Juden in der Arbeit. 2. In den Lehrstätten. E in langgestreckter Fabrikrauni mit kahlen Wänden, ohne jeden ästhetischen Ruhepunkt für das Auge, aber von peinlichster Sauberkeit. Die eine Längswand wird von brüten Fenstern dargestellt, die das Tageslicht ungehemmt durch den Saal fluten lassen. Die Luft ist erfüllt vom surrenden Geräusch elektrischer Motoren; die Treibriemen, in «ständiger Bewegung begriffen, führen von der Decke zu den teils in Reihen, teils unregelmäßig aufgestellten Maschinen und Wcrk 7 eugtischen, an denen emsig gearbeitet wird. Die Eleven sind einzeln oder in Gruppen von zwei bis drei Mann dabei, die ihnen zugewiesene Arbeit zu vollbringen. Der eine lant durch die Maschine eine Anzahl griffbereit vor ihm liegender Mctallstücke in eine bestimmte Form stanzen. Seme ursprüng¬ liche Unbeholfenheit und seine unverkennbare Besorgnis, mit den Fingern zwischen die rhythmisch auf- und niedergehende Maschine zu geraten, weicht schnell einer zunehmenden Ge- Schicklichkeit. Ein* anderer feilt das Gewinde einer bereits fertiggestclllen Schraube aus, ^wieder ein anderer setzt ein fertiges -Türschloß zusammen. Wir befinden uns m einem, Schlosserkursus, in dem alle in Betracht kommenden Arbeiten von der einfachen Herstellung von Eisennageln bis zur voll¬ endeten Feinmechanik gelehrt werden.' Der Lehrer geht zwischen den Tischen und Maschinen auf und ab, unterweist hier, kriti¬ siert dort, erläutert die überall angebrachten Schutzvorrich¬ tungen und geht auf die einzelnen Fragen der Schüler ein. Nun ein ganz anderes Bild: Eine.simple Reparaturwerk¬ statt mit einem Meister und wenigen Gesellen. Dazwischen der' „Umzuschichtcndc“, der alle Arbeiten eines Lehrlings unter Ausschaltung der nicht unbedingt zum Fach gehörenden ausführt ' Man weist ihm seine Aufgaben zu, und wenn er vielleicht noch vor wenigen Wochen mit sorgsam gespitztem Bleistift Aufträge ins -Bestellbuch notierte, so liegt, er jetzt, die Arme bis zum Ellenbogen mit Schmieröl Vollgespritzt, unter einem havarierten Vehikel und hantiert aus Leibeskräften mit Schraubenschlüssel und Hammer, indessen ihm der helle Schweill über das staubbedeckte Gesicht rinnt. Die Botengänge und die sonstigen nicht ins eigentliche Arbeitsgebiet fallenden Dinge, die man den Lehrlingen aufzubürden pflegt, bleiben U nt er r i dt t ENGLISCH bei geborener Engländerin Mrs.Kurth,Oxford Dipl. • Kurfürstendamm 50 (Ecke Schlüterstraße) - Tel. Bism. 983 Zeitgemäße Preise H Kurzschrift || such . Gabelsberger, geprüfte Lehrerin Flachs, Passauer Straße 31 TIHM Simnn. maHiBraianstr.18 TcletonfTrDimho'tf 1653 Autofalt rschule Technische Privatschule, Dipl.-Ing. Steklmacher Friedrichstr. 118/19. Tel.: D 2 9244 ( Maschinenbau,Elektrotechnik, Installation, Galvanotechnik, Metallfärben. Berufswechsel FvietAn? durch ErlernenVon Kosmetik, LrAIOlbllAi hyg. Hand-, Fuß- und Körperpflege. Aerztliche Ausbildung mit Abschlußzeugnis im Institut Rego, Hohenzollerndamm 34, Regina Oingold, Staats¬ diplom Berlin-Paris. Für Stellungslose 25°/o Ermäßigung. I FRAUENBERUF existenzsicher Geschäftliche Notizen. ] ihm erspart, sonst aber keine einzige, auch noch so rauhe Arbeit, die zur Vervollständigung seiner Ausbildung notwendig erscheint. In der täglichen Praxis reift er unter Aufsicht des Lehrherrn zum tüchtigen Arbeiter, der bald selbständig seinen Mann stehen wird. Diese beiden Beispiele kennzeichnen die zwei Ausbildungs¬ möglichkeiten, die es bei der Umschichtung gibt: entweder Unterbringung einzelner Personen in einer Lehrstätte oder Zusammenfassung einer Gruppe in besonderen Lehrgängen. Je nach der Art 'des Berufszweiges und der Lage des einzelnen Falles wird man die eine oder die andere Möglichkeit äus- wäliieii, wobei es natürlich auch noch Zwischenlösungen gibt, wie Teilnahme an bereits bestehenden Kursen und dergleichen mehr. Am einfachsten liegen die Dinge natürlich dort, wo man bereits Erfahrungen mit schneller und konzentrierter Aus¬ bildungsarbeit besitzt. Autofahrkurse, bei denen der Schüler iri drei bis vier Wochen bis zur Prüfung herangebildet wird, bieten technisch keine Schwierigkeiten und werden in be¬ schränktem Ausmaß durchgeführt. Für Frauen sind Kochkurse sehr beliebt, wobei man Wert darauf legt, nicht allein die üblichen Kenntnisse beizubringen, sondern Spezialistinnen her- auszubilden, die mit allen Feinheiten, beispielsweise der Diät- Wci im andern £ tand * n erst in Nr. 22 vom 3. November. kost vertraut sind und später einmal in Sanatorien, Anstalten usw. als Küchenmeisterinnen Unterkommen'können. Besondere Kurse sind überall dort am Platze, wo erheb¬ liche Kosten für die Anschaffung von Material und Maschinen entstehen und es deshalb rationeller erscheint, eine größere Anzahl von Schülern zusammenzufassen. Neben dem eingangs aufgeführten Beispiel eines Schlosserkursus ist dabei etwa das Tischlergewerbe zu erwähnen. Die Kreissäge, die Drehbank, die Hobelmaschine bilden hier die Mittelpunkte des Lehrsaales. Der unterrichtende Meister gibt zunächst die theoretischen Unterweisungen. Da werden die Unterschiede der Holzarten dargestellt, da lernt man die Methoden der Bearbeitung kennen. Ausdrücke wie „Zinkenfräsmaschine“, „Revolverdrehbank“, „Vollgatter“, „Dicktenhobel“ schwirren durch den Raum, wer¬ den im Munde des Vortragenden zu klaren Begriffen, gehen - in die Ohren und Hirne der Zuhörenden ein. Nach der theo¬ retischen Belehrung gellt es an die praktische Arbeit. Das unbearbeitete Holz wird mit einer Handbewegung durch die Kreissäge gejagt, der Baumstamm wird zu einem Haufen Brettern, die Bretter werden in Form gebracht, poliert, zii- saminengefügt — in erstaunlich kurzer Zeit entstehen die tertigen Holzutensilien, der Spazierstock, der Türrahmen, das Möbelstück. Übrigens kann man bei einem Rundgang kon¬ statieren, daß nicht allein Holz als Rohstoff in Frage kommt. Die Spezialarbeiter, die sich der Drechslerei widmen, arbeiten auch mit Horn, -Elfenbein, Kokosschale, Galalith usw. Theoretische und praktische Unterweisung gehen auch bei allen sonstigen Ausbildungskursen Hand in Hand.; Welch komplizierte Sache die Kosmetik ist, lernt man beim Besuch eines Schönheitspflege-Kursus begreifen. Die jungen Mädchen und Frauen, die sich diesem Fach widmen wollen, lernen zunächst einige Kapitel Medizin, Biologie und Chemie kennen. Sie müssen mit dem Bau der Muskeln und Knochen des Gesichtes und der Hände Bescheid wissen, die physiologische Beschaffenheit der Haut wird ihnen klargemacht, sie erlernen die Herstellung und Mischung von Salben und duftenden Wassern. Dann erst geht es an die Arbeit am lebenden Modell. Was soll man mehr bewundern — den Eifer der Schülerinnen, die sich auf ihre Opfer stürzen, oder die Geduld dieser (meist freiwilligen)! Lehrobjekte, die Maniküren, Pediküren, Mas¬ sieren, Frottieren, Einsalben, Trockenreiben und hunderterlei andere Prozeduren über sich ergehen lassen müssen? •Harmloser geht es immerhin in den zahlreichen Zu- sclmeidekursen zu. Denn da wird schließlich nur an totem Material, an Schnittmustern und Stoffresten herumgeschnipselt und -geschnitzelt. Angenehm fällt dem Besucher, der von den Schlosser- und Tischlerkursen kommt und dem noch der Maschienenlärm in den Ohren gellt, die Ruhe auf, die hier herrscht. Zum Unterschied von den eben genannten Lehr¬ gängen ist bei den Schneiderkursen auch das weibliche Ge¬ schlecht stärker vertreten — was ebenfalls angenehm , auf fällt. Einzelne Spezialkurse wie Wäschesehneiderei, Putzmacherei und so weiter werden sogar fast durchweg von Frauen fre- Ob aus all den Männern und Frauen, die in! den ge¬ schilderten Arbeitsstätten durchweg Lehrlinge im besten Sinne WiMett Sie schon, daß nach einer Mitteilung des Vorsitzenden des Hilfskomitees für deutsche Juden beim American Joint Distribution Committee im Zuge der von dieser Organisation ein¬ geleiteten Sammelkampagne in' den Vereinigten Staaten bisher 1 200 00U Dollar aufgebracht worden sind? .daß der Vorsitzende der Exekutive des Welt-Misrachi, Rabbi Meir Berlin, in einer in Wien gehaltenen Rede erklärt hat,.der Misrachi werde sich an einer offiziellen Propa¬ ganda für die zionistischen Fonds (Keren Hajessod Und Keren Kajemeth) bis zur Erfüllung gewisser religiöser Forderungen nicht mehr beteiligen? daß in Wien auf jüdische Anregung hin ein interkonfessio- - nelles, völlig unpolitisches Hilfswerk für die Hungernden in Sowjetrußland, insbesondere für Ukrainer, Deutsche und Juden ins Leben gerufen wurde, an dessen Spitze u. a. Kardinal-Erzbischof Dr. Innitzer und Oberrabbiner Dr. Feuchtwang stehen? • daß nach einer Mitteilung des preußischen Innenministers die Zentralwohlfahrtsstelle der deutschen Juden aus dem Reichsspitzenverband der freien Wohlfahrtspflege aus- geschieaen ist? - daß eine dieser Tage verbreitete, aus dem „Jewish Chronicle“ stammende Nachricht, derzufolge das Zentralhilfskomitee für Auswanderer aus Deutschland aus Mangel an Mitteln aufgelöst werde, nicht den Tatsachen entspricht; daß das Komitee also seine Arbeiten fortsetzt? daß der Nationalsozialistische’ Deutsche. Studentenbund mit sofortiger Wirkung seinen sämtlichen Mitgliedern den Besuch jüdischer Repetitoren verboten hat? daß der Führer der ;,Nationalsozialistischen Bewegung in Holland“ (NSB), Ingenieur Mussert, in einem Interview erklärt hat, seiner Partei seien alteingesessene holländi¬ sche Juden als Mitglieder willkommen? Dec !Bcieflkastett dec „JM.Z“ Konservativer Leser in D. Gewiß geben wir Ihnen gern die Auskunft! Gerade soeben entnehmen wir der „Augs¬ burger Postzeitung“ vom 14. Oktober folgende Notiz: „Der Halsschni.t bei der Tierschlachtung. Auf wiederholte Anfragen, ob die Ausführung des Halsschnittes nach elektrischer Betäu¬ bung gestattet sei, bemerkt das bayerische Staatsministerium des Innern in einer Entschließung, daß gegen die Blut¬ entziehung durch Halsschnitt — auch hach jüdischem Ritus — Bedenken nicht bestehen, wenn die Schlachttiere vor der Blut¬ entziehung betäubt werden und bei der Betäubung, und Schlach-' tung die reichsgesetzlichen Vorschriften, über das. Schlachten von Tieren befolgt werden.“ Frau Johanna Aronade, geh. Schlesinger. Zu einer Briefkasten-Notiz in unserer Nr: 18 vom 20. Oktober machen Sie uns die ergänzende Mitteilung, daß Ihre Großmutter, Frau Johanna Schlesinger, geh. Forell zu Glatz i. Schl, am 22. März .1867 mit dem Louisen-Orden e r s t e r Klasse, und zwar mit der Jahreszahl 1866, dekoriert worden ist. Vielen Dank für diesen Hinweis! Dr. Bernhard Isaak, Dresden. Sie sehen, Ihr neues Büchlein „Der Religionsliberalismus im deutschen Judentum“ hat sogleich nach Erscheinen Aufmerksamkeit erregt. Vielen Dank für die Berichtigung, daß es durch die Buchhandlung Carl Strauß (nicht, wie wir angaben, Stränsa), Dresden A 1, Waisenhausstraße 26, zu beziehen ist und. 1,80 RM kostet. Den letzten Passus Ihrer Zuschrift werden wir Ihnen" in Kürze brieflich beantworten. .....' des Wortes sind, wirkliche Meister ihres Faches werden, wird die Zeit erweisen müssen. Der erste Eindruck, den man bei einem Rundgang gewinnt, ist aber — das kann ganz objektiv und ohne Übertreibung festgestellt werden — fast überall ein recht guter. Die Gemeinsamkeit der Arbeitsfreude und der seibstauferlegten Berufsdisziplin, die diese jüdischen Menschen verbindet, berechtigt zu den besten Hoffnungen, und zwar nicht nur im Hinblick auf den so wichtigen Wiederaufbau unserer Existenzen, sondern darüber hinaus auch in geistiger Beziehung Denn allen diesen verschiedenen Lehr- und Arbeits¬ stätten ist ja etwas Gemeinsames eigen, und das ist der kame¬ radschaftliche Geist der Teilnehmer und die Hingegebenheit an die gestellten Aufgaben. Hier ist auch die Brücke, die von unserer Betiachtungen und Beobachtungen allgemeiner Art zu den spezifisch jüdischen Problemen führt: ein neuer Schlag jüdischer Menschen wächst hier heran — ein Menschenschlag, der gewiß nicht die Bindungen an die bisherigen Traditionen de? Judentums verleugnet, der aber bestrebt ist, seinem Leben einen neuen Inhalt zu geben. Und allen Zweiflern und Skep¬ tikern sei schon jetz* gesagt, daß der Weg dieser Menschen nicht vom Judentum fortführen wird. Alex Ander. . tmpfeMeasmecte ^Bezugsquellen BERLIN Möbetlackierereien I | Plisseebrennereien Kistenfabriken | Autobatterien Wäschereien Kurt Worsdorf er e-Vertrieb Georg Jacob S59,Urbanstr,100.T.F6,Bärw.2093 Lackiererei, Vergold.] Malerei | Möbeltransporte Elektr. Anlagen | Iohann Schilf Oberschöneweide, Wattstr. 10 Friedrich Hein Möbel- u.Geschäftsf uhrwesen Berlin 0 17,.Rüdersdorfer. Str. 57 Carl Gerber Lichterfelde-West, Ksristr. 1-2 Walter Zorn Berlin W15, Pfalzburger Str.16 J 2 Olim 5902 Die gute Wäscherei im Westen Auto-Betrieb B mzüge, Ferntransporte, 1 Lagerung Hermann Pagels Zentralheizungen . | Steinsetzgeschäfte Ernst fiotiueii, EieMOro Mitglied d.jud. Handwerkervereins Schöneberg, Otto Netz, Malermeister N 65, Schönwalder Str. 15 Wedding 6518 Emil Schoebel Marmorarbeiten Ausführung sämtl. Marmorar beiten, ‘auch Kleinindustrie N 65,Lynarstr.36,T. D6,Wedding6087 F. WORNEST Berlin-Schöneberg, BelzigerStr. 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