2 Raschi und Maimuni. Troyes R. Salomo Jizchaki starb, den wir besser als »Raschi« kennen, welche Benennung ebenso aus den Anfangsbuch־ staben seines vollen Namens gebildet ist, wie aus dem vollen Namen Maimuni's — R. Moses ben Maimun — die für ihn besonders übliche Benennung Rambam wurde. Raschi und Rambam! Diese beiden Namen führt nicht bloss der Kalenderzufall des gegenwärtigen Jahres zusam- men; sie gehören in den Annalen des Judentums für im- mer zu einander. Denn unter den zahllosen Sternen, deren Lichte das mit Saadja beginnende und mit Maimuni endi־ gende grosse Zeitalter den Namen der Glanzperiode verdankt, sind Rasch! und Rambam diejenigen, deren Strah- len niemals vom Himmel des Judenthums verschwanden. Und während ein grosser Teil jener leuchtenden Sterne Jahrhunderte hindurch vom Dunkel der Vergessenheit be- deckt war und zumeist mit den Mitteln der wissen־ schaftlichen Forschung neu entdeckt werden musste, war der Glanz Raschrs und Maimuni’s niemals verdunkelt; ihr Namen grub sich tief ein in die Seele des jüdischen Volkes, so dass es aus jenem Zeitalter bei der Judenheit des ganzen Erdkreises keine volkstümlicheren Namen gibt als die ihrigen. Ihre Werke wurden zu jeder Zeit bewundert und gelesen, und die goldene Poesie der Legende um- gab ihre Gestalt mit neuem Lichtglanze. Aber auch die Kritik der Wissenschaft raubte diesen beiden Namen nicht ihren Nimbus; vielmehr liess sie die Bedeutsamkeit ihres Schaffens, die Wichtigkeit ihrer Schriften noch deutlicher hervortreten. Wir dürfen daher mit vollem Rechte in ihnen — sowohl was den inneren Wert ihrer Werke, als was ihre über die Schranken von Zeit und Raum hinausgehende Wirkung betrifft — die hervorragendsten Vertreter jener grossen Periode erkennen und ehren. * Aber wenn wir die beiden grossen Gestalten näher ins Auge fassen, finden wir, dass uns in ihnen zwei ver- |