18 Lector: In fremdem Spiegel. 14 m KAUFMANN. Freitag Abend in einem Judengässchen. OELGEMAELHE. konnte, eine besondere, eingehende Studie widme. Besonders lehrreich zu beobachten ist es, wie manche christliche Forscher, trotz der schroffen Haltung und meist völligen Verständnislosigkeit, mit der sie den Lebenserscheinungen des Juden¬ tums gegenüberstehen, von der Macht der Tatsachen überwältigt, gleichsam widerstrebend sich Worte uneingeschräukter Bewunderung entringen lassen. Des gilt sogar von Julius Wellhausen und Paul de Lagarde. Eingehend behandelt Eschelbacher die „Bibel-Babel"-Literatur und beschäftigt sich im besonderen mit Schürers und Boussets Werken, die eine Behandlung der Geschichte und Religions- geschichte des jüdischen Volkes im Zeitalter des Urchristentums unternommen haben, und zwar beide, wenn auch nicht im gleichen Masse, mit unzuläng¬ lichen Mitteln. Der Verfasser führt deren Bedeutung auf das gebührliche Mass zurück, welches leider, besonders was Bousset anbetrifft, ein höchst be¬ scheidenes ist. Um den weiteren Verlauf der Ge¬ schichte der Juden haben sich die christlichen Theologen wenig oder garnicht gekümmert. Das Judentum hatte, indem es das Christentum gebar, seinen Dienst getan, und nun konnte es gehen. Nur Renan warf zuweilen einen Blick auf die spä¬ teren Schicksale des jüdischen Volkes, und sein feiner und umfassender Geist wusste hie und da manch treffliches Wort darüber zu s. gen. Eschel¬ bacher hebt in einem kurzen Ueberblick die hero¬ ischen Momente dieser unserer Geschichtsperiode liervor, die doch gerade die Daseinsberechtigung des Judentums als besonderer We.>enheit am kräftigsteu daituu. „Im Kampfe und im Unglück haben Religionen wie einzelne Menschen sich zu bewähren. Und die Geschichte des Judentums in seiner Schwäche, seiner Zerstreuung und unter dem auf ihm lasten¬ den Druck ist ein beredtes Zeugui^ für die Wahr¬ heit, die Kraft und den Segen seiner Religion, wie für den religiösen Sinn, das Gemüt und die Cha¬ rakterfestigkeit seiner Bekenner." Lector. |