503 Theodor Herzl. 504 beitefs, der mitten in seiner Arbeit zusammen¬ brach; in der Zeit des allseitigen Verrats und der Fahnenflucht das Bild eines Mannes, der seinem Volke sein Leben weiht, unerschrocken, un¬ verzagt, bis „>:am letzten Atemzug aufrecht, hoffend, träumend, liebend — und darum im Tode noch ein Wahrzeichen der unverwüst¬ lichen Lebenskraft seines Volkes. REVUE DER PRESSE. Im englischen Unterhause kam es völlig unerwartet zu einer lebhaften Diskussion über das zionistische Ostafrika* Projekt. Dqr Abg. Wason (Ire) protestierte gegen das Projekt einer zionistischen Niederlassung in Ostafrika. Er fürchtete, dass die Durchführung dieses Planes dazu dienen könnte, Unruhen hervorzurufen. Die Bevölkerung des Landes sei im höchsten Grade erregt über den Gedanken, dass das Laud an russische und rumänische Juden ausgeliefert werden solle. Die Folge werde wahrscheinlich ein Aufstand der Eingeborenen sein. Keine der englischen selbstregierenden Kolonien würde jemals die Errichtung einer Niederlassung von solchen Leuten dulden, die weder die englische Sprache, noch die der Eingeborenen sprächen. Major Evans Gordon erklärte, dass vorläufig diese ganze Niederlassungfrage noch sehr schattenhaft sei. Vorderhand sei man überein¬ gekommen, an Ort und Stelle zu untersuchen, wie weit die Idee einer Ansiedelung durchführbar sei. Die Schwierig¬ keiten seien jedoch so gross, dass es als fraglich bezeichnet werden müsse, ob auch nur eine einzige jüdische Familie die Ansiedelung versuchen werde. In dieser Ansiedelungsfrage eine Bedrohung des Bestandes des englischen Weltreiches zu erblicken, sei einfach lächerlich. Nachdem Sir Gilbert Parker den Antrag Mr. Wasons, der auf blosses Gerede begründet sei, „frivol" genannt hat, ergriff Lord Percy das Wort, um den Ahl rag, der auf durchaus falscher Voraussetzung beruhe, als einen Missbrauch der Geschäftsordnung zu bezeichnen. Mr. Wason habe das Ostafrikaprojekt mit der Eingeborenen¬ frage verquickt und somit zwei Sachen zusammengebracht, die miteinander absolut nichts gemein haben. Als im Juli vorigen Jahres ein Vertreter der Jüdischen Kolonial¬ bank sich bei Lord Lansdowne erkundigte, ob er einer Landkonzession an die Juden in Ostafrika nähertreten wolle, waren die Nachfragen nach Land in Ostafrika sehr gering. Unter solchen Umständen konnte Lord Lansdowne dem zionistischen Plane nicht anders als günstig sein, vor¬ ausgesetzt, dass sich ein geeignetes Territorium finden und eine Einigung über die Prinzipien der Selbstverwaltung erzielt werden wird. Indessen sind Vertreter der Kolonialbank nach Ostafrika abgegangen, um das den Juden zur Verfügung gestellte Territorium zu besichtigen. „So lange diese Pierren ihren Bericht noch nicht erstattet haben, daif ich dem Hause keine Mitteilung machen. So¬ viel darf ich schon jetzt sagen, dafs weder die Rechte der britischen Untertanen, noch die der Eingeborenen durch das i m .m, w> . i„»»^ i *^»i m »m » n ^ ^ ^ A» i- m* ,*** * ** ^ ^*, ^« *. ■ „ M ^ . ^i » ^ ■ » m ^^*i» n^-m *^* ,m^*^+t t^^mmt^^ m ,» m m «„»^i m ^*+^+> !■■!■».»»■■ ...... ^*^**'*m< " m ^;n *^>uimi^*^*~ mw *i Abonnementspreis für das Halbjahr in Deutschland und Oesterreich Mark 3,50 (Luxusaussrabe Mark 7,—), für das Ausland Mark 4,— Luxusausgabe Mark 8,—). für Russland ganzjährlich 4 Rubel, halbjährlich 2 Rubel. Einzelhefte ä 35 Kop. . ___ m __ , Zu "beziehen durch alle Buchhandlungen des In- und Auslandes, durch alle Postämter des Deutschen____ . Reiches unter No. 5785 a der Postzeitungsliste und durch die Expedition dieser Zeitschrift. ~ " Anzeigen 50 Pfennig die viergespaltene Petitzeile, grössere Anzeigen nach Tarif, bei Wiederholungen Rabatt. Stellen-Gesuche und 'Angebote zum halben Preise. Adresse für die gesamte Korrespondenz: Verlag „Ost und West", G. m. b. H., Berlin NW. 23, Altonaerstr. 36. Verantwortlicher Redakteur: Leo Winz, Berlin, Altonaerstr. 36. — Verlag Ost und West, G.m.b.H., Berlin NW. 23* Druck von Pass & Gar leb, Berlin W. 35. ostafrikanische Projekt im. geringsten geschädigt werden sollen. Den Interessen der britischen Untertanen ist insofern Rech¬ nung getragen worden, als das den Juden angebotene Land durchaus nicht an der Eisenbahn gelegen ist. Dasselbe liegt ferner in der Provinz Naivasha zwischen Victoria- und Rudolf-See, wo es faktisch keinen einzigen Eingeborenen gibt. Es ist ein absolut unentwickeltes Land, etwas von der Eisen¬ bahn entfernt, und die Juden werden dort mit den Europäern kaum in nähere Berührung kommen können. Es muss aller¬ dings zugegeben werden, dass die Regierung sich keineswegs ausschliesslich von finanziellen Motiven hat leiten lassen. Bis zu einem gewissen Grade haben da auch die Sympathien eine Rolle gespielt, welche jede christliche Nation, namentlich aber die englische, für eine Rasse hegen muss, die während einer viele Jahrhunderte dauernden Verfolgung mit wunder¬ barer Ausdauer an den Prophezeiungen ihrer Propheten glaubte." Redner ging dann näher auf die soeben erfolgte Amtsniederlegung des Gouverneurs Sir Charles Elliot ein, welche wohl mit der Eingeborenen-Frage,- aber nicht mit dem jüdischen Ostafiika-Projekt zu schaffen habe, und fuhr dann fort: „Seit Bekanntwerden der Verhandlungen der Regierung mit der jüdischen Kolonialbank hat der Strom der Ansiedler nach dem ostafrikanischen Protektorat, von dem bis dahin niemand etwas wissen wollte, so grosse Dimensionen angenommen, dass das ganze längs der Eisenbahn zur Dis¬ position stehende Land bereits vergeben ist, und die Regierung sich genötigt sah, weitere Konzessionen in der Provinz Naivasha zu verweigern, da man sonst den Interessen der Massais nahetreten würde. Sir Charles Elliot war mit dieser Bestimmung zum Schutze der Rechte der Eingeborenen nicht einverstanden und legte sein Amt nieder." Sir Edward Grey: „Mancher stösst sich daran, dass das Land gerade für jüdische Ansiedler bestimmt ist. Wir alle wissen, was Anti¬ semitismus ist und was diesen Antisemitismus veranlasst hat. Allein es gibt noch Menschen, die über die Juden anders denken! Es ist das ein Millionenvolk, dessen Angehörige eine lange Reihe von Generationen hindurch über die ganze Erde zerstreut sind ohne Heimat und ohne Hoffnung. Ich sage es frei heraus: Jeder Versuch, diesem Volke innerhalb der Grenzen des britischen Weltreichs eine Heimat und eine Zuflucht zu schaffen, besitzt meine volle Sympathie." (Beifall.) Der Antrag Wasons wurde ohne Abstimmung durch Ueber- gang zur Tagesordnung abgelehnt. |