415 Die Israeliten Rumäniens . 416 Sympathische Stimmen in Saehen der Israeliten sind in diesem Land nicht sehr zahlreich , denn der Judenhass ist ein Dogma , bei dem die entgegen¬ gesetztesten Parteien sicii verständigen . Am 23 . Fe¬ bruar — 8 . März 1913 schreibt der „ Adeverul " : „ Der Brief Luzzattis schildert in trauriger Wahr¬ heit einen Zustand , der , wie wir uns auch bemühen mögen , ihn zu verbergen , dennoch besteht und den wir nicht hinter hohlen Redensarten verstecken können . Die Judenfrage existiert in Rumänien und wir haben nichts zu ihrer gerechten Lösung getan . Es ist eine unbestreitbare Wahrheit : wir haben zweihundert - tausend Personen im Lande , die infolge einer selt¬ samen Anomalie keinem fremden Staat unterstehen und trotzdem keine rumänischen Bürger sind ; die inner¬ halb des Landes den Fremden zugezählt und ausserhalb - als rumänische Untertanen betrachtet werden , denn wir sind verpflichtet , ihnen Pässe auszustellen und sie anderen Staaten gegenüber unter unseren Schutz zu nehmen . Das ist ein ganz abnormer Zustand ..... Diese Sachlage wird immer auf uns lasten . Sie wird uns in den Augen des Auslands niederdrücken , das uns der Ungerechtigkeit und Unbilligkeit zeiht , sie hat auch Einfluss auf das Innere des Landes , denn bei jedem Schritt stossen wir auf die seltsame Tatsache , dass über zweihunderttausend Einwohner eine unbe¬ stimmte und eine Ausnahmestellung einnehmen . Was man auch tun möge , die Wahrheit wird sich immer geltend machen und wird ein Hindernis für die normale Entwicklung unseres Landes bilden . Diese Wahrheit ist um so betrüblicher , als ein Teil unserer politischen Parteien und Persönlich¬ keiten — auch die Liberalen — offene Antisemiten sind , während den anderen der erforderliche Mut fehlt , die jüdische Frage aufzunehmen und ilir eine gerechte und endgültige Lösung zu verschaffen . Darum ist man auf der einen wie auf der anderen Seite bemüht , das Vorwärtsschreiten der Wahrheit zu verhindern ; darum diese Heuchelei und Niedrigkeit , diese ungerechten und gehässigen Angriffe , diese Rechtsbeugungen und all das Gefolge von Tatsachen und Parodien , die die jüdische Frage begleiten , deren Existenz von der einen Seite bestritten wird , und für deren Regelung die andere Seite nichts unternimmt . Dabei würde die Lösung dieses Problems uns die Achtung der zivilisierten Welt eintragen und uns von einer Wunde heilen , die uns ewige Schmerzen verursacht . " Die , ,Romania muncitoare " vom 28 . Februar — 13 . März schreibt : Die Zeitung ■ , , La Roumanie " hat erklärt , dass die Juden von Silistria , wenn sie unter rumänische Herrschaft kämen , dieselben Rechte geniessen würden wie die anderen Bürger . Zum Beweis dafür führt sie den Fall der Juden in der Dobrudscha an , die dieselben Rechte erhalten haben wie die übrigen Dobmdschioten . Das fockistische Organ hat zu bemerken vergessen , dass die Dobrudscha droissig Jahre lang unter einer Ausnähmeregierung gestanden hat , die in gewisser Beziehung noch heute existiert . Andererseits gibt man bei der Zubilligung der Gleichberechtigung für die Juden der Dobrudscha einen deutlichen Beweis für die Unvernunft und die Ungerechtigkeit des Aus¬ nahmeregimes , das auf den Juden Rumäniens lastet . In der Tat : wenn Sie den Juden , die heute unter Ihre Herrschaft kommen , die Gleichberechtigung gewähren , warum versagen Sie sie jenen , die , ,seit Jahrhunderten ' ' in Rumänien leben ? " Der „ Parerile unui spektator " vom 20 . Februar — 5 . März sagt : Die „ bulgarischen Juden zeigen sich als be¬ geisterte Patrioten . Sie protestieren energisch gegen eine eventuelle Annexion der von ihnen bewohnten Gebiete , denn sie befürchten , das Los ihrer Glaubens¬ brüder in Rumänien teilen zu . müssen . Man hat ihnen geantwortet , dass sie ebenso wie die Juden , die zur Zeit der Annexion in der Dobrudscha gewohnt haben und bei der Annexion zu rumänischen Bürgern ge¬ macht worden sind , auch ihrerseits als Rumänen und nicht als Fremde angesehen werden sollen . Wir glauben , dass dies in der Tat so geschehen wird . Wie viel grösser und auffallender erscheint dann aber die Ungerechtigkeit , unter der der rumänische Jude leidet ! Wie ? wird er fragen . Jen , der hier ge¬ boren ist , dessen Eltern hier geboren sind , der ich meinen Militärdienst geleistet habe und jeden Augen¬ blick , als Reservist , mein Leben für dieses Land zu opfern bereit bin , ich werde als Fremder angesehen , bloss weil ich Jude bin , und der Glaubensbruder , der gestern Bulgare gewesen ist und infolge der Annexion die Fähigkeit hat , Rumäne zu werden , er soll Bürger sein , soll alle Rechte geniessen , während ich immer nur — Jude bleibe und allen Härten der Ausweisungs¬ gesetze ausgesetzt bin ! An solche ungeheuerlichen Folgen geraten wir , wenn wir die ungerechten Schranken für unsere ein¬ geborenen Juden aufrecht erhalten , Schranken , die , wie man sagt , dem Geist und dem Wortlaut unserer Gesetze und selbst der Jurisprudenz des Kassations¬ hofes widersprechen und die jedenfalls den wahren Interessen der Nation entgegenstehen und in keinem anderen Lande ihres gleichen haben . " Jetzt kommen die absolut judenfeindlichen Aus¬ lassungen : , ,La Seara " vom 26 . Februar — 11 . März : , ,Wir haben die Intervention der Juden Rumä¬ niens nicht für angemessen und es jedenfalls für unser Land nicht sehr günstig gehalten , dass sie gerade in diesem Moment die Aufmerksamkeit der Welt auf ihre Beschwerden über ihre Stellung in unserem Lande lenken . Glauben die Juden vielleicht , dass wir sofort eine Konstituante berufen sollen , um eine Aenderung der Verfassungsparagraphen vorzunehmen , die eine Massennaturalisation verwerfen und nur die Einzel¬ naturalisation zulassen ? Bei dem praktischen Sinn , der eine der guten Eigenschaften der jüdischen Rasse sind , solten sie einsehen , dass augenblicklich nicht der rechte Zeitpunkt gekommen ist , um diese Frage mit einiger Aussicht auf Erfolg anzuschneiden . " Der „ Viitorul " vom 6 . /19 . März : , ,Bei Gelegenheit der rumänisch - bulgarischen Diffe¬ renzen hat man eine alte Angelegenheit wieder hervor¬ gesucht und zwischen die rumänischen Interessen geworfen und dabei behauptet , sie bilde den Haupt¬ grund dafür , dass die Haltung bestimmter Mächte unserem Lande nicht günstig sei . Es handelt sich wieder um die unaufhörliche jüdische Frage , die zugleich mit Herrn Luzzatti , dessen semitische Herkunft seine Gefühle erklärt , die eng¬ lischen Juden heraufbeschworen haben , die Rumänien feindlich gesinnt sind und die Folgen dieser Haltung nicht richtig berechnet haben . Obgleich wir nicht geneigt sind , die Juden Rumäniens mit der so wenig angebrachten Bewegung der ausländischen Juden in Verbindung zu bringen und obgleich wir durchaus nicht rachsüchtiger Natur sind , werden doch wenige ; von uns sich genügend in der Gewalt haben , um sich nicht , sobald die Judenfrage bei uns in anderer Gestalt auf - |