>♦4444444♦♦»44»4444444»44^4^»4»< Sprechsaal ►44444»44»4444444»4< >++< :: He ♦♦»♦♦ Für diese Rubrik übernimmt die Echristleitung lediglich die preß- gesetzliche Verantwortung. Gebt dem Volke die Mbel Bon Oberlehrer Adels Heime r, Stuttgart. Wir Juden werden das Volk der Bibel genannt, doch leider merkt man heutzutage davon gar wenig mehr in den jüdischen Häusern. Während in den positiv gerichteten christ¬ lichen Familien die alte Lutherbibel wohl nirgend fehlen darf und aus ihr heute noch fleißig gelesen wird, trifft man ge¬ nug, selbst religiös eingestellte jüdische Häuser, in denen keine Bibel zu finden ist, und wenn man auf dieses Fehlen auf¬ merksam macht, so stößt man oft gar auf Verständnislosig¬ keit. Es wäre interessant, den Gründen dieser merkwürdigen Erscheinung nachzugehen, die nicht allein auf religiöse In¬ differenz zurückgeführt zu werden braucht, denn die Bibel fehlt, wie oben erwähnt, oft genug in unseren orthodoxen Fa¬ milien so gut wie in den Häusern der religiös Indifferenten; viel mehr könnte ein Grund in der Tatsache gefunden werden, daß in früheren Jahrhunderten das „Lernen" mehr dem Tal¬ mud zugewandt war, daß aber beim Talmudstudium der Jude die Bibel eben doch auch kennen lernte und nicht weniger beim Gottesdienst und bei häuslicher religiöser Betätigung; wir brauchen dabei nur z. B. an die Sitte erinnern, im Lauf der sieben Wochentage die sämtlichen Psalmen, zu gewissen Zeiten die fünf Megillos zu lesen, und so war ihm der Tenach, d. h. die Bibel, durchaus kein unbekanntes Buch. Heute ist dies ganz anders; nicht nur, daß die Bibel vielfach aus den jüdischen Häusern geschwunden ist, sondern eben so sehr leider auch die Kenntnis ihres Inhalts, das Wissen um sie. \ Tie Heilige Schrift dem Juden der heutigen Zeit wieder näher zu bringen, ist eine Aufgabe, über deren dringende Notwendigkeit wohl nicht viel Worte verloren zu werden.brau¬ chen. Daß neben den heute immer zahlreicher erstehenden Lehrhäusern uud sonstigen Veranstaltungen, neben der Arbeit in Jugendvereinen vor allem die Schule diese Aufgabe er¬ füllen muß, braucht wohl auch nicht besonders nachgewiesen zu werden. Aber gerade hier erhebt sich eine Schwierigkeit, die mir Veranlassung gibt, diese Frage einmal vor weiterer Oefsent- lichkeit zur Erörterung zu bringen. Tie Bibel sollte als Schulbuch beim jüdischen Religions¬ unterricht in der Hand jedes reiferen jüdischen Kindes sein, ebenso wie dies beim evangelischen Kind der Fall ist, denn ohne Bibellektüre ist ein wirkliches Kennenlernen ansgeschlos¬ sen. Ta taucht auf einmal in vielen Fällen als Schwierigkeit die Preisfrage,aus; unsere Bibel ist ein teures Buch. Sie soll ein Volksbuch sein, aber Bücher, die in der Hand auch der weniger Bemittelten sein müssen, dürfen nicht teuer sein. Ich habe während meiner Tätigkeit in der Schute oft genug die Erfahrung gemacht, daß die Anschaffung der Bibel bei Schülern und Eltern auf Schwierigkeiten stößt und zwar we¬ gen-ihres hohen Preises — und dies war nicht nur in den Kreisen der Unbemittelten der Fall. Warum kann die Bibel in den christlichen Kreisen so allgemein zu Haus sein? Nicht zum wenigsten, weil dort Anstalten getroffen worden sind, sie so billig herzustellen, daß sie jeder kaufen kann. Nun könnte man erwidern, dies sei bei uns nicht mög¬ lich, weil bei uns auch nur annähernd die Auflageziffer wie dort nicht zu erreichen ist. Ties mag nicht unwesentlich sein, und gewiß trifft unsere jüdischen Verlage nicht die Schuld an dieser Preisbildung, die durch die geringe Auslageziffer be¬ dingt ist. Aber gerade darum ist es Aufgabe aller betei¬ ligten Kreise, die Zahl derer, welche die Bibel lesen, zu beein¬ flussen. Wie wäre es, wenn unzere Gemeinden bei Bar- Mizwas, bei Konfirmationen jedem Kind, bei Trauungen jedem Ehepaar die Bibel in die Hände geben würden, wie es jetzt schon in manchen Gemeinden Brauch ist. Schon da¬ durch würde die Auslage erhöht, der Preis verbilligt wer¬ den. Und nicht nur dies; dadurch würde mehr und mehr das Gefühl gestärkt werden, daß unser heiligstes Buch nir¬ gends fehlen darf. Aber darüber hinaus wäre es eine dan¬ kenswerte Ausgabe unserer Verbände und Logen, an. diesem Werk mitzuwirken und nötigenfalls auch durch Subventionie¬ rung für die Herausgabe einer billigen Volksbibel zu sorgen, die jehermann zugänglich und durch ihre einfache und volks¬ tümliche Sprache auch jedem verständlich ist. Ich will dabei die Frage, ob wir bisher schon eine Bibelübersetzung haben, welche diesen Ansprüchen genügt, insbesondere die Frage, ob die neuerschienene Bibel von Buber-Rosenzweig, die für den Sprach-Aestheten ein Kunstgenuß ist, auch ein Volksbuch in diesem Sinne darstellt, unerörtert lassen. Ehe ich diese Ausführungen niederschrieb, hatte ich mich in einer „evangelischen Buchhandlung" umgesehen, um zu vergleichen: der Vergleich siel für die jüdische Seite beschämend aus. (Das gleiche traf auch auf sonstige religiöse Schul¬ bücher zu.) Unsere Verbände, die schon so oft sich um die Förderung jüdischer Interessen, auch unter Opfern, bemüht haben, die Logen, die regelmäßig wissenschaftliche Arbeiten auf religiösen l und jüdischere Gebieten ermöglichen, dürfen sich nicht ent¬ ziehen, wo es sich um eine fundamentale Ausgabe, um eine im ! höchsten Sinn praktische Arbeit für die jüdische Sache handelt, ! nämlich zu verhindern, daß die wertvollste Schatzkammer un- j ferer religiösen Erkenntnisse, unsere Bibel, dem jüdischen Men- j schm entfremdet werde. Talmud Rabbi Traktat pesodim 87 b In der Tisch oh b'aw-Betrachtung, „Wir gedenken dein, Jerusalem", von Rabbiner Tr. Schönberger, ist dem Ver¬ fasser ein Fehler unterlaufen, der schon öfters gemacht wor¬ den ist. Es heißt da: wurde...", der 9. Aw begriffen als der Beginn des ideellen Wiederaufbaues, ja der Erweiterung des jüdischen Aufgabenkreises. Anders ist es nicht zu ver¬ stehen, wenn R. Üschija (Talmud babli Pesachim 87 b) aus¬ ruft: „Z'dokoh osho Hakkodausch boruch hu sch' pasrin bejn houmauth" — „Wohltat hat Gott an Israel getan, als er es zerstreute unter die Nationen"". Und Rabbi Elieser im 1. Jahrhundert (ibdriA weist den Weg durch sein Wort: „Israel wurde ins Exil geschickt, um Proselyten (seiner Idee) zu gewinnen". Sicherlich hat der Verfasser recht, wenn er sich fiir seine Behauptuna auf den Ausspruch des Rabbi Eleasar, der übri¬ gens in der Gemoro an erster Stelle steht, stützt. Nur hätte er, wenn er schon zitiert, genauer übersetzen müssen: „Ter Heilige hat Israel zerstreut..." Wenn er in der Gemoro ein wenig weiter gelesen hätte, wäre ihm auch von demselben Rabbi folgende wunderschöne Auslegung nicht entgangen, die sich so fein in den Rahmen seiner Betrachtung einfügt: „Was will der Schrifwers aus Jesaiac 2 V. 3 besagen: Und viele Völker werden sich aufmacherr und sprechen: Auf, lasset uns hinaufziehen zum Berge des Herrn, zum Haus des Gottes Jakobs usw." Ist nicht der Gott Jakobs auch der Gott Abrahams und Isaaks? Vielmehr, nicht wie bei Abraham, bei dem Berg gebraucht wird, wie es heißt: Wie noch, heute gesagt wird: Auf dem Berg, wo Gott erscheint, auch nicht wie bei Isaak, bei dem Feu> gebraucht wird, wie es heißt: Isaak war hinausgegangen, um auf dem Felde zu beten, son¬ dern wie Jakob, der ihn Haus nannte, wie es heißt: Er nannte diese Stätte Bethel — Haus Gottes. Tagegen ist der Ausspruch des Rabbi Uschaja in diesem Zusammenhang nicht am rechten Platz. Ein Blick in den Raschikommentar .hätte den richtiger: Weg gezeigt. Raschi sagt ausdrücklich: schelau hoju lchalausom jachad, sodaß sie sie nicht alle zusammen vernichten konnten. Ta es nicht das erstemal ist, daß diese Stelle in einem ihr nicht gemäßen Sinne herangezogen wird, soll sie voll¬ ständig angeführt werden. Wie i'ft der Schriftvers im Richterbuch c. 5 v. 11. zu vemehen: zidläus pirsaunau bjrjroel? Tn der Tadmud im allgemeinen nur einen Teil des Verses, der gedeutet wer¬ den soll, ansührt, muß, zum richtigen Verständnis der vor¬ hergehende Teil ergänzt werden. Der ganze Vers lautet: Lauter als der Rus der Verteiler zwischen den Schöpferinnen verkünden, sie oort die Wohltaten des Ewigen, die Wohltaten an dem offenen Land in Israel. Tie Uebersetzung des Wortes, auf das es ank'ommt, ,-pirsaunau", ist umstritten. Ohne weiteres darf man es wohl nicht mit „Zerstreuung" übersetzen. Wenn man aber das Wort nach dem Targun, oas darunter die Bewohner der offenen im Gegensatz zu den befestigten Städten versteht, erklärt, dann liegt die Begriffsserweiterung zu Zerstreuung nicht zu fern. Andererseits wäre es nicht ungewöhnlich, wenn die Gemoro aus pirsaun pisraun gemacht hätte. Tenn pisser (aramäisch Passer) heißt zerstreuen. Nun verstehen wir die Uebersetzung oer Gemoro. Wie ist der Vers: zidtaus zirsaunan bjisroel, eine Wohl¬ tat tat Gott an Israel, indem ec es unter die Völker zer¬ streute, zu verstehen? So sprach einst ein Minäer zu Rabbi Chanina: „Wir sind besser als ihr. Denn es heißt im ersten Königsbuch c. 11 v. 16: 6 Monate blieb Joab dort mit ganz Israel, bis er alles Männliche aus Edom ausge¬ rottet hatte. Aber wir tun euch nichts, obwohl ihr schon viele Jahre bei uns seid'." Da sprach er zu ihm: „Wenn du es wünscht, soll dir ein Schüler die Antwort erteilen." Da beschäftigte sich mit ihm Rabbi Uschaja. Er sprach zu ihm: „Weit ihr nicht wißt, wie ihr es machen sollt, uns allesamt zu vernichten. Denn es sind nicht alle bei euch. Wenn ihr die vernichten würdet, die bei euch sind, würde nran euch ein verstümmeltes Reich nennen." Darauf sagte der Minäer: „Bei den Göttern! mit diesem Gedanken be¬ schäftigen wir uns beständig" (nach Raschi). Das heißt: wir möchten gern ganze Arbeit machen, aber da ihr unter so viele Völker zerstreut seid, hilft es nicht, wenn wir euch in unserem Lande vernichten. In anderer: Ländern lebt ihr ja doch fort. Tie Geschichte des jüdischen Stammes bezeugt die Wahrheit des Ausspruchs. Der Nniversalismus des Chas¬ ses gegen uns, die großen Nonkorformist-n der Geschichte, hat nicht zum wenigsten dazu beigetragen, uns am Leben zu erhalten. Nichts anderes besagt der Ausspruch des Rabbi Uschaja. Rabbiner Dr. Lewin, Hoppstädten a. d. Nahe. An unsere Freunde und Leser! Die „Jüdisch-liberale Zeitung“ ist die Zeitung einer durch Gesinnungsgemeinschaft verbundenen Leserschaft. Damit ist ein besonders günstiger Boden für die Wirksamkeit der sogenannten „Kleinen Anzeigen“ geschaffen. Um unseren Freunden und Lesern Gelegen¬ heit zu geben, sich hiervon selbst zu überzeugen, werden wir im Monat August kostenlos „Kleine Anzeigen“ bis zu 10 Worten einchliesslich 2 er Ueberschriftsworte aufnehmen.— Und nun: Ueberzeugen Sie sich! Senden Sie uns bis jeweils spätestens Montag im Aug.Ihre „Kleine Anzeige“ ein. — Und denken Sie im übrigen auch daran, dass die Jüdisch-liberale Zeitung das Blatt ist, in das Ihre Familien - Anzeigen (auch diese zu massigen Preisen) gehören. Gutschein! Ausschneiden! Gültig für eine Kleine Anzeige in einer der August-Ausgaben der „Jüdisch-liberalen Zeitung 14 gemäss obenstehender Erläuterung Annahmeschluss für Anzeigen ist am Montag der Woche, in der die Anzeige erscheinen soll Aus der Ili-Arbeil ♦ Breslau. (I l i - H a u p t g r u p p e.) Ferienstimmung beherrscht unsere Veranstaltungen, die jedoch zumeist einen sehr guten Besuch aufweisen. Am 16. Juli fand man sich zu einem gemütlichen Heimabend zusammen, um gemeinsam in die Zeit zu blicken. Aus der aktuellen Politik kam u. a. Wirths Antwort an den C.V. über seine Stellung zum thüringischen Konflikt, die Münchener Tagung des Abwehrvereins und die Frag« eines Reichsverbandes deutscher Juden zur Sprache. Ferner wurde anläßlich des Todes Adolf von Harnacks seine eigen¬ tümliche Umdeutung des traditionellen Jesusbildes näher beleuchtet und von hier aus auch kurz auf die jüdische Jesusauffassung (siehe die Nordenschen Aufsätze) eingegangen. Am 20. Juli fand ein Ausflug in das Zobtengebirge statt, der recht fröhlich verlief. Ein gemütlicher Heimabend am 30. Juli wurde mit dem Vortrag heiterer Erzählungen sowie einigen musikalischen Darbietungen unserer Mit¬ glieder ausgefüllt. Ueber die Veranstaltungen unserer Jüngerew- Gruppe, die vor den Ferien stattsanden, werden wir in der nächsten Nummer noch berichten. Frankfurt a. M. (H e i m a b e u L.) In unserem Heimabend refe¬ rierte Herr Jakobsohn über das Buch: „Mein Leben und Werk" von Henry Ford. Er gab uns zunächst einige interessierende Daten über Fords Leben, der als Sohn eines Farmers geboren, es zu einem unerhörten Erfolg gebracht hat, wie er in der Geschichte des Wirtschaftslebens nahezu einzigartig dasteht. Ford hat ungefähr gleich¬ zeitig mit Benz erste Versuche zu einem mittels Motor fortzube- ! wegenden Wagen angestcllt. Seinen großen Erfolg und die schnelle Entwicklung seines Unternehmens begründet er mit einer Wirtschafts¬ auffassung, die von den üblichen Geschäftsprinzipien wesentlich ab¬ weicht. Ein Geschäft soll nicht um des Verdienens, sondern um des Dienens willen betrieben werden. Wer sich stets bemüht, der Menschheit und dem Vaterlande zu dienen, der wird auch Er¬ folge haben und schließlich mit dem Erfolg auch verdienen. Von diesem Gedanken ausgehend, sagte er sich, daß er seinem Volk« nur dienen könne, wenn cs ihm gelänge, einen qualitativ guten Wagen zu so billigem Preise herzu stellen, daß die Kosten für den Durchschnitt aufbringbar bleiben. Wohl seine wichtigste Tat in dieser Richtung mar die Einführung der Fließarbeit. Während früher ein qualifizierter Arbeiter den ganzen .Werkgang kennen mußte, hat er jetzt nur noch eine ganz regelmäßig wiederkehrende Arbeit zu leisten, die dadurch wesentlich schneller vonstatteu geht. Dem Einwand, seine Arbeiter dadurch zu Maschinen zu machen, begegnet er dadurch, daß jeder Arbeiter ungehalten sei, innerhalb seiner Tätigkeit Ver¬ besserungen ausfindig zu machen, die jederzeit genauestens geprüft würden, und ihm so eine wesentliche Besserstellung ermöglicht ist. Im Uebrigen stünde es jedem Arbeiter frei, sich nach einer gewissen Zeit zu einer besseren Arbeit zu melden, was er stets begrüßen und berücksichtigen würde. Leider würde von dieser Möglichkeit infolge der Gleichgültigkeit der Leute selten Gebrauch gemacht. Einen wesent¬ lichen Gewinn für die Menschheit sieht er darin, daß es in der Fließarbeit möglich ist, für viele Arbeiten Erwerbsbeschränkte cinzu- stellen, wobei diese wie volle Arbeitskräfte zu arbeiten imstande seien» und daher auch voll bezahlt werden könnten, so daß ihnen das Gefühl einer Minderwertigkeit genommen ist. In seinen Betrieben gibt es 7882 verschiedene Arbeitsverrichtungen, von denen etwa die Hälfte vollkommen gleichwertig durch Krüppel, wie Einarmige, Einbeinige, Beinlose, 10 Arbeitsverrichtungen sogar von Blinden ausführbar seren. „Es ist besser, solchen Menschen Arbeit zu geben, als Sozial¬ versicherungen zu schassen, die diese doch nur aus Not anzunehmen, gezwungen sind." Seine soziale Anschauung in Bezug auf die Löhne ist ja bereits allgemein bekannt, wenn auch nicht anerkannt. „Nur durch gute Bezahlung — so führt er etwa aus — ist es möglich, den Angestellten und Arbeiter als Käufer zn gewinnen. Durch Erhöhung ihrer Kaufkraft vermehre ich meinen Absatz. Eine Lohnpolitik, die eine Verbilligung der Fabrikate durch Hcrabdrückcn der Löhne zu er¬ reichen sucht, ist immer falsch, denn diese kann nur vorübergehend wirken, da ja gleichermaßen die Kaufkraft der Masse der Abnehmer sinkt, und somit der Absatz bald wieder stockt. Im Uebrigen werden die Arbeiter, wenn sie gut bezahlt sind, mit Lust und Liebe an die Arbeit gehen, die Verbitterung der Massen entsteht nicht durch Unlust zur Arbeit, sondern durch den Zwang zur Arbeit bei man¬ gelnder Ernährung. Der Zweck eines Geschäftsbetriebes ist "nicht der, den Aktionären möglichst hohe Dividenden zu verschaffen, sondern der Welt eine brauchbare billige Ware zu liefern, und den Arbeiter als den eigentlichen Produzenten am Geschäft teilnehmen zu lassen." Ford ist ein Gegner de' Akticnwesens, das er für unwirtschaftlich hält, wenn nicht jeder Aktionär auch im Betrieb mittätig ist. Sämtliche Ford Aktien befinden sich in seinem und seines Sohnes Besitz. Dementsprechend ist Ford auch grundsätzlicher Gegner des Bank¬ wesens. Kredite kann man nur aufnehmen, wenn sie zur Erweis rung, Neubauten usw. dienen und die Gewißheit besteht, das; durch die erhöhte Produktion die vorgesehene Rückzahlung gewährleistet ist. Alles klebrige sei Spekulation, die einem Geschäftsmann, der der Gesamtheit dienen will, unwürdig fei. Aus dieser bank- und börsen- feindlichcn Einstellung entstand sein Judenhaß, der nicht der Rasse gilt, also antisemitisch sei, sondern jenen „Verdienern", als die er die Juden sieht. Ueber Fords judenfeindliche Einsteltung, wie über seinen Widerruf wurde in der Diskussion mehrfach gesprochen, doch dürfte es sich bei dein Letzteren rvoht in der .Hauptsache um Reklame gehandelt haben. Sehr interessant sind Fords Anschauungen über die Wirtschafts- § krisen. Er legi dar, daß es auf der Welt keine Ueberproduktion ' gibt uui) auch nie gegeben hat. Solange noch ein Bedarf an Ware | vorliegt, kann man nicht von Ueberproduktion sprechen. Die mair- i gelnde Absatzmöglichkeit liegt in der falschen Finanzpolitik der Welt, ! die hier Ware, dort Kauflustige schafft, ohne den Letzteren die Möglich- ! teil des Kaufs zu geben? Nicht die Ueberproduktion also, sondern i die mangelnde Kaufkraft des Konsumenten verursacht die Absatzstockung. ! Erhöht die Kauftrast des Arbeiters, dann gibr es auch bald keine Ueberproduktion mehr! .Herr Jakobsohn verwies im Lause seiner sehr interessanben Aus¬ führungen daraus, daß dieses Buch Fords sicher zum großen Teil auch als echt amerikanische Reklame auszufassen ist, immerhin ent¬ hält es aber sehr gut durchdachte praktische Ideen, die Ford durch»- gesührt hat, und wie sein Werk zeigt, nicht ohne den erlvartetcn Erfolg geblieben sind. Es braucht kaum erwähnt zu werden, daß vom Standpunkt der jüdisch liberalen Weltaussassnng solche soziale Gcdankcngänge sicher begrüßenswert sind, so daß es sich wohl lohnt, ihnen in unserer Gemeinschaft einen Abend zu widmen. Arthur Astheimer (Jli Frankfurt a. M.). Das Ili-Programm i*jj »♦»4 » t 4»»4444»44444 444 444 4» 4 444444444444444 44 4 44444»»4i»»»4' > Berlin. Führersitzung. Donnerstag, den 21. August, abends 8 Ahr, bei Hildegard Bach, Schöneberg, Kufsteiner Straße 13» und nicht bei Arons, wie in der vorigen Nummer versehentlich angegeben war. ( nueinsame Veranstaltung. Sonntag, den August: Fahrt nach dem Fahrlandrr See. Treffen 8.15 Uhr L. nhof Zoo. Führung: Martin Elaß. Pankow-Osten. Dienstag, den 19. August, abends 8 Ahr, Heim, Monbijou- platz 10. Frankfurt a. M. Dienstag, den 19. August 1930: Dr. Hugo Hossmann -«richtet über die Londoner Weltkonsrrenz. |