m abgewafchcn zu schcn. — Es ist demnach nicht das erreichte Ziel, das vollbrachte Werk, das hier belohnt wird; cs ist der erhabene moralische Gedanke, das rastlose Wirken, der gute, feste, kraftvolle Wille für eine große, eine edle Sache, die hier anerkannt und geehrt wird. Wenn die Juden ihrem warmen Fürsprecher in Norwegen, dem ihnen persönlich unbekannten Henrik Wergeland dieses Denkmal errichten, so hat eine solche That Ansprüche auf eine doppelte Anerkennung. — Ich spreche diese von ganzem Herzen aus und benutze mit Freuden diese Gelegenheit, um in meinem eigenen und ich darf wohl sagen im Namen der meisten meiner aufgeklärten, vorurthcilsfrcicn Landsleute, unsere Erkenntlichkeit für die Weise, wie sein An¬ denken hier geehrt wird, auszusprechen. Ich vereinige mit der Acußcrung dieser Erkenntlichkeit den persönlichen und aufrichtigen Wunsch, daß die Zeit nicht mehr fern sein möge, wo der Jude, ohne von einem intoleranten Ge¬ setze, von kleinlichen Rücksichten ooer ererbten Vorurteilen daran gehindert zu sein, als norwegischer Bürger sich in meinem freien glücklichen Vaterlande wird bewegen können. Auf norwegischem Boden, — an der Stelle wo dieses Mo¬ nument stolz sich erhebt, wird der alsdann nicht mehr geächtete Jude an die Seite des Kranzes, den der Norweger seinem Lied- ringseichter flicht, dann selbst auch den seinen für den Menschen¬ freund, den Zudcnfreund Henrik Wergeland niederlegcn können." Verschiedenes aus Berlin. (Schluß.) Denn cs liegt auf der Hand, daß wir Zerstreuten den christlichen Waffen, daß wir Zwerge den Niesen es nicht nach- thnn können, ohne daß wir Gefahr laufen sollten, zu erliegen. Ueberdieö liegt die Scetenbileung, zu welcher das neue Juden¬ gesetz Raum darbictct, nicht im Judcnthum selbst, da letzteres von vorn herein kein Glanbensdogma hat, und die religiöse That einem Juden zur Erfüllung oder Nichterfüllung nach Wil¬ len überläßt. Nenne mir Einer noch eine andere Religion, welche wie das Judenthum, von ihrem Zugehörigen weiter nichts fordert, als die zufällige Geburt von jüdischen Eltern? Das .stuw von solchen abstammend, braucht von seiner Geburt bis zu seiner Todesstunde keine Splbe zu glauben, nicht die ge¬ ringste religiöse Handlung zu t.u:,, und es stirbt als Jude, ge¬ rade wie cs als solcher geboren ist. Im Jndenthume herrscht rer strengste Individualismus, wie ihn Nordamerika in der Politik annäorrcud bereits ausgesührt, wie ihn der aufgeklärte Ehrist auf seinem rcligiösen Gebiete noch für einen fern liegen- dcn frommen Wunsch halten muß. Eine jegliche Formulirung des Ossenbarungsbcgriffcs wie dies hier zuletzt die Neformfrcunde gethau, ist ein Rückschritt-); dasselbe gilt von der Zormuli- rung des Goitesbegriffes, von der Aufstellung deö Unsterblich- k.uo70gmas; denn der Glaube au Gott ist unS nicht geheißen, *j Ich bin der Ewrge u. f. w. heißt es. oder der Glaube, raß rch rer Ewige bin. die Bibel stellt das Dasein Gottes als rin Faktum hi», oh» daß sie darum dem bestehlt, daran zn glauben, der dies Fak¬ tum nicht auffassen kann oder will. Die Unsterblichkeit hat sie ganz unerwähnt gelassen, da sie dieselbe als Faktum nicht hin- stcllcn konnte, und als Dogma noch viel weniger hiustellcn wollte. Ich frage demnach, bedarf eure solche Religion des Individualismus einer Sectenbilrung, welche doch fast unmög¬ lich ohne Formulirungen und positiven Aufstellungen ablaufen kann! Da sich nun aber doch in der Judcnheit gewisse Neuge¬ staltungen als ein Bedücfniß Herausstellen, so werde ich mir erlauben, in meinem nächsten Schreiben Ihnen anzugeben, wie und wo diese Platz greifen müssen, ohne dem Jndenthume fremde Elemente aufzudrängen, und ohne einer Sektenbildung km min¬ desten Platz zu gönnen. Für heute erlauben Sie mir nur noch ein Paar Neuigkeiten. Die Acltcstcn der hiesigen jüd. Gemcmde reichten vor kur¬ zem bei den betref. Behörden ein Gesuch ein, dahin gehend, daß unser Direktor des jüd. Seminars Dr. Zunz, bei Prüfung jüd. Lehrer als Eraminator hinzugezogen werden möchte. Das Gesuch wurde dahin befchicdeu, daß demselben nur in so weit Folge gegeben werden könne, daß gedachter Gelehrter bei einer derartigen Prüfung wohl als Zuhörer, aber nicht als Erami- naior zugegen sein könne. — Der Inhaber eines jüdischeaLehr- institutS, Hcrr H orwitz und der angestellte jüdische Lehrer Herr Piek haben auch erst vor kurzem ein Lesebuch für jüd. Schulen herausgcgebcn, welches rein humanistisch gehalten ist, d. h. in welchem nichts von einer partikulären Religionsanschauung vor¬ kömmt. Sie haben auch bei unserem Schul-Collegium um die Erlaubniß nachgesucht, dasselbe zunächst in ihren Schulaustaltea ein führen zn dürfen, allein es wurde ihnen die Einführung desselben untersagt, wobei die Tugend des Lesebuches für ein Laster augerechnet wurde. Ein rein humanistisches Lesebuch — heißt es im Bescheide — passe nicht für die Jugend, indem dieselbe in einer bestimmten Religion erzogen und belehrt wer¬ den müsse. — Im Schooße unseres jüdischen Vorstandes ist soeben eine cigeuthümliche Spaltung wegen der Art u. Weise des Auf¬ baues eines rituellen Bades (»TpQ) entstanden. Die Spaltung verdankt ihren Ursprung nicht dem Ob, denn eine solche läge im Geiste der Zeit und wäre weniger befremdend, sondern sie entstand durch das „Wie" welches wiederum auf den Geldpunkt zugeführt werden muß. Kurz, die Frage war, wie man am billigsten zu seiner Seligkeit gelange. Die Einen meinen — und diese führen di»' frühren Veranschlagungen an —, die frommen Frauen könnte» sich in einem Bade, welches nur 700 Thlr. kostete, schon rein genug waschen, während die andere Fraction auch in die My¬ sterien des rituellen Badens den Lnrus cinführen wollen ; sie bestehet darauf, daß 3000 Thlr. daraus verwendet werden sol¬ len. Doch wirs dieser Streit, der gerade kern tief diplomatischer wie der schweizerische ist, beigelegt werden, vielleicht ist er in diesem Augenblicke, wo seiner hier Erwähnung gcthan wird, schon geschlichtet. Kcinenfalls wird er den Sturz eines Mini¬ steriums hcrber'führen, wenn er gleich in den Augen Mancher nicht ohne Eompromiß fein dürfte. Ich schließe indessen heute meine Relation der Neuigkeiten ohne weitereRaisonnemeuts, da dieselben einem Jeden von selbst in die Augen springen. 8a- pieuti nt. Verlag der I. C. Hermann'schen Buchhandlung in Frankfurt a. M. - Druck von Frred. Krähe in Offenbar-. |