Kr 58 TUEDISCHE RUNDSCHAU Seite 42! liehe Zustimmung seiner Partei zu dem antisemitischen Vorstoß, verlangte aber die genaue Definition des Begriffes ״j ü d i s c 11 c R n s sc“. Der Fraktionsvorsitzende der bayc- rischen Volkspartei, Wohl gern uth, übernahm diese letzte Bedingung und machte aufmerksam, daß der völkische An- trag eine Aenderung der Reichsverfassung bedinge. Die Beschlußfassung wurde auf die nächste Sitzung verschoben. Dir ׳■er Vorstoß der bayerischen Nationalsozialisten stellt I einen Sieg der radikalen Gruppe innerhalb der Völkischen dar. Der Gründer der Partei, Hitler, scheint mit dieser • Taktik nicht ganz einverstanden zu sein. Im ״H a y e r 1 s c h e 11 Kurier״ macht einer der Mitbegründer der Völkischen Partei interessante Mitteilungen, die Hitlers Rücktritt von der Parteileitung und seine Stellung zur Judenfrage in einem ganz neuen Lieht erscheinen lassen. Danach habe Hitler ein• gesehen, daß die nationalsozialistische Aufziiumung der Juden- frage eine Utopie ist, und daß cs ein Unrecht sei, der I u d c 11 s c 11 a f t jedes Verdienst um Land und Volk n bsprcche n zu wollen. Die J 11 d c nsc 11 a f t sei vielmehr für siel! betrachtet! ein II o 11 • werk ausgesprochen völkischer Prägung, de ssen $ t o ßk r a! t in seinen Eigenschaften 1 i ege. Diese 11 a eh n 11 m c n s w c r 1 c n E i g c 11 s r 11 a f t e n hätten jjerade manchem völkischen Unterführer gefehlt, die heim Noveiidiei putsch als l'eiglingc versagten. Aus dieser Einsicht sei Hitler in der Festungshaft der Judenfrage gegen- über zu einer neuen Einstellung gekommen, die seinen Rücktritt mit veranlaßt habe. Häufiger als in frittieren Jahren kommt es in der jetzigen Padrsaison in den Ost Seebädern zu unangenehmen Zwischenfällen, die durch Hakenkrcuzler hervorgerufen werden. 111 Kolbe rg wurden jüdische und jüdisch aus- sehende Badegäste durch Hakenkreuz tragende Herren pro- vo/iert. Es kam zu Zusammenstößen, wobei •die Hnkenkreuzler den kürzeren zogen. Wie die ״Deutsche Zeitung" meldet, hätte die Polizei das Ersuchen, gegen die ll.tkenkreuzler cinziisclirciten, nhgclchnt. An der zweiten jüdischen Wclthilfskonfcrcnz, die vom 21. bis 26. August in Karls b ad tagen wird, werden auch die Vertreter einer Reihe jüdischer Großgemrimlcu Europas teitnehmen. Der Vorstand der Berliner Jüdischen Gemeinde hat beschlossen, sich auf der Wclthilfskonfcrcnz durch Eugen Caspary, Vorsitzenden des Wohlfahrtsamtes der Jüdischen Gemeinde, und den stellvertretenden Vor- sitzenden der Rcprascntantcnvcrsammlun״, Dr. Alfred Klee, zu beteiligen. Auch die Gemeinden Wien und Amsterdam haben bereits Vertreter nominiert. Im Vertag Dr. Bapple-Miinchcn ist soeben die erste Nummer der Zeitschrift ״Der Wettkampf" erschienen, die den Untertitel ״Monatsschrift für die Judenfrage aller 1 ander״ führt. Die Zeitschrift hat sich zum Ziel gesetzt, die Kräfte des internationalen Antisemitismus zu vereinigen und die Jndenfrage vom Standpunkt einer Gefahr für alle Völker zu behandeln. pohn Am 18. Juli fand eine Sitzung des polnischen jüdischen Parlamcntsklubs statt, in welcher über die Taktik der j ü - d i s c 11 c n Senatoren während der kommenden Budget- dchatte im Senat beraten wurde. Bei Schluß der Sitzung stellte der Präsident des Klubs, Dr. Leon Reich, fest, daß die Einigkeit im jüdischen Pnrlamentsklub ungestört gcltücbcn ist und daß der Klub seine Arbeit im Interesse der jüdischen Bevölkerung ungeteilt {ortsetzen wird. gnqUiid Sir Elfis Griffith hat auf sein Mandat im Unter-, haus verzichtet und Sir Alfred Mond wird als liberaler Kandidat im Wahlbezirk Carmart he n auftreten. Sein Ge- genkandidat wird der Arbeiterpartciler Rcv. E. T. Owen in Carmarlhen sein. Bei der letzten Wahl erhielt die Arbeiter- partei 7123 Stimmen gegen 8(>77 Stimmen der Konservativen und 12 088 der Liberalen. Die ״Evening Standard" sagt über Sir Alfred Mond: ״Keiner hat bisher einen so bemer- ke ns werten Erfolg im Unterhaus davongetragen, wie Sir Alfred Mond als Minister. Er hatte viele Hindernisse zu überwinden, aber die hinreichend unwiderstehliche Kraft, mit der er für seine Sache cintrat, überwand alle Schwierigkeiten. Er ist eine der intellektuell hervorragendsten Kräfte.“ Der Solin des verstorbenen Rabbiners Dr. S. A. Hirsch, des Schriftführers der englischen ״Chowewe Zion", Rcv. David Hirsch, hat der Zionistischen Organisation aus dem Nachlaß seines Vaters die Dokumente der nunmehr aufgelösten Chowewe Zion •Organisation zwecks Wciterlcitmig an die Jerusalemer National• b i b 1 i 0 1 h c k übergeben. Der hei der Internationalen Konferenz für Emigration und Immigration in Rom anwesende Herr Lucicn Wolf sagte einem J. T. A.-Verireter u. a: Mit der Lage der Juden in den osteuropäischen Ländern beschäftige sich das Foreign i.ommittcc, besonders was den Numerus clausus an den Universitäten anbclangt. Man wird darüber ein Ge- such an den permanenten i 11 1 c r 11 a t i o 11 a I e 11 Ge• rieht sh of richten, Sobald die Dokumente vollständig bei- rammen sind, werden wir 1 ms an den Völkerbund wenden, daß er den Gerichtshof um einen konsultativen Be- scheid bezüglich der G c s e 1 z 11 c h k c i t des Numerus clausus ersucht. Nach Rücksprache mit Rechtssnclivcrsiäii- digen in Wien habe ich den Eindruck, daß wir die Sy in• atliie des Völkerbundes auf unserer Seite a b c 11 . Es ist klar, daß, wenn wir eine Entscheidung des permanenten Gerichtshofes darüber erhalten, daß der Numerus clausus ein Verstoß gegen die Minoritäten rechte bedeutet, «lies «las Ende des Numerus clausus 11c- deuten wird. Die Bestimmungen der Miiioritätcnvcrträgc haben eine große Macht. In Wien wurde mir z. B. versichert, daß die Regierung nicht nur entschlossen ist, die Agitation für den Numerus clausus zu untersagen, r. 011 - dem auch die Propaganda für <iic Einschränkung der verfassungsmäßigen Rechte der Juden. Mit «!er rumänischen Regierung stehe ich wegen der Flüclit- I i n g s f r a g c in Verbindung. Wir können fnit der Haltung der rumänischen Regierung mellt unzufrieden sein. Die jetzige prekäre Lage hängt mit den auf der Wiener russisch-nimäni- sehen Konferenz entstandenen Schwierigkeiten zusammen. Es ergeben sich auch daraus die Schwierigkeiten betreffs der Repatriierung der Juden. Sobald die Lage sieh gebessert haben wird, werden wir versuchen, mit der russischen Regierung wegen der Repatriierung der Juden in Ver- bindiing zu treten. Die Ica wird im gegebenen Augenblick Vorschläge cinbringrn, und sie ist auch auf materielle Opfer vorbereitet. — Ueber die Kolonisation der K r i in durch die Ju«icn seien die letzten Berichte nicht ziifric- denstcllcnd gewesen. Autonome jüdische Kolo- nien sind ein Traum. *Die Juden könne« sich wohl in der Krim ansicdcln, jedoch ohne politische Vor• rechte. Die Ica stehe dem Projekt sympathisch gegenüber. Wir sind uns darüber klar, daß die Juden einen Zu• fluchtsort brauchen, wo sie ruhig leben kftn- neu. Es Ist an ihnen, diese» zu finde». Wir können einen solchen nicht Vorschlägen. Wie die J. T, A. erfährt, wurde in dem letzten Meeting des War •Victims Fund für die Kriegsopfer Osteuropas die Frage der weiteren Tätigkeit «los Fonds behandelt. Man bc- schloß, in «Icr nächsten Zeit keine weiteren Sammlungen zu veranstalten. Diese Hntsdiehhmg bedeutet eine Stillegung der Tätigkeit des Fonds, Nacli dem Bericht des Schatz- meisfers verfügt der Fonds noch über 11,800 Pfund. Es wurde beschlossen, 5000 Pfund für «!ringende Fälle zu re- servieren und die restlichen Beträge lolgeiulermalkii zu •ver• wenden: 2.500 PfU, für tlie (). S. E,, 1.000 Pkl, für die Ica, 2,000 Pkl. für «len O, R. T. Die Föderation tikralui• scher Inden hat ihre Verbindung mit dein War Victim» Fund gelöst und arbeitet unabhängig weiter. Der Cltief Rabbi von England, Dr. Hertz, richtete ein Schreiben an de» Vorsitzenden der Völkerbund- Kommission für Kalen«ier-Reform, in dem es 11 . n, heißt: ״Der wichtigste Punkt, der die l.chensintcressen der Juden berührt, ist der: «laß in keiner Welse «lie jetzige D a 11 c r «I e r Woche beiülirl wird. Die reguläre L In'ic der siebentägigen Woche darf iiicm.ih und In keiner Weise durch die Einführung «Icr sogenannten ״blanken Tage" unterbrechen werden. Eine «olclie Aemlcruii״ würde in unserem religiösen Leben eine Verwüstung auriditen, weit mehr als die nntijütlischen Geseire der letzten Epoche». Obwohl ich offiziell nur im Namen der grollen Majorität «Irr Juden des britischen Imperiums sprechen kann, ist leicht fest/ustellen, daß sich meine Erktlrung im Einklang mit den Beschlüssen der französischen und holiän- di sehen religiöse» Führer befindet. Die Frage der abso- luten Versetzung der siebentägigen Woche ist von so einschneidender religiöser Wichtigkeit für das Juden• (um der ganzen Welt, daß ich den Vorschlag zu machen wage, «laß ein von den jüdischen religiösen Autoritäten bestimmter Vertreter an den Sitzungen des Bein- limgskoniitees für Kalendcrreform tcilncluncn soll. Der jüdische Vertreter s«U in einem gewissen Sinne nach dein gleichen Grundsatz wie «lie Vertreter anderer großen religiösen Körpe- schatten bestimmt werden.“ (Durch «lie Einführung söge- naunter ״blanker Tage" soll erzielt werden, «L׳li ein Wochen- tag stets auf ein bestimmtes Monatsdntum fällt. — Red.) Der zum britischen Botschafter in Moskau bestimmte Unter!],uis-Abgeordnetc Dr. Hydenast ist ein jüdischer Ncophyt. Wegen seiner Heirat mit der Tochter des jüdischen Golrmel Goldsmid (des bekannten Clioivewc-Zion) ist Hydenast zum Judentum iibergetreten. Am 14. Juli stattete der englische Kronprinz dem Palästina- Pavillon in Wembley einen Besuch ab. Er wurde von Her- bert Samuel und General Storrs empfangen und äußerte sich über alles Gesehene in äußerst lobender Welse. •Frantirrich In der l.dircsvcrs.-mitiihing der französischen Rabbiner wurde 11 . a. beschlossen, den Aufbau Palästinas durch Unterstützung «Icr von Baron Edmoiid Rothschild gcgri'm• deten ״Pica" (Palcstinc Jewish Colonisation Association) zu propagieren. Die französische ״Acadcmledcs Inscriptlons et ßellcs-Lcttrcs“ hat Herrn Theodore Rclnach ln das College de France berufen, Kmtslamt Das Kommissariat für Landwirtschaft (Narkom»cm) in der Ukraine 11,11 beschlossen, einen Dodcnlondt zu er- richten, der «las Kapital für die neuen jüdischen Land- w i r t s c h a f t s a n s i c d Hingen in der Gegend der früheren jüdischen Kolonien beschaffen soll. Aus Simferopol wird berichtet, daß das Zcntral-Komitec der kommunistischen Partei auf der Krim beschlossen hat, über die Frage der jüdischen Ausicdlung in dieser Provinz eine Entjtiete abzuhnltim. Eine Spezial-Kommission ist zu diesem Zweck ernannt worden, um die Nüt/iiehkeit und Möglichkeit der jüdischen 1 'andwi: tschaft- liehen Ansirdhmg auf den iiubebniitcn Gebieten der Krim zu erwägen. Es ist überdies beschlossen woril« n, in Verbin• düng mit dem Komitee für die ״Ansicdlniig jüdischer Arbeiter auf dem L.amie" die Ausdehnung des zu Gebote stellenden Landes zu erforschen und festziisfcllcn, welche Teile davon den jüdischen Arbeitern zur Verfügung gestellt werden können. (Oh das Projekt jemals aus dem ״Stadium de» Studiums" her- austreten wird? — Red.) Die jüdischen Kommunisten im Volkskommissariat für Bildung haben in Abwesenheit Lunataclinrskis, der sich zur Kur nach dem Kaukasus begeben hat, eine Sander• koitimission gebildet, die nachprüfen soll, ob das Me skalier hebräische Theater ״Ha bi mäh“ das Recht hat, eleu Titel ״Staatliches Akademisches Theater" zu Itilircu. Sollte der ״I labimah" dieses Recht entzogen werden, so würde dieser Bühne die Existenz sehr erschwert sein, weil sie dann von dem Wohlwollen oder der Laune der muergeord- iictui Behörden abhängig sein würde. Kritisch wird die An• gelegaiheit dadurch, daß dieser Angrilf in den Theater• ferien unternommen worden ist, wo die Mitglieder der ״Ila• bi in ah" gar nicht in Moskau weilen und also keine Gegen• aktion unternehmen können. Unter «len von der Tseheka auf der Solowctzky-Insel vor einiger Zeit erschossenen sec 11 s Soz. ial-RevoIutlo- 11 ii r c 11 befinden sieh auch drei Juden, Margolin, Paste r* 11 ה k und Frl. Z e i 11 i 11 . Das Vol I z u g s ko m 11 ce des Oäessacr Gou• v c r 11 e m e 11 1 s hat eine Verordnung erlassen, in <hr cs heißt, es müssen die schnellsten und energischsten Mittel ergriffen werden, um die zu landwirtschaftlicher BetHti- g 1111 g s t'r e b c 11 d c 11 j ö «I i s c 11 c n Massen ml׳ dem nöti• gen Sicdiuiigsbuid zu verseilen. Es wurden j:u diesem Zwecke große I amlkomplexe im Umfange von zusammen 23—30 000 Desjatinen in den Kreisen von Tiraspol und Wosnossetwk, lianptsäclilich im D n j c p r • R a y o 11 , bestimmt. Es handelt sich um guten Boden, der auch vorzüglich bewäsaert Ist und sich besonders für Kulturen,iten und Getreide eignet. Die jüdischen Sieiiler sollen sowohl in kollektiven Gruppen, als auch in imlivklueücn Wirtschaften angcsicdclt wcr«Ien, Jeder Siedler muß eine Summe von 100 bis 150 Tschciwonez oder Inventar im gleichen Werte haben. Das Revolutions-Tribunal In Petersburg , 1 at neun Mitglieder der Wcißriissisdie» Räuberbanden Boris Sr,winhoff8 zum Tode mul 22 andere zu verschiedenen Gefängnisstrafen ver- urteilt. Die Anklage lautete teils auf Mord, teils auf Plüntlc• rimg. Die meisten der Opfer der Banden waren Juden. RumanUn Das Vereinigte Komitee der jüdischen Parieiei,' In Czerno- witz. Hat den Bukarestcr Ocncralinspcktor Ol am 8 u davon verständigt, daß die rumänischen Studenten sich neuerdings mit Waffen versorgt und einen neuen Pogromaufruf gegen die luden erlassen Imheu. Die in Czernowitz erscheinende katholische ״Heimat“ veröffentlicht einen Artikel über das antisemitische Problem. Darin heißt cs: ״Das Asslmllatlonsjudcntum schafft eine Gattung von Menschen, die weder Juden noch Christen sind: eine Halb• heit, die überall Anstoß erregt und erregen muß, Es ikt aber noch viel schlimmer, denn cs erzeugt zwischen Juden und Nichtjuden Reibungsiliiehen. die dann zum Antisemit)«• nitis führen. Die antisemitische Bewegung ist daher ausschließlich aut das Schuldkonto des Assimilationsjudentums und ת icht des Zionismus und auch nicht des orthodoxen Judentums zu setzen. Daß wir Recht haben, das bc- weist die Geschichte des Antisemitismus der letzten Jahr- zehnte, der überall dort mächtig aufgcflattcrt ist, wo sieh das Assiiitihtionsjudcntum, verächtlicher Weise auch Sc 11 w c i n c f I c 1 s c h j ud c 11 1 ti m genannt, breit gemacht und die GaMvölkcr aus ihrem Geltungsgebiete verdrängt hat. Unsere Ansicht ist cs, daß die jaden nicht nur eine Konfession, sondern auch ein Volk sind und c« bleiben stillen, Von dieser Guimlanschnuung geht auch «Icr Zionismus ans, und cs wäre datier leichter, sich mit ihm zu verständigen als mit dem ,,Rumänen mosaischer Konfession“. Ohne daß man sich alle Bemerkungen des katholisch• deutschen Blattes zueigen machen könnte, muH man doch zugeben, daß «Ic unser Interesse verdienen. Lettland Us•lischkitr wurde bei seinem Eintreffen in Riga am 8. Juli von jüdischen Deputierten, Abordnungen, sowie von Vertretern der jüdischen Gemeinde-Organisationen aus Riga und der Provinz begrüßt. Ein Orchester spielt? die lettländischcn Natkmnlgcsängc und die ״tiatikwah". Ungefähr 5 (XX) Personen waren auf dem Bahnhof versammelt. Am Abend fand eine Nationalfonds-Konfcrenz statt, ln der vorigen Woche hat er sich dann wieder in Berlin aufgchalten. BalhanlXnder Der jetzt in Wien weilende Außen minister Jugoslawien! Dr. Ni n eie empfing am 17. Juli Vertreter der Wiener Presse und berührte im Gespräch mit ihnen auch die (. a g e der Juden in Jugoslawien.• Er sagte u. 0 .: ״Schon in Alt-Serbien waren die Juden ein Staat »erhaltendes Element. In den neuen jugoslawischen Provinzen arbeiten die Juden fleißig au der Entwicklung des Staates. Unsere Regierung verfolgt die zionistische Bewegung mit Sym* pathie und Inte ress c" Gngaew Wie die J.T. A. erfährt, bereitet das Joint Foreign Committee des Board of Dcptifies der britischer» Judefl, sowie die *Anglo Jewish Association ein Memorandum vor, das dem ständigen Ocriciitshof im H a a g unter• breitet werden soll. Das Memorandum betrifft die Frage des von der ungarischen Regierung offiziell cingcfilhrttn Numerus clausus. Die Anmeldung beim Gerichtshof ist mit Genehmigung des Völker- bundsrates geschehen. An den Gerichtshof wird die Frage gestellt, ob die Anwendung des Numerus clausus nicht einen Verstoß gegen die Bestimmungen des Triaitonver- träges betreffend den Schutz der Minderheiten bedeutet. Cflrfcet Die ungünstigen Wirtschnftsvcrhältimse in der Türkei Im Zusammenhang mit dem ständigen Wechsel der politischen Lage haben dort unter den Juden weithin den Wunsch nacli Auswanderung geweckt mul der Einwanderung nach Palästina einen neuen Anstoß gegeben. Hunderte jüdischer Kautleute und Hnutlwerkcr sind unter den vielen Bewerbern, die jeden Tag um Zulassung nach Palästina bitten. Viele andere bemühen sich, Informationen über die wirtschaftlichen Möglichkeiten Palästinas zu erlangen. Das Palästina- Amt Konstantinopcl hat daher beschlossen, zu Sukkoth für eine große Zahl von Touristen, durchweg in der Türkei wohnhafte Juden, *eine P a 1 ii s t i 11 a f a h r t zu veranstalten. Eine Delegation der Juden aus Adrianopel wandte sich kürzlich an das Palästina-Amt, um die Bewilligung für die sofortige Einreise von 30 Familien nach Palästina zu er- laugen. Es handelt sicli meist um Handwerker und K ! e i n k a 11 f I cu t c. Die meisten Bewerber stellen natürlich die JiKtcn Konstantinopcls selbst. Die ganze jüdische Bevölkerung von Sitivria, einige Dutzend Familien, verlangten vom Palästina-Amt solche Bewilligungen. Ein g!ci- dies Ansuchen kam von der Judensdmft in Tsc hör In, die erklärte, bei der ersten Gelegenheit nach Palästina gehen zu wollen. Diese Strömung ist nicht nur dun kräftigen zionistischen Impulsen, die unter den Sefardim wirksam sind, zuzuschreiben, sondern, wie schon gesagt, auch den wirtschaftlichen Ver• hältnisscu und «lern politischen Druck, den die Jaden von den Behörden zu fühlen bekommen. Es ergehen allerlei lästige Verordnungen und Verbote, wie z. B. die Vorschrift, am Freitag, al3 dein mohammedanischen Ruhetag, die Läden zu schließen. Der OherraEhiucr von Konstantinopcl, Rabbi Chain» Bedjarano Effciidi, sprach sich in seinem Interview mit dem Konstnntiiionelcr J. T, A.•Vertreter über die l a״e der Juden im Lande aus. Im alten türkischen Reich, sagte er, gab es über eine halbe Million luden. In der jetzigen Türkei leben nur BHMXJO Juden. 70 000 von Ihnen leben in Konstantinopcl, 30000 in Smyrna und 8000 in Adrianopcl. Der Rest ist in kleinen Gruppen über das Land zerstreut. Außer in Adria- nopcl und bestimmten Teilen von Thrazien sind d.c türkischen Juden Geschäfts- lind Fiiian/lcute. Abgesehen von etwa 10 000 Aschkenasi'ii sind alle Juden in Konstantinopcl Spaniolen. Vor dem Kriege war der Oberrabbiner das offizielle Haupt der jüdischen Bevölkerung und als solcher auch von der Re- eicrung anerkannt. Er stand im gleichen Rang wie die Christ• liehen Patriarchen. Damals wußte man von keinem Anti- semitismus in der Türkei. Seit einiger Zeit jedoch haben siel! die Dinge geändert. Die Trennung von Kirche und Staat, die in der Verbannung des Kalifen gipfelte, hat cs mit siel» gebracht, daß das Oberrabbinat nicht mehr die öffentliche Behörde ist, die das türkische Judentum repräsentiert. So ist es aber nur de jure. De facto ist die Situation Ändert. Es kann keine Rede von einer antisemitischen Hai- tung der türkischen Regierung sein; cs gäbe aber gewisse Individuen, weiche die gegenwärtige gesetzlich ungc- klärte Lage der Juden dazu mislK'iiten, einen antisemitischen Feldzug zu führen. Vor wenigen Tagen z. B. wurden von einem 1 Teil der Provinzpresse Angriffe gegen die Juden ge- richtet, so in den Tageszeitungen ״Pasch Hi“ und ״Eski Schir". So etwas kannte man früher in der Türkei nicht. Als Kaufleute leiden die Juden mehr als der übrige Teil der Bevölkern»״ unter der wirtschaftlichen Krisis de* Landes. Die jfidischcn Schulen wurden vorher von der Alliance Israclitc unterhalten. Jetzt, da fremde Schulen in der Türkei nicht erlaubt sind, hat die Koitstantinopelcr jüdische Gemeinde 23 jüdische Elementarschulen übernommen, ln den Provinzstädtcu (Adrianopcl, Smyrna u. a.) wurden ungefähr 75 jüdische Schulen von der jüdischen Gemeinde übernommen. Die Unterrichtssprache in diesen Schulen bleibt Französisch, aber es wird auch Unterricht in He• britisch, Englisch, Türkisch und Italienisch erteilt. Die Bnel Brith>Logc in Konstantinopel unterhält eine Mittel• schule mit 500 Schülern, ebenso eine Mittelschule in Sin vrn a, Es gibt zwei spauiivlische Zeitungen: ״El Tempo", der zweimal wöchentlich und ״Ei Telegrafo", der dreimal wöchentlich erscheint, Beide sind unpolitisch. Es gibt in der |