Nr. 184 DIE NEUE WELT Sctel^l gen nach Weizmanns Rückkehr Im April wieder aufgenom« men werden. Das Kolonialamt bekräftigt seine Erklär rung an die J. T. A. London, 20. März. (J. T. A.) Das Kolonialamt bekräftigt gegenüber den Behauptungen des New Yorker „Morning Journal" bezüglich der Fort* setzung der Regierungsverhandlungen seine der „J. T. A." übergebene Erklärung. Diese Erklärung stammt nicht von einer Einzelpersönlichkeit des Kolonialamtes, sondern wurde von der Presse*Abteilung des Amtes, die hiezu von der Regierung ausdrück* lieh ermächtigt wurde, abgegeben. Der Ermäch* tigung durch die Regierung gingen lange Beratungen vor« aus, so daß die Erklärung des Kolonialamtes, daß die Ver« handlungen mit dem englischen Kabinett endgültig abge* schlössen sind, zweifellos richtig ist. Indessen besteht die Möglichkeit, daß, wie seinerzeit von der Jüdi« sehen Telegraphen*Agentur gemeldet, Besprechungen zwi* sehen Vertretern der Jewish Agency und Beamten des Kolonialamtes stattfinden werden. Der Verlauf dieser Diskussion ist tief beschämend. Die Freunde der "zionistischen Leitung werden jetzt viel« leicht rufen, daß diese nicht betrogen hat, sondern von der derzeitigen Regierung betrogen wurde. Ob so oder so. Die Diskussion ist nicht geeignet, den Glauben zu er* halten, daß die Vertretung der zionistischen Interessen starken und sicheren Händen anvertraut ist. Ein schöner Brief des vielseitigen MacDonald, eine von Zufriedenheit überfließende Antwort Weizmanns, und Schluß. Die brü tische Regierung ist wieder desinteressiert und die zio* nistischen Unterhändler sind wieder auf die Ungnade des Antizionisten Passfield und seiner antisemitischen Beam* ten angewiesen. Ohne das geringste positive Zugeständnis hat die britische Regierung die Vertrauenserklärung der Zionisten in die Hand bekommen. Mit dieser zionistischen Erklärung in der Tasche kann sie im Juni ruhig nach Genf zur Sitzung der Man« datskornmission des Völkerbundes fahren. Es kann ihr nichts mehr geschehen. Weizmann im Waad Leumi. Jerusalem, 23. März. (J. T. A.) An der Sitzung des Waad Leumi (Jüdischer Nationalrat Palästinas), des exekutiven Organs der Assefath Haniwcharim (Jüdische Nationalversammlung), vom Sonntag, den 22. März, I APOLLO I VI. Bez., Gumpendorferstrafje 63 : $ Tel. A-33-5-50 Serie I Elisabeth Bergner Ariane | mit Rudolf Forster I Wochentags: %5, 7, %10 Uhr. | Sonntags: 3, 5, 7, 7 4 tO Uhr. Joel/ der Sdiächfer* Charakterbild aus dem Osten. Von Abraham Sack. (Schluß.) Und während er eo sdüafiloe, müde dalag, pflegte eich ihm ein Abgrund wirrer, verk-näuJter Ge¬ danken zu öffnen . . . Gott versucht ihn Er hat ihn in die Welt gesetzt, um ihn zu qoiälen. Gott schickt ihm unendliche Leiden. Irgendeine Sünde r>uht auf ihm, eine schwere Sünde. Hat er wirklich selbst gesündigt? Ist das jenes Mal von Blut ...und vielleicht ist es fremder Sünden willen? Haben am Ende die Ahnen gesündigt? Vor Generationen? Fremde Sünden ... ein Leben lang kann man an ihnen tragen . . . wer wein, wie groß sie sind . . . er wird noch lange zu leiden haben, sein ganzes Leben lang bis ams Grab ... Aber, was denk' ich nach?, erwacht er plötzlich. Ich bin sündig. Meine Gedanken seihst sind 6Ündig . . . Und mit Verachtung gegen sich selbst springt er rasch aus dem Bett, zieht die Kleider an, wäscht sich die Hände und eilt mit raschen Schritten in den Beth Hamidrasdi. Dort geht er zunächst auf und ab, von einer Ecke zur anderen, die gefaltete Stirn reibend. Dann tritt er vor die Lade, preßt an sie den heißen, schmerzenden Kopf, verkraanpft die Augenlider und brummt irgend etwas in die Stille. Er spürt eine Träne über 6edn Gesicht rollen, tritt von der Lade zurück, seufzt auf und setzt sich a*n seinen gewöhnlichen Platz. Mit trauriger Melodie beginnt er ein Pealrakapitel nach dem anderen herunterausagen, bis die Sonne durchs Fenster scheint und Menschen sich sammeln. abends, nahm der Präsident Dr. Wei2mann teil. Er hielt eine bedeutsame Rede, in der er sich über die wichtigsteh Fragen des Zionismus und des jüdischen Jischuw in Palä* stina äußerte. Die Gesetzgebende Versamm* lung für Palästina (Legislative Assembly), führte Dr. Weizmann aus, wurde in den Besprechungen zwischen der Jewish Agency und der britischen Regierung bis heute noch nicht erörtert. Es sei direkte Unwahrheit, wenn man erkläre, daß die zionistische Leitung sich mit der Einrich* tung einer Legislative einverstanden erklärt habe. Aber man müsse den Tatsachen ins Gesicht sehen. Der Plan wird in der einen oder der anderen Form aufgestellt werden. Die neue Bodenverordnung, die in kurzer Zeit veröffentlicht werden wird, erklärte Doktor Weizmann weiter, werde für uns zufriedenstellend sein. M. M. U s s i s c h k i n, dem der Vorsitz im Waad Leumi angetragen wurde, lehnte diese Würde ab. Der Sitzung, in der Weizmann seine Ansprache hielt, wohnte Ussischkin nicht bei. Im Städtchen führte man über ihn allerlei Reden. Die jüngeren lachten ihn aus: „Ein Tierfreund . . . ißt kein Fleisch, nicht einmal bei einem Festessen . . ." „Er ist ein Büßer . . . Zwei Weiber hat er schon zu Grabe getragen ... Er ist der Todesengel für. Weiber . . ." , y Er sehnt sich nach dem letzten Weib, eine schöne Frau gewesen . . „Er will jetzt wahrscheinlich zur Trau¬ ung gehen mit einem jungen Mädchen . . Ein Teil der Frauen hielt zu ihm. „Ein stiller Mensch, spricht nicht!" „Er ist nicht irgendwer . . . ein -gedehnter Jude!" „Vielleicht ist er von den 36 Gerechten", sagten andere. Jeden Freitag verfehlte es Joel nicht, „über die Stadt" zu gelien, Vierer einzusammeln, die ihm einige Bürger freiwillig gaben. Sie wußten, daß das Geld für einen guten Zweck verwendet werde und daß Joel nichts für sich behalte. Bei vielen erregte sein sonderbares Augenweiden, wenn er die Staube betrat, iroaiisches Lächeln. Kam es vor, daß man ihn in irgendeinem Hause auslachte oder ihn mit Fragen narren wollte, geriet er in Zorn. Er pflegte für eine kurze Weile unbeweglich auf einem Fleck stumm zu verharren. «Sein mageres Gesidit straffte sich und wurde blaiu, sein Auge größer, schreckerreigend, schärfer, flink durchs Zimmer eilend. Dann zog er wuchtig am Mützenrand, spie gehörig aus und verließ mit raschen Sdiritten das Haus, betrat es nie mehr. Nidit einmal aber traf es sich, daß er eine Stube betrat, wo nur kleine Kinder anwesend waren. Das kleine Volk erschrak vor ihm und platzte in ein Weinen los. Auf Joels Gesicht zeigte sich da ein saures Lächeln und es faltete sich sonderbar zusammen. Er Wie die J. T. A. erfährt, begibt sich Präsident Dr. Weizmann nach den jüdischen Pessachtagen auf die Reise nach Amerika. näherte sich mit langsamen Schritten den Kindern, um ihnen zu zeigen, daß er ihnen nidxts tue, daß sie sich vor ihm nicht fürchten müssen. Die Kleinen aber pfleg¬ ten um so lauter loszuheulen, so daß Joel wieder nichts übrig blieb als auszuspucken und rasch das Haus zu verlassen. Am nächsten Freitag mußte ihm die Hausfrau auch für den vergangenen zahlen. „Ich weiß alicht, was tun", klagte dann die Hausfrau vor einer Nachbarin, „die Kinder iöirchteu sich vor ihm. Und ich kann, ihm nidit-absagen." „Ich werde Ihnen die Waihr/heit gestehen, ich selbst fürchte mich audi vor ihm", antwortete die Nachbarin. „Glauben Sie mir, nidit zu sagen, ich karge nicht mit dem Vierer, aber Angst befällt midi, wenn ich ihn sehe. Was für Augen! Ein Kind muß ina« auch,' heißen in die Kammer gehen, wenn er kommt. Er «hat ein .schlechtes Auge', 6agt man. Kein einziges Kind, nicht gedacht sei's, hat er aufgezogen." „Nicht gedacht sei's, kein Weib uind kein Kind", sagte die andere mit Gruseln. Sogar erwachsene Jungen fürchten sieh vor ihm. Hatte ein Junge auf den anderen Zorn, wollte er ihm was antun, pflegte er seinen Widersacher abends dn den Beth Hamidrasdi zu locken, wenn nur Joel, dort war, und jenem zuzurufen: „Joel wird dich gleich bei der Gurgel packen." Der andere schrie dann, daß es bis hinauf drang. Ein böser Winter war gekommen. Bei Joel im Stübchen war es immer dunkel und kalt. Das Fenster war mit dicken Eisblumen überzogen. Tagsüber mühten sich kalte, blasse SonnenstraMen vergeblich, durch dde verfrorenen Scheiben zu dringen. Die abgeschabten Judenstaaf oder arabisches Ghetto? Die Angriffe gegen Weizmann. — Was die „Jüdische Rundschau" schreibt. Die Jüdische Telegraphenagentur meldet aus Jerusalem und Kairo: Die Gruppe der jüdischnationalen Jugend, welche seinerzeit in Tel-Aviv die Demonstration gegen den Unterstaatssekretär Shiels veranstaltete, hat an¬ läßlich der Ankunft Professor Weizmanns in Palästina ein Manifest herausgegeben, in welchem Weizmann als Satellit MacDonalds bezeichnet wird, welcher es wagt, nach Palästina zu kommen, während es Jabotinsky nicht erlaubt ist, das Land zu be¬ treten. Dr. Weizmann sei nach Palästina gekommen, um die zionistischen Ideale den Arabern zu verkaufen, nachdem er sie bereits an die britische Regierung ver- o Nur diese ■ 5 £ 9*d jfit^äB Schwedenklinge sjm y^ßWty&m^" macht Rasieren 0r «um Vergnügen Die führende schwed ische Weltmarke kauft hat. — Die Revisionisten in Kairo haben zur Zeit der Anwesenheit Dr. Weizmanns in Aegypten einen Aufruf erlassen, in welchem dieser als Agent Eng¬ land s bezeichnet wird, Der in Kairo weilende Führer der palästinensischen Revisionisten, Dr. Wolf- gang Weis.l, hat erklärt/daß er eine von der briti¬ schen Regierung im Nahen,? CÄient betriebene Intrigue, bei welcher Dr. Weizmann mithilft, enthüllen werde. — Das Londoner Hauptbüro der Revisionisten erklärt auf Anfrage der Ita, daß es von dieser Propaganda der ägyptischen Revisionisten und Dr. Weisls keine Kennt¬ nis habe. * Falls die Art der Angriffe gegen Dr. Weizmann durch die Ita richtig charakterisiert wird, ist sie abzu¬ lehnen. Es ist weder zulässig, noch klug, vom „Ver¬ kaufen von Idealen", „Agenten Englands", „Intriguen" zu sprechen, ohne irgendwelche Grundlagen für so schwere Anklagen gleichzeitig bekanntzugeben. Erst ( beweisen, dann urteilen! Sonst kommt es nicht zur Aussprache, sondern zu Beschimpfungen, welche nie¬ mandem gegenüber, und gewiß nicht Professor Weiz¬ mann gegenüber zulässig sind. Aber es ist doch notwendig, diesen Dingen auf den Grund zu gehen. Mit der bloßen Kritik des unüberlegten formlosen Vorgehen« einzelner Revisionisten ist die Sache nicht erledigt. Woher diese Erbitterung, diese Ausdrücke politischer Verzweiflung, diese Furcht .vor Verrat bei ergebenen und ehrlichen Zionisten? Ist das alles nur leidenschaftliches Spiel mit großen Worten? Nein! Es gehen Dinge vor, welche geeignet sind, größte Besorgnis und schwerstes Mißtrauen hervorzu-i rufen. In den zionistischen Organisationen sind an ma߬ gebenden Stellen Menschen tätig, die an der Preisgabe des zionistischen Ideals arbeiten, welche offen die Neigung an den Tag legen, das jüdische Nationalheim, den Judenstaat, gegen ein jüdisches Ghetto im Rahmen eines großarabischen Staates einzutauschen. Wer das für unglaublich hält, der lese den Leit¬ artikel der Berliner „Jüdischen Rundschau" vom 20. März, „Weizmann in Palästina". Die „J. R." ist kein beliebiges zionistisches Blatt. Sie und ihre Leiter genießen das unbedingte Vertrauen Weizmanns, sie ist das Blatt der heutigen Exekutive. Sie ist das Blatt, welches den Kampf Weizmanns gegen den Judenstaatsgedanken lange und wirkungsvoll vor¬ bereitet hat, sie steht im engsten Kontakte mit der Leitung. In ihrem Leitartikel macht die „Jüdische Rund¬ schau" diesmal ganz unverhohlen Propaganda für die Gründung einer großarabischen Föde¬ ration mit Einschluß Palästinas. Sie ver¬ weist auf die von Weizmann im August 1930 gehaltene Rede gegen den Judenstaat und bezeichnet sie als einen „von der zionistischen Oeffentlichkeit ver¬ ständnislos aufgenommenen Versuch, gewisse Vorbedingungen zu schaffen", Vorbedingun¬ gen, wofür? Die „Jüdische Rundschau" wird jetzt ganz deutlich. Sie schreibt: „Weizmann hat kein Hehl daraus gemacht, daß er h i e r die entscheidende Aufgabe der künftigen zio¬ nistischen Politik sieht... Inzwischen aber geht un¬ abhängig vom Zionismus die Entwicklung im Vorderen Orient mit Riesenschritten vorwärts. Die pan¬ arabischen Pläne, noch vor kurzem sogar von Bei Netvensdimerzeils Kopfschmerzen, rheumati¬ schen und gichtischen Schmerzen wirkt Togal ganz vor¬ züglich. Laut notarieller Bestätigung anerkennen über 6000 Aerzfei darunter viele bedeutende Professoren, die hervor¬ ragende Wirkung des Togal. - In allen Apotheken. - S 2.40 |