118 Ein Wort über das jüdische Gebet. Zahl der täglichen Gebete zwei Rücksichten obwalteten, einerseits die Rücksicht auf den Wechsel der Tageszeiten, und andererseits die Rücksicht aus den Opfercultus. In früherer Zeit haben Einzelne privatim mit Berücksichtigung der verschiedenen Tages- Zeiten Morgens, Mittags und Abends gebetet; später hingegen fand der öffentliche Synagogen-Gottesdisnst im Hinblick auf das Vorbild im Tempel nur zwei Mal des Tages, Morgens und Nachmittags um die Minchazeit, statt. Viele mochten nun noch immer dem Wechsel der Tageszeiten Rechnung tragen; indem sie aber im Minchagebet, deffeu Zeit dehnbar ist, das Mittags« gebet erblicken wollten, wie es in der Tosefta ausdrücklich be- merkt wird, so sprachen sie außerdem noch ein besonderes Abend« gebet, 3 תפלו* מעדי • Dieses Abendgebet, das jetzt allgemein üblich ist, galt Mehreren nur als ein freiwilliges רשות . — Freilich darf unter diesem Abendgebet nicht auch das Schema-Gebet, die קריאת שמע , inbegriffen werden —, und wird es noch heute reicht öffentlich vom Vorbeter vorgetragen, sondern von den Mitgliedern der Gemeinde privatim verrichtet. Am Vorabend des Sabbat jedoch wird, um die Heiligkeit des Sabbat öffentlich zu ver- künden, das Abendgebet vom Vorbeter gesprochen, aber nur kurz, in Einen Segensspruch zusammengefaßt, so daß wir darin mehr den קידוש , als die תפלה zu erblicken haben, und wurde es auch eirrst nach einer zuverlässigen Quelle nur in den Ge- meinden Babyloniens gesprochen, wo es keinen Wein zu קידוש zu geben pflegte. An Fasttagen hingegen wurde öffentlich neben dem Morgen- und Mmchagebet noch ein Mittags« und ein Schlußgebet עילה !, wie es noch bei uns am Versöhnungstage gebräuchlich ist, veranstaltet, so daß die Rücksicht auf den Wechsel der Tageszeiten und den Tempelritus in gleicher Weise beachtet wurde. Obwohl hiernach das Mincha-Neila« und Maaribgebet ihre gemeinsame Begründung in der beim Niedergange der Sonne zu verrichtenden Andacht finden, und dem Ursprünge |