501 Theodor Herzl . 502 Schrift , in welcher er seinen Traum noch in vagen Umrissen zu gestalten versuchte , ohne zu wissen , dass das Ideal , für welches er noch keine klare Formulierung gefunden , bereits Hundert¬ tausende von Anhängern zählte . Doch nie zu¬ vor war es , in so satte Farben getaucht , auf ein so weithin sichtbares Panier gehoben worden . Lauter Jubel , aber auch Hohn und Spott und schallender oder knir¬ schender Protest tönten dem „ Pariser Feuille - to nisten " entgegen , der dem einen als Verkünder , dem ande¬ ren als ver¬ wegener Ruhestörer oder als un¬ besonnener Utopist er¬ schien . Aber der „ Pariser Feuille¬ tonist " ent¬ puppte sich als eine her¬ vorragende Persönlich¬ keit von be¬ deutender Kraft , die , unbeirrt vom Hohn und unbe¬ kümmert um die Pro¬ teste , mit erstaun¬ licher Energie auf ihr Ziel los¬ steuerte , die leise sich regende Stimmen aus der Zer¬ streuung zu einem einzigen , mächtig laut¬ hallenden Chorus zu vereinen verstand . Herzl entfaltete eine merkwürdige Organisationsgabe , er stellte in den Dienst seiner Idee seine ganze ungebrochene Kraft , einen heissen Glauben , einen rastlosen Willen , hingebungsvolle , nimmer¬ müde Arbeit . Mochten ihn die anderen einen Utopisten , einen Träumer schelten und über das THEODOR HERZL V ' r . Misslingen seiner Versuche frohlocken , — er , er sah sein Ideal lebendig vor Augen , und er diente ihm treu und redlich , mit lauterem , selbstlosem Herzen und reinen Händen . Er schaute das Land seiner Hoffnung , das er nicht betreten durfte , und ihn hat dicht vor dessen Pforten der Tod niedergemäht . Wie ein Märchen mutet uns der letzte Abschnitt seines Lebens an , > wie ein Märchen voller Poesie , durch das tragische Ende nur noch ver¬ klärt . Ein Glück¬ licher , denn ihn wird sein Werk überleben . Das Volk aber wird ihm den höchsten Lohn ge¬ währen , den es zu vergeben hat , es wird einen Kranz von duftigen Liedern und Mär¬ chen um diese früh verblichene Stirn win¬ den . Auf seinem jungen Grabe wer¬ den die nimmer welkenden Blumen der Sehnsucht und der Erinnerung blühen . Das Volk wird ihn in den Sagen¬ himmel versetzen , in den es seine Helden und Märtyrer eingehen lässt . Und dieser Lohn wird ein gerechter Lohn sein . Denn was immer auch das fernere Schicksal seines Werkes sein möge — unvertilgbar bleibt in der Ge¬ schichte seine Persönlichkeit stehen , das Bild eines treuen , hingebungsvollen , selbstlosen Ar - |