I T A 381 Weltverkehrs und der Beziehungen der einzelnen Länder zueinander sowie durch das Zusammenrücken der Kontinente die früher nur wenigen Juden zum Bewußtsein gelangten Zusammenhänge zwischen allen Teilen der Weltjudenheit einem großen Teil des jüdischen Volkes klar geworden sind. In immer stärkerem Maße setzte sich die Erkennt¬ nis durch, daß zwischen den verstreuten Gliedern des jüdischen Volkes geistige, politische, humanitäre und auch wirtschaftliche Bindungen und Abhängigkeiten bestehen. Die Schicksalsgleichheit oder zumindest die Schicksalsähnlichkeit der jüdischen Gemeinschaften in den ver¬ schiedenen Staaten der Welt machte die Organisation eines Infor¬ mationsdienstes notwendig, durch den die Juden in einem Lande von den Vorkommnissen im Leben der Juden in anderen Ländern erfahren, um ihr Verhalten in politischer, humanitärer und geistiger Beziehung einzurichten. So stellt sich denn die Gründung und die Existenz einer Jüdischen Telegraphenagentur als eine Folge der allgemeinen Entwicklung und der Steigerung jüdischer Erkenntnisse dar. Zunehmende Einsicht in die vielfältigen Probleme des jüdischen Lebens schufen als Ursache die Folge eines besonderen jüdischen Informationsdienstes. Nun stehen Informationsdienst und öffentliches jüdisches Leben nicht nur in einem Kausalnexus zueinander. Es herrscht zwischen beiden vielmehr ein Verhältnis des Funktionalismus: Wirkung beeinflußt auch die Ursache. Und tatsächlich hat die J.T.A. in den neun Jahren ihrer bisherigen Existenz auf die Bedürfnisse und Erkenntnisse des jüdischen Lebens, dessen legitimes Kind sie ist, weitgehenden Einfluß genommen. Der Charakter der J.T.A. wird durch ihr Arbeitsgebiet bestimmt. Da ihr Feld die Welt ist, sieht sie selbstverständlich jüdische Dinge unter weiten Aspekten. Sie ist demgemäß weder den Interessen eines Landes, noch denen einer Partei verhaftet; wachsam, überparteilich, allweltlich, das sind die Leitmotive ihres Wirkens. Selbstverständlich hat sie wegen ihrer Jugend Kinderkrankheiten, die jedoch nur ein Zeichen von Wachstum sind. Dieses Wachsen kommt in der Aus¬ dehnung des Nachrichtennetzes der J.T.A. zum Ausdruck. 1919 unter¬ hielt sie zwei Büros, in New York und in London. 1920 hatte sie bereits drei Bureaus und 7 Korrespondenten, 1923 vier Bureaus und 29 Korrespondenten, heute unterhält sie Bureaus in Paris, Warschau, Berlin, Jerusalem, London und New York und hat 146 Korrespondenten in allen Teilen der Welt. Die J.T.A. bedient alle bedeutenderen jüdi¬ schen Zeitungen der Alten und Neuen Welt, und außerdem steht sie mit den größten nicht jüdischen Nachrichtenkonzernen in Verbindung, 5 |