. Von Dr. M. Kayserltng. 339 nach mehreren Jahren unglücklicher Wanderung seine ihm voraus- geeilten Glaubensbrüder erreichte, und in Amsterdam, dem Central- Punkt vertriebener spanischer Juden, eine Ruhestätte für seinen geschwäch- ten Körper und in der Mitte seiner Brüder die Seligkeit fand, wo- nach er so lange sich sehnte. Ueber sein ferneres Leben und sein Ende ist uns nichts Näheres bekannt, nur das eine hat uns die Chronik überliefert, daß, nachdem alle Versuche der spanischen Regierung seiner Person habhaft zu werden, vergeblich waren, sein Bild mit noch 80 andern geheimen Juden beiderlei Geschlechts, in der Hauptstadt Andalustens am 14. April 1660, fast zu gleicher Zeit als die churfürstliche Gnade einem Juden in Preußen den ersten Schutzbrief ausstellte, unter Beifallsbezengnngen der versam- melten Menge öffentlich verbrannt wurde. Bei allen Leiden und Verfolgungen, welche dem Hauptmann Enrique; Gomez von seinem undankbaren Vaterlande bereitet wurden, bewahrte er dennoch sein Lebenlang eine unaussprechliche Liebe zu demselben und hegte den sehnlichen Wunsch, den heimnthlichen Boden einst wieder betreten zu dürfen. So klagt er in seinem ersten 1642 veröffentlichten Werke ״die moralischen Akademien" seinem in Spanien zurückgebliebenen Freunde Leonida: Nach 6jähriger Ab- Wesenheit wird es mir endlich doch wohl erlaubt sein, meinen Gruß dem Heimathlande entbieten zu dürfen. In der Wüste wollte er weilen, von wilden Gesträuchern sich nähren — nur mit einem Blick noch die Heimatb zu begrüßen; daher h auch in fremdem Lande die Sprache seiner Hetmath nicht von sich ließ — alle seine Werke sind in spanischem Geiste, und spanischer Sprache geschrieben. Was war er nicht alles dieser Mann! Jede einzelne seiner Schriften zeigt uns eine neue Seite seiner reichen Kenntnisse und seines unermüdlichen Fleißes. Er war Philosoph, lyrischer und dramatischer Dichter — für seine Elegien sorgte sein Vaterland — Theologe, Statistiker und Staatsmann — in allen Fächern gleich groß. Ohne auf sein Wissen und seine Vielseitigkeit stolz zu sein, sagt er in dem letzten der uns erhaltenen S Werke, welche sämmt- lich in dem Zeitraum von 9 Jahren entstanden sind, wie er sich scherzend darüber ausspricht ״in jedem Jahr ein Buch und für jedes Buch ein Jahr": ״Suchst du nach Philosophie, so greife nach meinen ״moralischen Akademien", willst du Staatskunst, ich biete sie |