbeiter beschäsktgl wareit. Die Löhne umteit um 307., niedriger als die normalen. Die Arbeiter verdienten von Frs. 1.60 bis 2.40 pro Tag. Um eine möglichst große Zahl von Arbeitslosen zu beschäftigen, wurde ein bestimmter Turnus eingeführt, jo daß jeder Arbeiter nur 12 Tage im Monat gear¬ beitet hat. Der monatliche Verdienst schwankte zwischen 19 bis 30 Frs. Für qualisizterte Ar¬ beiter gewährte das Komitee Arbeitskredite an Arbeitgeber, die über die nötigen Rohstoffe ver¬ fügten. Auf diesem Wege wurden gegen 80 Ar¬ beiter dauernd beschäftigt. Interessant ist der Versuch des Jaffaer Komitees, eine Arbeitsge- nossenschaft bei den Etsenbahnbauten in Katktlia umerzuvringen. Es war anfänglich eine Akkord¬ gruppe von 35 Jemeniten, die jetzt bereits aus 100 Arbeiter angewachsen ist und auch vom Ober- ingenteur Meißner-Pascha als durchaus zufrie¬ denstellend bezeichnet wurde. Vom Komitee für öffentliche Arbeiten in Je¬ rusalem liegt ein Bericht vom Mai bis August 1915 vor. Es wurden 202 Arbeiterfamilien mtt 664 Seelen in verschiedenen Gewerbezwetgen mit Arbetrskrediten unterstützt, im Gesamtvetrage voll 8827 Frs. Beide Komiltees erhielten die erfor¬ derlichen Mittel vornehmlich vom amertkanischeil Hilfsfonds. In Haiffa ermöglichte die Jmmo- viltengesellschaft „Palästina" ole Durchführung von größeren Arbeiten. Die Akkordgruppen wurden von dem Beth-Hapoaltm bezw. dem Ar- beltsbureau organisiert. Notstandsarbeiten auf dem Lande wurden fast ausschließlich von dem Jüdischen National¬ fonds veranstaltet, und zwar tn erster Reihe tu Galiläa. Im ersten Krtegsjahre wurden in den Kolonien Merhawjah und Kinerety 20 Arbeiter¬ häuser mtt dem Aufwand von 30000 Frs. er¬ baut. In denselben Kolonien wurden Affante- rungsarbeiten veranlaßt, wte dte Entsteinung und Umzäunung von Terrains, Austrocknung von Sümpfen. In diesem Jahre werden tu Merhawjah Entwäfferungsarbetten durchgeführt, in Kinerety wird ein Arm des Jordans ver¬ schüttet. Für diese Zwecke wurden vom Jndischm Nationalfonds 20000 Frs. zur Verfügung ge stellt. In Judäa sind derartige Ameliorierungcu auf den Ländereien des Inf nicht notwendig, fv daß auf diesem Wege den Arbeitslosen nicht ge¬ holfen werden kann. Hier hat der Jüdische Na- ttonalfonds einen Kredit von IOOuO Frs. für die Bereitstellung eines Mehlvorrats für die jn- däischen Landarbeiter bewilligt. Aus diesem Vor¬ rat erhalten Arbeiter auf Grund von Lohnschet- nen kreditfähiger Arbeitgeber Mehl und Drvl. Der Zweck diefer Maßregel ist, Verluste bis 30 letzte in jener Zeir der später berühmt gewordene Astronom Raphael Levi. Er hatte das rabbtntsche Lehrhaus in Frankfurt a. M. besucht und seiaeü Gellt an den laimuoischen Diskussionen geschärft; später be¬ kleidete er die Stelle elnes Buchhalters m dem Bant- Hause Simon Welf Oppenheimer in Hannover. Seine Mußestunden benutzte er, wie einst Moses Mendels¬ sohn, dazu, sich lateinische und französische Spcncy- kenntniffe anzueignen und mathematische Studien zu treiben. Der berühmte Leibniz, auf dte gediegenen Kenntnisse Levis aufmerksam geinachl, nahm sich seiner mit välert'cher Fürsorge an. Er zog ihn in setn gast¬ freundliches Haus und wurde smn weiterer Lehre:. Raphael Levi hing auch mit tiefer Verehrung an Lewntz, dem er einen großen Teil seiner mathematischen und philosophischen Kenntnisse zu verdanken hatte. — Wichtiger aber als der Unterricht, den Leibniz den, jungen jüdischen Gelehrten ertelüe, ist der Umstand, daß er, wie oben erwähnt, durch seine vietgelesene Schrift, dte Theodieee, den Namen und die Lehren des judi,chen Denkers Matmoniües in dte neuere Phito- ophie hinetntrug und in wetteren Kreisen berannl- gsemacht hat. (Bon den ungarischen Krönunsözeremonieu.) Die ungarischen KrönangSzeremonten, ore znunmeyr anlätzttch der Krönung des Kaisers Karr I. zum König yon Ungarn erneuert werden, enthalten auch die Vor¬ schrift: „Bevor der König und dte Königin sich zur Ktönungsmaylzeil setzen, waschen sie ihre Hältde. Zwei ungarische Magnaten br-ngen das Waschbecken und ein Vertreter des Reichstages gietzt über die Hände des Königs und. der Königin das Wasser, der Fürstprimns überreicht leiden das Handtuch uni» sagt hierauf ein kurzes Gebet. Dann erst setzt sich das Köttigspnar zttt' Tafel." |