6 M E N O R A H 1 gedrängt, sieht sich plötzlich auf einen engen Raum eingeengt und stürzt sich auf die Juden, welche noch immer in hohem Maße die Träger der ungarischen Wirtschaft sind, um sie mit allen Mitteln aus ihren Positionen zu verdrängen. So geht reaktionärer Chauvinismus Hand in Hand mit dem sozialen Haß. Ähnliche Momente kommen auch bei der antisemitischen Bewegung in Polen und Rumänien in Betracht, welche in der letzten Zeit in diesen beiden Län¬ dern zu starken Ausbrüchen geführt hat. Die Judenfrage in Polen ist von besonderer und prin¬ zipieller Bedeutung, da die Juden im Lande un¬ gefähr 10% der Gesamtbevölkerung betragen, an Zahl über 3 Millionen ausmachen und sich sprachlich und kulturell durchaus von der übrigen Bevölkerung unterscheiden, so daß ihnen unbe¬ stritten der Charakter einer nationalen Minorität zukommt. Wie überall führen auch in Polen die nationalchauvinislischcn Hetzparteien und ihre Presse den Kampf gegen die Juden, welcher sehr stark ins wirtschaftliche Gebiet hinübcrgespielt wird. Aber es kann heinc Frage sein, daß Polens staatliche Zukunft enge mit der Lösung der Na¬ tionalitätenfrage und in erster Reihe mit der Judenfrage zusammenhängt, und die Lösung der polnischen Juden frage wird anderseits von prin¬ zipieller Bedeutung für das gesamte Judcnproblem werden können. Aber nicht allein die reaktionär-chauvinisti¬ schen und nationalistischen Parteien sind die Träger der Bewegung. Während der mittel- und osteuropäische Antisemitismus mit Vorliebe die Identität von Kommunismus (Bolschewismus) und Judentum gegen uns ausspielt, um unser Volk als den Träger der völkerzerstörenden, destruk¬ tiven Idee schlechthin hinzustellen, sind es gerade wir Juden, welche unter der bolschewistischen Welle vielleicht am meisten gelitten haben. Nicht allein, daß das entfesselte Chaos auf dem Boden des früheren Zarenrußland eine Pogromwelle hervorgerufen hatte, gegenüber deren Grauen die Metzeleien der Kreuzzüge als ein wahres Kinder¬ spiel erscheinen, der ungezählte Tausende von Juden erlegen sind und die das Judentum der Ukraine völlig vernichtet und entwurzelt hat, so mußte der bolschewistische Umschwung rein automatisch in erster Reihe die Juden treffen, die nach ihrer ganzen wirtschaftlichen Struktur als erste Opfer auf der Strecke bleiben mußten. Durch die Gesetzgebung des Zarismus in den sogenannten „Ansicdlungsrayon" zusammengepfercht, fast jeder direkten Berührung mit dem Boden und seinen Erzeugnissen entbehrend und zu großem Teil in die Berufe des Händlers, des Vermittlers ver¬ schiedenster Art und des verhungerten handwerk¬ lichen Zwergunternehmers gezwängt, boten sich die Juden von selbst den neuen wirtschaftlichen Repressalien der' roten Diktatur als die ersten Opfer dar, während zum Beispiel die Bauern¬ klasse den kommunistischen Gewaltexperimcnten viel leichter ihren passiven Widerstand entgegen¬ setzen konnte. Aber auch in kultureller Hinsicht sahen sich die Juden Sowjetrußlands allen mög¬ lichen Repressalien ausgesetzt, die allerdings durch das Wüten fanatisch-doktrinärer jüdischer Kom¬ munisten noch gesteigert wurden; jeder hebräische Unterricht, jede religiöse Unterweisung kamen als „gegenrevolutionäre" Betätigung auf die Proskrip¬ tionsliste, und die gegenwärtig betriebenen anti¬ religiösen Kundgebungen gegen das Judentum, die Konfiskation von Synagogen und die Stellung von Rabbinern vor das Revolutionstribunal — all das beweist, was das Judentum vom Bolsche¬ wismus zu erwarten hat. So hatten sich sowohl der Links- wie der Rcchtsradikalismus als Elemente erwiesen, welche das Judentum mit Recht zu fürchten h a t. Im ganzen ist zusammenfassend zu sagen: Der Antisemitismus der Nachkriegszeit unter¬ scheidet sich nicht bloß durch seine Stärke und Vehemenz von der antisemitischen Bewegung Elieser Ben-Jehuda band of pioneers to wJioin llie revival of Hebrcw as a spoken language is due In Jerusalem starb im Alter von C5 Jahren Elieser Ben- lehuda, ein bahnbrechender hebräischer Schriftsteller und Sprachforscher, der Verfasser des „Thesaurus linguae hebraicae" und ein begeisterter Vorkämpfer für die Wiederbelebung der hebräischen Sprache früherer Zeiten, sondern auch dadurch, daß er deutlich einen internationalen Charak- t e r trägt. Dieser kommt nicht bloß darin zum Ausdruck, daß die Methoden des einen Landes in anderen Ländern ihre genaue Nachahmung finden, sondern es besteht auch unter den anti¬ semitischen Drahtziehern der verschiedenen Län¬ der ein steter Zusammenhang. Die reaktionären Organisationen in Wien und München, in Budapest und anderwärts halten mit¬ einander steten Kontakt, und von Nord¬ deutschland aus hat man längst den Weg zu dem Dollarkönig Henry Ford gefunden, der auch bereits zu der juden feindlichen arabi¬ schen Oberschichte Palästinas Beziehungen unter¬ hält. Es ist nicht übertrieben, in diesem Sinne von einer Internationale des Antisemitismus zu reden, und ihre Pläne zu durchkreuzen, bedarf es mehr denn je eines einheitlich operierenden Judentums. Während die jüdische geheime Internationale, von welcher der böswillige Anti¬ semitismus faselt, ein törichtes und niederträchti¬ ges Hirngespinst ist, zum Zweck ersonnen, um das Judentum zur Erregung der Wcltunruhe als Mittel zu mißbrauchen, muß die offen und mutig ans Werk gehende interterritorial geeinte Judenheit auf den Plan treten, um nicht bloß das Werk der Abwehr zu betreiben, sondern auch den politi¬ schen Antisemitismus mit politischen Mitteln und durch Anrufung aller zwischenstaatlichen In¬ stanzen und aller Fortschrittsparteien zu be¬ kämpfen. Artur Freud * bxivr \v:vc* bw "^rxtinmwn cbiyn nanSar onay D\jin mpn nara: ,jTpatrvi:Kn m mnx nj?ari nnaa lSnan nan^an nna*?tr wivm Mzh nvar^xn pi .Dmrr 5 ? ntnwn nnu n« nrnr nstrtr nytra »titpi bKsvi'jVtarxn una m*«w Aü^ni »öD^«^icn wi h^yn D^:viwnw>Kn hsbsn piaa nonSsn Str mamn mKinm ptr: nvor»i2:«n »Ta latr ^snom optran) by am naa JT>»eiK .nnrpa nrianba*? enn d» -Ktrnn o^npicncn ian by mmatrn nsen fr »ipr bv Dicnan an ,irn nc:in nvötr/wKn Str rhu ,rr:Q"m nts>« "Dipn-a^n wi> jijnsn nanan nnj:i«a nwin nptrbiem ,.TJönai ">Tb n«a Ttrs "DTOn-mim» rrxpKnn nns lirzb rhhym ,Dwhp onai;n-pn rhnp ^y *itsa mam rpj^is nneoaaa mxiK ixt» dj nnns .irmapya robb hio- ,Tipsnn n^traa nnn p*i vh bnta DKfie an? njrsin nvats^ian s a onirm »t by\ .prn wn ^abam ^icn onnw nniiT nn« n*m /wsr nrn »rann onann aai» ♦«in mann ja rnmsai npsn» -*- The International of Jew-Baiting The antieipation of a good many Jewish circles that the was would bury antisemitism has been piteously disappointed; post-war times have greatly inlensified anti-Jewish feelings. Antisemi¬ tism is the only International left intact, whereas both the Catholic and the Socialist Internationais have been shattered by the war. The economic and social after-math of the war have provided antisemitism with new arguments, and it has got hold of new weapons. The spread of the fabri- cation, the alleged Protocolls of ibe „Wise »f Zion" is significant. In Germany brutal antisemi¬ tism is represented by the Hakenkreuz Movement, in Poland and Roumania by the strong parties of national Chauvinism; official politics in Hun- gary are dominated by Jew-baiting which in par- licular has found expression in the numerus clau- sus-movement and provokes imilation in various other countries, as in Poland, Austria, Roumania. In America, too, antisemitie Propaganda is rarn- pant; its chilf exponent is the car manufacturcr Henry Ford. But the Jews have to suffer not from Reaction only; Bolshevism has proved their fierce economic and political enemy. In face of this state of things a Jewish solid front is an ur¬ gent necessity of the presenl. |