211 Leo Bakst. 212 zu einem Denkmal für Alexander IL, zu der er auf¬ gefordert war, teilzunehmen, — wurde ihm befohlen, sofort Petersburg zu verlassen — was er auch ohne zu zögern tat. So ehrt das offizielle Russland seine Künstler!-- Im April dieses Jahres erscheint ein gross an¬ gelegtes Prachtwerk ,,L'arb decoratif de L. Bakst'*', mit zahlreichen farbigen Blättern in sorgfältigster Wiedergabe, die eine Vorstellung Yom Reiz seiner Aquarelle gewähren, da diese Bilder, zum grössten Teil als Kostüm- und Dekorationsentwürfe gedacht, ganz auf die Farbenwirkung hin geschaffen sind. Die fran¬ zösische Ausgabe erscheint im Verlage der ,,Comoedia illustre", Paris; die englische in der ,,Fine art Society", London; die deutsche Ausgabe ist noch nicht ge¬ sichert. P. B. GELD UND GOTT. Von Bin ja min Segel. Sag, weisst du, wer unser Gott ist? Der alte Gott Israels, der Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, der grosse, heldenmütige und erhabene Gott, der LEO BAKST. PAK Aegyptischer Tempeldiener („Cleopatra"). ernährt alles Lebende in Liebe, der die Toten er¬ weckt in seiner grossen Gnade, der die Fallenden stützt, die Kranken heilt und Gefangenen erlöst und seine Treue bewahrt denen, die im Staube schlummern, der dem Menschen Vernunft schenkt und ihn Einsicht lehrt, der König, der Recht und Gerechtigkeit liebt. So haben wir das als Kinder von unsern Eltern gelernt, und die hatten es von den ihrigen, und dieso wiederum von den ihrigen bis weit zurück, weit in unvordenkliche Zeiten. Aber wir werden umlernen müssen. Das war alles ein Irrtum. Denn siehe, es sind grosse Gelehrte aufgestanden, bewaffnet mit scharfsichtigen Brillen, und die schauen tief und wissen es besser; nämlich was wir denken und fühlen, und was uns unsere Vorfahren überliefert haben, dies wissen sie viel besser als wir. Und in vielen dicken und sehr gelehrten Büchern haben sie es der Welt verkündet. Zuerst taten es nur die Gottes¬ gelahrten, deren spezieller Beruf es ist, uns den lieben Gott so unverständlich zu machen, w*ie es jedesmal der allerneuste Stand der Wissenschaft erfordert. Aber neuerdings hat das ein Mann besorgt, der das Feld einer sehr weltlichen, ganz ungöttlichen Wissen¬ schaft bebaut, nämlich der Wissenschaft von Handel und vom Gelderwerb. Das ist Herr Prof. Werner Sombart, und dem muss man glauben. Der lehrt uns Juden, was Gott ist: ein grosser Ge¬ schäftsmann; und unser Verhältnis zu ihm: ein Vertrag, ein Vertrag nach allen Regeln juristischer Kunst. Nicht ein Bund auf Leben und Tod, sondern ein Kontrakt auf gegenseitige Leistung: ich gebe dir das und du gibst mir das; ich bin dir das schuldig und du bist mir das schuldig. Fein säuberlich, geschäfts- mässig, kühl, nach der Konvenienz und nach den kaufmännischen Usancen. Und da die Juden selber,, und sie zuerst, gelehrt haben, dass Gott die Menschen nach seinem Ebenbilde geschaffen, so ist es nun kein Wunder, dass sie selber solche gute Geschäftsleute- sind. Ihre Religion ist ja nur eine Form, und zwar die vorbildliche Form des Kapitalismus. Kurz und gut, unser Gott ist Mammon. Jules Huret überliefert eine hübsche Szene, die- ihm der Regens eines Jesuitenkollegs in Nordamerika erzählte. Ein Yankee, der seinen jungen Sohn dorthin zur Erziehung gebracht hatte, zog beim Abschied einen Dollar hervor und sprach zu dem Jungen: ,,alles |