348 am fi. ober 7. Juni sei sein alter Bekannter Amschel Fogel daselbst eingctroffcn und habe ihm von der Affairc in Tisza-Eszlar berichtet. Fogel sagte ferner, dos; die Inden, nachdem sie der Ermordung der Esther Solymosi beschuldigt werden, entschlossen wären, eine Reiche die Theiß abwärts $u schwemmen, welche mit Kleidern \\1 versehen sei, die jenen der Esther Solymosi gleichen. Fogcl, der behauptete, daß einer seiner Auftrag- gebcr der Bajnager Insasse Nicßcn Mendelivics sei, forderte den Sinilovies auf, den Transport der Leiche zu übernehmen. Auf das Zureden deS Fogel willigte Sinilovies gegen ein Honorar von 500 fl. ein und übernahm von Fogel sofort einen Vorschuß von 80 fl. \ Nachdem sic handelseins geworden, sagte Fogel, die I Leiche werde ihm in der Gemarkung von Szcnt-Marton ! übergeben werden; Smilovics solle den Leichnam über- ! nehme!!, nach Eszlar transportiren und dort loslasscn. Bei Kerceseny habe er dann den David Hersko getroffen ! und diesem gegen ein Honorar von 120 fl. den Trans- ! port der Leiche überlassen. Am 11. Juni Morgens ! langte Smilovics beim Ufer von Szcnt-Marton an. ן Dort erblickte er die Eszlarer Juden Martin Groß ! und Ignaz Klein, die in einem Wagen mit der ! Leiche seiner warteten. Nachdem sic sich gegenseitig ! erkannt, sei er mit den Genannten im Wagen nach ! Tarkany gefahren. Dort langten sic um 3 Uhr j Nachmittags an, hoben den Leichnam vom Wagen, ! den Smilovics ans einem kleinen, aus Brettern zu- j fainmcngcstcllten Floße zum Wasser trug und daselbst ' den! David Hersko übergab, dem er sofort 40 fl ein- bändigte. Die Eszlarer Juden entfernten sich von Sinilovies mit den! Bedeuten, daß sic sich beeilen müßten, um für die Kleider der Leiche vorznsorgcn, und erklärten, er werde den Anzug an! Eszlarer Ufer von einer Frau empfangen, fügten auch gewichtig hinzu, wie er die Leiche kleiden und daß er das Tuch mit der Farbe an die linke Hand knüpfen inüsse. Amschel Fogel leugnet entschieden, daß er dem Smilovics den Auftrag ;!!!!! Transport des Leichnams ertheilt habe; allein — so drückt sich der Gerichtshof aus —- diesen! Leugnen steht die gerichtlich authcntizirte, gravirendc Aussage des Jaukcl Sinilovies gegenüber. Auch die Angeklagten Martin Groß und Ignaz .Klein leugnen jede wie immer geartete Gemeinschaft mit Sinilovies; allein — Ist er gebrauchen wir wieder die Worte des GerichtsHofes — die von ihnen angernfenen Zeugen konnten nicht vollständig beweisen, daß Groß und Klein zur Zeit der Uebergabe der Leiche sich anderwärts auf- gehalten haben, andererseits steht ihrer Behauptung die gerichtlich authcntizirte Aussage des Sniilovic! gegenüber, wonach er in den Beiden jene zwei Eszlarer Juden ganz bestimmt erkenne, die ihm den Leichnam übergeben haben. Ignaz Klein entlieh überdies im Juni von Mathias Antal einen leichten Wagen, behielt denselben über Nacht und spannte, nach den Aussagen dreier Zeugen, vor denselben sein schwarzes Pferd und den Falben des Abraham Braun. Smilovics aber behauptet, daß vor den leichten Wagen der Eszlarer Juden wirklich ein Nappe und ein Falben gespannt waren. Sonach erscheine auch die Anklage gegen Fogel, Smilovics, Hersko, Groß und Klein begründet. Der Schluß der Motive bezieht sich auf die Freilassung einzelner Angeklagten und ist nicht von Belang. Korrcspolidciizcll Md Nachrichten. Deutschland. —a— Berlin, 27. Mai. Es ist sicherlich für die Entwickelung des religiösen Geistes und die Förderung einer huinanen Gesinnung unter dem deutschen Volke vcrhängnißvoll, daß von berufenster Seite, von hoch- gestellten Geistlichen, von einer Partei, die mit besonderer Emphase sich christlich nennt, fortwährend und in stets sich steigerndem Maße es als die Aufgabe des Christen- thumS betont wird, die Juden und das Judenthum zu bcküntpfen. Es will uns nicht geziemen zu unter- suchen, ob hierin in der That der Lehre des Christen- thuins nachgckontmen wird. Wir haben stets gen!eint, daß, wenn die christliche Religion die Mission zu haben verincint, die Gcsammthcit, und somit auch die Juden, zu ihren Dogmen zu bekehren, dieses Vekehrnngswerk nur durch die Macht der Belehrung und Ueberzcugung auf dem Wege der Liebe und Milde zu vollführen im Sinne des Ehristcnthums läge. Durch Kampf, so glauben wir, unterwirft man sich wohl im Falle des Sieges den Gegner und erzwingt dessen Gehorsain, aber überzeugt ihn nicht, belehrt ihn nicht. Was sollen diese ewigen aufreizenden Reden, diese Verunglimpfungen des Judenthuins, wenn man wirklich für Wahrheit, Recht, Frieden, Religion, Gott. König und Vaterland wirken und schaffen will? In der regelmäßigen Wochen- Versammlung der christlich-sozialen Partei hat Herr Hosprcdigcr Stöcker einmal wieder cs für gut befunden, gegen das Judenthum zu Felde zu ziehen und es beklagt, daß cs in der antiscinitischen Bewegung eine Richtung gebe, deren Vertreter glauben, ״dem Judenthum den Garaus machen zu können, ohne auf christlichem Wege zu bleiben"; man n!üssc deshalb zuvor sich ״aus den Ketten des Materialismus und des Judenthuins bc- freien, daun haben wir Aussicht auf Sieg." Wir möchten den Herrn Hofprediger bitten, uns zu sagen, ob das Judenthum denn wirklich in einem Athen! mit dem Materialismus genannt werden kann, ob das Juden- thum weniger zu Tugend und Sittlichkeit, zur Ucbcr- |