'»M 416 Mv zu binden. Noch besser würde der Erzieher selbst die Familien verbinden, die sammt ihren Kindern für eine gemeinsame Besorgung der Jugendbildung sich paßten. Bei weitem nicht Alles würde der Erzieher selbst lehren; er würde Gesprächsstunden halten und die schriftlichen Uebungen leiten, von den Wissenschaften aber das Meiste den öffentlichen Schulen überlassen, indem er nur bestimmte, welche Schulstunden seine Anvertrauten zu besuchen hätten. Die Schulen würden alsdann Verzicht darauf thun, an einen streng zusammenhängenden Lehrkursus jeden ihrer Schüler zu binden; dieses ist zwar jetzt eine nothwcndige Maaßregel, aber sie ist es grade nur deshalb, weil es an jenen Erziehern fehlt, und weil die unverberciteten, unausgewählten Subjekte, welche alle die Schule aufnehmen muß, nur unter dieser Bedingung einigermaßen gleichförmig fort¬ schreiten können. Wie weit vollkommener aber würden die einzelnen Studien auf der Schule ge¬ trieben werden, wenn die Schüler von jenen Er¬ ziehern ausgesucht, vorbereitet, unterstützt würden! Wie viel reiner würde sich nun die gründliche Ge¬ lehrsamkeit in einzelnen Fächern, die man von den Schulmännern mit Recht verlangt, abscheiden von der pädagogischen Gewandtheit und Umsicht, welche die erste Tugend der Erzieher ausmachen müßte! Endlich, welcher Grad der pädagogischen Ausbildung würde in der ganzen Kommune verbreitet werden, wenn die gewünschte Wechselwirkung zwischen Fa¬ milien und Erziehern stattfände, wie viel würden alle Eltern lernen, und wie viel sorgfältiger ihren Pflichten Nachkommen! So als Knmmunalangelegenheit betrieben, würde die Erziehung zugleich öffentlich und häus¬ lich sein, und die vielbesprochenen Vortheile der einen und andern Art vereinigen. In den größeren Städten müßte diese Einrichtung beginnen; in den kleinern könnte sie fortgehen; auf das Land aber und zu dem Volke herab müßte sich nicht sowol die Einrichtung als der dadurch aufgeregte pädagogische Geist verbreiten. Wir brauchen ihm dazu die Wege nicht vorzuzeichnen: er würde sie von selbst finden. Anzeige. Es bedarf wol kaum der Erwähnung, daß unser Zions-Wächter, der in einigen Wochen seinen 5. Jahrgang beginnt, ungestört fortfahren wird, in bisheriger Weise zu erscheinen, zu wirken. „Orient" und "Zeitung des Judenthums", die einzig noch vegetircuden unjüdischen Blätter, mißgönnen ihm freilich das Leben, haben es zum 10. Male wenigstens ihren Lesern verkündet, das verpönte Organ der Ortho¬ doxie wird jetzt gewiß zu cristiren anfhören. Aber sic vergessen, daß wir m Wahrheit Vertreter der orthodoxen Interessen des Judeuthums, daß so lauge dieses noch gefährdet, oder angegriffen erscheint, unser Bestehen gerechtfertigt, nothwendig gefordert, somit auch zugleich gesichert ist. Die aufregenden Weltverbältnisse sind freilich nicht geeignet, dem ernsten Gange religiösen Lebens, ruhiges Gehör und Aufmerksamkeit zu verschaffen; die politischen Interessen nehmen so sehr jegliches Gefühl, jegliche Herzens¬ und Geistcsregnng in Anspruch, daß augenblicklich dem religiösen Felde nicht leicht genügende Aufmerk¬ samkeit geschenkt werden möchte- Aber eben deshalb, weil wir unser Organ nicht gleichfalls zu eincm Tummelplätze politischer Leidenschaften hergcbcn, wie dies in den genannten Blättern bis zum Ueberdruß der Fall, eben deshalb, weil uns die religiösen Interessen auch jetzt uoch wichtig genug, nicht zu kleinlich erscheinen um neben dem politischen ein eignes Felo zu behaupten, dürfen auch wir mit Gewißheit darauf rechnen, von unfern Lesern nickt mißmuihig bei Seite gelegt, aufgcgeben zu werden. Daö politisch freie Deutschland bietet den orthodoxen, jüdisch- religiösen Interessen, einen so weiten Kreis des Denkens, Formens und Schaffens, daß wir darauf rechnen dürfen, gerade jetzt den wahren Standpunkt, für unser bisher durch äußere Verhältnisse beschränktes Wirken gefunden zu haben. Nun denn, wir werden fort- fahren, werden ausharren. Schließlich nur noch den geehrten Herren Abonnenten die Erinnerung, ihre Bestellungen für daS kommende Semester bei den Löbl. Post-Ämtern und Buchhandlungen, und durch diese an die Buchhand¬ lung von A. Lehmkuhl in Altona, so frühzeitig zu macken, daß eine Unterbrechung in der Versendung nicht stattzufinden braucht, zumal die zu spät aufgegebenen Bestellungen nicht immer vollständig effectuirt werden können, Die Redaktio-l. Briefwechsel. M. F- in M- Ich werde durch S- antworten. Jo. Znr Mitthrilung. daß S. in I. bereits abgelehnt hat- L. in..G. Bitte um Ferneres- E. in I. Erft in einigen Wochen ift es möglich. Druck: Gebrüder Bonn in Mona. |