Windung der Selbstsucht, zur Ausübung von mildthätigen I und barmherzigen Werken ausfordert und ermahnt, wie das Christenthum'? Wir sollten doch meinen, das einem christlichen Geistlichen die Lehren dcS IndcmhnmS, die ja zum großen Thcile auch von dem das Inden- 1 1) 11111 zu seiner Basis nehmenden Ehristei'thnm anerkannt werden, nicht fremd sein dürften, und daß cS einem Diener der Religion geziemen möchte, nicht dazu bei- ;!!tragen, daß unrichtige Vorstellungen im Volte Platz greifen. Das sollte er doch lieber der Krenzzcitnng überlassen, welche der Nationalzcitung imputiren. möchte, daß sic sich gegen die Beschränkung des Eilgntvcrkehrs am Sonntage lediglich im Interesse ״jüdischer Geschäfts- lente" ausspricht, ״die am Tage vorher vom Verkehr Abstand genommen haben" und ״am Sonntage in der Nachholung des etwa .Versäumten׳ nicht gehindert werden wollen!" Wer die Berliner Verhältnisse einigermaßen kennt, und die wackere Krenzzcitnng kennt sie sonder Zweifel, wird zu benrtheilen im Stande sein, wie ernst gemeint diese Entdeckung des frommen Blattes sein kann. Aber die Juden, die bösen Inden, sind an Allem Schuld! Und sic sind, wenn auch ״nicht allcsammt Gerechte" so doch nicht die Allcrschlimmstcn, wie über-׳ zeugend die offizielle Statistik nachweist. Unter den !>56!) Zuchthäuslern, welche im Jahre .1881,2 in Preußen vorhanden waren, befanden sich 5!),68 "... Protestanten, 69,48 "/«׳ Katoliken und 1,0!) 0 ,,י Inden (0,05 , 'ן» kamen auf andere NeligionSbekcnncr) d. h. ans 100 000 Protestanten 32, ans 100 000 Katho- likcn 41, ans 100 000 Inden 2!) ZuchthanSstrüflingc. * Mainz, 19. Mai. Das ״Fstr. I" meldet: In der 'Nähe dcS künftigen Pongebäudes zum neuen Zentralbahnhofc wurden kürzlich eine Anzahl hebräischer Grabsteine mit sehr gut erhaltenen hebräischen Schrift- zagen gefunden; leider sind diese Zeichen noch nicht von einem Sprachkundigen entziffert, so daß über das Alter der Grabsteine Bestimmtes nicht mitgcthcilt werden kann. Oesterreich- Ungarn. P. Hemberg, 24. Mai. Ein Urthcil des hiesigen SchwnrgerichtShofS setzt alle Welt in Erstaunen. -Isaak Bienenstock ans Nowosiolki ist des Mordversuchs wider Clemens 'RadwanSki schuldig erklärt und zu einer Strafe von scchSzchn Jahren durch Dunkelhaft verschärften schweren Kerker kondcmnirt worden. Rad- wanSki hatte einen langjährigen Prozeß mit dem Vcr- urthciltcn geführt und denselben in letzter Instanz verloren. Inzwischen hatte er sich rechtswidrige Ein- griffe in Bicnenstock'S Eigenthnm erlaubt. Dieser war deswegen klagbar geworden und hatte ein vollstreckbares Unheil erwirkt, zu dessen Ausführung er sich mit einem GerichtSbcamtcn in die Wohnung seines Nachbars RadwanSki begab. Dieses geschah am 1 !.Dezember v. 3. Am anderen Tage machte RadwanSki die Anzeige, Bienenstock habe ihn vergiften wollen, indem er bei seiner gestrigen Anwesenheit in den ans dem Herde stehenden Kochiopf Arsenik geschüttet habe. Zum Erweise prvdnzirte er die Grütze und behauptete, daß er und seine Familie durch den Genuß einiger Lössel übe! geworden und dadurch ans die Vergiftung aufmerksam geworden seien. Seine beiden Kinder Paul (!1 Jahre alt) und Philippine (7 Jahre alt) sagten aus, daß sie gesehen hätten, wie der Jude ein Papier anS der Tasche gezogen und dessen Inhalt in die Grütze entleert habe. Die Analyse der Letzteren ergab auch eine sehr erhebliche 'Menge Arsenik, durch welche 2.5 Menschen vom Leben zum Tode gebracht werden könnten. Gegen dieses einzige Belastungsmaterial sprach erstens, daß Bienenstock ein ordentlicher Mann ist und gar kein Interesse haben konnte, seinen Nachbar zu tödten, auch gar keine Ursache zur ׳Annahme eines RachcaktS vor- Händen ist, da er ja den langen Prozeß gewonnen, und zweitens: daß, wenn die Radwanski'schc Familie wirklich arglos von der Grütze einige Lössel gegessen hätte, sie sicherlich bei der außerordentlich starken Dosis des damit vermischten tödtlichen Giftes gestorben oder doch sehr erheblich erkrankt sein müßte. Außerdem aber hielt cs der Vertheidiger Herr 1)1׳. IackowSki für geboten, dem Schwnrgcrichtspräsidenten nach dessen Resnmö Parteilichkeit in der Darstellung des Sach- Verhalts offen vorzuhallen. Die Nichtigkeitsbeschwerde ist angcmeldet worden und wird hofsentlich von Erfolg sein. W. Prag, 2.5. Mai. Die Indcnhctzcn in unserem Lande mehren sich in bedenklicher Weise. In Przibram hat man am 18. d. M. Dynamitpatronen im Gewichte von 1' 2 Kilogr. .vor der Synagoge gefunden, nachdem bereits früher die Fenster dieses Gotteshauses einge- schlagen und die Bäume ans dem jüdischen Friedhofe dnrchgcschnitten worden waren. In Radnitz bei Pilsen sind in der ׳)!acht deS 17. b. M. den sämmtlichcn israelitischen Einwohnern die Fenster eingcworsen. ׳Auf- reizende Flugblätter 11 . dgl. suchen im ganzen Lande die Bevölkerung zu fanatisiren. Die altczechischc ״Politik" warnt aber gegen derartige den Landfrieden gefährdende Agitationen. Die Behörden scheinen energischer als früher die Hctzerien unterdrücken zu wollen. Das soeben in deutscher Sprache in zweiter, in böhmischer Uebersctzung in dritter Auflage erschienene Rohling'jchc Pamphlet in gestern konsiszirt und die vorhandene Ausgabe in zwei Fiakern zur Polizeidirektion befördert worden. Die gestrige Nnmmcr des ״Ezcch", welche diese Brochürc behandelte, wurde beschlagnahmt. Holland. —n. - Amsterdam, 25. Mai. In unserer ׳Ausstellung nimmt die Diamant-Industrie einen hervor- |