Nr. 35. Frankfurter Israelitisches Familienblatt. Seite 3. OebrRobinsohn ◄ Letzte HerbslNeuheiteri Jackenkleider S ►of fe Hübe ► Pose«. Emil Warschauer, Julius Remak, Leo Rotholz^ Vizewachtmstr. Georg Asch-Posen. Julius Louis I a c o b y - Bromberg und sind, med Julius Lewin -Nakel erhielten das EiserneKreuz und Kaufmann Salo Baum-Pieschen die Rotc- Kreuzmedaille 3. Kl. Wien. BlochS „Oesterr. Wochenschr." verzeichnet folgende Auszeichnungen an Juden: 1 Ritterkreuz des Franz Josef-Ordens) 1 Militärverdienstkreuz 3. Kl., 1 sil¬ bernes Signum laudis, 33 bronzene Signum laudis, 8 goldene Verdienstkreuze mit der Krone, 3 goldene Ver¬ dienstkreuze, 5 silberne Verdienstkreuze mit der Krone, 4 silberne Tapferkeitsmedaillen 1. Klasse, 1 silbern? Tapserkeitsmedaille 2. Klasse, 7 bronzene Tapserkeits- inedaillen, zusammen 64 Auszeichnungen; hiervon 24 an Offiziere und Kadetten des Soldatenstandes, 25 an Mili¬ tärärzte Jini) Militärbeamte, 15 an Personen des Mann¬ schaftsstandes. — Der um die Förderung des jüdischen Nationalfonds in Galizien hochverdiente Stadtrat Dr. Gerson Zip¬ per aus Lemberg, z. Zt. Oberleutnant-Auditor beim Kreiskommando Opoczono, erhielt das Signum lau¬ dis. am Bande des Militärverdien st krenzes. ( frankfurter Sdetmetattverwertnng| Gerlaoh ft Walas I Gold-u ilberscbeldeanatalt.Metallurg.Laboratorium I TannnsNtr. itt. Frankfurt a. H. Tel. Römer 6743.1 Ankauf aller Edelmetall-Rückstände, Bruchgold u. Silber. ■ _ Barren — Fetlnng — Bi»hrätg»n — Abfällen, | Personalien u. Kleine Mitteilungen. Berlin. Die jüdische Gemeinde erhielt von der Familie Paul Pariser 25,000 Mk. für eine Dr. Ernst Pariser-Stiftung zu Studien-- und Er¬ holungszwecken und 3000 Mk. von Direktor Dr. Holzmann für eine Doris Holzmann-Stiftnng für die Präparanden der Jüd. Lehrerbil-; dungs anst.alt. Berlin. Die Sanitätsräte Dr. Sebastian Levy und Dr. Wilh. Badt wurden zu Geheimen Sani¬ tätsräten ernannt. Berlin. Dienstag waren es fünfzig Jahre, daß die Neue Synagoge in der Oranienburgcrstraße einge- iveiht wurde. Aus diesem Anlast ftndet Sonnabend ein Festgottesdienst statt. Warschau. In B a ch m u d verschied der K a s j o n e r Rabbiner A N. Rosenfeld, der Verfasser des Kin¬ derlehrbuches „Gau schaaschnim" und Uebersetzer Pusch- kin's und Lermonow's ins Hebräische. Er war Mitar¬ beiter von „Hameliz" und „Hajaum". Er galt als ein hervorragender Kenner per alten und mittelalterlichen jüdischen Literatur. Er war ein warmer Zionist. Warschau. Im Torbogen des Haules Staw i 17 ist ein dreijähriger erdrosselter jüdischer Knabe unbekannter Herkunft aufgesunden worden. Basel. Bergingenieur L. Rosenthal, der auch den Lesern des Frankfurter Israelit. Familienblattes durch seiire Erzählungen bekannt ist, beging seinen 70. Ge¬ burtstag. Rew-Uork. Der Einzug Louis Brandeis in das Obergericht der Vereinigten Staaten ist nicht nur der erste Fall, daß, ein Jude dieser höchsten Körperschaft angehört, sondern bedeutet auch einen ge¬ waltigen Umshirz in den Traditionen dieses exklusiven Kreises. Das Obergericht hat sich bisher stets durch einen streng konservativen Geist ausgezeichnet, Brandeis ist sein erster bewußt fortschrittlich gesinnter Richter, und mmmehr hat Wilson sogar einen zweiten Richter von Brandeis Gesinnung — nämlich den Richter Clerk — für das Obergericht vvrgeschlagen. Dies zeigt, daß sich die Volksmasse gegerrüber dem herrschenden Geldadel Allmählich durchsetzt. - In Chicago explodierten z,wei Bomben 'vor dem Gebäude der jüdischeu Presse. A. M. Lieb¬ ling, der Herausgeber der Zeitung, beschuldigt die Union Leaders der Schandtat, die das Haus stark be¬ schädigte. Rew-Bork. Abraham Elkus, der neue Gesandte in der Türkei, ist am' .20. August' hier abgefahren. Er hat sich über seine Aufgaben wie folgt »geäußert: „Meine wichtigste Aufgabe wird darin bestehen, für die amerikanischen Interessen bedacht zu fein und den Notleidenden zu helfen. Ich werde auch nachgehen jedem .Schritt, der für den .Frieden gemacht werden wird: der erste Sstritt für den Frieden darf aber nicht von Amerika, sondern muß, von den kriegführenden Län¬ dern ausgehen." F. SAINT-DENIS, »".rSSÄl* ALLE REPARATUREN an UHREN Cold und Silberwaren, Brillen und Zwicker. Frankfurter Berichte. Jüdischer Turnverein. Der jüdische Turnverein veranstaltet am Sonntag, den 10. ds. Mts. »inen gemeinschaftlichen .Ausflug der Herren- und Damenabteilungen, zu dem er Mit¬ glieder und Gäste herzlichst einladet. Treffpunkt: 3 /iS Uhr Hauptbahnhof. Abfahrt H Uhr nach Hofheim i. Taunus. Wanderung über Lorsbach nach Eppstein. Nachzügler können ab Hauptbahnhof 3>- Uhr nach¬ mittags um 4°° Uhr in Eppstein sein, wo sie die Anderen in der Oelmühle treffen. Von dort aus Wanderung nach Kelkheim-Fischbach. leniMm. Der Mitgistdoktor. Eine Erzählung von Clemens Berg. (Fortsetzung.) 9. Kapjtel. Am dritten Januar wurde die Hochzeit des Dok¬ tors mit der blonden Marie festlich begangen. Der Apotheker, der als Hochzeitsvater das Fest ausrüstete, hatte halb Trcbanohitz zusammengebeten. So fand sich denn in der ganzen Stadt kein Raum, der zur Auf¬ nahme der Gäste genügt hätte, imd nian war nach dem Zernowitzer Forste hinausgefahren, wo das Wald¬ schlößchen, ein stattliches Wirtshaus rnit großem Tanz¬ saal, alle Anforderungen vollauf befriedigen. Sie war lustig genug diese Hochzeitsschlittenfahrt auf glitzerndem Schnee nach dem Walde, das Braut¬ paar voran in einem hübschen, vergoldeten Nachen, schein-' bar von Schwänen gezogen, dann fast endlos die übrigen Schlitten der Hochzeitsgesellschaft, die Leute am Wege staunten, die Kinder schrieen Hurra! und als man end¬ lich vor dem Waldschlößchen einfuhr und der Zug den init Tannenreisern und Fahnen schön dekorierten Saal betrat, da schmetterten .ihm die Musikanten, die oben auf der zierlichen Galleric, die rund um den Saal lief, postiert waren, eine Helle Begrüßungsfanfare entgegen. Der W.irt hätte in der Auswahl und Anzahl der Speisen geradezu Unglaubliches geleistet. Und erst die Weine! Onkel Mucha verstand sich auf einen guten Tropfen, das laßt Euch gesagt sein! Aber be.i all' dieser Herrlichkeit, diesem Trubel und Jubel zeigte derjenige, der heute den schönsten Tag seines Lebens beging, durchaus kein Antlitz, in dem die höchste Bräutigamswonne in süßester Seligkeit zer¬ floß. Der arme Max. Er hatte .ihm ein paar Ent¬ täuschungen gebrächt, dieser schönste Tag seines Lebens, welche weder Onkel Mücha's alte gezehrte Ungarweinc noch das rosenmünd.ige Lächeln der jungen Braut hin¬ wegzuschmelzen vermochten. Freilich die erste Niederlage hätten seine Träume schon vor einigen Wochen auf dem Standesamte er¬ fahren. Das war, als sich der Trebanobitzer Standes¬ beamte gegen Herrn Mucha's gefühlvolle Redensarten und romantische Bemühungen, durchaus mit seiner Nichte als der rechtmäßigen Abkömmlingin eines Offiziers glänzen zu wollen, äußerst abweichend und nichtswis¬ send verhielt. Möglich, daß Marie Mücha, wie nun leider die Tochter der langen Käthe benannt bleiben mußte, wirklich das Kind Wendelin von Mühlenfelo's warf möglich, daß Herr von Mühlcnfeld in schönen Stunden die Aussicht versprach, vorerwähnte Möglich¬ keit zuzugeben; unglücklicherweise aber hatte er verab¬ säumt, besagter Anerkennung in der vom Staate vor¬ geschriebenen Formen bei Lebzeiten Ausdruck zu ver¬ leihen, und es war wirklich schade um Herrn Mucha's herzbewegende Deklamationen „von der innigen Liebe Wendesin's zu seinem einzigen Kinde," von deni guten Namen seiner teuren Schwester, die sich im Grabe um- kehren würde. Ach, es gibt doch nichts Gefühlloseres, als diese preußischen Beamten! Der starre Bürostaat fertigte ungerührt das Aufgebot streng nach dem Wort¬ laut seines amtlichen Registers aus, und die lieben Trebanobitzer, welche ihrcrzeit über die mit Monogramm M. v. M. und aristokratischen Wappen schön verzier¬ ten Verlobungsanzeigen weidlich gestaunt hatten, sic freuten sich jetzt über den neuen Klatsch, dessen ergie¬ biger Stoff wenigstens vier Wochen ausrcichte. Max war wohl ein wenig betroffen, besaß aber doch ein viel zu gutes Herz, um seine Marie eine Be¬ gebenheit, unter der.sie völlig schuldlos litt, entgelten zu lassen. Was ihn weit peinlicher berührte, war der erste Meinungsstreit, bei welchem er sich nach vielen Plänkeleien seiner. Braut auf Gnade oder Ungnade er¬ geben mußte. Es. handelte sich um eine Kleinigkeit, die Farbe bei der Wahl des Brautkleides. Seit seinen frühesten Kinderträumen mochte sich der Doktor eine- Braut durchaus nicht anders als in duftiges Weiß ge¬ hüllt vorstellen, er Ivar ganz verblüfft, ja es tat chm ernsthaft weh, als dieser sein Wunsch bei Marien auf den heftigsten Widerstand stieß. „Wo denkst Du hin?" hatte sie crlvidert, „weiß, welcher Unsinn, das ist ja ganz unmöglich, auch viel zu unpraktisch für mich. Da wir ja doch von einer kirchlichen Trauung abstchcn müssen, weil wir zweierlei Glaubens sind, so ist schwarze Seide zur Ziviltrauung das allerpassendste Kostüm. "Alle Welt findet, nur schwarz . sei schön und fein" (ihn überlief ein kleiner Schauder bei diesen Worten, von jeher war ihm alles Düstere in Farbe und Ton gründlich verhaßt, ein winziger Neber- rest der farbenfrohen Orientalennatur, der noch in seiner Seele haftete). „Ein schwarzes Kleid paßt für alle Fälle jm Leben," fuhr sie beharrlich fort, „glaub' mir, ich werde sehr gut aussehen. Einen hübschen Myrten¬ kranz werde ich auch tragen (sie errötete leicht und schmiegte sich an seine Brust, eigentlich wurde sie selten rot, aber es kleidete sie) und einen langen weißen Schleier. Sei unbesorgt um meinen Staat, Liebster! Uebxigens verstehst Du von solchen Dingen doch nichts," schloß sie scherzend mit einem Kusse. Er hatte sich ihr gefügt, wenn auch mit einem außer¬ ordentlichen Gefühle des Unbehagens. Jetzt an der Hochzeitstafel saß sie neben ihm, reich geschmückt, hübsch und stattlich anzuschauen, in dem kostbaren schwarzen Se.idenkleide. Er aber quälte sich im Sttllen vergebens zu ergründen, warum .ihm ihre Gestalt heute trotzdem so nüchtern und alltäglich schien und in jeder Weise so ganz anders, als ihm die Phantasie sein Bräutchcn einstmals vorgezaubert hatte. Was ihn aber am schlimmsten traf, war die Ver¬ nichtung seines Wunsches, den er bis zum heutigen Tage sehnsüchtig im letzten Winkel seines Herzens gehegt hatte. Wohl war auf keinen der flehentlichen Briefe, die er an seine Heimat richtete, eine Antwort erfolgt; dennoch konnte er sich immer nicht der brennenden Hoffnung entschlagen. sein Vater oder eine der Schwestern würde seinen dringenden Einladungen Folge leisten und durch ihr Erscheinen an seiner Hochzeit ihm einen freundlichen Beweis ihrer Versöhnung geben. Darum in dem Lärm, dem Gesang und dem Geschwirr, oas ihn umtöitte, hatte er nur e.in Ohr für die sich öfsirende Tür. Bei jeder ihrer knarrenden Bewegungen richtete sich erwartungsvoll sein Auge dahin, um sich sofort enttäuscht wieder hin¬ wegzuwenden. Immer düsterer und verdrießlicherblickte er drein; all' diese schwatzenden, lachenden Gesichter ringsum waren ihm fremd; er empfand es bitterer als je, loic sehr er just heute ein blutsverwandtes Wesen entbehrte. Und das sollte doch sein Freudentag sein. Seine Augen.irrten nach der Galleric, da oben bei den Musikanten hatten sich allerlei Fremde eingefunden, die neugierig dem Feste zuschanten. Unvermutet entdeckte er doch dort ein wohlbekann- tes Gesicht. . . Wie kam Lotte Jakob hierher? Es tat seinem Blick wohl, auf ihrem holden Kindcrant-- litz auszuruhen, das ihm heute ein wenig schmäler und bleicher schien als sonst. Die großen, dunkelgrünen Augen begegneten sanft und traurig den seinen. Da weckte ihn eine Berührimg Mariens, die unter dem Tischtuch seine Hand suchte: „Wonach siehst Du so starr, Max?" Er senkte und konnte ihr keine Anttvort geben. Ueberdies mußte jetzt auch einem langen Toast auf das Brautpaar, von Onkel Mucha gesprochen, Stand ge¬ halten werden. Darauf erhob sich wieder der junge Baron von Dalwjg, der Ehrengast des Abends und brachte in wohlgewählten und schöngesetztcn Worten einen Trinkspruch auf den Apotheker aus, den großmütigen väterlichen Freund der Neuvermählten. So jagte deim ein Toast den andern, bis zu gar später Stunde die schmausende, zechende Schönrednerei ein Enoe fand; die Tafel aufgehoben, der Saal gefegt wurde und mtter. jauchzenden Klängen die Polonaise begann. Wie dann die Musik zum „Abtanzen" in die lockende Weise eines Walzers hineinspielte, überließ Max willig seine Braut dem schmucken, jungen Bäron, der mit ihr davonwirbelte. Er selbst tanzte keine Rundtänze und suchte sich an einem Pfeiler einen stillen Platz, um träumerisch dem Walzer zuzuschauen. Marie tvar eine sichere, graziöse Tänzerin. Jede ihrer Bewegungen atmete An? mut und Kraft. Und dieser Herr v. Dalwig, welch Watschon, Färben und Fabonnieren alten Art Herren - und DamonhBtom Im. Krämer SÄ« Abholung und Lieferung frei ins Haus. —— |